Originaltitel: Escape Room: Tournament of Champions
Regie: Adam Robitel,
Drehbuch: Will Honley, Maria Melnik, Daniel Tuch und Oren Uziel,
Musik: John Carey und Brian Tyler
Darsteller: Taylor
Russell, Logan Miller, Holland Roden, Thomas Cocquerel, Indya Moore,
Lucy Newman-Williams, Carlito Olivero, Matt Esof, Scott Coker,
Deborah Ann Woll
FSK: 16, Dauer: 89
Minuten.
Zoey (Taylor
Russell, "Bones and All") und Ben (Logan Miller, "Scouts
vs. Zombies") sind den tödlichen Escape Rooms der bösartigen
Minos Corporation entkommen, so richtig verarbeiten können sie das
Er- und Überlebte trotz therapeutischer Hilfe aber noch nicht. Vor allem Zoey
ist wild entschlossen, Minos ein für allemal das Handwerk zu legen.
Als sie Hinweise auf einen neuen "Spiel"-Durchlauf findet,
reist sie gemeinsam mit Ben nach New York, wo Minos seine Zentrale haben soll.
Wie sich herausstellt, war jedoch alles nur eine Falle, um Zoey und
Ben herzulocken, denn schon bald finden sie sich in einem neuen
perversen Escape Room in einem unter Strom gesetzten U-Bahn-Waggon
wieder. Gemeinsam mit Rachel (Holland Roden, TV-Serie "Teen
Wolf"), Theo (Carlito Olivero, "Bad Samaritan"),
Brianna (Indya Moore, "Queen & Slim") und Nathan
(Thomas Cocquerel, "Table 19"), vier weiteren Überlebenden
früherer Minos-Escape Rooms, sind sie offenbar Teil eines perfiden
"Turniers der Champions" ...
Kritik:
Im Jahr 2019 gelang
dem US-amerikanischen Filmemacher Adam Robitel ("Insidious: The
Last Key") mit dem deutlich von Genreklassikern wie "Saw"
oder "Cube" inspirierten Horrorthriller "Escape Room"
trotz eher mittelmäßiger Kritiken ein richtiger Hit – wie schon das
weltweite Einspielergebnis von fast $156 Mio. bei einem Budget von
lediglich $9 Mio. belegt. Angesichts dessen sowie des recht offenen
Endes von "Escape Room" war es keine Überraschung, als schnell eine
Fortsetzung angekündigt wurde. Die kam dann auch gerade mal zwei Jahre
später mit "Escape Room 2 – No Way Out" und setzte das
Erfolgskonzept auf dem ungefähr gleichen qualitativen Niveau und erneut unter der Regie von Adam Robitel fort. Zwar
nicht mehr ganz so erfolgreich – knapp $66 Mio. Einspielergebnis
bei Produktionskosten von $15 Mio. –, aber die Story wurde mit
einem sympathischen Ensemble konsequent fortgesetzt. Und das reicht
dann eigentlich auch schon aus, um die meisten Fans des ersten Teils
zufriedenzustellen. Wobei es schade ist, daß Robitel und
seine gleich vier Drehbuch-Autoren nicht etwas mehr gewagt und vor
allem das bereits im Vorgänger zu kurz gekommene Miträtsel-Potential
des Escape Room-Konzepts stärker ausgeschöpft haben.
Wenn
ein Film, der eigentlich als in sich abgeschlossen geplant war, sich
an den Kinokassen als unerwartet erfolgreich erwiesen hat, versucht
die Fortsetzung gerne, ihn in möglichst vielen Bereichen
zu übertrumpfen, um das Publikum bei der Stange zu halten. Nun hat
das Ende von "Escape Room" zwar gezeigt, daß das Filmteam
um Regisseur Robitel und die Drehbuch-Autoren bereits mit einem
Sequel geliebäugelt hat, richtig durchgeplant war die weitere Story aber offensichtlich nicht – denn "Escape Room 2"
bemüht sich in der Tat primär darum, das Original mit noch
ausgefeilteren und perfideren Fallen zu übertrumpfen. Dagegen
ist im Prinzip auch nichts einzuwenden, allerdings ist Originalität
natürlich etwas anderes und zudem leidet die (bereits in Teil 1
überschaubare) Glaubwürdigkeit des Szenarios unter diesen
Bemühungen erheblich. Mögen Zoeys trotzige Bemühungen, Minos zu
Fall zu bringen, noch nachvollziehbar sein und vielleicht sogar Bens
Bereitschaft, aus Loyalität zu ihr widerwillig mitzumachen, wird es
schon nach wenigen Minuten zunehmend abstrus. Allein die Art und
Weise, wie die beiden mit den übrigen "Champions" früherer
"Wettbewerbe" – und nur diesen! – an einem von Minos
präparierten Ort versammelt werden, ist höchstens dann ansatzweise
glaubwürdig, wenn man Minos eine enorme Macht in der Welt zugesteht.
Und in den späteren Escape Room-Szenarien wird das höchstens
minimal besser.
Die
Escape Rooms selbst sind hingegen sehr interessant aufgebaut und
übertreffen jene des ersten Teils hinsichtlich des
Unterhaltsamkeitsgrads für das Publikum meines Erachtens recht
deutlich. Die Szenarien mit etwa einer Bank und
einer Küstenidylle sind abwechslungsreicher und optisch noch ansehnlicher als
zuvor. Was sich leider nicht geändert hat, ist die Tatsache, daß
Robitel und die diesmal gleich vier Autoren (von denen mit Maria
Melnik nur eine bereits am Original beteiligt war) weiterhin das
Rätsel-Potential der reizvollen Escape Room-Prämisse weitgehend
ignorieren. Bereits im ersten Teil war es für die Zuschauer kaum
möglich, mit den Protagonisten mitzurätseln und nach einer Lösung
für die Flucht aus den Fallenräumen zu suchen, weil das Erzähltempo
dafür einfach viel zu hoch war und die Filmfiguren unrealistisch
schnell kombinierten und zudem noch einen Wissensvorteil hatten, weil
die Fallen auf frühere Erlebnisse von ihnen zugeschnitten waren. Im
zweiten Teil fehlt diese persönliche Verbindung zwischen den
"Champions" und den Escape Rooms – was diese bei aller
Raffinesse auch ein Stück weit beliebiger wirken läßt –, dennoch
hat man als Zuschauer eigentlich keine Chance, des Rätsels Lösung
schneller zu finden als die Protagonisten. Für die Filmemacher bleibt es offensichtlich wichtiger, möglichst viele verschiedene
Szenarien in gut eineinhalb Stunden zu pressen. Das hat natürlich
den Vorteil, daß es nie langweilig wird, aber gleichzeitig fühlt
sich das Publikum nie so involviert, wie es möglich wäre.
Apropos Protagonisten: Auch die wirken im zweiten Teil etwas
beliebiger als im ersten, haben weniger Ecken und Kanten, wirken
dafür insgesamt aber sympathischer. Das ist letztlich eine
Geschmacksfrage; beide Ansätze haben ihre Berechtigung und
funktionieren gut genug. Unter dem Strich erreicht "Escape Room
2" vor allem wegen der spannenderen und noch hochwertiger
inszenierten Fallenräume fast das leicht überdurchschnittliche
Qualitätsniveau des Vorgängers, gleichzeitig nutzt sich das Konzept aber naturgemäß auch etwas ab.
Abschließend soll erwähnt werden, daß sich meine Rezension auf die Kinofassung
bezieht. Fürs Heimkino wurde später noch eine alternative Version
mit anderer Rahmenhandlung (in der James Frain und Isabelle Fuhrman
als zusätzliche Darsteller auftreten) veröffentlicht, in der die
Fallen-Ersteller von Minos etwas mehr im Mittelpunkt stehen. An
welches Ende ein möglicher dritter Teil anknüpfen würde, ist
unklar.
Fazit:
Der Horrorthriller "Escape Room 2 – No Way Out" hält das leicht
überdurchschnittliche Niveau des Vorgängers, wenngleich Stärken
und Schwächen des Horrorthrillers etwas anders verteilt sind.
Wertung:
6,5 Punkte.
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