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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 10. September 2020

OPERATION: KINGDOM (2007)

Originaltitel: The Kingdom
Regie: Peter Berg, Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Musik: Danny Elfman
Darsteller: Jamix Foxx, Jennifer Garner, Chris Cooper, Jason Bateman, Ashraf Barhom, Jeremy Piven, Tim McGraw, Richard Jenkins, Ali Suliman, Kyle Chandler, Frances Fisher, Minka Kelly, Danny Huston, Anna Deveare Smith, Peter Berg
 Operation: Kingdom (2007) on IMDb Rotten Tomatoes: 51% (5,8); weltweites Einspielergebnis: $87,0 Mio.
FSK: 16, Dauer: 109 Minuten.
Als es in Saudi-Arabien zu einem horrenden Terroranschlag kommt, dessen Ziel amerikanische Ölarbeiter und ihre Familien sind, bricht ein vierköpfiges FBI-Team gegen den erklärten Willen der zuständigen, um die diplomatischen Beziehungen besorgten Politiker in Washington auf, um den Hintermännern des Anschlags auf die Spur zu kommen. Von den Saudis werden der Teamleiter Ronald Fleury (Jamie Foxx, "Baby Driver"), Forensik-Expertin Janet Mayes (Jennifer Garner, "Dallas Buyers Club"), der Analyst Adam Leavitt (Jason Bateman, "Game Night") und der Bombenexperte Grant Sykes (Chris Cooper, "Little Women") mit entsprechend verhaltener Begeisterung empfangen, doch nach holprigem Beginn entwickelt sich zumindest mit Colonel Faris Al-Ghazi (Ashraf Barhom, "300 Rise of an Empire") eine recht gute Zusammenarbeit. Den terroristischen Attentätern kommen sie gemeinsam bald auf die Spur, doch dann wird ein Mitglied des Teams entführt …

Kritik:
Als Action-Spezialist Peter Berg ("Lone Survivor") zu einer Zeit, als in den Nachwehen von 9/11 die arabische Welt und der islamistische Terrorismus häufiger zum Thema in amerikanischen Filmen gemacht wurden, den Action-Thriller "Operation: Kingdom" in die Kinos brachte, fielen die Reaktionen äußerst gemischt aus. Und das ist durchaus verständlich, denn während eher günstig produzierte Filme wie "Von Löwen und Lämmern", "Machtlos" oder "Syriana" sich sehr ernsthaft und dialoglastig mit der Thematik befaßten, nutzt Berg sie eher als beklemmenden Hintergrund für einen an das Mainstream-Publikum gerichteten, actionlastigen Reißer. Obwohl "Operation: Kingdom" kein kommerzieller Erfolg war, löste er sogar einen Trend aus, denn in den folgenden Jahren wurde eine actionorientierte Herangehensweise in Werken wie "Green Zone", "Der Mann, der niemals lebte" oder auch "Zero Dark Thirty" zur Normalität. Trotzdem geriet die inhaltliche Kritik an "Operation: Kingdom" teilweise arg überzogen, denn der eher oberflächlichen Machart und einigen Klischees zum Trotz schufen Berg und Drehbuch-Autor Matthew Michael Carnahan ("World War Z") keinen hurrapatriotischen Propagandafilm, sondern arbeiteten durchaus kritische Töne ein. Und was für einen an ein großes Publikum gerichteten Genrefilm natürlich nicht ganz unwichtig ist: "Operation: Kingdom" ist von Anfang bis Ende sehr unterhaltsam, auch emotional packend und durchsetzt mit erstklassigen Actionsequenzen.

Wie erwähnt, wird durchaus kontrovers diskutiert, inwiefern "Operation: Kingdom" den reellen politischen Hintergründen gerecht wird. Während manche ihm vorwerfen, dumpfe Propaganda zu betreiben und eine anti-arabische Stimmung zu schüren, attestieren ihm andere, ein recht akkurates und einigermaßen objektives Bild der Wirklichkeit zu zeichnen, die im repressiv regierten Königreich Saudi-Arabien bekanntlich (nicht nur nach westlichen Maßstäben) viele Schattenseiten vorweist – vor allem, wenn man kein heterosexueller Mann ist. Tatsächlich fällt nach dem (im positiven Sinne) verstörenden Prolog zunächst die arg klischeehaft anmutende Rollenverteilung auf: Die US-Politiker zaudern, das saudische Militär foltert und im Mittelpunkt steht das heldenhafte FBI-Team. Dabei gibt Jamie Foxx den charismatischen, ebenso coolen wie aufbrausenden Anführer (den man sich in dieser Ausprägung im realen FBI nicht wirklich wünscht), Chris Cooper den routinierten Haudegen und Jason Bateman den lockeren Witzbold, während Jennifer Garner in erster Linie gut aussieht (nein, sehr viel mehr hat sie leider wirklich nicht zu tun). Dazu gibt es zwei "gute" Saudis, viele gesichtslose Terroristen und eine Handvoll nervender Bürokraten. Aber obwohl diese Rollenverteilung so klischeehaft ist, funktioniert sie letztlich, und das auch deshalb, weil Berg aus den vorhandenen Figuren viel herausholt. Der größte Vorwurf, der "Operation: Kingdom" gemacht werden kann, ist der komplette Verzicht auf jegliche Hintergründe zu den Terroristen und ihren Absichten und Motiven – das hat "Syriana" beispielsweise viel besser hinbekommen! Daß es sich keinesfalls um einen Propagandafilm handelt, sollte derweil spätestens die denkwürdige und ziemlich deprimierende Schlußszene jedem Zuschauer und Kritiker klarmachen.

Doch bei allen Analysen darf man eines nicht vergessen: "Operation: Kingdom" ist natürlich primär ein Action-Thriller. Die politische Komponente liefert den frustrierend bekannten realen Hintergrund der Handlung, sie ist und bleibt aber letztlich Beiwerk. Im Mittelpunkt steht eine klassische Gut-gegen-Böse-Geschichte (wobei bei den "guten" FBI-Agenten sehr wohl einige Grautöne Anwendung finden), die von Berg sehr gut in Szene gesetzt wurde und dabei auf allzu aufdringliche banale Botschaften verzichtet. Auffällig ist eine deutliche inhaltliche Zweiteilung, denn während sich der Film in der ersten Hälfte auf die akribischen, fast schon kriminalistisch zu nennenden Ermittlungen bezüglich des Terroranschlags konzentriert, dominiert spätestens im letzten Drittel eindeutig die Action. Das ist einerseits schade, da ein actionreiches Finale logischerweise wenig originell ist, andererseits ist die Umsetzung dieses langen Showdowns so packend, daß man kaum darüber meckern kann – sofern man mit wackligen Handkamera-Aufnahmen klarkommt, die ja nicht jeder Actionfan mag. Zu den Produzenten von "Operation: Kingdom" zählt übrigens Action-Virtuoso Michael Mann ("Heat") und angesichts der erstklassig choreographierten und inszenierten Actionszenen darf man vermuten, daß er Berg mit Rat und Tat zur Seite stand. Wer sich also mit dem Action-Schwerpunkt von "Operation: Kingdom" arrangieren kann und kein ernstes, tiefgehendes Terrorismus-Drama erwartet, dem wird knapp zwei Stunden lang wirklich gute Genre-Unterhaltung geboten.

Fazit: "Operation: Kingdom" ist ein packender und emotionaler Action-Thriller, der inhaltlich von überschaubarer Komplexität ist, aber das Genrepublikum mit erstklassigen Actionsequenzen und einem guten, wenn auch etwas unterforderten Ensemble abholt.

Wertung: Knapp 7,5 Punkte.

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