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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Freitag, 7. September 2018

Nachruf: Burt Reynolds (1936-2018)

Burt Reynolds hat in seiner Karriere einige erstaunliche Dinge erreicht. Beispielsweise war er von 1978 bis 1982 fünf Jahre in Folge der bestbezahlte Hollywood-Schauspieler - das hatte vor ihm nur Bing Crosby in den 1940er Jahren geschafft. Auf der anderen Seite gelang Reynolds das Kunststück, sich zum inoffiziellen Rekordhalter der verpaßten Chancen aufzuschwingen, denn zu den von ihm abgelehnten Rollenangeboten gehören: Han Solo, James Bond, Michael Corleone ("Der Pate"), Randle McMurphy ("Einer flog übers Kuckucksnest"), John McClane ("Stirb Langsam"), Edward Lewis ("Pretty Woman"). So viele grandiose Rollen auszuschlagen - sein Hauptkriterium war laut eigener Aussage, daß er nur solche annahm, die auf ihn wirkten, als würde es Spaß machen, sie zu spielen - und trotzdem zum vorübergehend beliebesten Star mindestens der USA zu werden, das wird Reynolds so schnell vermutlich keiner nachmachen. Gestern starb Burt Reynolds unerwartet im Alter von 82 Jahren.

Als Schauspieler war Burt Reynolds ab den frühen 1960er Jahren aktiv, zunächst meist in TV-Produktionen wie der Kultserie "Rauchende Colts", aber auch schon in einigen Kinowestern wie Sergio Corbuccis "Kopfgeld: Ein Dollar" (1966), Arnold Lavens "Sam Whiskey" (1969) oder Tom Gries' "100 Gewehre" (1969). Obwohl er darin wie auch in einigen weiteren Werken wie Samuel Fullers Actionfilm "Outsider" (1969) als Hauptdarsteller agierte, schaffte er den Durchbruch zum Star erst 1972 in jenem Film, den er selbst als seinen besten bezeichnete (und ich bin geneigt, ihm zuzustimmen): "Beim Sterben ist jeder der Erste". In John Boormans kultigem Survival-Thriller spielt er den Stadtmenschen Lewis, der mit einigen Freunden eine Kanutour in den Appalachen unternimmt - doch schnell geraten sie ins Visier sadistischer Rednecks, die eine gnadenlose Hetzjagd auf sie veranstalten. Von den Rollen, die Reynolds sich entgehen ließ, ärgerte ihn übrigens die (bereits vor "Beim Sterben ist jeder der Erste" erfolgte) James Bond-Absage am meisten, zumal sie gewissermaßen versehentlich geschah. Wie er sagte, rief ihn der legendäre Bond-Produzent Albert R. Broccoli irgendwann an und fragte ihn, ob er Interesse habe, den gefloppten George Lazenby zu beerben. Reynolds antwortete spontan, das würde nicht funktionieren, weil das Publikum nie einen Amerikaner in dieser Rolle akzeptieren würde (womit er vermutlich gar nicht so falsch lag). Broccoli stimmte ihm offensichtlich zu und so war die Chance vertan, ehe Reynolds bewußt wurde, daß er die Rolle wirklich gern gespielt hätte ...

Nachhaltig geschadet hat ihm das bekanntlich nicht. Zunächst ergatterte er eine Hauptrolle in Robert Aldrichs Gefängnisfilm-Klassiker "Die letzte Meile" (1974), dann wurde er anstatt als Geheimagent - nun mit jenem markanten Schnäuzer, der zu seinem Markenzeichen wurde - durch einige höchst erfolgreiche Actionkomödien wie "Ein ausgekochtes Schlitzohr" (1977) und "Auf dem Highway ist die Hölle los" (1981), jeweils samt Fortsetzungen, zum Superstar und Sexsymbol, in denen er mit umwerfendem Charme und mehr als einem Hauch Selbstironie das Publikum unterhielt (die Kritiker allerdings weniger). Mitte der 1980er Jahre, als Reynolds die 50 überschritt, ging es nach "City Heat" (1984), in dem er an der Seite von Clint Eastwood agierte, jedoch recht schnell bergab mit seiner Karriere - sicher eine negative Spätfolge seines großen Erfolges mit relativ anspruchslosen Filmen, denn nun fehlten für den älteren Reynolds Angebote für gute Rollen. So kehrte er vermehrt ins Fernsehen zurück, wo er in der Comedy-Serie "Daddy schafft uns alle" 1991 immerhin einen Emmy gewann und 1992 einen Golden Globe. Bemerkenswert ist außerdem sein herrlicher Gastauftritt 2012 in der durchgeknallten Animationsserie "Archer", in der Burt Reynolds mit gewohnter Selbstironie sich selbst sprach. Im Kino war Reynolds zwar immer noch mehr oder weniger regelmäßig zu sehen, aber meist in Nebenrollen und in wenig bemerkenswerten Filmen wie Uwe Bolls "Schwerter des Königs". Die große Ausnahme war im Jahr 1997 Paul Thomas Andersons Meisterwerk "Boogie Nights", in dem Reynolds als schmieriger Porno-Regisseur beeindruckte und für seine Darbietung sogar einen Golden Globe gewann und zum einzigen Mal für einen OSCAR nominiert wurde - was ihn allerdings nicht daran hinderte, später zu verkünden, daß er den Film hasse; er feuerte sogar seinen Agenten, weil der ihn in die Rolle (die er nach eigenen Angaben sieben Mal abgelehnt hatte) hineinquatschte ... Ein letztes Highlight in Reynolds' Karriere hat sein überraschender Tod leider knapp verhindert: Bereits in wenigen Wochen sollte er für Quentin Tarantino in einer größeren Rolle im Charles Manson-Drama "Once Upon a Time in Hollywood" vor der Kamera stehen.

Burt Reynolds verstarb am 6. September in einem Krankenhaus in Florida, nachdem er am Morgen in seinem Haus einen Herzstillstand erlitten hatte.
R.I.P.

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