Regie: Albert Hughes, Drehbuch: Daniele Sebastian Wiedenhaupt, Musik: Joseph S. DeBeasi
Darsteller: Kodi Smit-McPhee, Chuck, Jóhannes Haukur Jóhannesson, Natassia Malthe, Jens Hultén, Leonor Varela, Marcin Kowalczyk, Spencer Bogaert, Morgan Freeman (Erzähler)
FSK: 12, Dauer: 97 Minuten.
Vor 20.000 Jahren, während der letzten Eiszeit, bricht der kaum erwachsene Keda (Kodi Smit-McPhee, "Planet der Affen: Revolution") zu seiner ersten Jagd auf. Gemeinsam mit den von seinem Vater Tau (Jóhannes Haukur Jóhannesson, "I Remember You") angeführten Kriegern seines sowie denen eines befreundeten Stammes soll Keda sich bei der vor dem nahenden Winter überlebenswichtigen Jagd auf eine Herde Bisons beweisen. Eines der Tiere erwischt jedoch Keda und wirft ihn eine Klippe hinunter. Zwar hat er Glück im Unglück, da er auf einem Vorsprung in wenigen Metern Tiefe landet; doch seine Stammesgefährten halten Keda für tot und lassen den Bewußtlosen zurück. Durch eine Laune des Schicksals schafft es der junge Jäger später tatsächlich lebendig auf den Boden, wenn auch mit verletztem Bein. So kann er sich des Nachts mit letzter Not vor einem nahenden Wolfsrudel auf einen Baum retten, wobei er einen der nach ihm schnappenden Wölfe verletzt. Anstatt den Wolf am nächsten Morgen zu töten, beschließt Keda, ihn in einer nahen Höhle gesundzupflegen – und als sein Bein wieder gut genug verheilt ist, um sich auf den beschwerlichen Weg in die Heimat zu machen, bleibt der von Keda auf den Namen Alpha getaufte Wolf zu seiner Überraschung nicht etwa zurück, sondern folgt ihm unverdrossen durch alle Gefahren …
Kritik:
Normalerweise ist es alles andere als ein gutes Zeichen für die Qualität eines Films, wenn er im Startkalender mehrfach nach hinten geschoben wird. Bei "Alpha" war genau das der Fall, letztlich lief er fast genau ein Jahr nach dem ursprünglich vorgesehenen Starttermin an. Doch bei diesem von der Thematik her vermutlich originellsten Hollywood-Film der letzten Jahre war erfreulicherweise nicht eine mangelnde Qualität der Knackpunkt. Grund für die Verschiebungen dürfte vielmehr die Unschlüssigkeit der Verantwortlichen bei Sony gewesen sein, wie man das ungewöhnliche, aber nicht unbedingt mainstreamtaugliche Werk am besten vermarktet. Eine glänzende Idee dafür ist ihnen in diesem Jahr allerdings nicht wirklich gekommen, weshalb es wenig verwundert, daß "Alpha" kommerziell weit von einem Blockbuster entfernt ist. Da können sich die Leute noch so oft beschweren, daß angeblich nur noch Remakes, Fortsetzungen und Superhelden-Filme in den Kinos liefen – wenn es dann mal eine ganz andere Alternative gibt, wird sie allzu oft ignoriert. So gesehen muß man wohl schon zufrieden sein, daß der für rund $50 Mio. produzierte "Alpha" wenigstens kein Flop werden dürfte, die frühen Einspielergebnisse weisen vielmehr darauf hin, daß sich das Eiszeit-Abenteuer am Ende knapp in die schwarzen Zahlen retten könnte; das mag nicht viel mehr als ein Achtungserfolg sein, aber man nimmt ja, was man kriegen kann. Verdient hätte "Alpha" noch deutlich mehr Zuschauer, denn auch wenn es sich erzählerisch wenig überraschend keineswegs um einen bahnbrechenden Film handelt (allzu viel dramaturgische Raffinessen sind bei dieser Prämisse auch schwer vorstellbar), ist es ein schöner, toll gefilmter und gut gespielter Abenteuerfilm für die ganze Familie geworden. Der läuft übrigens auch in 3D, was angesichts der oft famosen Naturaufnahmen den Aufpreis zur Abwechslung durchaus wert sein könnte; ich habe ihn allerdings in 2D gesehen.
"From Hell"- und "The Book of Eli"-Co-Regisseur Albert Hughes hat mit "Alpha" seinen ersten Film ohne seinen Bruder Allen gedreht, für Autor Daniele Sebastian Wiedenhaupt ist es sogar das Drehbuch-Debüt (nach einer Storyidee von Hughes). Beides merkt man dem Film nicht unbedingt an, auch wenn das Skript ein paar Ecken und Kanten haben mag, die ein erfahrener Autor vielleicht abgeschliffen hätte. Aber wie gesagt: Bei einem vor 20.000 Jahren spielenden Abenteuer sind die Optionen in Sachen Abwechslung zwangsläufig begrenzt, und dafür holt "Alpha" viel aus seiner Prämisse heraus. Das geht zugegebenermaßen manchmal zu Lasten der Glaubwürdigkeit (speziell gegen Ende), zudem entwickelt sich die Freundschaft zwischen Mensch und Wolf für meine Begriffe unrealistisch schnell. Vor allem jedoch ist es nicht allzu subtil, wie im Mittelteil des Films eine ganze Reihe von für das heutige Verhältnis von Hunden und Menschen typische Elemente abgearbeitet werden, etwa das allererste Stöckchenholen … Trotzdem möchte ich das gar nicht stark kritisieren, denn das erklärte Gimmick von "Alpha" ist es nunmal, den fiktiven Beginn der wunderbaren Liebesgeschichte zwischen Mensch und Hund zu erzählen – und dafür muß nicht immer alles ultrarealistisch sein. Da ich ein ausgewiesener Hundefan bin, habe ich die entsprechenden Szenen sogar genossen und mußte immer wieder schmunzeln, wenn mich diverse Momente an meine eigenen Erfahrungen mit Hunden erinnert haben. Wer mit Hunden nicht so viel anfangen kann, dem wird dieser Teil des Filmvergnügens logischerweise zumindest teilweise verborgen bleiben, aber ein unterhaltsamer Abenteuerfilm ist "Alpha" auf jeden Fall.
Das ist nicht zuletzt den tollen Naturaufnahmen mitsamt Polarlicht, aktivem Vulkan und von keiner Lichtverschmutzung beeinträchtigtem Sternenhimmel zu verdanken, sehr stimmungsvoll eingefangen von Kameramann Martin Gschlacht ("Therapie für einen Vampir") aus Österreich. Auch die Spezialeffekte können sich sehen lassen, wiewohl es einige Momente gibt, in denen recht deutlich erkennbar ist, daß es sich bei den (teilweise längst ausgestorbenen) Tieren wie einer Art Säbelzahntiger um Computer-Animationen handelt. Alpha selbst wird dagegen von einem echten Tschechoslowakischen Wolfshund mit dem klangvollen Namen "Chuck" gespielt – und das sehr gut. Natürlich steht die Beziehung zwischen Alpha und dem von Kodi Smit-McPhee leidenschaftlich verkörperten Keda im Zentrum des Films und die (relativ) langsame Annäherung der beiden anfänglichen Feinde wird von beiden hervorragend auf die Leinwand transportiert. Dabei ist Alpha insgesamt aber gar nicht so lang zu sehen wie es angesichts der Tatsache, daß er die Titelfigur ist, zu vermuten wäre, denn im ersten Drittel konzentriert sich der Film ganz auf die Vorstellung von Keda und seinem Stamm sowie auf die verhängnisvolle Jagd. Dabei kann sich vor allem der Isländer Jóhannes Haukur Jóhannesson hervortun, der als Kedas Vater Tau eine sehr einnehmende Vorstellung abliefert und sich nach seiner Nebenrolle in "Atomic Blonde" erneut für Größeres in Hollywood empfiehlt. Eher wenig zu tun gibt es für die wenigen Frauen, von denen nur Kedas Mutter Rho (Natassia Malthe, "BloodRayne II") und die Schamanin des Stammes (Leonor Varela, "Blade II") in Erinnerung bleiben. Eine spannende Besonderheit von "Alpha" geht derweil in der deutschen Synchronfassung verloren: Während die Menschen im Original eine englisch untertitelte fiktive Sprache verwenden, sprechen sie in der Synchronfassung ganz einfach Deutsch. Das dürfte die Zielgruppe sicher verbreitern, aber ich finde es trotzdem schade, weil der Film auf diese Weise einen Teil seiner Authentizität einbüßt – außerdem wirkt daher der in der Originalfassung von Morgan Freeman gesprochene Erzähler in der deutschen Fassung reichlich überflüssig. Davon unberührt macht "Alpha" aber seiner Vorhersehbarkeit und der ziemlich geradlinigen Storyentwicklung zum Trotz Spaß.
Fazit: "Alpha" ist ein wunderschön anzuschauendes und gut gespieltes Eiszeitabenteuer, das zwar letzten Endes wenig Neues zu bieten hat, aber mit dem Beginn der Domestizierung des Wolfes zum Hund einen originellen Aufhänger hat.
Wertung: 8 Punkte (inklusive persönlichem Hundebonus).
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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