Regie: Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett, Drehbuch: Stephen
Shields und Guy Busick, Musik: Brian Tyler
Darsteller:
Melissa Barrera, Dan Stevens, Alisha Weir, Kathryn Newton, Kevin
Durand, William Catlett, Angus Cloud, Giancarlo Esposito, Matthew
Goode
IMDb:
6,5; Rotten Tomatoes: 83%; weltweites Einspielergebnis: $42,8 Mio.
FSK:
16, Dauer: 110 Minuten.
Eigentlich
ist es ein simpler Auftrag: Sechs Kriminelle sollen für einen Mann
namens Lambert (Giancarlo Esposito, TV-Serie "The Mandalorian")
die 12-jährige Ballerina Abigail (Alisha Weir) entführen und eine
Nacht lang in einem abgelegenen Anwesen bewachen, bis ihr
stinkreicher Vater das Lösegeld bezahlt hat. Tatsächlich
funktioniert die Entführung ziemlich reibungslos, doch die Nacht in
der Villa gestaltet sich etwas anders als gedacht – was damit
beginnt, dass sich das Sextett dort plötzlich eingesperrt und
hermetisch abgeriegelt wiederfindet. Aber okay, halb so wild; was
soll schon passieren, bis Lambert mit dem Lösegeld zurückkehrt?
Also lernen sich Sanitäterin Joey (Melissa Barrera, "Scream"),
Ex-Cop Frank (Dan Stevens, "Die Schöne und das Biest"), Hackerin Sammy
(Kathryn Newton, "Freaky"), der Mann fürs Grobe Peter
(Kevin Durand, "Resident Evil: Retribution"), Scharfschütze
Rickles (William Catlett, TV-Serie "Black Lightning") und
der etwas labil wirkende Fluchtwagenfahrer Dean (der vor der
Veröffentlichung mit nur 25 Jahren verstorbene Angus Cloud aus der
TV-Serie "Euphoria") etwas besser kennen und vertreiben
sich die Zeit. Bis sie feststellen müssen, dass in dem Anwesen
merkwürdige Dinge vor sich gehen und auch Abigail keineswegs so
harmlos zu sein scheint wie man das von einer 12-jährigen Ballerina
erwarten würde ...
Kritik:
Eigentlich
könnte ich es mir leicht machen und die kürzeste Kritik in der
Geschichte meines Blogs schreiben, indem ich schlicht konstatiere:
Wer "Ready or Not" mochte, wird höchstwahrscheinlich auch
"Abigail" mögen! Aber das wäre dann doch etwas arg
einfach, deshalb werde ich etwas weiter ausholen. Im Jahr 2011 haben
die vier befreundeten US-Filmemacher Matt Bettinelli-Olpin, Tyler
Gillett, Justin Martinez und Chad Villella die unabhängige
Produktionsfirma "Radio Silence Productions" gegründet,
die sich auf Horrorfilme spezialisiert. Mit Erfolg. Bereits der
Auftakt mit der Horror-Anthologie "V/H/S" entpuppte sich
als Festivalhit, der erste Spielfilm "Devil's Due –
Teufelsbrut" wurde zu einem beträchtlichen kommerziellen
Erfolg. Es folgte mit "Southbound" ein weiterer positiv
rezensierter Anthologiefilm, ehe mit dem zweiten Spielfilm "Ready
or Not" der endgültige Durchbruch auch zumindest in den
Randbereich des Mainstreams gelang. Seitdem waren die Radio
Silence-Jungs vor allem mit zwei erfolgreichen "Scream"-Fortsetzungen
und diversen "V/H/S"-Sequels beschäftigt. Und dann
eben
"Abigail" vom
"Ready or Not"-Regieduo Bettinelli-Olpin und Gillett nach
einem Drehbuch von Guy Busick (ebenfalls "Ready or Not") und
Stephen Shields ("The Hole in the Ground"),
der beinahe wie ein Remake von "Ready or Not" mit
etwas anderem Setting wirkt
– was keineswegs negativ gemeint ist, tatsächlich hat mir "Abigail" sogar noch besser gefallen. Denn "Abigail" ist eine
herrliche Horrorkomödie mit lustvoll überzogenen Splatterszenen, einer sympathischen, genreerfahrenen Besetzung und einem spannenden Twist, den
man leider in einer Rezension kaum zu spoilern vermeiden kann, wenn
man über mehr als die erste Filmhälfte schreiben will.
Die
Ähnlichkeiten zu "Ready or Not" sind dabei trotz auf den
ersten Blick sehr unterschiedlicher Prämisse kaum zu übersehen:
Beide spielen größtenteils in einem abgelegenen und abgeriegelten
weiträumigen Anwesen mit einer begrenzten Personenzahl, die sich
gegenseitig sehr blutig an die Gurgel gehen will – und dazu gibt es
ziemlich spät eine unerwartete übernatürliche Enthüllung. Während
bei "Ready or Not" allerdings zumindest ein paar
ambivalente Charaktere dabei sind, sind Pro- und Antagonisten in
"Abigail" klarer verteilt (wobei die Protagonisten als
Kriminelle natürlich alles andere als strahlende Helden sind).
Gleichzeitig war bei "Ready or Not" die Todesreihenfolge
der deutlich zahlreicheren Figuren relativ unvorhersehbar, während
sie beim "Abigail"-Sextett zumindest für genreerfahrene
Zuschauer ziemlich offensichtlich ist. Das ist gerade angesichts der
prägnanten Schauspieler, die in "Abigail" agieren, ein
wenig schade, ändert aber letztlich nichts daran, dass der Film
richtig viel Spaß macht. Und das liegt auch am Antagonisten, womit
wir nun auch zum angesprochenen großen Spoiler kommen: Denn als
großer Gegenspieler entpuppt sich nach dem weitestgehend unblutigen ersten Akt – in dem wir
das zentrale Sextett etwas besser kennenlernen dürfen – das
vermeintlich hilflose Entführungsopfer. Abigail ist nämlich ein
jahrhundertealter Vampir! Mit dieser Enthüllung beginnt das große,
herrlich übertrieben dargestellte Blutbad, in das die Filmemacher
Abigails Ballett-Fähigkeiten sehenswert integrieren.
Zugegeben,
allzu originell entwickelt sich die Handlung von "Abigail"
nach dieser Enthüllung nicht mehr, aber das tut der Unterhaltsamkeit
des Films keinen Abbruch. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den
verunsicherten bis zu Tode geängstigten Kriminellen und der mit
ihrem Essen genüßlich spielenden Abigail hält Spannung und Tempo
hoch und profitiert zusätzlich vom sehenswerten Setting in der
eleganten, mit einigen Geheimnissen aufwartenden gotischen Villa.
Dabei spart "Abigail" auch nicht mit selbstredend
tiefschwarzem Humor, sowohl in den Todesarten als auch in den
unterhaltsamen Dialogen. Wie bereits erwähnt, zählt die Besetzung
ebenfalls zu den Stärken des Films. Vor allem Dan Stevens beweist
nach "The Guest", "Colossal", der TV-Serie
"Legion" oder auch "Godzilla x Kong: The New Empire"
einmal mehr, wie verdammt gut er in Genrefilme paßt. Dazu überzeugt
"Scream"-Heldin Melissa Barrera als emotionales Zentrum des
Films ebenso wie Kevin Durand als etwas dümmlicher, aber nicht
unsympathischer Grobian und Kathryn Newton als schlagfertige
Hackerin. Alles in allem ein großer Spaß für Horrorfans mit ein paar netten Wendungen und einem schön blutigen Showdown.
Fazit:
"Abigail" ist eine enorm unterhaltsame Horrorkomödie mit
spannendem Twist, sehr viel Blut und einer charismatischen, spielfreudigen Besetzung.
Wertung: Knapp 8,5 Punkte.
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Abigail (Original Soundtrack, MP3)

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