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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 12. Juli 2023

THE BABYSITTER (2017)

Regie: McG, Drehbuch: Brian Duffield, Musik: Douglas Pipes
Darsteller: Judah Lewis, Samara Weaving, Robbie Amell, Bella Thorne, Hana Mae Lee, Andrew Bachelor, Emily Alyn Lind, Doug Haley, Leslie Bibb, Ken Marino
The Babysitter (2017) on IMDb Rotten Tomatoes: 70% (6,6); Altersempfehlung: 16, Dauer: 85 Minuten.
Obwohl Cole (Judah Lewis, "Summer of 84") immerhin 12 Jahre alt ist, engagieren seine Eltern (Leslie Bibb und Ken Marino) immer noch jedesmal eine Babysitterin für ihn, wenn sie länger weg sind. Dafür wird Cole von seinen Mitschülern verspottet – aber nur, bis sie die Babysitterin sehen. Denn Bee (Samara Weaving, "Ready or Not") ist die vermutlich coolste Babysitterin in der Geschichte der Menschheit: Wunderschön, supernett, smart, selbstbewußt und dazu noch ein Riesennerd! Da muß es doch irgendwo einen Haken geben? Oh ja! Als Cole auf Anregung seiner Schulkameradin und Nachbarin Melanie (Emily Alyn Lind, "Doctor Sleeps Erwachen") überprüfen will, ob Bee wirklich – wie es laut Melanie alle Babysitter machen – Sex mit einem Freund hat, sobald Cole eingeschlafen ist, muß er feststellen, daß alles noch viel schlimmer ist. Denn Bee ist die Anführerin einer Gruppe von Satanisten, die für ein blutiges Ritual ein Menschenopfer begehen und zusätzlich noch Coles unschuldiges Blut benötigen! Doch Cole ist keineswegs bereit, das wehrlose Opferlamm zu geben ...

Kritik:
Die bisherige Karriere des US-Regisseurs Joseph McGinty Nichol, besser bekannt als McG, verlief höchstwahrscheinlich nicht ganz wie gewünscht. Zwar hinterließ der mit Musikvideos und Werbeclips ins Geschäft gekommene McG gleich mit seinem Filmdebüt "3 Engel für Charlie" im Jahr 2000 einen markanten Eindruck in Hollywood. Doch das mit der Actionkomödie und ihrer Fortsetzung "3 Engel für Charlie – Volle Power" generierte Momentum verschaffte ihm zwar weitere prestigeträchtige Jobs; den kommerziellen Erfolg der beiden "Engel"-Filme konnte er aber bei weitem nicht wiederholen und auch die Kritiker waren nur selten von seinen Werken überzeugt. Und so kam es, wie es kommen mußte: Nachdem das Football-Drama "Sie waren Helden" ebenso enttäuschte wie der mutige Reboot-Versuch "Terminator: Die Erlösung", die Actionkomödie "Das gibt Ärger" und der Actionthriller "3 Days to Kill", blieben die interessanten Angebote für McG irgendwann weitgehend aus. Also verlegte er sich mehr aufs TV-Geschäft, wo er an Serien wie "Chuck", "Lethal Weapon" und "Shadowhunters" beteiligt war – und mit letzterer Serie, die außerhalb der USA bei Netflix lief, weckte er offenbar das Interesse des Streamingdienst-Pioniers, der ihm mit der Horrorkomödie "The Babysitter" ein Film-Comeback ermöglichte (wenn auch nicht auf der großen Leinwand). Und McG nutzte die Chance, indem er einen zwar nicht übermäßig originellen, aber dafür höchst vergnüglichen, das Genre in bester "Scream"-Manier parodierenden Genrebeitrag schuf, der mit seiner Over-the-Top-Action für gute Horrorunterhaltung sorgt.

"The Babysitter" nach einem Drehbuch von Brian Duffield ("Underwater") legt recht gemächlich los, indem dem Publikum Coles (Beinahe-)Teenager-Lebenswelt nähergebracht wird inklusive seiner tollen Babysitterin (und natürlich seinem heimlichen Schwarm) Bee. Doch nach dem ersten Drittel wandelt sich "The Babysitter" von der sympathischen, ziemlich bodenständigen Teenie-Komödie auf einen Schlag in eine äußerst blutige Horrorkomödie, die mit Wonne ihre Lust an Übertreibungen auslebt. Dabei werden immer wieder gewitzt Genreklischees wie der grundsätzlich ohne Shirt heraumlaufende Quarterback-Schönling (Robbie Amell, TV-Serie "The Flash") oder die oberflächliche Cheerleaderin (Bella Thorne, "Assassination Nation") aufs Korn genommen, während es Cole überraschend effektiv und mit einem Mix aus Einfallsreichtum und Dusel gelingt, einen der Kultisten nach dem anderen auszuschalten. Zentral bleibt aber die komplizierte Beziehung zwischen Cole und Bee, die ihren Schützling wirklich mag (eigentlich sollte er vom Ritual gar nichts mitbekommen und wäre somit am nächsten Morgen unversehrt wieder aufgewacht, lediglich um ein paar Bluttropfen ärmer) und seinen verzweifelten Kampf gegen ihre Mitverschwörer durchaus mit Sympathie verfolgt – solange ihr eigener Deal mit dem Teufel dadurch nicht gefährdet wird!

Damit wären wir allerdings auch bei einer Schwäche von "The Babysitter" angelangt, denn die Motivation der Kultisten wird nicht so richtig klar. Zugegeben, bei einer Horrorkomödie sind Logik und Glaubwürdigkeit traditionell nicht die allerwichtigsten Elemente und letztlich ist das gute alte "Ich will mehr!" als Motivation bei aller Banalität doch nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Dennoch ist es seltsam, daß ausgerechnet das coolste Mädchen der Schule, der Star-Quarterback oder die beliebte Cheerleaderin bereit sind, für besagtes unkonkretes "mehr" zu skrupellosen Mördern zu werden. Da hätte sich Autor Duffield ruhig etwas mehr Mühe für eine nachvollziehbare Erklärung geben können – andererseits kann man gerade den Mangel an einer echten Begründung für den Blutrausch auch als weitere (selbst-)ironische Genre-Anspielung werten, denn diese Problematik ist im Horrorgenre ziemlich weit verbreitet … Am Unterhaltsamkeitsgrad von "The Babysitter" ändert es so oder so zum Glück nicht viel, denn die überzeichneten Stereotypen unter den Kultisten sorgen ebenso für gute Laune beim genreaffinen Publikum wie die erstaunlich blutigen, teils fast schon cartoonhaften Todesfälle, die in ihrem Einfallsreichtum ein wenig an die "Final Destination"-Reihe erinnern. Und Samara Weaving ist als Bee einfach eine Wucht und zeigt erstmals, wie gut sie in Horrorfilme paßt – bereits zwei Jahre später durfte sie das mit dem ebenfalls sehr gelungenen "Ready or Not" erneut beweisen. Angesichts des Erfolges von "The Babysitter" bei Kritikern (es ist bis heute McGs bestrezensierter Film) und Zuschauern ließ McG mit großteils der gleichen Besetzung drei Jahre später die ähnlich überzeugende Fortsetzung "The Babysitter: Killer Queen" folgen.

Fazit: "The Babysitter" ist eine sehr vergnügliche Horrorkomödie mit parodistischen Elementen, die mit Hauptdarstellerin Samara Weaving ebenso überzeugt wie mit den so einfallsreichen wie übertriebenen Tötungsmethoden.

Wertung: 8 Punkte.

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