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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 13. Juli 2022

Kurz-Nachruf: James Caan (1940-2022)

Daß Francis Ford Coppolas "Der Pate" aus dem Jahr 1972 der meiner Ansicht nach beste Film aller Zeiten ist, liegt natürlich nicht nur, aber auch an James Caan. Denn der gebürtige New Yorker spielt Sonny Corleone, den aufbrausenden bis jähzornigen ältesten Sohn des von Marlon Brando so unvergleichlich verkörperten Mafia-Paten Don Vito Corleone mit einer solchen Leidenschaft, einem solchen Furor, daß es eine wahre Freude ist. Sonny Corleone sollte die eine Rolle bleiben, die Caans komplette Karriere prägen würde, in der er vor allem harte, ruppige Typen verkörperte - und das eigentlich immer sehr überzeugend. Am 6. Juli 2022 starb James Caan im Alter von 82 Jahren.

Obwohl James Caans Karriere erst mit "Der Pate" so richtig abging, war er bereits zuvor kein Unbekannter. Nach einigen kleinen Rollen in Film und TV ergatterte Caan erste große Nebenrollen in Walter Graumans Psychothriller "Lady in a Cage" (1964) an der Seite von Hollywood-Legende Olivia de Havilland (als sadistischer jugendlicher Straftäter) und in Howard Hawks' Western "El Dorado" (1966) als Helfer von John Wayne und Robert Mitchum. Es folgten die ersten größeren Hauptrollen als Astronaut in Robert Altmans SciFi-Thriller "Countdown: Start zum Mond" (1967) und als Football-Spieler in Francis Ford Coppolas Drama "Liebe niemals einen Fremden" (1969). Für "Der Pate" erhielt er schließlich seine einzige OSCAR-Nominierung (in der Fortsetzung absolvierte er einen kurzen Auftritt in einer Rückblende) und fortan feierte er zunächst vor allem in Actionfilmen Erfolge. Die bekanntesten und besten davon waren Sam Peckinpahs "Die Killer-Elite" (1975), Norman Jewisons kultige SciFi-Sport-Dystopie "Rollerball" (1975), Richard Attenboroughs Kriegsfilm "Die Brücke von Arnheim" (1977) und Michael Manns "Thief - Der Einzelgänger" (1981) - zwischendurch spielte er aber auch in Herbert Ross' Musical "Funny Lady" (1975) mit Barbra Streisand mit, wofür er seine vierte und bereits letzte Golden Globe-Nominierung ergatterte (zuvor bereits für "The Glory Guys", "Der Pate" und "Spieler ohne Skrupel").

Nach "Thief" legte James Caan eine mehrjährige Schauspielpause ein, u.a., weil er Drogenprobleme hatte und sich generell ausgebrannt fühlte. Als er 1987 als Endvierziger auf die große Leinwand zurückkehrte, fiel es ihm deutlich schwerer, gute (Haupt-)Rollen zu ergattern. Eine Ausnahme bildet Rob Reiners gefeierte Stephen King-Adaption "Misery", in der er eine ganz andere Rolle als berühmter Schriftsteller spielt, der von einem verrückten weiblichen Fan entführt wird - möglicherweise hätte er diese auf den ersten Blick wenig attraktive Rolle (in der er fast den ganzen Film über im Bett liegen muß) vor seiner Pause gar nicht angenommen, aber obwohl er von Kathy Bates' OSCAR-prämierter Vorstellung als seine Peinigerin klar überstrahlt wird, macht er das Beste daraus. Ein richtiges Hollywood-Comeback läutete "Misery" für James Caan leider trotzdem nicht ein; in den 1990er Jahren drehte er überwiegend belanglose und wenig erfolgreiche Filme, aus denen lediglich Chuck Russells SciFi-Actionfilm "Eraser" (1996) mit Arnold Schwarzenegger, die romantische Ganoven-Komödie "Mickey Blue Eyes" (1999, in der er seine "Der Pate"-Rolle etwas persifliert) und Wes Andersons Kinodebüt "Bottle Rocket" (1996) leicht hervorstechen.

James Caans größter Erfolg im 21. Jahrhundert war vermutlich die TV-Serie "Las Vegas", die er von 2003 bis 2007 als Casino-Besitzer anführte. Daneben zeigte er seine humoristische Seite als Vater von Will Ferrell in Jon Favreaus Weihnachtskomödie "Buddy - Der Weihnachtself" (2003), absolvierte einen kurzen Auftritt in Lars von Triers "Dogville" (2003), spielte den US-Präsidenten in Peter Segals Komödie "Get Smart" (2008) und betätigte sich als Sprecher in den Animationsfilmen "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" (2009) und "Die Legende der Prinzessin Kaguya" (2013). Seinen letzten Filmauftritt dürfte James Caan - dessen Sohn Scott selbst ein erfolgreicher Schauspieler ist, vor allem bekannt durch seine Hauptrolle in der langjährigen TV-Serie "Hawaii Five-O" - in Phillip Noyces laut IMDb in der Postproduktion befindlichen Actionkrimi "Gun Monkeys" absolvieren, der 2023 erscheinen soll.

Am Dienstag, den 6. Juli 2022, verstarb James Caan mit 82 Jahren in Los Angeles. R.I.P.

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