Regie: Peyton Reed, Drehbuch: Jeff Loveness, Musik: Christophe Beck
Darsteller: Paul
Rudd, Evangeline Lilly, Jonathan Majors, Michael Douglas, Michelle
Pfeiffer, Kathryn Newton, Corey Stoll, Katy O'Brian, William Jackson
Harper, David Dastmalchian, Bill Murray, Randall Park,
Patricia Belcher, Tom Hiddleston, Owen Wilson
FSK: 12, Dauer: 125
Minuten.
Scott "Ant-Man"
Lang (Paul Rudd, "Wanderlust") schwebt im siebten Himmel:
Seit dem Sieg über Thanos ist er als Teil der Avengers ein
Superstar, seine Memoiren sind zum Bestseller geworden und auch
privat läuft es mit seiner großen Liebe Hope "Wasp" van
Dyne (Evangeline Lilly, "Der Hobbit 2") und der inzwischen
erwachsenen Tochter Cassie (Kathryn Newton, "Ben is Back")
glänzend. Doch als Cassie Scott ihr neues wissenschaftliches Projekt
vorführen will, an dem sie mit Hope und deren Vater Hank (Michael
Douglas, "Wall Street") gearbeitet hat, ist Hopes jahrzehntelang im
Quantenreich gefangen gewesene Mutter Janet (Michelle Pfeiffer, "Dark
Shadows") alarmiert und fordert panisch den sofortigen Abbruch – denn
Cassie hat ein Gerät entwickelt, mit dem man Kontakt zum
Quantenreich aufnehmen kann. Doch es ist zu spät und das Quintett
wird unvermittelt durch ein Portal ins Quantenreich hineingezogen.
Erst jetzt kann Janet ihren Mitstreitern beichten, daß sie ihnen
bei weitem nicht alles über ihre Zeit im Quantenreich erzählt hatte –
beispielsweise hatte sie nicht erwähnt, daß es dort Bewohner gibt. Vor allem hatte sie verschwiegen, daß sie die Bekanntschaft
eines weiteren Gefangenen namens Kang (Jonathan Majors, "Da 5
Bloods") gemacht hatte, der zunächst sehr hilfreich war, sich aber als größenwahnsinniger Exilant mit
Multiversums-Eroberungs-Phantasien entpuppte. Daher
verhinderte Janet seine Flucht aus dem Quantenreich und ist nun Ziel der Rachegelüste des mithilfe seiner gesichtslosen
"Quantumnauten" tyrannisch herrschenden und immer noch nach einem Ausweg suchenden Kang ...
Kritik:
Fragt
man Fans des Marvel Cinematic Universe nach ihrer Lieblingsreihe
innerhalb des MCU, so wird wahrscheinlich eher selten "Ant-Man" genannt
werden. Und das ist gar nicht respektlos gemeint, denn die beiden
ersten Solo-Filme des gutherzigen Diebes Scott Lang waren wirklich
nett, witzig und sympathisch – gleichzeitig jedoch inhaltlich
eher belanglos und ohne größere Bedeutung für das restliche MCU.
Das fiel offenbar auch den Marvel-Bossen rund um MCU-Mastermind Kevin
Feige auf und so sollte Ant-Man mit dem dritten Solofilm (wobei es
das gar nicht mehr wirklich trifft, schon im Titel ist ja mit Wasp
ein Duo daraus geworden) auf ein ganz neues Level transportiert
werden. Denn "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" hat die
Ehre, Phase Fünf des MCU zu eröffnen und der mit Phase Vier noch recht
gemächlich begonnenen "Multiverse Saga" kräftig Schub zu
verleihen. Zu diesem Zweck spielt "Quantumania" – nomen
est omen – fast komplett im Quantenreich und stellt zumindest den
reinen Kinozuschauern den neuen "Big Bad" nach Thanos
vor, der die nächsten Jahre des Marvel-Universums prägen soll: Kang
der Eroberer (wobei eine andere, ebenfalls von Jonathan Majors
verkörperte Kang-Variante bereits in der ersten Staffel der
Disney+-Serie "Loki" zu sehen war). Leider funktionierte
das nicht ganz so wie geplant: "Quantumania"
erhielt die (neben "Eternals") schlechtesten Kritiken aller
MCU-Filme und obwohl die Zuschauerbewertungen wie so oft erheblich
besser ausfielen, blieben auch die Einspielergebnisse weit hinter den
Erwartungen (und den Vorgängern) zurück. Gerechtfertigt ist
beides meiner Ansicht nach nur ansatzweise, denn "Quantumania"
ist zwar vergleichsweise humorarm geraten und die Story gewinnt
definitiv keinen Originalitätspreis – gleichzeitig wartet der Film mit einem vor allem visuell spektakulär gestalteten
Quantenreich auf und einem Bösewicht, dessen erzählerisches
Potential bisher lediglich angedeutet wird, der dank Jonathan Majors'
ebenso charismatischer wie intensiver Darstellung allerdings bereits in
diesem einleitenden Auftritt richtig gut funktioniert.
Daß
Marvel und Disney mit "Quantumania" Großes vorhatten, ist nicht schwer zu erkennen. So verzichtet man fast komplett auf irdische
Szenen – womit leider auch Scotts sympathisches Ex-Knacki-Team von
der Security-Firma fehlt (zumindest ist Kurt-Darsteller David
Dastmalchian als Sprecher und Motion Capture-Darsteller des gallertartigen Quantenreich-Bewohners
Veb mit von der Partie) – und konzentriert sich auf das
Quantenreich, wodurch "Quantumania" beinahe wie ein
Weltraum-Abenteuer á la "Guardians of the Galaxy" wirkt.
Wie sich herausstellt, ist das Quantenreich auch viel
abwechslungsreicher und farbenfroher als es die kurzen Abstecher in
den beiden vorherigen "Ant-Man"-Filmen vermuten ließen,
womit für spektakuläre Bilder gesorgt ist. Jede Menge Action gibt
es außerdem, da die eigentlichen Quantenreich-Bewohner um die Kriegerin
Jentorra (Katy O'Brian, TV-Serie "Z Nation") und Telepath Quaz (William Jackson Harper, TV-Serie "The Good
Place") eine bewaffene Rebellion gegen den mitleidlosen Kang und
seine Minions
Quantumnauten führen (über deren Hintergründe man leider überhaupt nichts erfährt). Kang wiederum hat mit Halb-Roboter-Halb-Mensch M.O.D.O.K. (Corey Stoll, "Black Mass")
einen gefährlichen Verbündeten und Janets früherer Freund
Lord Krylar (Bill Murray, "On the Rocks") ist auch ein Teil
des Spiels. Es ist also jede Menge los und da unser zentrales
Helden-Quintett beim Eintritt ins Quantenreich getrennt wird –
Scott und Cassie bilden das eine Team, Familie van Dyne das
andere –, geht es auf der Suche nacheinander ziemlich turbulent zu.
Bedauerlicherweise
holen der bewährte Regisseur Peyton Reed und der neue Drehbuch-Autor
Jeff Loveness in seinem Kinodebüt (war zuvor primär als einer der
Autoren der TV-Serie "Rick and Morty" bekannt) viel zu
wenig aus den dramaturgischen Möglichkeiten heraus. Einerseits geben
Scott und seine Tochter Cassie (die angesichts des Zeitsprungs nach
dem Kampf gegen Thanos erstmals von Kathryn Newton verkörpert wird
statt wie in den beiden ersten Filmen von der nun für die Rolle zu
jungen Abby Ryder Fortson) ein sehr patentes Team ab und ihre
Konfrontation mit M.O.D.O.K. – zu dem sie, wie sich schnell
herausstellt, eine persönliche Verbindung haben – entwickelt sich
durchaus interessant. Andererseits braucht die Storyline der van
Dynes einige Zeit, um Fahrt zu gewinnen und Bill Murrays
Figur ist eigentlich komplett überflüssig. Immerhin bekommt
Michelle Pfeiffer als Janet van Dyne etwas mehr zu tun als in den
vorherigen Filmen, da sie als einzige Kang bereits kennt und ziemlich
genau einschätzen kann, welche Folgen sein Entkommen aus
dem Quantenreich haben könnte. Folglich zählen die
gemeinsamen Szenen von Pfeiffer und Majors zu den Höhepunkten von "Quantumania", die jedoch leider im ganzen
Actiongetümmel an Wirkung verlieren. Wie so häufig im
Superhelden-Genre gilt auch hier: Etwas mehr Handlung und
Figurenzeichnung bei etwas weniger Action wäre wünschenswert
gewesen! Doch auch so gewinnt Kang an Profil und ist
"Quantumania" insgesamt ähnlich unterhaltsam wie "Ant-Man" und "Ant-Man and the Wasp" geraten – wenn auch, wie
erwähnt, mit deutlich weniger Humor, was angesichts Paul Rudds
komödiantischer Fähigkeiten durchaus schade ist. Technisch
überzeugt "Quantumania" dafür größtenteils, vor allem
die Darstellung des Quantenreichs ist wirklich eindrucksvoll geraten. Nicht unumstritten ist hingegen das Design von M.O.D.O.K., das in
der Tat etwas gewöhnungsbedürftig ist und nur bedingt realistisch
aussieht – ich habe mich aber recht schnell daran gewöhnt und
finde es insgesamt doch gelungen. Somit mag "Quantumania"
zwar nicht das große, epische Highlight geworden sein, das Marvel
und Disney vorschwebte, Fans des MCU sollten aber dennoch zwei
Stunden lang sehr solide unterhalten werden. Und wie es mit der
Multiverse Saga und Kang weitergeht, bleibt nicht nur angesichts der
obligatorischen Mid-Credit-Szene spannend (sofern nicht Jonathan
Majors' persönliche Probleme – er wurde wegen häuslicher Gewalt
angeklagt – noch für größere Umwälzungen bei den MCU-Plänen
führen).
Fazit:
"Ant-Man and the Wasp: Quantumania" entführt die MCU-Fans
in ein actionreiches und farbenfrohes Quasi-Weltraum-Abenteuer im
schön gestalteten Quantenreich, präsentiert dabei aber eine eher
mittelmäßige Story und fällt erheblich humorärmer aus als die
Vorgänger.
Wertung:
7 Punkte.
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