Regie: Guy Ritchie, Drehbuch: Joby Harold, Lionel Wigram und
Guy Ritchie, Musik: Daniel Pemberton
Darsteller: Charlie Hunnam, Jude Law, Astrid Bergés-Frisbey,
Djimon Hounsou, Aidan Gillen, Eric Bana, Craig McGinlay, Freddie Fox, Kingsley
Ben-Adir, Neil Maskell, Bleu Landau, Peter
Ferdinando, Tom Wu, Annabelle Wallis, Geoff Bell, Mikael Persbrandt, Katie McGrath, Michael McElhatton, Poppy Delevingne,
Rob Knighton, Jacqui Ainsley, David Beckham
Bevor der edle englische König Uther Pendragon (Eric
Bana, "Hulk") von seinem machtgierigen Bruder Vortigern (Jude Law,
"Grand Budapest Hotel") – einem Schüler des mächtigen Magiers Mordred
– ermordet wird, kann er seinen kleinen Sohn Arthur in einem Ruderboot in
Sicherheit schicken. Der Junge wird ohne Gedächtnis von Prostituierten
in Londinium gefunden und bei ihnen im Bordell aufgezogen, mehr als 20 Jahre später
leitet Arthur (Charlie Hunnam, "Die versunkene Stadt Z") das
Freudenhaus, ist aber eher geschäftstüchtiger Beschützer der Frauen denn
klassischer Zuhälter. So kommt es, daß er sich wegen eines mißhandelten
Mädchens unwissentlich mit Männern anlegt, die unter dem Schutz des
tyrannischen Königs Vortigern stehen. Seinen Häschern kann Arthur dank seiner
loyalen Freunde knapp entgehen, dennoch hat sein Leben eine heftige Wendung
genommen, die sich noch um ein Vielfaches verstärkt, als er zu seiner eigenen
Überraschung feststellt, daß er das magische Schwert Excalibur aus dem Stein
ziehen kann, in dem es seit Uthers Tod steckte – auf diese Weise erfährt
Vortigern, daß der einzige, der ihm gefährlich werden kann, noch am Leben ist
und nun die mächtige Waffe gegen ihn führt …
Kritik:
Mehrere Terminverschiebungen; diverse Titeländerungen; ein
Presseembargo bis unmittelbar vor dem Kinostart. Alles ziemlich sichere
Anzeichen für einen mißglückten Film. Von daher waren meine Erwartungen mäßig,
als ich – noch ohne Kenntnis der (in der Tat überwiegend negativ ausgefallenen) US-Kritiken – ins Kino ging, um die neueste
Variation der berühmten Artussage zu sehen. Und entsprechend groß war meine
Freude, daß "King Arthur: Legend of the Sword" mir ziemlich gut
gefallen hat. Klar, ein Meisterwerk ist "Legend of the Sword" nicht,
dafür ist er tonal zu unentschlossen (und uneigenständig) und hat inhaltlich
und technisch zu viele Mängel, zudem hat die Geschichte bis auf ein paar
Namen nur sehr, sehr wenig mit der Artussage zu tun – ehrlich gesagt wäre
"Robin Hood und seine fröhlichen Gesellen" wohl ein passenderer Titel
gewesen, denn genau so fühlt sich der Guerrilla-Krieg von Arthur und seinen
Freunden gegen den bösen König Vortigern allzu häufig an. Doch trotz aller
Schwächen und trotz aller Anleihen bei Werken wie "Der Herr
der Ringe" oder "300" sorgt "Legend of the Sword" dank
der typischen Qualitäten des britischen Regisseurs Guy Ritchie ("Snatch", "Bube, Dame, König,
GrAs", "RocknRolla") für zwei Stunden solide
Fantasy-Unterhaltung mit rasant geschnittenen Kampfszenen und amüsanten, in
hohem Tempo ausgetragenen Dialog-Duellen.
Wie man es von Guy Ritchie gewohnt ist, folgt sein "King
Arthur" einer recht unkonventionellen Erzählstruktur, die zwar mitunter
ein wenig holprig ausfällt, aber eine erfrischende Abwechslung vom sonstigen
dramaturgischen Blockbuster-Einerlei ist. Das beginnt mit dem recht langen
Prolog, der gleich in medias res geht und das Ende des Krieges zwischen den
Menschen und den von Mordred angeführten Magiern zeigt. Und dieser Krieg ist
wahrlich spektakulär in Szene gesetzt, denn die Magier haben hochhaushohe
Kriegselefanten geschaffen (offensichtlich von den riesigen Olifanten aus
"Der Herr der Ringe" inspiriert), die für Tod und Zerstörung sorgen.
Nach dem Abschluß des Prologs mit dem Königsmord schildert Ritchie im Zeitraffer, wie sich Arthur in den folgenden
Jahren entwickelt hat, wobei die exzellente musikalische Untermalung von Daniel
Pemberton ("Steve Jobs") ihre Qualitäten ausspielen kann. Sein actionreicher Score
klingt wie eine (gelungene) Mischung aus Altmeister Hans Zimmer und Tom Holkenborg alias Junkie XL (die ja auch schon mehrfach
zusammengearbeitet haben, allen voran bei "Batman v Superman") und glänzt
vor allem zu Beginn mit hohem Tempo, lobenswerter Variabilität und leicht
exotisch anmutenden, aber sehr eingängigen Melodien. Später im Film wird die Musik zwar
bedauerlicherweise etwas weniger abwechslungsreich, bleibt aber stets
hörenswert. Auch der Cutter kann sich früh im Film richtig austoben, denn Guy
Ritchie setzt einmal mehr auf extrem schnell geschnittene Collagen (ich frage
mich ja, ob man als Cutter automatisch einen Gehaltszuschlag bekommt, wenn man
für Ritchie arbeitet …), die im Zusammenspiel mit den mitunter fast
maschinengewehrartigen Redegefechten einiges an Konzentration vom
Zuschauer einfordern. Wenn man die aufbringt, kann man sich dafür an den
ebenfalls so typischen Ritchie-Dialogen voller Wortwitz erfreuen, wenn Arthur etwa
in einem wiederholt von Nachfragen und Anmerkungen unterbrochenen Verhör genau die
Ereignisse des Tages schildern soll.
Damit wären wir allerdings auch schon bei einem der vielen
kleineren Mankos von "King Arthur: Legend of the Sword": Dieser ganz
typische Guy Ritchie-Stil wirkt in dieser Fantasy-Mittelalter-Geschichte gar
nicht selten anachronistisch. Das war bis zu einem gewissen Grad schon bei
seinen beiden "Sherlock Holmes"-Filmen so, doch waren die zeitlich
natürlich nicht gar so weit in der Vergangenheit angesiedelt, weshalb es
zumindest mich kaum störte. Bei "King Arthur" ist es
dagegen schon problematischer, wenn die Akteure einer vor über 1500 Jahren spielenden Handlung immer wieder so sprechen, als würden sie im 21. Jahrhundert leben.
Ich will nicht behaupten, daß es die Atmosphäre kaputtmacht, aber es ist definitiv gewöhnungsbedürftig und wird nicht jedem gefallen. Ein weiteres
Problem ist die Figurenzeichnung, was für Hollywood-Blockbuster bekanntlich (leider)
nicht ungewöhnlich ist. Ritchie und seinen beiden Co-Autoren
gelingt es immerhin, die wichtigsten der in den allermeisten Fällen glasklar in
"gut" oder "böse" eingeteilten Figuren einprägsam genug zu
gestalten, daß man sie auseinanderhalten kann und auch zumindest ein bißchen
mit ihnen mitzittert, wenn sie in Gefahr geraten … mehr aber auch nicht. Gerade
Arthur selbst bleibt in Charlie Hunnams charismatischer, allerdings mitunter arg
hemdsärmeliger Interpretation recht schablonenhaft, für meinen Geschmack auch zu
cool, zu modern – und daß die Magierin (Astrid Bergés-Frisbey, "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten"), die Arthurs Schicksal entscheidend
beeinflußt und einzige bedeutende Frauenfigur des Films ist, bis zum Schluß
namenlos bleibt (meine Vermutung: Es handelt sich um Morgan Le Fay aka Morgana), ist für
ihre Profilierung auch nicht unbedingt von Vorteil. Am besten zur Geltung
kommen auf der Helden-Seite Aidan Gillen ("Sing Street") als
Ausbruchsspezialist und Bogenschütze Goosefat Bill und Djimon Hounsou
("Guardians of the Galaxy") als Sir Bedivere, ein Vertrauter
von Arthurs Vater. Bei den Bösewichten spielt neben einigen blaß bleibenden
Nebenfiguren (darunter Ex-Fußball-Star David Beckham als einer der Anführer der
königlichen Schergen!) nur König Vortigern wirklich eine Rolle. Jude Law – in
Ritchies "Sherlock Holmes"-Filmen als Dr. Watson noch einer der
Helden – gibt einen exzellenten Bösewicht ab, kann aber auch nicht viel gegen
die überschaubar originelle Motivation seiner Figur (Machtgier) oder das speziell
im Vergleich zum Prolog merkwürdig antiklimaktische und zudem nicht überragend
glaubwürdig eingeleitete Finale ausrichten. Gerade weil Jude Law seine relativ wenigen Szenen so gut und ausdrucksstark spielt, ist das
ausgesprochen bedauerlich.
Trotz eines Budgets von angeblich $175 Mio. kann "King
Arthur" auch in technischer Hinsicht nicht vollends überzeugen. Während
die Spezialeffekte und die Actionsequenzen alles in allem solide geraten sind, gibt es einigen
sehr nett gestalteten Kreaturen zum Trotz doch wenig, was richtig eindrucksvoll
ausfällt. Zudem ist die Qualität der nachträglichen, für mich mit etwas zu
vielen Pop Out-Effekten ausgestatteten 3D-Konvertierung sehr wechselhaft: Meist
gibt es wenig zu beanstanden, in einigen (meist dunklen) Szenen sind jedoch
Ghosting-Effekte zu erkennen und selten wirken einzelne Gesichter oder
Gegenstände regelrecht verpixelt – ein irritierender Effekt, den ich so bisher
noch nicht erlebt habe und der meines Erachtens für eine schlampige
Konvertierung spricht (sofern es nicht ein technisches Problem im Kino war, was
ich aber nicht glaube). Es gibt also, wie gesagt, viele Probleme bei "King
Arthur: Legend of the Sword", zu denen übrigens auch gehört, daß manche
Figuren (speziell die Wikinger, deren Anführer von Mikael Persbrandt aus
"The Salvation" verkörpert wird) keinen rechten Zweck erfüllen und
wohl lediglich als Aufbau für mögliche Fortsetzungen integriert wurden. Aber auch
wenn sich diese Probleme doch ziemlich summieren, ist letztlich nichts wirklich
Schwerwiegendes dabei. Wenn man sich damit abfinden kann, daß der Film so gut
wie nichts mit der altbekannten Artussage zu tun hat und generell
"nur" temporeiche Action-Fantasy-Unterhaltung ohne Tiefgang bieten
will, dann kann man absolut Gefallen an Ritchies Werk finden – meines Erachtens
etwas mehr als beim letzten "King Arthur" 13 Jahre zuvor, der
ebenfalls (mit mäßigem Erfolg) versuchte, die bewährte Geschichte durch einen
ganz neuen Kniff zu revolutionieren. Im Idealfall soll "Legend of the
Sword" übrigens den Auftakt zu einer sechsteiligen "Knights of the
Round Table"-Reihe bilden, angesichts der exorbitanten Produktionskosten
und der zu erwartenden nur verhaltenen Resonanz in den USA müßten für
einen zweiten Teil die internationalen Einspielergebnisse aber schon sehr, sehr gut
ausfallen.
Fazit: "King Arthur: Legend of the Sword"
ist ein ziemlich irreführender Titel für einen Fantasy-Mittelalterfilm, der wenig mit der Artussage zu tun hat, aber auch ohne nennenswerten
Tiefgang oder denkwürdige Charaktere gute, temporeiche und amüsante
Hollywood-Unterhaltung bietet.
Wertung: Knapp 7 Punkte.
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