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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 19. Oktober 2023

ANT-MAN AND THE WASP: QUANTUMANIA (2023)

Regie: Peyton Reed, Drehbuch: Jeff Loveness, Musik: Christophe Beck
Darsteller: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Jonathan Majors, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Kathryn Newton, Corey Stoll, Katy O'Brian, William Jackson Harper, David Dastmalchian, Bill Murray, Randall Park, Patricia Belcher, Tom Hiddleston, Owen Wilson
Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 46% (5,5); weltweites Einspielergebnis: $476,1 Mio.
FSK: 12, Dauer: 125 Minuten.
Scott "Ant-Man" Lang (Paul Rudd, "Wanderlust") schwebt im siebten Himmel: Seit dem Sieg über Thanos ist er als Teil der Avengers ein Superstar, seine Memoiren sind zum Bestseller geworden und auch privat läuft es mit seiner großen Liebe Hope "Wasp" van Dyne (Evangeline Lilly, "Der Hobbit 2") und der inzwischen erwachsenen Tochter Cassie (Kathryn Newton, "Ben is Back") glänzend. Doch als Cassie Scott ihr neues wissenschaftliches Projekt vorführen will, an dem sie mit Hope und deren Vater Hank (Michael Douglas, "Wall Street") gearbeitet hat, ist Hopes jahrzehntelang im Quantenreich gefangen gewesene Mutter Janet (Michelle Pfeiffer, "Dark Shadows") alarmiert und fordert panisch den sofortigen Abbruch – denn Cassie hat ein Gerät entwickelt, mit dem man Kontakt zum Quantenreich aufnehmen kann. Doch es ist zu spät und das Quintett wird unvermittelt durch ein Portal ins Quantenreich hineingezogen. Erst jetzt kann Janet ihren Mitstreitern beichten, daß sie ihnen bei weitem nicht alles über ihre Zeit im Quantenreich erzählt hatte – beispielsweise hatte sie nicht erwähnt, daß es dort Bewohner gibt. Vor allem hatte sie verschwiegen, daß sie die Bekanntschaft eines weiteren Gefangenen namens Kang (Jonathan Majors, "Da 5 Bloods") gemacht hatte, der zunächst sehr hilfreich war, sich aber als größenwahnsinniger Exilant mit Multiversums-Eroberungs-Phantasien entpuppte. Daher verhinderte Janet seine Flucht aus dem Quantenreich und ist nun Ziel der Rachegelüste des mithilfe seiner gesichtslosen "Quantumnauten" tyrannisch herrschenden und immer noch nach einem Ausweg suchenden Kang ...

Kritik:
Fragt man Fans des Marvel Cinematic Universe nach ihrer Lieblingsreihe innerhalb des MCU, so wird wahrscheinlich eher selten "Ant-Man" genannt werden. Und das ist gar nicht respektlos gemeint, denn die beiden ersten Solo-Filme des gutherzigen Diebes Scott Lang waren wirklich nett, witzig und sympathisch – gleichzeitig jedoch inhaltlich eher belanglos und ohne größere Bedeutung für das restliche MCU. Das fiel offenbar auch den Marvel-Bossen rund um MCU-Mastermind Kevin Feige auf und so sollte Ant-Man mit dem dritten Solofilm (wobei es das gar nicht mehr wirklich trifft, schon im Titel ist ja mit Wasp ein Duo daraus geworden) auf ein ganz neues Level transportiert werden. Denn "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" hat die Ehre, Phase Fünf des MCU zu eröffnen und der mit Phase Vier noch recht gemächlich begonnenen "Multiverse Saga" kräftig Schub zu verleihen. Zu diesem Zweck spielt "Quantumania" – nomen est omen – fast komplett im Quantenreich und stellt zumindest den reinen Kinozuschauern den neuen "Big Bad" nach Thanos vor, der die nächsten Jahre des Marvel-Universums prägen soll: Kang der Eroberer (wobei eine andere, ebenfalls von Jonathan Majors verkörperte Kang-Variante bereits in der ersten Staffel der Disney+-Serie "Loki" zu sehen war). Leider funktionierte das nicht ganz so wie geplant: "Quantumania" erhielt die (neben "Eternals") schlechtesten Kritiken aller MCU-Filme und obwohl die Zuschauerbewertungen wie so oft erheblich besser ausfielen, blieben auch die Einspielergebnisse weit hinter den Erwartungen (und den Vorgängern) zurück. Gerechtfertigt ist beides meiner Ansicht nach nur ansatzweise, denn "Quantumania" ist zwar vergleichsweise humorarm geraten und die Story gewinnt definitiv keinen Originalitätspreis – gleichzeitig wartet der Film mit einem vor allem visuell spektakulär gestalteten Quantenreich auf und einem Bösewicht, dessen erzählerisches Potential bisher lediglich angedeutet wird, der dank Jonathan Majors' ebenso charismatischer wie intensiver Darstellung allerdings bereits in diesem einleitenden Auftritt richtig gut funktioniert.

Daß Marvel und Disney mit "Quantumania" Großes vorhatten, ist nicht schwer zu erkennen. So verzichtet man fast komplett auf irdische Szenen – womit leider auch Scotts sympathisches Ex-Knacki-Team von der Security-Firma fehlt (zumindest ist Kurt-Darsteller David Dastmalchian als Sprecher und Motion Capture-Darsteller des gallertartigen Quantenreich-Bewohners Veb mit von der Partie) – und konzentriert sich auf das Quantenreich, wodurch "Quantumania" beinahe wie ein Weltraum-Abenteuer á la "Guardians of the Galaxy" wirkt. Wie sich herausstellt, ist das Quantenreich auch viel abwechslungsreicher und farbenfroher als es die kurzen Abstecher in den beiden vorherigen "Ant-Man"-Filmen vermuten ließen, womit für spektakuläre Bilder gesorgt ist. Jede Menge Action gibt es außerdem, da die eigentlichen Quantenreich-Bewohner um die Kriegerin Jentorra (Katy O'Brian, TV-Serie "Z Nation") und Telepath Quaz (William Jackson Harper, TV-Serie "The Good Place") eine bewaffene Rebellion gegen den mitleidlosen Kang und seine Minions Quantumnauten führen (über deren Hintergründe man leider überhaupt nichts erfährt). Kang wiederum hat mit Halb-Roboter-Halb-Mensch M.O.D.O.K. (Corey Stoll, "Black Mass") einen gefährlichen Verbündeten und Janets früherer Freund Lord Krylar (Bill Murray, "On the Rocks") ist auch ein Teil des Spiels. Es ist also jede Menge los und da unser zentrales Helden-Quintett beim Eintritt ins Quantenreich getrennt wird – Scott und Cassie bilden das eine Team, Familie van Dyne das andere –, geht es auf der Suche nacheinander ziemlich turbulent zu.

Bedauerlicherweise holen der bewährte Regisseur Peyton Reed und der neue Drehbuch-Autor Jeff Loveness in seinem Kinodebüt (war zuvor primär als einer der Autoren der TV-Serie "Rick and Morty" bekannt) viel zu wenig aus den dramaturgischen Möglichkeiten heraus. Einerseits geben Scott und seine Tochter Cassie (die angesichts des Zeitsprungs nach dem Kampf gegen Thanos erstmals von Kathryn Newton verkörpert wird statt wie in den beiden ersten Filmen von der nun für die Rolle zu jungen Abby Ryder Fortson) ein sehr patentes Team ab und ihre Konfrontation mit M.O.D.O.K. – zu dem sie, wie sich schnell herausstellt, eine persönliche Verbindung haben – entwickelt sich durchaus interessant. Andererseits braucht die Storyline der van Dynes einige Zeit, um Fahrt zu gewinnen und Bill Murrays Figur ist eigentlich komplett überflüssig. Immerhin bekommt Michelle Pfeiffer als Janet van Dyne etwas mehr zu tun als in den vorherigen Filmen, da sie als einzige Kang bereits kennt und ziemlich genau einschätzen kann, welche Folgen sein Entkommen aus dem Quantenreich haben könnte. Folglich zählen die gemeinsamen Szenen von Pfeiffer und Majors zu den Höhepunkten von "Quantumania", die jedoch leider im ganzen Actiongetümmel an Wirkung verlieren. Wie so häufig im Superhelden-Genre gilt auch hier: Etwas mehr Handlung und Figurenzeichnung bei etwas weniger Action wäre wünschenswert gewesen! Doch auch so gewinnt Kang an Profil und ist "Quantumania" insgesamt ähnlich unterhaltsam wie "Ant-Man" und "Ant-Man and the Wasp" geraten – wenn auch, wie erwähnt, mit deutlich weniger Humor, was angesichts Paul Rudds komödiantischer Fähigkeiten durchaus schade ist. Technisch überzeugt "Quantumania" dafür größtenteils, vor allem die Darstellung des Quantenreichs ist wirklich eindrucksvoll geraten. Nicht unumstritten ist hingegen das Design von M.O.D.O.K., das in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig ist und nur bedingt realistisch aussieht – ich habe mich aber recht schnell daran gewöhnt und finde es insgesamt doch gelungen. Somit mag "Quantumania" zwar nicht das große, epische Highlight geworden sein, das Marvel und Disney vorschwebte, Fans des MCU sollten aber dennoch zwei Stunden lang sehr solide unterhalten werden. Und wie es mit der Multiverse Saga und Kang weitergeht, bleibt nicht nur angesichts der obligatorischen Mid-Credit-Szene spannend (sofern nicht Jonathan Majors' persönliche Probleme – er wurde wegen häuslicher Gewalt angeklagt – noch für größere Umwälzungen bei den MCU-Plänen führen).

Fazit: "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" entführt die MCU-Fans in ein actionreiches und farbenfrohes Quasi-Weltraum-Abenteuer im schön gestalteten Quantenreich, präsentiert dabei aber eine eher mittelmäßige Story und fällt erheblich humorärmer aus als die Vorgänger.

Wertung: 7 Punkte.


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