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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 22. Februar 2024

THE MARVELS (2023)

Regie: Nia DaCosta, Drehbuch: Megan McDonnell, Elissa Karasik, Nia DaCosta, Musik: Laura Karpman
Darsteller: Brie Larson, Teyonah Parris, Iman Vellani, Samuel L. Jackson, Zenobia Shroff, Zawe Ashton, Mohan Kapur, Saagar Shaikh, Gary Lewis, Park Seo-joon, Abraham Popoola, Leila Farzad, Daniel Ings, Lashana Lynch, Tessa Thompson, Hailee Steinfeld, Kelsey Grammer
The Marvels (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 62% (5,9); weltweites Einspielergebnis: $206,1 Mio.
FSK: 12, Dauer: 105 Minuten.
Nachdem Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson, "Raum") die das Kree-Imperium kontrollierende "Oberste Intelligenz" zerstört hat, machten die Kree leider das Schlechteste aus ihrer (unfreiwillig) neu gewonnenen Freiheit und ergingen sich in einem Bürgerkrieg, der ihren Heimatplaneten Hala praktisch unbewohnbar machte. Die neue Kree-Anführerin Dar-Benn (Zawe Ashton, "Blitz") will das rückgängig machen, indem sie mithilfe eines Quantenbandes Sprungpunkte im Universum öffnet, durch die sie anderen (bewohnten) Planeten Ressourcen wie Sauerstoff oder Wasser stiehlt und sie nach Hala leitet. Da es aber zwei Quantenbänder gibt, die nur im Zusammenspiel einwandfrei funktionieren, sorgt Dar-Benns Vorgehen für einen ungewöhnlichen Nebeneffekt: Die Kräfte von Captain Marvel, ihrer inzwischen für Nick Fury (Samuel L. Jackson, "The Hateful 8") arbeitenden Nichte Monica Rambeau (Teyonah Parris, "They Cloned Tyrone") und der jugendlichen Kamala Khan alias Ms. Marvel (Iman Vellani) – die als Erbstück das zweite Quantenband besitzt – verschmelzen irgendwie miteinander, womit sie stets ihre Plätze tauschen, sobald zwei von ihnen gleichzeitig ihre Kräfte einsetzen. Das sorgt naturgemäß für viel Chaos, aber das Trio muß schnell lernen, zusammenzuarbeiten, denn Dar-Benns Aktionen bedrohen unzählige Lebewesen im gesamten Universum ...

Kritik:
Ein Punkt, durch den sich das Marvel Cinematic Universe stets ausgezeichnet hat, war die nahezu perfekte Besetzung der zahllosen Figuren. Einige der Darsteller wurden durch das MCU zu Superstars (allen voran die "drei Chris" Evans, Hemsworth und Pratt), andere belebten ihre Karriere neu (Robert Downey Jr.) und selbst in kleinen Rollen gibt es eigentlich keine einzige Fehlbesetzung. Zu den inspiriertesten Casting-Entscheidungen des MCU dürfte aber die Wahl der damals 18-jährigen, in Pakistan geborenen Kanadierin Iman Vellani für die im Jahr 2022 veröffentlichte Disney+-Serie "Ms. Marvel" gewesen sein. Obwohl sie (außerhalb der Schule) bis dahin keinerlei Schauspielerfahrungen hatte, setzte sie als selbsternannter MCU-Megafan sich im Casting durch und verzauberte in der Miniserie von Anfang an mit ihrem Enthusiasmus sowie mit Charisma und ungezügelter Energie die Marvel-Fans. Mit "The Marvels" feiert Kamala Khan ihr Kinodebüt neben Captain Marvel und der aus der Disney+-Miniserie "WandaVision" (sowie als Kind aus "Captain Marvel") bekannten Monica Rambeau – und die Chemie dieses Trios wider Willen erweist sich als größte Stärke des Weltraum-Abenteuers von Nia DaCosta ("Candyman"). Daß "The Marvels" trotzdem nur teilweise funktioniert, liegt daran, daß das Drehbuch (an dem DaCosta ebenfalls beteiligt war) den reizvollen "Schuld und Sühne"-Ansatz der Handlung nur rudimentär thematisiert und damit dessen erzählerisches Potential geradezu sträflich vernachlässigt. Somit wirkt "The Marvels" wie einige andere Filme aus der nicht gerade vom Glück verfolgten "Multiverse Saga" des MCU inhaltlich irgendwie belanglos und bringt trotz der planetenbedrohenden Ereignisse die übergreifende MCU-Story kaum weiter. Sicherlich ein Grund dafür, daß "The Marvels" an den Kinokassen gewaltig floppte, obgleich der kommerzielle Mißerfolg in diesem Ausmaß inhaltlich nicht gerechtfertigt ist.

Am besten unterhält "The Marvels" ganz eindeutig immer dann, wenn er sich im Stil einer Buddy-Komödie mit seinen drei titelgebenden Heldinnen befaßt. Deren Kennenlernen – Carol und Monica kennen sich zwar schon, bei ihrem letzten Treffen war Monica aber noch ein Kind – läuft angesichts der Umstände ausgesprochen holprig ab, dafür jedoch umso amüsanter. Und während es zwischen Monica und Carol zunächst einige eher unangenehme Momente gibt, sorgt stets Kamala mit ihrem jugendlichen Enthusiasmus für Entspannung. Kamala ist eben – wie übrigens auch ihre Darstellerin Iman Vellani im realen Leben – ein bekennendes Fangirl und Captain Marvel ist ihre große Heldin, der sie nacheifert. Sie nun tatsächlich kennenzulernen und dann sogar mit ihr zusammen um die Zukunft ganzer Planeten zu kämpfen, ist für Kamala nachvollziehbarerweise ebenso einschüchternd wie begeisternd und dem Gefühlswirrwarr läßt sie freien Lauf (was immer wieder auch amüsante Reaktionen ihrer Umwelt mit sich bringt). Erfreulicherweise ist aus "Ms. Marvel" nicht nur Kamala selbst mit von der Partie, sondern auch ihre nicht weniger sympathische und leicht schrullige Familie, die die meiste Zeit über mit Nick Fury zusammenarbeitet. Etwas schade ist allerdings, daß Kamalas bester Freund Bruno fehlt (und noch mehr das Totschweigen von Carols in "Captain Marvel" von Jude Law verkörpertem einstigen Kree-Mentor Yon-Rogg). Dafür ist Carols in "Captain Marvel" aufgelesenes "Haustier", das nur für uneingeweihte Augen wie eine harmlose Katze aussehende außerirdische Flerken namens Goose wieder dabei und wird sogar zum Mittelpunkt des vermutlich verrücktesten (und lustigsten) Evakuierungsplans aller Zeiten …

Doch so gut die komödiantische Seite von "The Marvels" funktioniert, so sehr versagt leider die ernste. Dabei ist die Idee grundsätzlich spannend, Carol mit den unerwarteten Konsequenzen ihrer Taten hadern und an sich zweifeln zu lassen. Ganz neu ist die Thematik im MCU nicht, immerhin wurde das so ähnlich schon bei Wanda Maximoff alias Scarlet Witch durchexerziert, wiewohl es sich bei ihr beim Ausgangspunkt der Storyline um ein vergleichsweise harmloses Versehen handelte (mehrere tote Zivilisten als Folge ihres Kampfes gegen Schurke Crossbones in "Captain America 3"). Carol hingegen hat die "Oberste Intelligenz" gezielt zerstört und wurde von den katastrophalen Folgen kalt erwischt, insofern müßte sie noch viel stärker traumatisiert sein als Wanda. Doch während Wandas Entwicklung über mehrere Filme und die Miniserie "WandaVision" hinweg stattfand und entsprechend sorgfältig und glaubwürdig entwickelt wurde, ist Carols Trauma gewissermaßen zwischen den MCU-Filmen entstanden und muß nun von ihr in einem einzigen, gut eineinhalbstündigen Werk verarbeitet werden. Das kann eigentlich gar nicht gut gehen und das geht auch nicht gut. Brie Larson gibt sich alle Mühe und es gelingt ihr sogar, Carols Schmerz und innere Zerrissenheit zum Ausdruck zu bringen, aber das Drehbuch gibt ihr einfach nicht genügend Stoff und Zeit. Das gilt auch für die blaß bleibende Antagonistin Dar-Benn, die kaum Persönlichkeit entwickelt und trotz halbwegs nachvollziehbarer Motivation wenig authentisch rüberkommt. Dazu passend fällt der Showdown zwischen Dar-Benn und dem Heldinnentrio vergleichsweise unspektakulär und kaum erinnerungswürdig aus, wenngleich das Zusammenspiel der Kräfte der drei Marvels optisch schön umgesetzt ist und die Spezialeffekte wie üblich überzeugend ausfallen. Somit bleibt "The Marvels" ein merkwürdig unentschlossener, für das MCU relativ belangloser Film, dessen eine Hälfte viel besser funktioniert als die andere.

Fazit: "The Marvels" ist ein launiges Weltraum-Buddy-Movie mit drei sympathischen Heroinnen, das allerdings das erzählerische Potential seiner "Schuld und Sühne"-Story nicht ansatzweise ausschöpft.

Wertung: 7 Punkte.


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