Originaltitel: Dark Phoenix
Regie und Drehbuch: Simon Kinberg, Musik: Hans Zimmer
Regie und Drehbuch: Simon Kinberg, Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Sophie Turner, James McAvoy, Michael Fassbender,
Jennifer Lawrence, Nicholas Hoult, Jessica Chastain, Tye Sheridan, Kodi
Smit-McPhee, Alexandra Shipp, Evan Peters, Ato Essandoh, Scott Shepherd, Brian
d'Arcy James, Kota Eberhardt, Andrew Stehlin, Summer Fontana, Halston Sage,
Lamar Johnson
FSK: 12, Dauer: 114 Minuten.
1992: Als die jungen X-Men unter der Anleitung von Professor
Charles Xavier (James McAvoy, "Split"), Raven alias Mystique (Jennifer Lawrence, "Red Sparrow") und Hank "Beast" McCoy
(Nicholas Hoult, "Mad Max: Fury Road") die Besatzung eines Space Shuttles in der allerletzten Sekunde vor
einer merkwürdigen Weltraum-Anomalie retten, werden sie von den "normalen" Menschen endlich nicht nur
akzeptiert, sondern gar gefeiert wie die Superhelden, die sie sind. Vor
allem Jean Grey (Sophie Turner, "Another Me") ist die Frau der Stunde, weil sie mit ihren
Kräften das Space Shuttle bis zuletzt zusammenhielt und dabei ihr eigenes Leben
riskierte – tatsächlich wurde sie von besagter Anomalie getroffen, überlebte
jedoch scheinbar unverletzt. Unverletzt heißt aber nicht unverändert, denn
wie sich herausstellt, hat Jean die ominöse Kraft in sich aufgenommen und ist
jetzt unfaßbar mächtig. Dummerweise kann sie ihre verstärkten Fähigkeiten jedoch nicht
richtig kontrollieren, was zu einem großen Unglück führt. Jean flüchtet und
sucht Rat bei Erik "Magneto" Lehnsherr (Michael Fassbender, "Macbeth"), welcher sich
auf eine Insel zurückgezogen und dort eine friedliche Mutanten-Kolonie
geschaffen hat. Doch Erik schickt Jean fort und sie gerät in den Bann von
Vuk (Jessica Chastain, "Molly's Game"), Anführerin einer außerirdischen Rasse, deren Planet
durch die nun von Jean absorbierte Kraft zerstört wurde und die diese Kraft
nutzen wollen, um sich ein neues Heim zu erschaffen – für dieses Vorhaben gehen
die Aliens auch über Leichen …
Kritik:
Die Hauptdarsteller der "X-Men"-Prequels unterzeichneten
ursprünglich Verträge für drei Filme – nach "Erste Entscheidung" und "Zukunft ist Vergangenheit" wäre also
"Apocalypse" das letzte "X-Men"-Abenteuer mit James McAvoy,
Michael Fassbender, Jennifer Lawrence und Nicholas Hoult gewesen. Doch das
Quartett erklärte sich unter einer Bedingung zu einem weiteren Film bereit:
wenn Simon Kinberg, Autor von "Zukunft ist Vergangenheit"
und "Apocalypse", ihn dreht. Rückblickend wäre es
vielleicht besser gewesen, die Verantwortlichen bei 20th
Century Fox hätten abgelehnt, denn dann hätten sie sich einen veritablen Flop erspart und den Fans den schwächsten
Film der Reihe. Und zumindest der kommerzielle Flop war nicht einmal komplett unabsehbar, denn abgesehen davon,
daß Kinberg mit "X-Men: Dark Phoenix" sein Regiedebüt feiert und man
dem Film seine Unerfahrenheit in dieser Kapazität durchaus anmerkt, hielt sich
die Begeisterung der Fans über die behandelte Thematik von Anfang an in sehr
engen Grenzen. Der Grund dafür ist einfach: Die "Dark Phoenix Saga"
aus den "X-Men"-Comics wurde bereits 2006 in Brett Ratners
"X-Men: Der letzte Widerstand" thematisiert, die arg verkürzte (und
mit anderen Handlungssträngen vermischte) Art und Weise kam bei den Zuschauern
– besonders bei den Kennern der Comicvorlage – aber nicht allzu gut
an. Die damaligen Drehbuch-Autoren: Zak Penn und … Simon Kinberg in seinem
"X-Men"-Filmdebüt! Zwar kann man nachvollziehen, daß Kinberg
nach seinen späteren Erfolgen mit dem Franchise Interesse daran hatte, die der
allgemeinen Meinung nach eher mißglückte Adaption (ich persönlich fand sie
nicht schlecht, aber ich kenne auch die Comics nicht) durch eine neue Version vergessen zu machen. Nur blöd, wenn dieser
Korrekturversuch am Ende ähnlich durchwachsen ausfällt und damit einen
qualitativ eher unwürdigen Schlußpunkt für die langlebige
"X-Men"-Reihe in dieser Ausprägung setzt. Mal ganz davon abgesehen, daß die innerhalb der
Reihe spätestens seit dem Prequel-Reboot sowieso schwach ausgeprägte Kontinuität hiermit endgültig über Bord geht.
Dabei ist "X-Men: Dark Phoenix" gar nicht mal ein
schlechter Film. Er ist hat seine Stärken, zu denen natürlich die
hochkarätige Besetzung zählt. Aber auch inhaltlich gibt es gute Momente,
speziell Jeans "Reise ins Herz der Finsternis" ist ziemlich gut
und glaubwürdig geschildert – abgesehen von der allzu banalen Auflösung.
"Game of Thrones"-Star Sophie Turner zeigt als Jean jedenfalls, daß
sie sich nicht nur gut in ein Ensemble einfügen kann, sondern absolut das Zeug
hat, einen Blockbuster als alleinige Hauptdarstellerin zu tragen. Denn Jean ist
in der Tat die klare Hauptfigur, wohingegen von den eigentlichen Stars speziell
Jennifer Lawrence als Mystique und Michael Fassbender als Magneto deutlich
weniger Screentime haben als in den vorangegangenen Filmen – vielleicht war das ja ein Zugeständnis für ihre Zusage, daß sie ihre Parts in
vergleichsweise wenigen Drehtagen absolvieren konnten? So oder so, grundsätzlich
funktioniert dieser Ansatz, oder er würde zumindest funktionieren, wäre die
Geschichte besser erzählt und inszeniert und würde somit auch eine größere emotionale Bindung zum Publikum aufgebaut, mit der die teilweise dramatischen Ereignisse die beabsichtigte Wirkung erzielen würden. Spannend ist Jeans dunkle Wandlung in
Verbindung mit einer Art posttraumatischer Belastungsstörung allemal, zumal sie
nach ihrem "Unfall" eben zur mächtigsten Mutantin auf Erden …
äh, mutiert. Bedauerlicherweise vergißt Kinbergs Drehbuch darob jedoch alle
anderen Figuren. Wie der gesamte Film beginnt auch der Alien-Handlungsstrang vielversprechend, nur um dann immer stärker abzubauen und auf bloße
Action anstatt auf erzählerischen Inhalt zu setzen. Das ist deshalb besonders
schade, da man für die Alien-Anführerin Vuk mit Jessica Chastain eine der besten
Schauspielerinnen ihrer Generation gewinnen konnte. Chastain macht noch das
beste aus ihrer flachen Rolle, sie baut eine glaubwürdige Verbindung zu Turners
Jean Grey auf und strahlt eine Ambivalenz und subtile Bedrohlichkeit aus, die
das Interesse an den Außerirdischen, an ihren wahren Plänen und an ihrer
Motivation hochhält. Nunja, zumindest bis diese Fragen ziemlich
klischeehaft und vorhersehbar beantwortet werden.
Auf Seiten der Mutanten gibt es mit Charles alias Professor
X zumindest eine Person, die eine gewisse, nicht uninteressante Entwicklung durchläuft, was James
McAvoy erwartungsgemäß stark spielt. Die übrigen Mutanten bleiben Randfiguren, bei denen man sich nach dem Abspann schon kaum noch erinnert, ob sie
überhaupt dabei waren oder nicht. Damit bleibt es leider auch dabei, daß die
"X-Men"-Prequels das Potential des von Evan Peters ("Kick-Ass") verkörperten
Quicksilver nie auch nur ansatzweise ausschöpfen konnten – Quicksilver war von
Beginn an und bis zum Schluß eher ein Gimmick als eine echte Person; eine
Figur, die pro Film in genau einer beeindruckenden Sequenz zum Scenestealer
wird (wobei die in "Dark Phoenix" die klar schwächste ist), ansonsten aber kaum eine Rolle spielt. Schade. Selbst eine alte Stärke
der "X-Men"-Filme kann "Dark Phoenix" nicht reproduzieren: So gelang es bisher immer, die neuen Mutanten erinnerungswürdig einzuführen, selbst in
"Der letzte Widerstand" – wo es gefühlte Horden von Neuzugängen gab – blieben einem die Neuen auch ohne Comic-Vorkenntnisse im Gedächtnis. Nicht so in "Dark Phoenix": Obwohl es überhaupt nur zwei
nennenswerte Neulinge gibt – die Telepathin Selene (Kota Eberhardt) und den
sein Haar als Waffe verwendenden Ariki (Andrew Stehlin, "30 Days of Night"), beide gehören zu Eriks Insel-Siedlung –, bleiben sie als Personen völlig unbedeutend, sie
sind im Grunde genommen nur personifizierte Waffen für die Kampfszenen. Die
sind derweil solide inszeniert, jedoch nicht so packend wie in vielen
anderen Filmen der Reihe – passend zur generell durchwachsenen Qualität des
Films fällt selbst die auffällig elektronisch-lastige (und damit eher an seine
Melodien für die Batman- und Superman-Filme erinnernde, aber nie deren
Intensität erreichende) Musik des sonst so verläßlichen Hans Zimmer
relativ beliebig aus, zählt jedenfalls definitiv zu den schwächeren Scores
seiner langen Karriere. Insgesamt läßt sich konstatieren, daß "Dark
Phoenix" in der ersten Hälfte gar keine schlechte Figur macht, doch sobald
die austauschbaren Aliens ins Zentrum der Story rücken, wird der Film zunehmend generisch, actionlastig und phasenweise sogar langweilig. Immerhin:
Die inhaltlichen Parallelen zu "Der letzte Widerstand" halten
sich trotz gleicher Comicvorlage in ziemlich engen Grenzen, es muß also niemand
eine phantasielose Wiederholung des Gleichen befürchten. Letztlich ist
"X-Men: Dark Phoenix" in meinen Augen der schwächste der sieben
"X-Men"-Filme aus der Hauptreihe (von den Spin-Offs macht ihm "X-Men
Origins: Wolverine" Konkurrenz), aber weil die eine hohe
durchschnittliche Qualität aufweist, ist er zumindest ein akzeptabler
Abschluß für das 19-jährige Franchise in dieser Ausprägung. Eine Neubelebung
der X-Men unter Disneys Leitung mitsamt der Integration in das Marvel Cinematic Universe ist sicher nur eine Frage der Zeit und dürfte eher früher als später
erfolgen – doch ob dann noch einmal eine so gute, hochkarätige und paßgenaue
Besetzung für die Mutanten wie speziell in den Prequels gefunden werden kann,
muß sich erst erweisen. Eine einfache Aufgabe wird das jedenfalls nicht,
allerdings haben Disney und Marvel zugegebenermaßen in den letzten Jahren ein
sehr gutes Händchen in der Besetzung ihrer Superheldenrollen bewiesen.
Fazit: "X-Men: Dark Phoenix" ist ein trotz
guter Ansätze und wieder überzeugender Besetzung enttäuschend mittelmäßiger
und beliebiger Abschluß der "X-Men"-Reihe, die nach einem
recht vielversprechenden Auftakt deutlich abbaut.
Wertung: Knapp 6,5 Punkte.
Meine persönliche Reihenfolge der "X-Men"-Filme (Spin-Offs in Klammern):
1. "X-Men 2"
("Deadpool 2")
2. "X-Men: Erste Entscheidung"
("Logan – The Wolverine")
3. "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit"
4. "X-Men"
("Deadpool")
5. "X-Men: Apocalypse"
("Wolverine – Weg des Kriegers")
6. "X-Men: Der letzte Widerstand"
7. "X-Men: Dark Phoenix"
("X-Men Origins: Wolverine")
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Meine persönliche Reihenfolge der "X-Men"-Filme (Spin-Offs in Klammern):
1. "X-Men 2"
("Deadpool 2")
2. "X-Men: Erste Entscheidung"
("Logan – The Wolverine")
3. "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit"
4. "X-Men"
("Deadpool")
5. "X-Men: Apocalypse"
("Wolverine – Weg des Kriegers")
6. "X-Men: Der letzte Widerstand"
7. "X-Men: Dark Phoenix"
("X-Men Origins: Wolverine")
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