Regie und Drehbuch: Sofia Coppola, Musik: Phoenix
Darsteller: Rashida
Jones, Bill Murray, Marlon Wayans, Jessica Henwick, Jenny Slate,
Liyanna Muscat, Barbara Bain, Juliana Canfield, Alva Chinn
FSK: 12, Dauer: 101
Minuten.
Wegen eines kleinen
irritierenden Moments beginnt die Schriftstellerin Laura (Rashida
Jones, "The Social Network") zu befürchten, ihr Ehemann und Vater
ihrer beider Töchter Dean (Marlon Wayans, "G.I. Joe") könnte eine Affäre haben. Ein paar weitere
verdächtige Details sowie die Tatsache, daß der Tech-Unternehmer Dean
aktuell ständig geschäftlich unterwegs ist und seine Kollegin Fiona
(Jessica Henwick, "Underwater") ausgesprochen attraktiv ist, verstärken Lauras Furcht um ihre Ehe. Und als sie ihrem Vater, dem großspurigen und
reichen Kunsthändler und Frauenheld Felix (Bill Murray, "Moonrise Kingdom"), am Telefon von der
Sache berichtet, ist seine Reaktion auch nicht gerade hilfreich, denn er ist überzeugt, daß Dean sie betrügt.
Wenig später taucht Felix vor Lauras Tür auf und überredet sie
dazu, Dean zu beschatten und zudem durch seine zahlreichen Kontakte
herauszufinden, was er wirklich auf seinen Geschäftsreisen anstellt.
Laura hält davon eigentlich nichts, doch andererseits will sie
natürlich wissen, wie es wirklich um ihre Ehe steht – und etwas Zeit mit dem charmanten Macho Felix zu verbringen, der in ihrer
Kindheit nicht wirklich oft für sie da war, fühlt sich auch nicht
so schlecht an ...
Kritik:
Als Sofia Coppola
und Bill Murray erstmals zusammenarbeiteten, entstand daraus 2003 ein Stück purer Kinomagie: "Lost in Translation",
einer meiner absoluten Lieblingsfilme, ist eine wunderschöne,
melancholisch-poetische Tragikomödie, die Murray als seriösen Schauspieler abseits des Comedy-Faches etablierte, ein
wichtiger Schritt auf Scarlett Johanssons Weg zum Hollywood-Superstar
war und Sofia Coppola für das Drehbuch einen OSCAR einbrachte (und
sie damit endgültig von ihrem Vater, "Der Pate"-Regisseur
Francis Ford Coppola, emanzipierte). Seitdem verlief Coppolas
Karriere allerdings nicht ganz reibungslos. Zwar behauptet sie sich
als eine von noch immer eher wenigen Filmemacherinnen in der von Männern
dominierten Branche und schuf mit Werken wie "Marie Antoinette",
"Somewhere" oder "Die Verführten" eine ganze
Reihe sehr solider Filme – doch ein echter (kommerzieller oder
künstlerischer) Hit läßt seit "Lost in Translation" auf sich warten. Umso gespannt
war die Filmwelt auf Sofia Coppolas Wiedervereinigung mit Bill Murray für
die Vater-Tochter-Geschichte "On the
Rocks". Kinomagie ist diesmal leider nicht entstanden,
dennoch überzeugt "On the Rocks" nach zähem Beginn
insgesamt, was mit Coppolas sensibler Leitung ebenso zu tun hat wie
mit Murrays gewohnt charismatisch-knorriger Darstellung, die ihm eine
Golden Globe-Nominierung einbrachte (und auch Rashida Jones macht
ihre Sache gut).
Wie wichtig Bill
Murrays Präsenz für "On the Rocks" ist, merkt man in den
ersten 20 Minuten – in denen er, abseits eines kurzen Telefonats,
abwesend ist. Das Kennenlernen des Publikums mit Laura und ihrer eigentlich
harmonischen kleinen Familie ist durchaus sympathisch, dabei aber
denkbar unspektakulär geraten und auch das Etablieren von
Verdachtsmomenten gegen Dean fühlt sich recht bemüht an.
Glücklicherweise wird mit Murrays Ankunft alles besser, denn seine Rolle des alternden, aber unverbesserlichen Schwerenöters
Felix wurde ihm von Coppola offensichtlich genau auf den Leib
geschrieben. Man schließt den sorglosen und sehr direkten
Charmebolzen schnell ins Herz und ist dabei auch bereit, darüber
hinwegzusehen, daß sein Verhalten nicht immer ganz politisch korrekt
ist. So kann man als Zuschauer nachvollziehen, warum auch Laura
ihrem Vater nie lange böse sein kann und sich immer wieder von ihm
einwickeln läßt, sogar ein Bedürfnis nach seiner Nähe
hat. Felix' Versuche, Dean einerseits mit der Hilfe seiner zahlreichen
Kontakte überall in der Welt nachzuspüren und ihn andererseits direkt zu verfolgen, solange er in der Stadt ist, kann man kaum als
lehrbuchhaftes Verhalten in einer solchen Situation einstufen – was
eigentlich auch Laura klar ist, die Dean klugerweise lieber direkt
konfrontieren würde. Aber dafür sind die (harmlosen) Eskapaden der beiden für das Publikum
definitiv unterhaltsam mitanzuschauen. Laura ist dabei durchaus
bewußt, daß diese Situation, die ihr ganzes zukünftiges Leben
entscheiden könnte, für Felix eher ein aufregendes Spiel ist, in
dem er zusammen mit seiner Tochter Spion spielen kann – aber sie
kann sich ihm einfach nicht entziehen …
Die
Resultate der Spionage-Bemühungen halten sich in ihrer
Aussagekraft zunächst in engen Grenzen, was nach Felix' Logik immer
haarsträubendere Aktionen nötig macht. Und genau davon lebt "On
the Rocks", denn die eigentliche Handlung rund um Lauras
Verdacht könnte für sich genommen wohl kaum den ganzen Film tragen. Doch
das – zwar amüsante, aber letztlich wohlgemerkt stets
unspektakuläre – Stalking des ahnungslosen Dean unterhält über
die rund eineinhalb Stunden hinweg ordentlich und die Gespräche
zwischen dem so unterschiedlichen Vater-Tochter-Gespann wurden von
Coppola gut geschrieben, sorgen hin und wieder sogar für ein paar
interessante Einsichten in die Familiendynamik. Star des Films ist
und bleibt aber Bill Murray, der mit Rashida Jones ein gutes Gespann
abgibt, wenn sein Felix ihre eher langweilige Laura auch immer wieder
deutlich überstrahlt. Marlon Wayans gibt derweil überzeugend den
grundsympathischen Dean und schafft es trotz geringer Screentime, ihn
undurchsichtig genug darzustellen, daß man sich bis zum Ende fragt,
ob er nun eine Affäre hat oder nicht. Insgesamt ist der von den
sanften elektronischen Klängen der französischen Band Phoenix (mit
der Sofia Coppola bereits bei "Somewhere" und "Die
Verführten" zusammenarbeitete) untermalte "On the Rocks"
eine unaufgeregte, jedoch recht vergnügliche Tragikomödie geworden – mit Fokus auf dem
Komödienteil. Bei weitem nicht die Liga von "Lost
in Translation", aber für Anhänger des Genres, von Bill Murray oder von
Coppolas Stil absolut sehenswert.
Fazit:
"On the Rocks" ist eine entspannte
Vater-Tochter-Tragikomödie mit dünner Handlung, aber unterhaltsamen
Dialogen, die primär von ihrem gut aufgelegten Hauptdarsteller
Bill Murray lebt.
Wertung:
7 Punkte.
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