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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 8. Oktober 2025

ABIGAIL (2024)

Regie: Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett, Drehbuch: Stephen Shields und Guy Busick, Musik: Brian Tyler
Darsteller: Melissa Barrera, Dan Stevens, Alisha Weir, Kathryn Newton, Kevin Durand, William Catlett, Angus Cloud, Giancarlo Esposito, Matthew Goode
IMDb: 6,5; Rotten Tomatoes: 83%; weltweites Einspielergebnis: $42,8 Mio.
FSK: 16, Dauer: 110 Minuten.
Eigentlich ist es ein simpler Auftrag: Sechs Kriminelle sollen für einen Mann namens Lambert (Giancarlo Esposito, TV-Serie "The Mandalorian") die 12-jährige Ballerina Abigail (Alisha Weir) entführen und eine Nacht lang in einem abgelegenen Anwesen bewachen, bis ihr stinkreicher Vater das Lösegeld bezahlt hat. Tatsächlich funktioniert die Entführung ziemlich reibungslos, doch die Nacht in der Villa gestaltet sich etwas anders als gedacht – was damit beginnt, dass sich das Sextett dort plötzlich eingesperrt und hermetisch abgeriegelt wiederfindet. Aber okay, halb so wild; was soll schon passieren, bis Lambert mit dem Lösegeld zurückkehrt? Also lernen sich Sanitäterin Joey (Melissa Barrera, "Scream"), Ex-Cop Frank (Dan Stevens, "Die Schöne und das Biest"), Hackerin Sammy (Kathryn Newton, "Freaky"), der Mann fürs Grobe Peter (Kevin Durand, "Resident Evil: Retribution"), Scharfschütze Rickles (William Catlett, TV-Serie "Black Lightning") und der etwas labil wirkende Fluchtwagenfahrer Dean (der vor der Veröffentlichung mit nur 25 Jahren verstorbene Angus Cloud aus der TV-Serie "Euphoria") etwas besser kennen und vertreiben sich die Zeit. Bis sie feststellen müssen, dass in dem Anwesen merkwürdige Dinge vor sich gehen und auch Abigail keineswegs so harmlos zu sein scheint wie man das von einer 12-jährigen Ballerina erwarten würde ...

Kritik:
Eigentlich könnte ich es mir leicht machen und die kürzeste Kritik in der Geschichte meines Blogs schreiben, indem ich schlicht konstatiere: Wer "Ready or Not" mochte, wird höchstwahrscheinlich auch "Abigail" mögen! Aber das wäre dann doch etwas arg einfach, deshalb werde ich etwas weiter ausholen. Im Jahr 2011 haben die vier befreundeten US-Filmemacher Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett, Justin Martinez und Chad Villella die unabhängige Produktionsfirma "Radio Silence Productions" gegründet, die sich auf Horrorfilme spezialisiert. Mit Erfolg. Bereits der Auftakt mit der Horror-Anthologie "V/H/S" entpuppte sich als Festivalhit, der erste Spielfilm "Devil's Due – Teufelsbrut" wurde zu einem beträchtlichen kommerziellen Erfolg. Es folgte mit "Southbound" ein weiterer positiv rezensierter Anthologiefilm, ehe mit dem zweiten Spielfilm "Ready or Not" der endgültige Durchbruch auch zumindest in den Randbereich des Mainstreams gelang. Seitdem waren die Radio Silence-Jungs vor allem mit zwei erfolgreichen "Scream"-Fortsetzungen und diversen "V/H/S"-Sequels beschäftigt. Und dann eben "Abigail" vom "Ready or Not"-Regieduo Bettinelli-Olpin und Gillett nach einem Drehbuch von Guy Busick (ebenfalls "Ready or Not") und Stephen Shields ("The Hole in the Ground"), der beinahe wie ein Remake von "Ready or Not" mit etwas anderem Setting wirkt – was keineswegs negativ gemeint ist, tatsächlich hat mir "Abigail" sogar noch besser gefallen. Denn "Abigail" ist eine herrliche Horrorkomödie mit lustvoll überzogenen Splatterszenen, einer sympathischen, genreerfahrenen Besetzung und einem spannenden Twist, den man leider in einer Rezension kaum zu spoilern vermeiden kann, wenn man über mehr als die erste Filmhälfte schreiben will.

Die Ähnlichkeiten zu "Ready or Not" sind dabei trotz auf den ersten Blick sehr unterschiedlicher Prämisse kaum zu übersehen: Beide spielen größtenteils in einem abgelegenen und abgeriegelten weiträumigen Anwesen mit einer begrenzten Personenzahl, die sich gegenseitig sehr blutig an die Gurgel gehen will – und dazu gibt es ziemlich spät eine unerwartete übernatürliche Enthüllung. Während bei "Ready or Not" allerdings zumindest ein paar ambivalente Charaktere dabei sind, sind Pro- und Antagonisten in "Abigail" klarer verteilt (wobei die Protagonisten als Kriminelle natürlich alles andere als strahlende Helden sind). Gleichzeitig war bei "Ready or Not" die Todesreihenfolge der deutlich zahlreicheren Figuren relativ unvorhersehbar, während sie beim "Abigail"-Sextett zumindest für genreerfahrene Zuschauer ziemlich offensichtlich ist. Das ist gerade angesichts der prägnanten Schauspieler, die in "Abigail" agieren, ein wenig schade, ändert aber letztlich nichts daran, dass der Film richtig viel Spaß macht. Und das liegt auch am Antagonisten, womit wir nun auch zum angesprochenen großen Spoiler kommen: Denn als großer Gegenspieler entpuppt sich nach dem weitestgehend unblutigen ersten Akt – in dem wir das zentrale Sextett etwas besser kennenlernen dürfen – das vermeintlich hilflose Entführungsopfer. Abigail ist nämlich ein jahrhundertealter Vampir! Mit dieser Enthüllung beginnt das große, herrlich übertrieben dargestellte Blutbad, in das die Filmemacher Abigails Ballett-Fähigkeiten sehenswert integrieren.

Zugegeben, allzu originell entwickelt sich die Handlung von "Abigail" nach dieser Enthüllung nicht mehr, aber das tut der Unterhaltsamkeit des Films keinen Abbruch. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den verunsicherten bis zu Tode geängstigten Kriminellen und der mit ihrem Essen genüßlich spielenden Abigail hält Spannung und Tempo hoch und profitiert zusätzlich vom sehenswerten Setting in der eleganten, mit einigen Geheimnissen aufwartenden gotischen Villa. Dabei spart "Abigail" auch nicht mit selbstredend tiefschwarzem Humor, sowohl in den Todesarten als auch in den unterhaltsamen Dialogen. Wie bereits erwähnt, zählt die Besetzung ebenfalls zu den Stärken des Films. Vor allem Dan Stevens beweist nach "The Guest", "Colossal", der TV-Serie "Legion" oder auch "Godzilla x Kong: The New Empire" einmal mehr, wie verdammt gut er in Genrefilme paßt. Dazu überzeugt "Scream"-Heldin Melissa Barrera als emotionales Zentrum des Films ebenso wie Kevin Durand als etwas dümmlicher, aber nicht unsympathischer Grobian und Kathryn Newton als schlagfertige Hackerin. Alles in allem ein großer Spaß für Horrorfans mit ein paar netten Wendungen und einem schön blutigen Showdown.

Fazit: "Abigail" ist eine enorm unterhaltsame Horrorkomödie mit spannendem Twist, sehr viel Blut und einer charismatischen, spielfreudigen Besetzung.

Wertung: Knapp 8,5 Punkte.


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