Regie:
Patrick Hughes, Drehbuch: Creighton Rothenberger, Katrin
Benedikt, Sylvester Stallone, Musik: Brian Tyler
Darsteller:
Sylvester Stallone, Jason Statham, Mel Gibson, Harrison Ford, Wesley Snipes,
Dolph Lundgren, Randy Couture, Antonio Banderas, Arnold Schwarzenegger, Terry
Crews, Jet Li, Kelsey Grammer, Kellan Lutz, Ronda Rousey, Glen Powell, Victor
Ortiz, Robert Davi
Nachdem eine Mission der "Expendables" grandios
scheitert und ein Mitglied der Gruppe von Barney Ross' (Sylvester Stallone, "Rambo")
totgeglaubtem Erzfeind Conrad Stonebanks (Mel Gibson) schwer verwundet wird,
entschließt sich Barney schweren Herzens dazu, dem Rat seines alten
Weggefährten Trench (Arnold Schwarzenegger, "Terminator") zu folgen und das Team aufzulösen.
Allerdings denkt Barney gar nicht daran, Stonebanks einfach entkommen zu
lassen. Stattdessen stellt er unter Mithilfe seines alten Freundes Bonaparte
(Kelsey Grammer, TV-Serie "Frasier") eine neue Truppe junger, verwegener und
todesverachtender Draufgänger zusammen. Nachdem Barneys neuer CIA-Kontaktmann
Drummer (Harrison Ford) Stonebanks' Aufenthaltsort ausfindig gemacht hat, nehmen
die neuen "Expendables" ihre Mission in Angriff, den Kriegsverbrecher festzunehmen und
vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu bringen …
Kritik:
Bei Filmreihen kommt es gar nicht so selten vor, daß man die
Qualität eines Teils gut am Einspielergebnis der Fortsetzung ablesen kann. Ist
ein Film also richtig gut, dann profitiert davon vor allem der nächste Teil in
der Reihe. Das ist natürlich irgendwo ein bißchen unfair, weil es dadurch öfters geschieht, daß ein eher mittelmäßiger oder gar
schlechter Film zu einem großen kommerziellen Erfolg wird, während der viel
bessere Vorgänger deutlich weniger Geld einbrachte. Prominente Beispiele dafür
sind etwa "Fluch der Karibik" (der erste Teil gilt weithin
als der beste, hat jedoch am wenigsten eingespielt) oder auch die originale
"Star Wars"-Trilogie (deren mittlere Episode "Das Imperium schlägt
zurück" von den meisten Fans und Kritikern klar favorisiert wird, aber am wenigsten einträglich war). Ausgehend von dieser Faustregel –
die aber zugegebenermaßen keinesfalls hundertprozentig zuverlässig ist – hätte
sich Sylvester Stallone eigentlich keine Sorgen um seinen dritten
"Expendables"-Film machen müssen, kam doch der zweite Teil insgesamt
wesentlich besser an als der erste. Offensichtlich wollte Stallone nicht allein
auf diese theoretische Aussicht vertrauen, weshalb er auf die vom ersten zum
zweiten Film in den USA gesunkenen Einspielergebnisse (die aber
durch den den Anstieg im Rest der Welt kompensiert wurden) durch eine niedrigere
Altersfreigabe für Teil 3 reagierte. Eine sehr fragwürdige Maßnahme, ist es
doch erwiesen, daß sich das Interesse der heutigen Jugend an den
Action-Helden von einst in sehr, sehr engen Grenzen hält, wie nicht zuletzt die
Bilanzen der allesamt gefloppten letzten Solo-Abenteuer von Stallone
("Shootout", "Zwei vom alten Schlag") und Schwarzenegger
("The Last Stand", "Sabotage") wie auch ihrer Kollaboration
bei "Escape Plan" zeigten. Schlimmer noch: Für das auf diese Weise
nur minimal gesteigerte Zuschauerpotential riskierte Stallone, die Fans der
ersten beiden Teile nachhaltig zu verärgern, die die Reihe auch deshalb
unterstützten, weil es so schön oldschool-mäßig blutig zuging. Warum sollten
sie jetzt für eine jugendfreie Version in die Kinos gehen, zumal doch von
Anfang klar war, daß wenige Monate später eine härtere Heimkinoveröffentlichung
folgen würde? Die Aussichten für "The Expendables 3" waren also bereits nicht
die besten, als es auch noch zum Super-GAU kam: Wochen vor dem Kinostart wurde
eine Raubkopie von guter Qualität ins Internet gestellt, wo sie von Millionen
Nutzern illegal, aber kostenlos heruntergeladen wurde. Daß die Kritiken nur
mäßig ausfielen, war auch nicht gerade hilfreich. Und so kam es, wie es kommen
mußte: Die "Entbehrlichen" spielten am US-Startwochenende mit
mickrigen $15,9 Mio. kaum die Hälfte dessen ein, was ihre beiden Vorgänger erreichten
($34,8 Mio. respektive $28,6 Mio.).
Das größte Problem mit der niedrigeren Altersfreigabe ist,
daß einem die Unterschiede zu den beiden Vorgängern sofort ins Auge
fallen. Wo diese jeweils mit einem knallharten, vor Blut triefenden
Prolog eröffneten, startet der Teil 3 mit dem Überfall auf einen
Gefangenentransport per Zug – der auffällig unblutig vonstatten geht. Das soll
nicht heißen, daß es nicht gewaltig rumst und kracht und einige durchaus
brutale Szenen gibt; nur ist der ganzen Chose mit dem Blut auch die Authentizität und zugleich der 1980er Jahre-B-Movie-Charme verlustig gegangen.
Ein bißchen fühlt man sich wie ein deutscher Computerspieler in den 1990er
Jahren, als viele Spiele so konsequent zensiert wurden, daß die Gegner nur noch
graues oder schwarzes "Blut" verloren oder gleich von vornherein
durch langweilige Roboter ersetzt wurden. Es wirkt einfach … falsch, und man
denkt die ganze Zeit daran, wie viel mehr Spaß es mit der ungeschnittenen
Version machen würde (selbst wenn das in Wirklichkeit teilweise bloßes
Wunschdenken sein mag).
Das Zentrum besagten Gefangenentransports ist übrigens Barneys
alter Kumpel Doc (Wesley Snipes, "Blade"), der jahrelang im Knast saß
– "wegen Steuerhinterziehung", wie er selbst mit einem Augenzwinkern
sagt. Damit wären wir bei der großen Stärke des direkten Vorgängers: der
Selbstironie. "The Expendables 2" machte ja auch oder sogar vor allem
deswegen so viel Spaß, weil die Dialoge vor Selbstironie und Anspielungen auf
frühere Filme der Stars nur so trieften, dazu kamen geniale Cameos wie das von
Chuck Norris, der im Grunde genommen einen der kultigen Chuck Norris-Witze
erzählte/spielte und dann wieder abrauschte. So etwas hat der dritte
Teil leider nur noch gelegentlich zu bieten, Snipes' Anspielung auf seine reale Haftstrafe wegen Steuerbetrugs ist eigentlich schon das
Highlight. Generell ist der Humoranteil merklich zurückgeschraubt worden – zwar
gibt es immer noch (mal mehr, mal weniger) coole Macho-Sprüche und freundschaftlich-rivalisierende
Kabbeleien zwischen den Team-Mitgliedern (vor allem das Duo
Statham/Snipes tut sich in dieser Hinsicht hervor), aber Story und Action
stehen mehr im Mittelpunkt als im Vorgänger. Die große Ausnahme davon stellt
allerdings Neuzugang Antonio Banderas ("Haywire") dar, der als ewig quasselnder Galgo vor
allem in der zweiten Filmhälfte für dringend benötigte Auflockerung zwischen
all den Actionszenen sorgt.
Wenn ich schreibe, daß Story und Action mehr im Mittelpunkt
stehen als in Teil 2, dann dürfte das für viele erst einmal positiv klingen.
Leider sieht die Realität anders aus: Nach der zu der Reihe wunderbar
passenden, hanebüchenen und hoffnungslos übertriebenen B-Movie-Handlung von
"The Expendables 2" ist nun alles wieder etwas mehr "down to
Earth". Stonebanks ist ein sehr klassischer Bösewicht, ein typischer
skrupelloser Waffenschmuggler. Eigentlich ziemlich langweilig also, für
Actionfilm-Verhältnisse. Zum Glück verkörpert ihn Mel Gibson mit sichtlicher
Spielfreude, diese Figur paßt einfach wesentlich besser zu ihm als zuletzt der
"Star Wars"-liebende Bösewicht in "Machete Kills". Daran,
daß die Handlung nie über Genredurchschnitt hinauskommt und extrem vorhersehbar
ist – so kann es wohl kaum jemanden überraschen, daß am Ende natürlich doch
wieder die alten "Expendables" die Situation retten müssen –, kann
aber auch er nichts ändern. Zudem bringt er den Nachteil mit sich, daß er zwar
herrlich diabolisch rüberkommt, aber kein ausgesprochener Kampfkunst-Experte
ist. Dadurch gerät die Aneinanderreihung von Actionsequenzen in der zweiten
Hälfte ziemlich monoton – das war im Vorgänger deutlich besser gelöst, da dort
Jean-Claude van Damme mit seinen Kampfkünsten für Abwechslung sorgte.
Da Stonebanks auch keinen nennenswerten Sidekick hat (wie es "Stone
Cold" Steve Austin im ersten Film war), kommen die Anhänger der
Nahkampfkunst in "The Expendables 3" ziemlich kurz; es wird vorrangig
geballert, einige spektakuläre Stunts gibt es selbstverständlich auch. Der neue
Regisseur Patrick Hughes ("Red Hill") hat das souverän und flankiert von einer sehr
gelungenen Songauswahl (Neil Young, Aloe Blacc, Steven Van Zandt) umgesetzt,
Außergewöhnliches hat er dem Publikum jedoch nicht zu bieten.
Im Bemühen um inhaltliche Abwechslung sticht derweil der
Mittelteil hervor, in dem Barney mit seinem neuen, deutlich verjüngten Team
Jagd auf Stonebanks macht. Ich wage allerdings zu bezweifeln, daß viele
"Expendables"-Fans davon begeistert sind. Denn
wo die alten Haudegen in der Regel auf die gute alte
Frontalangriff-Methode zurückgreifen, gehen die technikaffinen Jungspunde
wesentlich raffinierter vor. Was per se natürlich keineswegs schlecht ist, Barneys
Reaktionen auf die Vorgehensweise seines neuen Teams sind sogar sehr amüsant.
Nur: Wenn ich einen "Mission: Impossible"-Film sehen will, dann
schaue ich mir auch einen "Mission: Impossible"-Film an. Wenn ich mir
dagegen einen "Expendables"-Film anschaue, dann will ich Oldschool-Action mit
in Ehren gealterten Genrelegenden sehen. Und ich bin mir sehr sicher, daß nicht nur ich das so sehe. Die jungen Neuzugänge – Ex-"Twilight"-Vampir Kellan Lutz, Boxer Victor Ortiz, UFC-Fighterin Ronda Rousey und Glen Powell – machen ihre
Sache zwar ordentlich, aber an Coolneß und Ausstrahlung ihrer älteren Pendants
reichen sie bei weitem noch nicht heran. Mein Liebling der Truppe ist und bleibt
übrigens Dolph Lundgren. Es ist eine Schande, daß dieser Mann außerhalb der
"Expendables"-Filme schon seit Jahren nur noch in billigen
Direct-to-DVD-Produktionen mitwirkt. Nein, er ist kein begnadeter
Schauspieler, aber regelmäßige Neben- oder Bösewichtrollen in
Action-Kinofilmen sollten für den schwedischen Hünen locker drin sein.
Warum das nicht der Fall ist – es ist mir ein Rätsel …
Trotz des enttäuschenden kommerziellen Abschneidens von
"The Expendables 3" (das von den internationalen Ergebnissen
wiederum etwas abgefedert wird, die Heimkino-Auswertung mit einem härteren "Director's Cut" sollte ebenfalls gut
funktionieren) befindet sich ein vierter Teil bereits in Vorbereitung, daran
dürfte sich auch nichts mehr ändern. Bleibt nur zu hoffen, daß Stallone seine
Lektionen gelernt hat und den Fans wieder mehr von dem bietet, was sie von
dieser Reihe erwarten – und das beschränkt sich keineswegs auf viel Blut …
Fazit: "The Expendables 3" ist ein ziemlich
mittelmäßiger Actionfilm – deutlich besser als der erste Teil, deutlich
schwächer als der zweite –, der versucht, allen zu gefallen, dabei aber trotz
des erneut spielfreudigen Staraufgebots die Stärken des selbstironischen, sich
selbst niemals ernst nehmenden Vorgängers vernachlässigt.
Wertung: 6 Punkte.
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