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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 15. Februar 2024

A RAINY DAY IN NEW YORK (2019)

Regie und Drehbuch: Woody Allen
Darsteller: Timothée Chalamet, Elle Fanning, Selena Gomez, Liev Schreiber, Jude Law, Diego Luna, Cherry Jones, Rebecca Hall, Kelly Rohrbach, Will Rogers, Annaleigh Ashford, Suki Waterhouse
A Rainy Day in New York (2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 47% (5,4); weltweites Einspielergebnis: $23,8 Mio.
FSK: 0, Dauer: 93 Minuten.
Als die 21-jährige angehende Journalistin Ashleigh (Elle Fanning, "Die Verführten") die Chance erhält, ihren Lieblings-Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber, "Spotlight") für ihre College-Zeitung in New York zu interviewen, ist nicht nur sie aus dem Häuschen. Auch ihr aus reichem New Yorker Hause stammender Freund und Kommilitone Gatsby (Timothée Chalamet, "Dune") freut sich darauf, sie zu begleiten und ihr endlich seine geliebte Heimatstadt zeigen zu können. Im "Big Apple" angekommen, lädt Pollard Ashleigh sogar zu einer privaten Vorführung seines neuesten Films ein – doch während sie begeistert von diesem ist, ist Pollard sehr unzufrieden und verschwindet frustriert. Da Ted Davidoff (Jude Law, "Sherlock Holmes"), Drehbuch-Autor des Films und langjähriger Freund Pollards, fürchtet, dieser könne in einer Kurzschlußhandlung den gesamten Film vernichten, macht er sich gemeinsam mit Ashleigh auf die Suche nach ihm – dabei treffen sie auf den von Ashleigh umschwärmten Filmstar Francisco Vega (Diego Luna, "Rogue One"), der sie kurzerhand zum Abendessen einlädt. Unterdessen vertreibt sich Gatsby die immer länger werdende Zeit des Wartens auf Ashleigh, indem er einige alte Freunde und seinen Bruder wiedersieht – und zufällig begegnet er auch Chan (Selena Gomez, "The Dead Don't Die"), der attraktiven jüngeren Schwester seiner Ex-Freundin Amy ...

Kritik:
In seiner Jahrzehnte umspannenden Karriere hat der New Yorker Filmemacher Woody Allen schon mehrere relativ uninspirierte Phasen durchgestanden, die Kritiker die Frage aufwerfen ließen, ob seine besten Zeiten endgültig vorbei seien. Bislang konnte Allen das jedes Mal nach einer Weile mit einem neuen Meisterwerk widerlegen – zuletzt "Midnight in Paris" aus dem Jahr 2011 –, doch hat er inzwischen längst die 80 Jahre überschritten, weshalb trotz seines unveränderten Ausstoßes von ziemlich genau einem Film pro Jahr (außer zu Pandemie-Zeiten) die Frage erlaubt sein muß, ob die Zeit des meisterhaften Woody Allen wirklich und endgültig vorbei ist. Abschließend beantworten läßt die sich natürlich nicht, solange Allen weitermacht, doch ist es auffällig, daß die meisten seiner Werke nach "Midnight in Paris" (und vielleicht noch dem zwei Jahre später folgenden und von den Kritikern sehr gelobten "Blue Jasmine", den ich jedoch nicht sonderlich mag) arg mittelmäßig ausfielen. Erfreulicherweise zählt "A Rainy Day in New York" jedoch zu den besseren Arbeiten des Altmeisters und ist in meinen Augen sein schwungvollster Film seit ebenjenem "Midnight in Paris".

Zugegeben, richtig viel Neues erzählt "A Rainy Day in New York" nicht, aber obwohl Woody Allen schon so viele New Yorker Geschichten erzählt hat, verbreitet diese neue auch ohne die ganz große Inspiration erfreulich viel gute Laune. Die "Wir lassen uns einen Tag und eine Nacht lang durch New York treiben und schauen, was passiert"-Prämisse erinnert ein wenig an die Filme von Fellini und Sorrentino oder auch an Martin Scorseses unterschätzten "Die Zeit nach Mitternacht" und unterhält das Publikum mit diversen heiter-skurrilen Begegnungen. Die etwas ernstere Hälfte von "A Rainy Day in New York" betrifft den passend benannten Gatsby, der zunächst gar nicht sonderlich sympathisch überkommt mit einer gewissen Überheblichkeit und Verächtlichkeit gegenüber allem Profanen. Schon bald und vor allem durch die Interaktion mit der mit einem schön trockenen Humor gesegneten Chan wird klar, daß es sich dabei eher um eine Fassade handelt, zudem lernt Gatsby einiges über sich selbst und die Menschen in seinem Leben. Das macht "A Rainy Day in New York" nicht zu einem Selbstfindungsfilm, aber es erdet die Geschichte und ihre Charaktere und schafft eine Verbindung zwischen Zuschauer und Protagonist. Daß die Chemie zwischen Timothée Chalamet und Selena Gomez stimmt, ist dabei naturgemäß hilfreich. Das gilt ebenso für die Tatsache, daß Allens Drehbuch ein paar richtige schöne Bonmots bereithält – etwa, wenn Gatsby auf die Bemerkung "Die Zeit verfliegt" einer Barbekanntschaft schlagfertig antwortet: "Ja, aber leider Holzklasse" (klingt im englischen Original etwas runder). Oder wenn Ted herausfindet, daß seine Ehefrau Connie (Rebecca Hall, "Vicky Cristina Barcelona") eine Affäre mit seinem besten Freund Larry hat und Connie diesen damit verteidigt, er verehre Ted so sehr, daß er sogar wie er rieche  worauf Ted entgegnet: "Na toll, er benutzt also mein Aftershave und meine Frau!" ...

Noch stärker auf Humor setzt der Handlungsstrang rund um Ashleigh und ihre Erlebnisse. Elle Fanning spielt Ashleighs großäugige Naivität und Begeisterungsfähigkeit sehr ausdrucksstark, weshalb wir sie gerne auf ihrer kleinen Odyssee durch die New Yorker Filmwelt begleiten. Zugegebenermaßen wirkt es im #MeToo-Zeitalter nicht ganz unproblematisch, daß die schöne junge Studentin von gleich drei deutlich älteren Männern umschwärmt wird (auch wenn nur der jüngste von ihnen ihr unzweideutig an die Wäsche will), aber Ashleigh erweist sich bei aller vordergründigen Naivität als reflektiert genug, um klug die Vor- und Nachteile einer möglichen Liebesnacht gegeneinander abzuwägen. Auch die kleineren Rollen sind hochkarätig besetzt, die Schauspieler liefern gewohnt gute Arbeit ab und veredeln selbst denkbar unspektakuläre Szenen. Alles in allem ist "A Rainy Day in New York" ein sehr typischer Woody Allen-Film, so typisch gar, daß man sich manchmal etwas zu sehr an seine früheren (und oft noch besseren) New York-Filme erinnert fühlt. Ein neues Meisterwerk ist Allen definitiv nicht gelungen, aber Fans seiner Arbeit sollten sich eineinhalb Stunden lang gut unterhalten fühlen.

Fazit: "A Rainy Day in New York" ist einer der besten Filme aus Woody Allens Spätphase  wenig originell, jedoch schwungvoll inszeniert und mit toller Besetzung und clever-amüsanten Dialogen.

Wertung: Knapp 7,5 Punkte.


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