Regisseur:
Michael Dougherty, Drehbuch: Zach Shields und Michael Dougherty, Musik: Bear
McCreary
Darsteller:
Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Charles Dance,
Bradley Whitford, Zhang Ziyi, Sally Hawkins, Thomas Middleditch, Aisha Hinds,
Joe Morton, David Strathairn, O'Shea Jackson Jr., Anthony Ramos, Elizabeth Faith Ludlow,
CCH Pounder, Kelli Garner
FSK: 12, Dauer: 132 Minuten.
Als im Jahr 2014 der Kampf von Godzilla gegen die Mutos San
Francisco zerstörte, ging dabei auch die Wissenschaftler-Familie Russell zu
Bruch, denn der kleine Sohn Andrew starb dabei. Während Vater Mark (Kyle
Chandler, "Carol") sich mit viel Alkohol tröstete, trennte sich Mutter
Emma (Vera Farmiga, "Conjuring") von ihm und widmete sich fortan ganz
der Erforschung von Godzilla und anderen "Titanen" im Auftrag der
multinationalen Geheimorganisation Monarch – ihre aufgeweckte Tochter Madison
(Millie Bobby Brown aus der Netflix-Serie "Stranger Things") nahm sie
mit. Doch eines Tages wird die Monarch-Station im chinesischen Yunnan-Waldgebiet
vom britischen Öko-Terroristen Alan Jonah (Charles Dance, "The Imitation Game") und seinen Männern überfallen, die alle
Monarch-Mitarbeiter bis auf Emma und Madison töten. Daß Mutter und Tochter
verschont werden, hat einen Grund: Emma hat eine "Orca"
genannte Maschine geschaffen, mit der man die Titanen wohl bis zu einem gewissen
Grad beherrschen und lenken kann und deren Handhabung nur sie beherrscht! Als Mark über die Entführung informiert wird,
arbeitet er mit weiteren Monarch-Wissenschaftlern und -Soldaten rund um Dr.
Ishiro Serizawa (Ken Watanabe, "Batman Begins"), Dr. Vivienne Graham
(Sally Hawkins, "Shape of Water"), Dr. Rick Stanton (Bradley
Whitford, "The Cabin in the Woods") und Dr. Ilene Chen (Zhang Ziyi,
"The Grandmaster") zusammen, um die beiden zu retten und Jonah
aufzuhalten. Doch der hat mit "Orca" bereits den mächtigen
dreiköpfigen Drachen King Ghidorah geweckt und ab diesem Moment läuft alles
komplett aus dem Ruder, denn King Ghidorah scheint alle schlummernden
Urzeitkreaturen zu wecken und zu sich zu rufen …
Kritik:
Als im Jahr 2014 Gareth Edwards für das auf Genrestoffe
spezialisierte Studio Legendary eine neue Hollywood-Version der japanischen
Kaiju-Ikone "Godzilla" in die Kinos brachte, fielen die Kritiken
überwiegend positiv aus – die Zuschauerreaktionen hingegen erheblich
zwiespältiger. Einig waren sich Kritiker und "normale" Kinobesucher (und
auch ich) weitgehend darin, daß die Teile des Films, die sich um die
menschlichen Protagonisten drehen, mittelmäßig ausfielen und in erster
Linie als Füllmaterial zwischen den Monstersequenzen dienen, derentwegen die
Zuschauer überhaupt in solche Filme gehen. Uneinigkeit herrschte jedoch hinsichtlich besagter Monsterszenen – die wurden für viele Godzilla-Fans nämlich zu sparsam eingesetzt. Für mich war
dieser Vorwurf nie wirklich nachvollziehbar, denn gerade weil Gareth Edwards nach dem
klassischen "Vorfreude ist die schönste Freude"-Prinzip Godzillas
Erscheinen lange geschickt andeutete und zunächst lediglich einzelne
Körperteile des Giganten zeigte, funktionierte die finale
Enthüllung in seiner ganzen Pracht umso besser. Trotzdem kamen die Einwände
vieler Fans offensichtlich bei den Entscheidungsträgern an, denn die erst fünf
Jahre später folgende Fortsetzung "Godzilla II: King of the Monsters"
hat den Monsteranteil deutlich ausgeweitet und den für Genreverhältnisse
recht bodenständigen Storyansatz des Vorgängers zu Gunsten einer abrupten
Hinwendung zum selbstbewußten B-Movie á la "Pacific Rim"
beiseitegefegt. Jenen, die Edwards' "Godzilla" nicht mochten,
scheint diese inhaltliche und stilistische Kehrtwende im Großen und Ganzen zu
gefallen, bei den Kritikern kam sie hingegen überhaupt nicht gut an. Und erneut
stimme ich den Kritikern zu: "Godzilla II: King of the Monsters"
bietet zwar reichlich Monster-Action, hat unter dem neuen kreativen
Team um den Regisseur und Koautor Michael Dougherty ("Trick 'r Treat") jedoch das Gespür für den effektiven Einsatz der Kreaturen verloren und gestaltet
die "Menschenpassagen" noch weniger überzeugend als der Vorgänger.
"Zu viele Monster verderben den Brei", könnte man
in Anlehnung an ein altes Sprichwort sagen, denn genau das ist eines der Probleme von "King of the Monsters". Wo Edwards Godzilla und seine
beiden damaligen Monster-Gegenspieler (die Mutos) so einsetzte, wie
sie es verdient haben – als majestätische Geschöpfe, deren Auftauchen jedes
einzelne Mal Ehrfurch gebietet und einen "sense of wonder" hervorruft
–, sorgt die Monster-Anhäufung bei Dougherty dafür, daß man es schnell nur noch
mit einem Schulterzucken quittiert, wenn die nächste aus der jahrzehntealten
japanischen Reihe bekannte Kreatur ihren Auftritt hat. Den Kreaturendesignern
ist wohlgemerkt kein Vorwurf zu machen, denn die Kaiju sehen ausnahmslos
beeindruckend und ästhetisch sehr ansprechend aus. Aber es gibt einfach zu
wenige Szenen, in denen diese Titanen wirklich gut zur Geltung kommen. Das
Gespür für ihre majestätische Erscheinung geht Dougherty im Vergleich zu
Edwards deutlich ab, außerdem wirkt der Film generell nie wirklich harmonisch.
Die sowieso ziemlich austauschbare Story wirkt nie wie aus einem Guß und der
Spannungsbogen ist kaum vorhanden, denn durch die vielen Monster folgt ein
"Höhepunkt" so schnell auf den nächsten, daß sie jedwedes
Alleinstellungsmerkmal verlieren und irgendwann nur noch langweilen – was selbstredend das genaue Gegenteil jener Reaktion ist, die eigentlich hervorgerufen werden sollte. Die allen
Kaiju-Filmen immanente Ökobotschaft ist natürlich auch bei "King of the
Monsters" vorhanden und grundsätzlich lobenswert, doch
ist sie für meinen Geschmack ein bißchen dick aufgetragen – das
funktioniert im bodenständigeren Vorgänger (wie fast alles) besser. Die Figurenzeichnung
ist dabei ähnlich rudimentär ausgefallen wie in "Godzilla", wobei für
meinen Geschmack ein richtiger Hauptdarsteller
fehlt, wie es dort Aaron Taylor-Johnson war.
"King of the Monsters" verteilt die Last der
Handlung auf viele Schultern, wenn die glaubwürdig zerrissene Familie
Russell auch im Mittelpunkt steht. Für fehlende Charaktertiefe entschädigt
wenigstens die gute Besetzung, denn Vera Farmiga, der dank Peter Jacksons "King Kong" monstererfahrene Kyle Chandler und Millie
Bobby Brown verkörpern die Russells überzeugend und werden von dem von Ken Watanabe,
Bradley Whitford und Zhang Ziyi sehr sympathisch verkörperten Wissenschaftler-Trio gut
ergänzt. Vor allem die ausgebaute Rolle für den bereits im ersten Teil in
Erscheinung getretenen Watanabe ist eine gute Entscheidung, wohingegen die
beiden anderen (menschlichen) Rückkehrer Sally Hawkins und
David Strathairn (Admiral Stenz) nur wenig zu tun bekommen. Ein paar nette Ansätze birgt die
Handlung in sich, beispielsweise mit einer an H.P. Lovecrafts Geschichten
erinnernden Unterwasserstadt, aber insgesamt fällt sie leider ziemlich
austauschbar, klischeehaft und konstruiert (z.B. mit technischen Problemen sehr
offensichtlich im genau "richtigen" Moment, um die Laufzeit zu
strecken und den Figuren etwas zu tun zu geben) aus; manche Dialogzeilen kommen
zudem ziemlich wenig durchdacht daher (wenn laut einer geäußerten Theorie der Mensch
die Infektion ist und die Titanen das reinigende Fieber sind, warum wollen
dann manche Titanen, allen voran Godzilla, die Menschen beschützen?). Das
wäre in einem Monsterfilm verschmerzbar, wenn dafür die Monsterpassagen gut
funktionieren würden. Aber das tun sie eben nur bedingt, da die Monster
lediglich im gut inszenierten Endkampf (der jedoch immer noch
Steigerungspotential offenbart und teils etwas unübersichtlich ist) wirklich Eindruck schinden. Einen noch schlechteren Eindruck verhindert
übrigens die klangvolle, abwechslungsreiche Musik des eigentlichen
TV-Serien-Experten Bear McCreary ("The Walking Dead",
"Battlestar Galactica"), die neben Eigenkompositionen auch einige
Monster-Leitmotive von Akira Ifukube aus den alten japanischen Filmen verarbeitet und
für mich das stärkste Element von "King of the Monsters" ist. Der
grandiose Song "Godzilla" von Serj Tankian (ein Cover des
mir bis dahin unbekannten Blue Öyster Cult-Songs von 1977) während des Abspanns
rundet das erstklassige Klangerlebenis hervorragend ab und verkürzt nebenbei die
Wartezeit auf eine leider eher verzichtbare zusätzliche Szene nach
dem Abspann. Ob die einen möglichen dritten "Godzilla"-Teil
vorbereiten soll oder bereits zum 2020 folgenden "Godzilla vs. Kong"
überleitet (auch der in den 1970er Jahren spielende "Kong: Skull Island" ist Teil von Legendarys MonsterVerse, mit dem dort von
Corey Hawkins, in "King of the Monsters" von Joe Morton gespielten
Dr. Brooks gibt es sogar eine direkte Verbindung), ist nicht ganz klar,
vermutlich aber Letzteres. Angesichts der enttäuschenden Einspielergebnisse für
"King of the Monsters" ist es sowieso fraglich, ob es noch einen
dritten "Solofilm" geben wird – einzig das starke chinesische
Resultat (wohl zum Teil der Mitwirkung von Zhang Ziyi in einer großen
Nebenrolle zu verdanken) könnte Legendary final an einem
Verlustgeschäft vorbeischrammen lassen.
Fazit: "Godzilla II: King of the Monsters"
ist ein generischer Monsterfilm mit austauschbarer Story, der zwar jede Menge
Monsterszenen und -kämpfe bietet, diese aber bei weitem nicht so eindrucksvoll
in Szene zu setzen weiß wie der Vorgänger.
Wertung: 6 Punkte.
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