Originaltitel:
Now You See Me
Regie:
Louis Leterrier, Drehbuch: Ed Solomon, Boaz Yakin und Edward Ricourt, Musik:
Brian Tyler
Darsteller:
Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco, Mark Ruffalo,
Mélanie Laurent, Morgan Freeman, Sir Michael Caine, Michael Kelly, Common,
David Warshofsky, José Garcia, Conan O'Brien
FSK: 12, Dauer: 116 Minuten.
Die Showmagier Daniel (Jesse Eisenberg,
"The Social Network") und Henley (Isla Fisher, "Der große Gatsby"), der Mentalist Merritt (Woody Harrelson, "7 Psychos")
und der Trickbetrüger Jack (Dave Franco, "21 Jump Street") werden von
einer mysteriösen Figur zusammengerufen. Ein Jahr später treten sie als
"Die vier Reiter" (eine Anspielung auf die biblischen Reiter der
Apokalypse) in ihrer eigenen großen Magiershow in Las Vegas auf. Das große
Finale ihres Auftritts: Sie verüben mittels ihrer "magischen"
Fähigkeiten von der Bühne in Las Vegas aus einen Bankraub in Paris! Das Publikum
ist hellauf begeistert, die staatlichen Behörden sind es weniger. FBI-Mann Dylan Rhodes (Mark
Ruffalo, "The Avengers") und die französische Interpol-Agentin Alma
Dray (Mélanie Laurent, "Inglourious Basterds") starten umgehend
Ermittlungen gegen das Zauberer-Quartett, doch dem läßt sich einfach nichts
stichhaltig nachweisen. Bis Thaddeus Bradley (Morgan Freeman, "Oblivion"), ein
Mann, der ein Vermögen damit gemacht hat, die Tricks von Magiern aufzudecken,
den Agenten ein paar Tips gibt. Doch "Die vier Reiter" und ihr einflußreicher
Förderer Art Tressler (Sir Michael Caine, "Harry Brown") haben
noch zwei weitere spektakuläre Auftritte in Planung ...
Kritik:
Es gibt einfach Filme, die sind nichts für Kritiker.
Normalerweise trifft das vor allem auf Horror- oder Actionfilme zu, in denen dem
normalen Publikum ganz andere Elemente wichtig sind als den professionellen
Rezensenten, die in der Regel vor allem auf eine glaubwürdige, intelligente
Handlung und vielschichtige Figuren hoffen. Obwohl weder dem Horror- noch
(komplett) dem Actiongenre zugehörig, ist "Die Unfaßbaren – Now You See Me"
ohne Frage genau so ein Film. Da können sich die Kritiker noch so sehr – und
vollkommen zurecht – über die überkonstruierte und oft genug nur wenig Sinn
ergebende Story mokieren oder über die Charaktere, die (mit Ausnahme vielleicht
der Agenten Rhodes und Dray) trotz Top-Besetzung die gesamten knapp zwei
Stunden über reine Schablonen bleiben – das Publikum liebt "Die
Unfaßbaren"! In der Sommersaison 2013 avancierte die von
Regisseur Louis Leterrier ("Der unglaubliche Hulk") mit leichter Hand inszenierte Komödie zum
Überraschungshit, und auch im Rest der Welt kommen die raffinierten Gaunereien
der vier sympathischen "Reiter" glänzend an. Kein Wunder, denn es
macht schlicht Spaß, ihnen bei der eleganten Präsentation ihrer raffinierten Tricks zuzusehen.
Wen interessieren da schon so profane Dinge wie Glaubwürdigkeit oder Logik?
Die erste halbe Stunde setzt den Ton für den gesamten
Film und ist nahe perfekt umgesetzt: Die vier zentralen Figuren und ihre
jeweilige Begabung werden vor ihrem Zusammentreffen in kurzen, aber effektiven
und amüsanten Episoden einzeln eingeführt – lediglich die Reihenfolge ist
nicht ideal, denn die letzte Episode würde unter Garantie eine wesentlich
stärkere Wirkung erzielen, wenn sie den Film eröffnen dürfte. Aber davon
abgesehen: Wunderbar. Dann geht es auch gleich los mit der ersten großen Show
in Las Vegas, die ebenso rasant wie gewitzt ist, von Leterrier glamourös
inszeniert und von Kameramann Larry Fong mit einigen spektakulären
Kamerafahrten sehr beeindruckend bebildert. "Ocean's Eleven" meets
"The Illusionist" oder "Prestige", wie könnte man das nicht
gut finden? Selbst der rockige, zugleich lässig-verspielte Soundtrack von
Brian Tyler ("Iron Man 3") erinnert stilistisch unüberhörbar an die
filmischen Vorbilder und sorgt einfach nur für gute Laune.
Doch es ist wohl beinahe unvermeidbar: Nach diesem tollen
Auftakt fällt "Die Unfaßbaren" erst einmal in ein kleines Loch,
nachdem die Show samt Bankraub beendet ist. Nun greifen FBI und Interpol ein,
der Schwerpunkt der Geschichte verlagert sich von den "vier Reitern"
hin zu den Agents Rhodes und Dray. Das hat zwar den Vorteil, daß Mark Ruffalo
und Mélanie Laurent ihren Figuren als einzige etwas Persönlichkeit verleihen
können; allerdings handelt es sich bei ihren Ermittlungen letztlich
unübersehbar nur um reine "Verbindungspassagen" zwischen den eigentlichen
Höhepunkten des Films, den Magierauftritten. Entsprechend zäh gestalten sich
diese Zwischenspiele mitunter, diverse Verfolgungsjagden wirken repetitiv und
nehmen zu viel Raum ein. Heutzutage scheint ja kaum noch ein Sommerfilm aus
Hollywood unter einer Länge von zwei Stunden in die Kinos zu kommen, dabei ist
"Die Unfaßbaren" ein Idealbeispiel für eine Produktion, die mit einer
knackigen Laufzeit von 90 bis 100 Minuten höchstwahrscheinlich noch besser
funktionieren würde. Weil das Storymaterial, das er zu bieten hat,
eigentlich zu dünn ist für (fast) 120 Minuten.
Die größte Sünde von "Die Unfaßbaren" ist
jedoch ohne jeden Zweifel der Umgang mit den Schauspielern. Wenn es einem schon gelingt, ein solches Ensemble richtig guter Darsteller inklusiver zweier wahrer
Leinwandlegenden (Caine und Freeman) zusammenzutrommeln, dann hat man die
verdammt Pflicht, diesen entsprechendes Material zur Verfügung zu stellen, damit
sie ihre Könnerschaft auch tatsächlich zeigen können. Und darin versagen Louis
Leterrier und seine drei Drehbuch-Autoren. Zwar bekommen alle Stars ihre
kurzen Momente, in denen sie glänzen können, aber da speziell die "vier
Reiter" fast komplett auf ihre Rolle als Magier/Gauner reduziert werden
und nicht im Ansatz eine eigene Persönlichkeit entwickeln dürfen, wird auch die Schauspielkunst ihrer Darsteller nicht wirklich gefordert. Das ist vor allem bei Woody
Harrelson und Jesse Eisenberg eine wahre Schande, denn in "Zombieland"
haben die beiden bereits bewiesen, welch wunderbare Comedy-Leinwandchemie zwischen
ihnen herrscht. Daß Leterrier das nicht im Geringsten ausreizt, ist ein
schwerer Fall von verschenktem Potential.
Doch da das Erzähltempo von "Die Unfaßbaren"
insgesamt sehr hoch gehalten wird und die Showeinlagen eben so ungemein
vergnüglich sind, fällt die weitgehend nicht existente Figuren-zeichnung
erstaunlich wenig ins Gewicht. Gleiches gilt für die extrem konstruierte Story,
die zwar recht kompliziert ist, aber vor allem hinsichtlich der finalen
Enthüllung nicht immer Sinn ergibt. Einige der für das Gelingen der Coups der
"vier Reiter" essentiellen Geschehnisse lassen sich schlicht und
ergreifend nicht zuverlässig vorhersehen, doch in "Die Unfaßbaren"
kommt natürlich immer alles genau so, wie es die Magier geplant haben. Das ist
keineswegs unauffällig, aber doch so geschickt gemacht, daß nie etwas völlig Unrealistisches geschieht, das den gesamten ausgeklügelten Plan der Illusionisten ad absurdum führen würde. Dadurch, daß man den "vier Reitern" nie so richtig nahekommt, hat man als Zuschauer sowieso stets das Gefühl, daß
diese sicherlich noch einen Plan B hätten, wenn ein Einzelteil ihres Konzepts
nicht auf Anhieb funktionieren würde. Doch letztlich ist das alles fast schon
unerheblich, denn "Die Unfaßbaren" will ja gar nicht mehr sein als eine
gigantische Zaubershow im Kino, die das vergnügungswillige Publikum überrascht,
erstaunt und begeistert, obwohl letzten Endes fast alles nur aus heißer Luft besteht
...
Fazit: "Die Unfaßbaren – Now You See Me"
ist eine unverschämt unterhaltsame, actionreiche Komödie, die speziell in den glamourös
in Szene gesetzten Show-Teilen begeistert, zwischen diesen jedoch immer wieder
nur recht zäh voranschreitet. Insgesamt wird das Tempo jedoch hoch genug
gehalten, um die meiste Zeit über von den flachen Figuren und der
konstruierten Handlung abzulenken.
Wertung: 7,5 Punkte.
Wertung: 7,5 Punkte.
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