Regie: David Leitch, Drehbuch: Zak Olkewicz, Musik: Dominic Lewis
Darsteller: Brad
Pitt, Aaron Taylor-Johnson, Brian Tyree Henry, Joey King, Sandra
Bullock, Michael Shannon, Hiroyuki Sanada, Andrew Koji, Benito A
Martínez Ocasio (aka Bad Bunny), Zazie Beetz, Logan Lerman, Masi
Oka, Karen Fukuhara, Pasha D. Lychnikoff, Ryan Reynolds, Channing Tatum, David Leitch
FSK: 16, Dauer: 127
Minuten.
"Ladybug"
ist der Deckname eines US-amerikanischen Auftragskillers (Brad Pitt,
"Ad Astra"), der sich selbst vom Pech verfolgt wähnt und
deshalb eine Auszeit von seinem Job genommen hat. Nach – angeblich – erfolgreicher Psychotherapie meldet Ladybug sich zurück
zum Dienst und bekommt von seiner Handlerin Maria (Sandra Bullock,
"Ocean's 8") zum Wiedereinstieg einen vermeintlich
einfachen Auftrag in Tokio: Er soll einen Aktenkoffer aus
dem legendären japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen –
auch als "Bullet Train" bekannt – stehlen. Natürlich hat
die Sache einen Haken, denn in besagtem Aktenkoffer befindet
sich das Lösegeld für den Sohn (Logan Lerman, "Vielleicht
lieber morgen") des Yakuza-Bosses "Der weiße Tod" (Michael Shannon, "Zeiten des Aufruhrs"), weshalb er
von zwei weiteren Auftragskillern mit den Decknamen Lemon (Brian
Tyree Henry, "Hotel Artemis") und Tangerine (Aaron
Taylor-Johnsen, "Anna Karenina") bewacht wird. Was die
Sache noch weiter verkompliziert: An Bord des Zuges befindet sich der
Yakuza Kimura (Andrew Koji, "Snake Eyes"), welcher jene Person
sucht, die seinen nun schwer verletzten Sohn von einem Dach gestoßen
hat. Zu seinem Erstaunen ist die Übeltäterin eine harmlos wirkende junge Frau (Joey King, "The
Princess"), deren eigentliches Ziel wiederum die Tötung von des "weißen Todes" ist ...
Kritik:
Brad
Pitt hat spätestens mit dem OSCAR für Tarantinos "Once Upon a
Time in … Hollywood" eine Phase seiner Karriere erreicht, in
der er im Grunde genommen machen kann, was er will. Und das nutzt er
weidlich aus. Er gibt spaßige Cameos ("Deadpool 2"), macht
auch mal drei Jahre lang Pause und sucht sich offensichtlich Rollen
und Filme aus, die nach besonders viel Spaß klingen.
Glücklicherweise überträgt sich dieser Spaß in der Regel auf das
Publikum und das trifft auch auf "Bullet Train"
zu, eine Actionkomödie, die auf einem Roman des japanischen
Autors Kōtarō
Isaka basiert. An seiner Seite agiert dabei mit Sandra Bullock (die
die meiste Zeit über nur übers Telefon zu hören ist) übrigens
eine Frau, die sich in einer ganz ähnlichen Karrierephase befindet.
Mit seinem originellen, begrenzten Setting und einem Schwerpunkt auf
schräge, tarantinoeske Figuren betont "Bullet Train" mehr die Komödien- als die Actionanteile und Realitätsnähe
steht angesichts einiger wenig
glaubwürdiger Wendungen auch nicht gerade an erster Stelle. Das
macht aber nichts, denn "Bullet Train" erfreut Anhänger
des Genres mit viel Witz, einem tollen Schauspiel-Ensemble inklusive
hochkarätiger Cameos und spektakulär in Szene gesetzten
Kampfsequenzen.
Daß
die Handlung selbst trotz besagter Wendungen ziemlich dünn ausfällt,
kommt nicht ganz überraschend und stört auch gar nicht allzu sehr.
Das Tempo und die Gagdichte sind einfach zu hoch, um auch nur
ansatzweise Langeweile aufkommen zu lassen – oder zumindest gilt
das für die erste Hälfte des Zweistünders, der aber in der zweiten
Hälfte die Qualität nicht ganz halten kann und dann doch ein paar
kleinere Längen überbrücken muß. Das gelingt vor allem mit den
amüsant-absurden Dialogen, die deutlich von Tarantino oder auch den
Coen-Brüdern inspiriert sind, aber nicht einfach wie ein
billiger Abklatsch wirken, sondern überwiegend gut zu unterhalten
wissen (auch wenn nicht jeder Gag zündet). Das hängt damit zusammen, daß sie von echten Könnern vorgetragen werden:
Nicht nur Pitt hat sichtlich viel Freude an seiner Rolle als nach
seiner Auszeit noch leicht verunsicherter Profikiller, der trotz
seines Berufs ein wenig wie ein klassischer, arglos in eine brenzlige
Geschichte geratender Hitchcock-Held wirkt. Auch Brian Tyree Henry
(der als Tangerine mit dessen Obsession für die Kinderserie "Thomas,
die kleine Lokomotive" für einen witzigen Running Gag sorgt),
Aaron Taylor-Johnson oder Joey King erfüllen ihre genüßlich
überzeichneten Figuren sehenswert mit Leben. Und Michael
Shannons "weißer Tod" als Hauptantagonist tritt zwar erst
recht spät auf den Plan, gibt jedoch einen würdigen Gegenspieler für
Pitts Ladybug ab.
Eine
große Rolle spielt in "Bullet Train" die Musik.
Auch wegen coronabedingter Verzögerungen bekam der junge britische
Filmkomponist Dominic Lewis ("The King's Man: The Beginning")
viel Zeit und künstlerische Freiheit und nutzte diese für einen
außergewöhnlichen Soundtrack. Das betrifft den
naheliegenderweise von japanischen Einflüssen geprägten Score, noch
mehr aber die Songauswahl. Diese beinhaltet sowohl
japanische Popsongs der 1960er Jahre als auch neu eingespielte,
originelle Coverversionen westlicher Hits. Dazu zählen etwa
japanischsprachige Cover des Bee Gees-Megasellers "Stayin'
Alive" oder Bonnie Tylers "Holding Out for a Hero",
aber auch eine Neuaufnahme des 1919 erstmals veröffentlichten Liedes
"I'm Forever Blowing Bubbles" durch die britische
Musiker-Legende Engelbert Humperdinck – und zwar im Stil der 1960er
Jahre. Das klingt alles sehr wild, funktioniert im Zusammenspiel aber
erstaunlich gut und gibt "Bullet Train" eine ganz eigene,
unverwechselbare akustische Note. Insgesamt ist "Bullet Train" ein wenig anspruchsvolles oder gar originelles, jedoch
ungemein unterhaltsames Kino-Vergnügen, das durch seine
Edel-Besetzung und die glänzende Chemie zwischen Brad Pitt und
Sandra Bullock noch vergrößert wird.
Fazit:
"Bullet Train" ist eine vergnügliche Actionkomödie mit
hochkarätiger Besetzung, die zwar keine Originalitätspreise
gewinnt, aber Genrefreunde zwei Stunden lang richtig gut unterhält.
Wertung: 7,5 Punkte.
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