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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 15. Juni 2023

ESCAPE ROOM 2 – NO WAY OUT (2021)

Originaltitel: Escape Room: Tournament of Champions
Regie: Adam Robitel, Drehbuch: Will Honley, Maria Melnik, Daniel Tuch und Oren Uziel, Musik: John Carey und Brian Tyler
Darsteller: Taylor Russell, Logan Miller, Holland Roden, Thomas Cocquerel, Indya Moore, Lucy Newman-Williams, Carlito Olivero, Matt Esof, Scott Coker, Deborah Ann Woll
Escape Room: Tournament of Champions (2021) on IMDb Rotten Tomatoes: 51% (5,4); weltweites Einspielergebnis: $65,8 Mio.
FSK: 16, Dauer: 89 Minuten.
Zoey (Taylor Russell, "Bones and All") und Ben (Logan Miller, "Scouts vs. Zombies") sind den tödlichen Escape Rooms der bösartigen Minos Corporation entkommen, so richtig verarbeiten können sie das Er- und Überlebte trotz therapeutischer Hilfe aber noch nicht. Vor allem Zoey ist wild entschlossen, Minos ein für allemal das Handwerk zu legen. Als sie Hinweise auf einen neuen "Spiel"-Durchlauf findet, reist sie gemeinsam mit Ben nach New York, wo Minos seine Zentrale haben soll. Wie sich herausstellt, war jedoch alles nur eine Falle, um Zoey und Ben herzulocken, denn schon bald finden sie sich in einem neuen perversen Escape Room in einem unter Strom gesetzten U-Bahn-Waggon wieder. Gemeinsam mit Rachel (Holland Roden, TV-Serie "Teen Wolf"), Theo (Carlito Olivero, "Bad Samaritan"), Brianna (Indya Moore, "Queen & Slim") und Nathan (Thomas Cocquerel, "Table 19"), vier weiteren Überlebenden früherer Minos-Escape Rooms, sind sie offenbar Teil eines perfiden "Turniers der Champions" ...

Kritik:
Im Jahr 2019 gelang dem US-amerikanischen Filmemacher Adam Robitel ("Insidious: The Last Key") mit dem deutlich von Genreklassikern wie "Saw" oder "Cube" inspirierten Horrorthriller "Escape Room" trotz eher mittelmäßiger Kritiken ein richtiger Hit – wie schon das weltweite Einspielergebnis von fast $156 Mio. bei einem Budget von lediglich $9 Mio. belegt. Angesichts dessen sowie des recht offenen Endes von "Escape Room" war es keine Überraschung, als schnell eine Fortsetzung angekündigt wurde. Die kam dann auch gerade mal zwei Jahre später mit "Escape Room 2 – No Way Out" und setzte das Erfolgskonzept auf dem ungefähr gleichen qualitativen Niveau und erneut unter der Regie von Adam Robitel fort. Zwar nicht mehr ganz so erfolgreich – knapp $66 Mio. Einspielergebnis bei Produktionskosten von $15 Mio. –, aber die Story wurde mit einem sympathischen Ensemble konsequent fortgesetzt. Und das reicht dann eigentlich auch schon aus, um die meisten Fans des ersten Teils zufriedenzustellen. Wobei es schade ist, daß Robitel und seine gleich vier Drehbuch-Autoren nicht etwas mehr gewagt und vor allem das bereits im Vorgänger zu kurz gekommene Miträtsel-Potential des Escape Room-Konzepts stärker ausgeschöpft haben.

Wenn ein Film, der eigentlich als in sich abgeschlossen geplant war, sich an den Kinokassen als unerwartet erfolgreich erwiesen hat, versucht die Fortsetzung gerne, ihn in möglichst vielen Bereichen zu übertrumpfen, um das Publikum bei der Stange zu halten. Nun hat das Ende von "Escape Room" zwar gezeigt, daß das Filmteam um Regisseur Robitel und die Drehbuch-Autoren bereits mit einem Sequel geliebäugelt hat, richtig durchgeplant war die weitere Story aber offensichtlich nicht – denn "Escape Room 2" bemüht sich in der Tat primär darum, das Original mit noch ausgefeilteren und perfideren Fallen zu übertrumpfen. Dagegen ist im Prinzip auch nichts einzuwenden, allerdings ist Originalität natürlich etwas anderes und zudem leidet die (bereits in Teil 1 überschaubare) Glaubwürdigkeit des Szenarios unter diesen Bemühungen erheblich. Mögen Zoeys trotzige Bemühungen, Minos zu Fall zu bringen, noch nachvollziehbar sein und vielleicht sogar Bens Bereitschaft, aus Loyalität zu ihr widerwillig mitzumachen, wird es schon nach wenigen Minuten zunehmend abstrus. Allein die Art und Weise, wie die beiden mit den übrigen "Champions" früherer "Wettbewerbe" – und nur diesen! – an einem von Minos präparierten Ort versammelt werden, ist höchstens dann ansatzweise glaubwürdig, wenn man Minos eine enorme Macht in der Welt zugesteht. Und in den späteren Escape Room-Szenarien wird das höchstens minimal besser.

Die Escape Rooms selbst sind hingegen sehr interessant aufgebaut und übertreffen jene des ersten Teils hinsichtlich des Unterhaltsamkeitsgrads für das Publikum meines Erachtens recht deutlich. Die Szenarien mit etwa einer Bank und einer Küstenidylle sind abwechslungsreicher und optisch noch ansehnlicher als zuvor. Was sich leider nicht geändert hat, ist die Tatsache, daß Robitel und die diesmal gleich vier Autoren (von denen mit Maria Melnik nur eine bereits am Original beteiligt war) weiterhin das Rätsel-Potential der reizvollen Escape Room-Prämisse weitgehend ignorieren. Bereits im ersten Teil war es für die Zuschauer kaum möglich, mit den Protagonisten mitzurätseln und nach einer Lösung für die Flucht aus den Fallenräumen zu suchen, weil das Erzähltempo dafür einfach viel zu hoch war und die Filmfiguren unrealistisch schnell kombinierten und zudem noch einen Wissensvorteil hatten, weil die Fallen auf frühere Erlebnisse von ihnen zugeschnitten waren. Im zweiten Teil fehlt diese persönliche Verbindung zwischen den "Champions" und den Escape Rooms – was diese bei aller Raffinesse auch ein Stück weit beliebiger wirken läßt –, dennoch hat man als Zuschauer eigentlich keine Chance, des Rätsels Lösung schneller zu finden als die Protagonisten. Für die Filmemacher bleibt es offensichtlich wichtiger, möglichst viele verschiedene Szenarien in gut eineinhalb Stunden zu pressen. Das hat natürlich den Vorteil, daß es nie langweilig wird, aber gleichzeitig fühlt sich das Publikum nie so involviert, wie es möglich wäre. Apropos Protagonisten: Auch die wirken im zweiten Teil etwas beliebiger als im ersten, haben weniger Ecken und Kanten, wirken dafür insgesamt aber sympathischer. Das ist letztlich eine Geschmacksfrage; beide Ansätze haben ihre Berechtigung und funktionieren gut genug. Unter dem Strich erreicht "Escape Room 2" vor allem wegen der spannenderen und noch hochwertiger inszenierten Fallenräume fast das leicht überdurchschnittliche Qualitätsniveau des Vorgängers, gleichzeitig nutzt sich das Konzept aber naturgemäß auch etwas ab.

Abschließend soll erwähnt werden, daß sich meine Rezension auf die Kinofassung bezieht. Fürs Heimkino wurde später noch eine alternative Version mit anderer Rahmenhandlung (in der James Frain und Isabelle Fuhrman als zusätzliche Darsteller auftreten) veröffentlicht, in der die Fallen-Ersteller von Minos etwas mehr im Mittelpunkt stehen. An welches Ende ein möglicher dritter Teil anknüpfen würde, ist unklar.

Fazit: Der Horrorthriller "Escape Room 2 – No Way Out" hält das leicht überdurchschnittliche Niveau des Vorgängers, wenngleich Stärken und Schwächen des Horrorthrillers etwas anders verteilt sind.

Wertung: 6,5 Punkte.


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