Die spektakulärste Film-Meldung der letzten Wochen stammt von gestern und gehört somit eigentlich erst in die nächste Ausgabe meiner "Neues aus Hollywood"-Rubrik. Doch da es bisher sowieso wenige Details dazu gibt, will ich sie bereits heute kurz erläutern: "Spider-Man" kehrt zurück zu Marvel! Zugegeben, das ist keine vollkommene Sensation, da bereits der Sony-Hack Ende 2014 Dokumente an die Öffentlichkeit brachte, wonach Sony mit Marvel in Verhandlungen stand. Dennoch muß ich zugeben, daß ich überrascht davon bin, daß Sony und Marvel nun tatsächlich zusammenarbeiten werden. Denn obwohl die beiden "The Amazing Spider-Man"-Filme von Marc Webb von den Fans nicht überragend wohlwollend aufgenommen worden waren und deshalb bereits der geplante dritte Teil verschoben wurde, waren sie doch kommerziell immer noch sehr erfolgreich. Außerdem waren sich selbst große Kritiker des Reboots nach Sam Raimis beliebter "Spider-Man"-Trilogie überwiegend einig, daß Andrew Garfield eine hervorragende Besetzung für den Spinnenmann war. Insofern hätten wohl die meisten gesagt, daß ein Einzug in das weitverzweigte und kunstvoll miteinander verflochtene Marvel Cinematic Universe mit dem Hauptdarsteller Garfield die beste Lösung gewesen wäre. Dazu kommt es nun aber nicht, denn Marvel und Sony wollen erneut einen kompletten Reboot mit neuem Personal starten. Inhaltlich ist ansonsten noch nichts bekannt; man kann aber nur hoffen, daß Peter Parkers Transformation zu Spider-Man nicht ein drittes Mal in etwa 15 Jahren ganz von vorne erzählt wird, sondern daß man mehr oder weniger auf dem bisher Gezeigten aufbaut (wie es ja auch nach "Hulk" und "Der unglaubliche Hulk" der Fall war, deren Handlung in "The Avengers" trotz zweifacher Umbesetzung der Rolle nicht ignoriert wurde). Sobald es mehr Details zum neuen "Spider-Man"-Film gibt, dessen Kinostart für Sommer 2017 angesetzt ist, werde ich natürlich darüber berichten; wobei es nicht unwahrscheinlich ist, daß der neue Spidey bereits vorher in einem anderen Marvel-Film eingeführt wird, etwa in "Captain America 3: Civil War" (denn in der Storyline der Comic-Vorlage spielt Spider-Man eine wichtige Rolle). Bis dahin zu drei Meldungen aus der letzten Woche über neue cineastische Projekte:
- US-Regisseur Oliver Stone hatte stets ein Faible für Filme über reale Personen der Zeitgeschichte: "JFK – Tatort Dallas", "The Doors", "Nixon", "Alexander" und das George W. Bush-Biopic "W." legen darüber beredtes Zeugnis ab. Angesichts der Tatsache, daß Stone seit jeher der bekannteste und standfesteste Hollywood-Linke ist (der auch schon sehr wohlwollende Dokus über die sozialistischen Staatschefs Fidel Castro und Hugo Chávez gedreht hat), dürfte es nur wenige überraschen, daß er demnächst die Snowden-Affäre verfilmen will. Näheres zur Handlung ist noch nicht bekannt, man darf aber sicher davon ausgehen, daß Snowden nicht als der Bösewicht und Verräter gezeigt werden wird, als den ihn die US-Politiker gerne hinstellen. Als Vorlage für das Drehbuch von Stone dienen zwei Sachbücher, von denen eines von Snowdens russischem Anwalt Anatoly Kutcherena stammt und dessen Zeit im russischen Exil schildert. Die Besetzung, die Oliver Stone derzeit für seinen Film zusammentrommelt, kann sich wieder einmal sehen lassen: Joseph Gordon-Levitt ("Brick") wird Edward Snowden verkörpern, was auch optisch gut vorstellbar ist, Shailene Woodley ("White Bird in a Blizzard") seine langjährige Freundin Lindsay Mills. Dazu gesellen sich Zachary Quinto ("Der große Crash") als "The Guardian"-Journalist und Snowden-Vertrauter Glenn Greenwald, Tom Wilkinson ("Batman Begins") als dessen Kollege Ewen MacAskill und Melissa Leo ("Olympus Has Fallen") als Filmemacherin Laura Poitras, deren Snowden-Doku "Citizenfour" aktuell für den OSCAR nominiert (und favorisiert) ist. Wilkinson und Leo befinden sich noch in Verhandlungen, die aber als sehr aussichtsreich beschrieben werden. In einer noch nicht näher definierten Rolle wird zudem Clint Eastwoods Sohn Scott Eastwood ("Herz aus Stahl") zu sehen sein. Die Dreharbeiten zu dem noch nicht betitelten Film sollen noch diesen Monat in München beginnen. Mit einem Kinostart ist wohl in der ersten Hälfte des Jahres 2016 zu rechnen, vielleicht sogar noch Ende 2015.
- Nachdem sein letzter Film "Only God Forgives" nicht allzu gut bei Kritikern und Publikum ankam, versucht sich der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn nun an "The Neon Demon", einem Horror-Thriller mit weiblicher Prägung. Abgesehen von dieser weiblichen Prägung und dem Genre ist über das Drehbuch, das Winding Refn gemeinsam mit der Newcomerin Mary Laws geschrieben hat, zwar noch überhaupt nichts bekannt; die Besetzung läßt aber definitiv aufhorchen, zumal Horrorfilme, die von starken weiblichen Figuren geprägt sind, ja nicht allzu zahlreich sind (zu den Ausnahmen zählt Neil Marshalls "The Descent"). Hauptdarstellerin ist die 18-jährige Elle Fanning, die sich in den letzten Jahren in Filmen wie "Super 8" oder "Wir kaufen einen Zoo" als eine der talentiersten Nachwuchs-Darstellerinnen etabliert hat. An ihrer Seite agieren Christina Hendricks (die bereits in Winding Refns "Drive" spielte), Jena Malone ("Die Tribute von Panem – Catching Fire"), Bella Heathcote ("Dark Shadows") und Abbey Lee (diesen Sommer in "Mad Max: Fury Road" zu sehen) sowie Keanu Reeves ("47 Ronin"). Die Dreharbeiten für "The Neon Demon" sollen Ende März beginnen, der Kinostart ist für das Jahr 2016 vorgesehen (womöglich mit einer Premiere in Cannes, wo schon mehrere Winding Refn-Filme liefen).
- Und wir bleiben bei Genrefilmen: Der bisherige Kurzfilm-Regisseur und -Autor Chase Palmer, der es bereits mit einigen Drehbüchern auf die alljährliche "Black List" der besten noch nicht verfilmten Drehbücher in Hollywood geschafft hat, feiert sein Langfilmdebüt mit dem Mystery-Thriller "Black Lung". Darin spielt Amanda Seyfried ("Les Misérables") eine junge Frau namens Del, die Vorahnungen hat. Dank einer solchen Vorahnung kann sie ihrem Ehemann (Theo James, "Divergent"), einem Minenarbeiter in Utah, das Leben retten, ehe es zu einer fatalen Explosion kommt, die alle übrigen Minenarbeiter unter Tage einschließt. Dels Vorahnung mag zwar ihrem Mann das Leben gerettet haben, allerdings gerät sie dadurch auch ins Visier der Behörden – zudem betrachten sie die Familien der verschütteten Arbeiter nicht gerade mit Wohlwollen, und auch ihr Mann ist deutlich irritiert. Dels Visionen setzen sich allerdings fort und deuten darauf hin, daß etwas Böses für das vermeintliche Unglück verantwortlich ist ... Die Story klingt also ein bißchen nach einer düsteren "Final Destination"-Variante; das mag nicht überragend originell sein, offenbart aber durchaus Potential für eine spannende Gruselgeschichte. Die Dreharbeiten sind für den Sommer geplant, womit auch hier ein Kinostart irgendwann 2016 zu erwarten ist.
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