Originaltitel: The Lost City
Regie: Aaron und
Adam Nee, Drehbuch: Oren Uziel, Dana Fox, Adam und Aaron Nee, Musik:
Pinar Toprak
Darsteller: Sandra
Bullock, Channing Tatum, Daniel Radcliffe, Da'Vine Joy Randolph, Brad
Pitt, Oscar Nuñez, Héctor
Anibal, Thomas Forbes-Johnson, Patti Harrison, Bowen Yang, Stephen Lang, Joan
Pringle, Raymond Lee, Adam Nee
FSK: 12, Dauer: 112
Minuten.
Fünf Jahre
nach dem tragischen Tod ihres Archäologen-Gatten hat die
erfolgreiche Abenteuer-Romanzen-Autorin Loretta Sage (Sandra Bullock,
"Bullet Train") nicht wirklich zurück ins Leben gefunden. Als ihre Agentin Beth (Da'Vine Joy Randolph, "Dolemite Is My
Name") sie lange und nachdrücklich genug gedrängt hat, bekommt
sie immerhin doch einen neuen Band ihrer Reihe um die Abenteurerin
Lady Lovemore und ihren gutaussehenden Partner Dash fertig, der bei
der Kritik allerdings überhaupt nicht gut ankommt. Die Fans der
Reihe sind hingegen begeistert von einer neuen Geschichte über ihre
Lieblingshelden, weshalb Beth ihre Klientin zu einer Buchtour überredet. Gleich bei der ersten
Station läuft es aber eher mittelprächtig, zumal ohne Lorettas
Wissen das ein wenig einfältige Dash-Covermodel Alan (Channing
Tatum, "Jupiter Ascending") eingeladen wurde, an dem das
überwiegend weibliche Publikum viel mehr interessiert ist als an
ihr. Doch es kommt noch deutlich schlimmer, denn nach Ende der
Veranstaltung wird Loretta von den Schergen des fiesen
Milliardärssohns Abigail Fairfax (Daniel Radcliffe, "Swiss Army Man")
entführt, der auf der Suche nach einem legendären Schatz ist,
welcher auch in Lorettas Buch eine wichtige Rolle spielt. Fairfax hat
nämlich auf einer kleinen Insel die "verlorene Stadt D."
gefunden und hofft nun, daß Loretta ihm dank ihrer Buch-Recherchen
den genauen Weg zu einer wertvollen Krone weisen kann. Währenddessen
heuert der heimlich schon lange in Loretta verliebte Alan einen
entfernten Bekannten, den Ex-Navy Seal Jack Trainor (Brad Pitt, "World War Z"), für Lorettas Rettung an und
begleitet ihn, um Loretta durch seine Hilfe nachhaltig zu beeindrucken ...
Kritik:
Die romantische
Abenteuerkomödie ist ein relativ seltenes und nicht so einfach
definierbares Subgenre, das jedoch durchaus einige echte
Klassiker hervorgebracht hat. Je nach Definition zählen zu den
erfolgreichsten und bekanntesten Vertretern Filme wie "African
Queen", "Die Braut des Prinzen", diverse Robin
Hood-Varianten, "Ritter aus Leidenschaft", "Die Mumie", "Der
Sternwanderer", "Fluch der Karibik",
"Jungle Cruise" – und "Auf der Jagd nach dem grünen
Diamanten". Gerade letzteres Werk aus dem Jahr 1984 von Robert
Zemeckis (mitsamt der Fortsetzung "Auf der Jagd nach
dem Juwel vom Nil") ist die offensichtlichste Inspirationsquelle
für die erste Großproduktion der Brüder Adam und Aaron Nee ("Band
of Robbers") – wobei es auch etliche Parallelen zur leider
kurzlebigen britischen TV-Serie "Hooten & the Lady"
(2016) mit Ophelia Lovibond und Michael Landes und dem eher
mittelmäßigen "Sechs Tage, sieben Nächte" (1998) mit
Harrison Ford und Anne Heche gibt (Stichwort Blutegel). In "The
Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt" geben
OSCAR-Gewinnerin Sandra Bullock und der mehr als 15 Jahre jüngere
Channing Tatum das ungleiche romantische Paar in spe, wobei die
großen Unterschiede zwischen den beiden klassischerweise Quell
vieler humoristischer Einlagen sind. Da Bullock und Tatum tatsächlich
überraschend gut harmonieren, funktioniert das altbewährte Rezept recht gut und täuscht auch weitgehend darüber hinweg, daß die
Handlung nicht mehr als zweckmäßig ist und sich ohne größere
Höhepunkte entwickelt.
Um sich
gleichberechtigt in die Reihe der Klassiker des Genres einzureihen,
fehlt "The Lost City" dann allerdings doch einiges – in
erster Linie richtig große Lacher. Zwar ist der Film durchgehend
unterhaltsam und amüsant, jedoch laden die Gags und ulkigen
Situationen eher zum Schmunzeln ein als zum lauten Loslachen. Das liegt primär an der wenig einfallsreichen Story, die die
beiden Protagonisten regelmäßig in interessante Situationen und an
exotische Schauplätze bringt, aber nur selten echte Spannung
aufkommen läßt. Das Ganze plätschert nach dem durchaus rasanten
Auftakt so ein wenig vor sich hin und selbst die Schatzsuche geschieht ziemlich
beiläufig und wird in erster Linie durch Zufälle vorangetrieben,
womit niemals ein aufregendes "Tomb Raider"-Gefühl aufkommen kann.
Gelungen ist dafür die begleitende Retro-Songauswahl, die die
Ohren des Publikums mit abwechslungsreichen Songs von Nick Cave & The Bad Seeds, Pat Benatar,
Europe, Tone Loc oder Spandau Ballet
verwöhnt. Das tröstet auch über die arg schablonenhaften
Nebenfiguren hinweg, wobei die Figurenzeichnung generell nicht zu den
Stärken von "The Lost City" gehört.
Daß der knapp zweistündige Film trotzdem ordentliche Unterhaltung bietet,
ist in erster Linie der spielfreudigen Besetzung zu verdanken. Vor
allem Sandra Bullock glänzt wieder einmal als grummelige und
schnippische, aber dennoch sympathische Bestseller-Autorin in der
Krise und ihr Comedy-Timing ist immer noch unerreicht.
Vielleicht sogar etwas überraschend begegnet ihr der mitunter
unterschätzte Channing Tatum annähernd auf Augenhöhe, womit die
beiden ein sehenswertes ungleiches Paar abgeben, dem man bei seinen
unfreiwilligen Abenteuern gerne zusieht. Daß sie den Film nicht
alleine auf ihren Schultern tragen müssen, haben sie vor allem ihren
Kollegen Daniel Radcliffe und Brad Pitt zu verdanken. Pitts Auftritt
ist zwar recht kurz, aber so unverschämt lässig (und ein wenig
selbstironisch), wie man das von ihm gewohnt ist. Und Radcliffe
beweist zum inzwischen x-ten Mal, daß er viel mehr als nur Harry
Potter drauf hat – auch wenn das leider zu wenige Menschen
mitbekommen, da er sich (lobenswerterweise) zumeist kleine, schräge
Indie-Produktionen ohne Massenappeal aussucht. Ab und zu taucht er
aber auch in teureren Filmen auf und wie schon in "Die
Unfaßbaren 2" spielt er auch in "The Lost City" sehr
überzeugend einen zwar ziemlich klischeehaften, aber schön fiesen
Bösewicht. Geschmackssache ist dagegen die etwas zu überdrehte
Rolle der für "The Holdovers" OSCAR-prämierten Da'Vine
Joy Randolph als Lorettas tatkräftige Agentin Beth, die
zumindest einen netten Nebenhandlungsstrang mit dem exzentrischen
Frachtpiloten Oscar (Oscar Nuñez,
vor allem bekannt für einen ziemlich denkwürdigen Auftritt an der
Seite von Sandra Bullock in "Selbst ist die Braut") hat. Bedauerlich, daß "The Lost City" insgesamt nicht das
qualitative Niveau seiner Schauspieler erreicht, aber Freunde dieses
Genres können sich trotzdem über einen ordentlichen Neuzugang
freuen.
Fazit:
"The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt" ist
eine sehr solide romantische Abenteuerkomödie, deren spielfreudige Stars
über das belanglose Drehbuch hinwegtrösten.
Wertung:
6,5 Punkte.
Bei
Gefallen an meinem
Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger"
mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den
Rezensionen freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen