Regie: Ryan Coogler, Drehbuch: Ryan Coogler und Joe Robert Cole,
Musik: Ludwig Göransson
Darsteller: Letitia
Wright, Angela Bassett, Lupita Nyong'o, Danai Gurira, Dominique
Thorne, Tenoch Huerta Mejía, Martin Freeman, Julia Louis-Dreyfus,
Trevor Noah (Stimme),
Winston Duke, Florence Kasumba, Michaela Coel, Mabel Cadena, Alex Livinalli, Isaach De Bankolé, Danny Sapani,
Dorothy Steel, Zainab Jah, Sope Aluko, Richard Schiff, Robert John
Burke, Lake Bell, Anderson Cooper, Michael B. Jordan
Rotten Tomatoes: 83%
(7,1); weltweites Einspielergebnis: $859,2 Mio.
König T'Challa von
Wakanda ist tot. Und da der Usurpator Killmonger (Michael B. Jordan,
"Creed") alle verbliebenen Exemplare des geheimnisvollen
herzförmigen Krauts zerstört hat, kann es auch keinen neuen, mit
Superkräften ausgestatteten Black Panther als Beschützer Wakandas
mehr geben. Dies versuchen andere Nationen auszunutzen, um an das
mächtige Vibranium heranzukommen, das es nur in Wakanda gibt –
oder so dachte man zumindest. Die Amerikaner spüren nämlich durch
eine neue Erfindung auf dem Meeresboden einen Vibranium-Vorrat auf –
allerdings wird die gesamte Besatzung des Forschungsschiffes von
unbekannten Angreifern getötet! Verdächtigt wird natürlich
Wakanda, doch in Wirklichkeit handelte es sich um die Bewohner der
Unterwasserstadt Talocan, die bislang ihre Existenz geheimgehalten
hat, sich nun aber von den Menschen bedroht sieht und daher einen
Krieg mit der Oberwelt starten will. Talocans seit Jahrhunderten regierender König Namor (Tenoch
Huerta Mejía, "The Forever Purge") will hierfür Wakandas
neue (und alte) Königin Ramonda (Angela Bassett, "Mission:
Impossible - Fallout") als Verbündete gewinnen, jedoch ist
die trotz der politischen Spannungen nicht zu einem Krieg bereit –
zumal Namor darauf besteht, die junge US-Wissenschaftlerin Riri
Williams (Dominique Thorne, "Judas and the Black Messiah")
zu töten, deren Erfindung die Entdeckung der unterseeischen
Vibranium-Vorräte ermöglicht hatte. Doch es gelingt Namor, Riri und
T'Challas jüngere Schwester Shuri (Letitia Wright, "Ready
Player One") nach Talocan zu entführen ...
Kritik:
Wenn ein wichtiger
Darsteller einer beliebten Filmreihe unerwartet stirbt, stellt sich stets die Frage: Neu besetzen oder rausschreiben
und eine ganz neue Figur einführen? Die Häufigkeit beider
Antworten auf diese Frage hat sich in den letzten Jahrzehnten
deutlich verschoben, denn im 20. Jahrhundert wurde sie zumeist mit
einem kompromißlosen "neu besetzen" beantwortet und das
wurde vom Großteil des Publikums auch so akzeptiert. Im
Internet-Zeitalter hat sich das allerdings geändert; inzwischen
sehen viele Fans die Neubesetzung bekannter Charaktere sehr skeptisch und plädieren eher für einen
Neuanfang. Das Marvel Cinematic Universe hat diesem Trend bislang
erfolgreich getrotzt und kam sowohl mit dem Wechsel von Edward Norton
zu Mark Ruffalo als Hulk als auch mit dem von Terrence Howard zu Don
Cheadle als James "War Machine" Rhodes ohne größere
Widerstände durch. Mutmaßlich gelang dies vor allem deshalb, weil es
erstens um Umbesetzungen aus kreativen Gründen ging und zweitens der
jeweils zweite Schauspieler sich tatsächlich als ideal für die
Rolle erwies. Als am 28. August 2020 "Black
Panther"-Titeldarsteller Chadwick Boseman völlig überraschend
mit nur 43 Jahren verstarb, entschieden die Marvel-Verantwortlichen
um MCU-Mastermind dennoch recht schnell, ihn nicht durch einen neuen
Akteur zu ersetzen – man kam überein, daß das zu respektlos
wirken würde angesichts des großen Einflusses, den Boseman als
Hauptdarsteller des ersten fast komplett mit schwarzen Darstellern
besetzten Milliarden-Dollar-Blockbusters auf die ganze Filmbranche
hatte. Blieb die Frage: Was dann tun? Daß ein weiterer in Wakanda
spielender Film folgen würde, stand nie zur Diskussion, aber würde
man eine bereits bekannte Figur zum neuen Black Panther machen oder
eine neue einführen – oder komplett auf den Superhelden
verzichten und einen reinen Wakanda-Film drehen? Mit diesen Optionen
spielt der wiederum von Ryan Coogler inszenierte und mitverfaßte
"Black Panther: Wakanda Forever" in seiner gut
zweieinhalbstündigen Laufzeit bewußt und präsentiert letztlich
eine ebenso naheliegende wie durchaus mutige Entscheidung – die ich gut
ein Jahr nach dem Kinostart in dieser Rezension kurzerhand spoilern
werde (weil es sonst schwer wäre, den Film angemessen zu besprechen): T'Challas jüngere, bisher vor allem als Technikgenie bekannte
Schwester Shuri übernimmt das (in diesem Fall nur sprichwörtliche) Cape und wird zur
neuen Beschützerin Wakandas.
Naheliegend ist
Shuri als neue Black Panther vor allem deswegen, weil sie bereits als eine
Sympathieträgerin etabliert ist und in der monarchisch geprägten
Gesellschaft Wakandas als Nachfolgerin ihres Bruders auch
inhaltlich Sinn ergibt. Mutig ist die Wahl, weil Shuri eben
eigentlich "nur" als eine große Nebenfigur konzipiert und
besetzt wurde und Darstellerin Letitia Wright noch recht unerfahren
und vor allem nicht in einer Blockbuster-Hauptrolle erprobt ist, außerdem schauspielerisch (noch) nicht das Format einer Lupita Nyong'o ("The 355"),
Angela Bassett oder Danai Gurira (TV-Serie "The Walking Dead") hat. Diese drei wären ebenfalls als
T'Challas Nachfolgerinnen in Frage gekommen, wobei Bassett (die für
ihre Rolle als T'Challas trauernde Mutter Ramonda mit einer
OSCAR-Nominierung belohnt wurde) aus Altersgründen als sehr
unwahrscheinlich galt – Nyong'os mit T'Challa liierte Kriegerin
Nakia und Guriras Dora Milaje-Generalin Okoye wären aber sehr gut möglich
gewesen. Theoretisch wäre natürlich auch ein männlicher Nachfolger
in Frage gekommen, aber Killmonger hat bekanntlich den vorherigen
Film nicht überlebt und der Stammesführer M'Baku (Winston Duke, "Spenser Confidential") hat sich bereits in "Black Panther" erfolglos im Kampf gegen
T'Challa versucht. Funktioniert nun Shuri als neue Black Panther? Im
Großen und Ganzen: Ja. Ich bin mir zwar noch nicht sicher, ob sie
die Reihe – gerade schauspielerisch – wirklich tragen kann,
aber in "Wakanda Forever" haben Ryan Coogler und Koautor Joe Robert Cole die (unfreiwillige) Übergabe des
Staffelstabs gewissenhaft und überzeugend vorbereitet, indem sie
Shuri nicht einfach gleich zu Beginn zur neuen Black Panther machen,
sondern sie eine beachtliche charakterliche Entwicklung und einen
Reifeprozeß durchmachen lassen. Das ist gut durchdacht und
sehr solide umgesetzt und macht dementsprechend Shuri tatsächlich zu
einer glaubwürdigen neuen Superheldin.
Bis
dahin dauert es aber eine ganze Weile und nicht jede der 162
Minuten (inklusive Abspann) wäre dringend nötig gewesen. So hält
sich "Wakanda Forever" für meinen Geschmack zu lange damit
auf, T'Challa und damit auch Chadwick Boseman Tribut zu zollen, ehe
die eigentliche Story endlich Fahrt aufnimmt. Natürlich ist das gut
gemeint, aber eben doch phasenweise arg langatmig gemacht – und da
es am Ende noch einmal eine Hommage an T'Challa/Boseman gibt,
die weit stärker zu Herzen geht, hätte man sich eingangs
definitiv kürzer fassen können, ohne dabei respektlos zu wirken.
So dauert es recht lang, bis die Unterwasserstadt Talocan mit ihren blauhäutigen Bewohnern und dem gottähnlichen Anführer
König Namor, ähem, auftauchen und die Stämme von Wakanda vor
eine schwierige Entscheidung stellen. Grundsätzlich ist das gut
gemacht: Der vom Mexikaner Tenoch Huerta Mejía recht charismatisch
verkörperte Namor ist kein Antagonist, der einfach nur böse ist,
sondern er hat – wie im ersten Teil Killmonger – eine
nachvollziehbare Motivation, die er Shuri bei ihrem Besuch in Talocan näherbringt. Daß es schließlich
dennoch zur offenen Konfrontation kommt, ist angesichts Namors
radikalen "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!"-Ultimatums
natürlich unvermeidbar – dennoch kann man sich als Zuschauer nicht
des Eindrucks erwehren, daß sich die Situation einigermaßen
friedlich lösen ließe, würden beide Parteien nur mehr und
aufrichtig miteinander sprechen. Aber gut, das trifft auf "unsere"
echten irdischen Kriege vermutlich auch zu, ist also von daher
(leider) nicht unbedingt unrealistisch …
Für
einen wirklich guten Antagonisten bekommen Namor und seine (fast
völlig austauschbar bleibenden) Untergebenen wieder einmal zu wenig
Zeit, um sich zu profilieren – ein typisches Problem des
Superhelden-Genres. Ein paar Rückblenden auf Namors Vergangenheit
sind nett gemacht und durchaus informativ, aber unter dem Strich
bleibt Namor eine bessere Nebenfigur. Was insofern verständlich ist,
als in "Wakanda Forever" eindeutig die Suche nach
T'Challas Nachfolger als Black Panther im Vordergrund steht. Dieser
Thematik fällt bedauerlicherweise auch Agent Ross (Martin Freeman, "Der Hobbit")
weitgehend zum Opfer, der im Vorgänger für den nötigen Humor
sorgte, diesmal aber nur ein paar kurze, wenig denkwürdige Momente
auf der Leinwand bekommt – aber immerhin erfahren wir, daß er mit
Direktorin de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus, "Genug gesagt") verheiratet war, mit
deren ambivalenter Rolle MCU-Fans bereits in "Black Widow"
und der Serie "The Falcon and the Winter Soldier"
konfrontiert wurden ... Ansonsten sticht die
größere Rolle von T'Challas und Shuris Mutter Ramonda hervor, die ob Angela Bassetts Schauspielkunst sehr begrüßenswert ist.
Und Newcomerin Dominique Thorne zeigt als sympathische geniale
Tüftlerin Riri Williams (die ihre eigene Disney+-Serie namens
"Ironheart" bekommt), dass sie in zukünftigen Filmen
gewissermaßen die bisherige Shuri-Rolle einnehmen könnte. Die
erwartbare finale Schlacht zwischen Wakanda und Talocan ist derweil
wie üblich spektakulär in Szene gesetzt und profitiert von dem
ungewöhnlichen Wasser-gegen-Erde-Aspekt, der einige sehenswerte und
unkonventionelle Momente ermöglicht. Alles in allem ist "Black
Panther: Wakanda Forever" etwas zu lang geraten und findet nicht
ganz die richtige Balance zwischen der Suche nach dem neuen Black
Panther und der Bedrohung durch König Namor, macht aber mit der
Charaktisierung der Hauptfiguren vieles richtig und erreicht beinahe
den Unterhaltsamkeitsgrad des ersten Teils.
Fazit:
"Black Panther: Wakanda Forever" ist ein sehenswerter
Action-Superheldenfilm, der die schwierige Aufgabe, sich vom
verstorbenen Hauptdarsteller zu verabschieden und gleichzeitig
voranzugehen, würdevoll meistert – auch wenn darunter die
eigentliche Story etwas leidet.
Wertung:
7,5 Punkte.
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