Regie: McG, Drehbuch: Brian Duffield, Musik: Douglas Pipes
Darsteller: Judah
Lewis, Samara Weaving, Robbie Amell, Bella Thorne, Hana Mae Lee,
Andrew Bachelor, Emily Alyn Lind, Doug Haley, Leslie Bibb, Ken Marino
Obwohl Cole (Judah
Lewis, "Summer of 84") immerhin 12 Jahre alt ist, engagieren
seine Eltern (Leslie Bibb und Ken Marino) immer noch jedesmal eine
Babysitterin für ihn, wenn sie länger weg sind. Dafür wird Cole
von seinen Mitschülern verspottet – aber nur, bis sie die
Babysitterin sehen. Denn Bee (Samara Weaving, "Ready or Not")
ist die vermutlich coolste Babysitterin in der Geschichte der
Menschheit: Wunderschön, supernett, smart, selbstbewußt und dazu
noch ein Riesennerd! Da muß es doch irgendwo einen Haken geben? Oh
ja! Als Cole auf Anregung seiner Schulkameradin und Nachbarin Melanie
(Emily Alyn Lind, "Doctor Sleeps Erwachen") überprüfen
will, ob Bee wirklich – wie es laut Melanie alle Babysitter machen –
Sex mit einem Freund hat, sobald Cole eingeschlafen ist, muß er
feststellen, daß alles noch viel schlimmer ist. Denn Bee ist die
Anführerin einer Gruppe von Satanisten, die für ein blutiges Ritual
ein Menschenopfer begehen und zusätzlich noch Coles unschuldiges Blut benötigen!
Doch Cole ist keineswegs bereit, das wehrlose Opferlamm zu geben ...
Kritik:
Die bisherige Karriere des
US-Regisseurs Joseph McGinty Nichol, besser bekannt als McG, verlief höchstwahrscheinlich nicht ganz wie gewünscht. Zwar hinterließ der
mit Musikvideos und Werbeclips ins Geschäft gekommene McG gleich mit
seinem Filmdebüt "3 Engel für Charlie" im Jahr 2000 einen
markanten Eindruck in Hollywood. Doch das mit der
Actionkomödie und ihrer Fortsetzung "3 Engel für Charlie –
Volle Power" generierte Momentum verschaffte ihm zwar weitere
prestigeträchtige Jobs; den kommerziellen Erfolg der beiden
"Engel"-Filme konnte er aber bei weitem nicht wiederholen
und auch die Kritiker waren nur selten von seinen Werken überzeugt.
Und so kam es, wie es kommen mußte: Nachdem das Football-Drama "Sie
waren Helden" ebenso enttäuschte wie der mutige Reboot-Versuch
"Terminator: Die Erlösung", die Actionkomödie "Das
gibt Ärger" und der Actionthriller "3 Days to Kill",
blieben die interessanten Angebote für McG irgendwann weitgehend aus.
Also verlegte er sich mehr aufs TV-Geschäft, wo er an Serien wie
"Chuck", "Lethal Weapon" und "Shadowhunters" beteiligt war – und
mit letzterer Serie, die außerhalb der USA bei Netflix lief, weckte er offenbar das Interesse des
Streamingdienst-Pioniers, der ihm mit der Horrorkomödie "The
Babysitter" ein Film-Comeback ermöglichte (wenn auch nicht auf
der großen Leinwand). Und McG nutzte die Chance, indem er einen zwar
nicht übermäßig originellen, aber dafür höchst vergnüglichen,
das Genre in bester "Scream"-Manier parodierenden
Genrebeitrag schuf, der mit seiner Over-the-Top-Action für
gute Horrorunterhaltung sorgt.
"The
Babysitter" nach einem Drehbuch von Brian Duffield
("Underwater") legt recht gemächlich los, indem dem
Publikum Coles (Beinahe-)Teenager-Lebenswelt nähergebracht wird
inklusive seiner tollen Babysitterin (und natürlich seinem
heimlichen Schwarm) Bee. Doch nach dem ersten Drittel wandelt sich
"The Babysitter" von der sympathischen, ziemlich
bodenständigen Teenie-Komödie auf einen Schlag in eine äußerst
blutige Horrorkomödie, die mit Wonne ihre Lust an Übertreibungen
auslebt. Dabei werden immer wieder gewitzt Genreklischees wie der
grundsätzlich ohne Shirt heraumlaufende Quarterback-Schönling
(Robbie Amell, TV-Serie "The Flash") oder die
oberflächliche Cheerleaderin (Bella Thorne, "Assassination
Nation") aufs Korn genommen, während es Cole überraschend
effektiv und mit einem Mix aus Einfallsreichtum und Dusel
gelingt, einen der Kultisten nach dem anderen auszuschalten. Zentral
bleibt aber die komplizierte Beziehung zwischen Cole und Bee, die
ihren Schützling wirklich mag (eigentlich sollte er vom Ritual gar
nichts mitbekommen und wäre somit am nächsten Morgen unversehrt
wieder aufgewacht, lediglich um ein paar Bluttropfen ärmer) und
seinen verzweifelten Kampf gegen ihre Mitverschwörer durchaus mit
Sympathie verfolgt – solange ihr eigener Deal mit dem Teufel
dadurch nicht gefährdet wird!
Damit wären wir
allerdings auch bei einer Schwäche von "The Babysitter"
angelangt, denn die Motivation der Kultisten wird nicht so richtig
klar. Zugegeben, bei einer Horrorkomödie sind Logik und
Glaubwürdigkeit traditionell nicht die allerwichtigsten Elemente und
letztlich ist das gute alte "Ich will mehr!" als Motivation bei aller
Banalität doch nicht vollkommen an den Haaren
herbeigezogen. Dennoch ist es seltsam, daß ausgerechnet das
coolste Mädchen der Schule, der Star-Quarterback oder die beliebte
Cheerleaderin bereit sind, für besagtes unkonkretes "mehr" zu
skrupellosen Mördern zu werden. Da hätte sich Autor Duffield ruhig
etwas mehr Mühe für eine nachvollziehbare Erklärung geben können
– andererseits kann man gerade den Mangel an einer echten
Begründung für den Blutrausch auch als weitere
(selbst-)ironische Genre-Anspielung werten, denn diese Problematik
ist im Horrorgenre ziemlich weit verbreitet … Am
Unterhaltsamkeitsgrad von "The Babysitter" ändert es so
oder so zum Glück nicht viel, denn die überzeichneten Stereotypen
unter den Kultisten sorgen ebenso für gute Laune beim
genreaffinen Publikum wie die erstaunlich blutigen, teils fast schon
cartoonhaften Todesfälle, die in ihrem Einfallsreichtum ein wenig an
die "Final Destination"-Reihe erinnern. Und Samara Weaving
ist als Bee einfach eine Wucht und zeigt erstmals, wie gut sie in
Horrorfilme paßt – bereits zwei Jahre später durfte sie das mit
dem ebenfalls sehr gelungenen "Ready or Not" erneut beweisen.
Angesichts des Erfolges von "The Babysitter" bei Kritikern
(es ist bis heute McGs bestrezensierter Film) und Zuschauern ließ
McG mit großteils der gleichen Besetzung drei Jahre später die ähnlich überzeugende
Fortsetzung "The Babysitter: Killer Queen" folgen.
Fazit:
"The Babysitter" ist eine sehr vergnügliche
Horrorkomödie mit parodistischen Elementen, die mit Hauptdarstellerin Samara Weaving ebenso überzeugt wie mit den so
einfallsreichen wie übertriebenen Tötungsmethoden.
Wertung:
8 Punkte.
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