Nächsten Montag ist es so weit und die OSCAR-Nominierungen werden verkündet. Ein paar letzte Wegweiser dafür gab es in den letzten Tagen mit den Nominierungen für zwei wichtige Gildenpreise - die von den Produzenten vergebenen PGA Awards und die von den Regisseuren ausgelobten DGA Awards - und der Bekanntgabe der Gewinner der Critics' Choice Awards. Außerdem wurden gestern auch die Nominierungen für die BAFTAs (die "britischen OSCARs") bekanntgegeben, auf die ich aber nicht viel ausführlicher eingehen werde als zu erwähnen, daß "Nomadland" die meisten Nennungen unter den OSCAR-Favoriten erhielt. Für die Academy Awards waren die BAFTAs nie unrelevant - immerhin machen die Briten nach den Amerikanern die zweitgrößte Gruppe bei den Academy-Mitgliedern aus und viele OSCAR-Stimmberechtigte sind auch bei den BAFTAs dabei -, durch den nachvollziehbaren Schwerpunkt auf britische Produktionen aber trotzdem von überschaubarer Wichtigkeit. In diesem Jahr hat sich das noch deutlich verstärkt, da in etlichen BAFTA-Kategorien nicht mehr alle Mitglieder der britischen Academy die Nominees wählen dürfen, sondern eine ausgesuchte kleine Jury. Das war eine direkte Folge der Kritik an zu wenigen nicht-weißen Nominees speziell im letzten Jahr und diese Änderung hat in der Tat dazu geführt, daß es dieses Jahr ein diverseres Nominiertenfeld gibt - allerdings sind darin etliche Filme und Personen enthalten, die bei den OSCARs schlicht und ergreifend keine Rolle spielen werden (ob berechtigt oder nicht). Ergo: Es ist natürlich ein gutes Zeichen für "Nomadland", daß der Film die meisten Nominierungen abstaubte (auch für "The Trial of the Chicago 7", der einige Male in den Hauptkategorien genannt wurde, in denen z.B. "Mank" oder "Ma Rainey's Black Bottom" leer ausgingen), aber eben nicht mehr.
Damit zu den wichtigeren Stationen auf der Road to the OSCARs, beginnend mit den Gilden. Die Nominierungen für die von der Produzentengilde verliehenen PGA Awards für den besten Film (eigentlich den besten Produzenten, aber es läuft aufs Gleiche hinaus):
- Borat Anschluss Moviefilm
- Judas and the Black Messiah
- Minari
- Nomadland
- One Night in Miami
- Promising Young Woman
- Sound of Metal
Mehr oder weniger die üblichen Verdächtigen dieser Saison, eine Sensation ist ausgeblieben. "Nomadland", "The Trial of the Chicago 7", "Ma Rainey's Black Bottom", "Promising Young Woman" und "Mank" sollten auch bei den OSCARs gesetzt sein, "Minari", "Sound of Metal", "Judas and the Black Messiah", "Borat 2" und "One Night in Miami" haben gute Aussichten, werden es höchstwahrscheinlich jedoch nicht alle schaffen (denn bei den OSCARs gibt es ja nicht zehn, sondern nur "bis zu zehn" Nominees in der Königskategorie). Kein gutes Omen ist die Nicht-Nominierung für "Neues aus der Welt",
"Da 5 Bloods" und "The Father", wobei vor allem die ersten beiden schon mit etlichen Rückschlägen in der Awards Season klarkommen mußten. Speziell für "Da 5 Bloods" sieht es ziemlich schlecht aus, den beiden anderen ist eine OSCAR-Nominierung immer noch zuzutrauen.
Alle Nominierungen kann man bei
IndieWire
nachlesen (auf der wenig übersichtlichen PGA-Homepage wurde es entweder
noch nicht aktualisiert oder ich finde es einfach nicht ...).
Die Nominierungen für die von den Regisseuren verliehenen DGA Awards für die beste Regie:
- Lee Isaac Chung, "Minari"
- Emerald Fennell, "Promising Young Woman"
- David Fincher, "Mank"
- Aaron Sorkin, "The Trial of the Chicago 7"
- Chloé Zhao, "Nomadland"
Es ist gut möglich, daß dieses Quintett auch für die OSCARs nominiert wird, wobei es gerade in dieser Kategorie in den letzten Jahren gerne auch große Überraschungen gab. Wirklich gesichert sehe deshalb lediglich Zhao und Fincher, der größte Wackelkandidat ist vermutlich Chung - und bei Sorkin könnte es sein, daß er "nur" für sein Drehbuch nominiert wird. In das Fünferfeld reinrutschen könnte wohl am ehesten Regina King für "One Night in Miami" (bei den DGA Awards übrigens in der Kategorie "Bestes Regiedebüt" nominiert), während ich bei Spike Lee nach den letzten Rückschlägen für "Da 5 Bloods" skeptischer bin.
Und zu guter Letzt noch die Gewinner der 26. Critics' Choice Awards:
Bester Film: Nomadland
Regie: Chloé Zhao, "Nomadland"
Originaldrehbuch: Emerald Fennell, "Promising Young Woman"
Adaptiertes Drehbuch: Chloé Zhao, "Nomadland"
Darsteller: Chadwick Boseman, "Ma Rainey's Black Bottom"
Darstellerin: Carey Mulligan, "Promising Young Woman"
Nebendarsteller: Daniel Kaluuya, "Judas and the Black Messiah"
Nebendarstellerin: Maria Bakalova, "Borat Anschluss Moviefilm"
Ensemble: The Trial of the Chicago 7
Kamera: Joshua James Richards, "Nomadland"
Ausstattung: Donald Graham Burt und Jan Pascale, "Mank"
Schnitt: Alan Baumgarten, "The Trial of the Chicago 7" UND Mikkel E.G. Nielsen, "Sound of Metal"
Kostüme: Ann Roth, "Ma Rainey's Black Bottom"
Hair and Makeup: Ma Rainey's Black Bottom
Visuelle Effekte: Tenet
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross und Jon Batiste, "Soul"
Filmsong: "Speak Now" aus "One Night in Miami"
Nicht-englischsprachiger Film: Minari
Mit vier Preisen, darunter den beiden wichtigsten, ist "Nomadland" der große Gewinner und stärkt seine seit den Golden Globes vermutete Frontrunner-Stellung. Gut abgeschnitten haben auch "Ma Rainey's Black Bottom" mit drei und "Promising Young Woman" mit zwei Preisen, während sich "Mank" und "The Trial of the Chicago 7" mit Trostpreisen in Nebenkategorien begnügen mußten. Verlierer des Abends waren "Da 5 Bloods", "The Father" und "Neues aus der Welt", die komplett leer ausgingen.
Alle Gewinner inklusive der TV-Kategorien kann man auf der
Homepage der Critics' Choice Association nachlesen.