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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 8. Juni 2023

BLOOD & GOLD (2023)

Regie: Peter Thorwarth, Drehbuch: Stefan Barth, Musik: Jessica de Rooij und Hendrik Nölle
Darsteller: Robert Maaser, Marie Hacke, Alexander Scheer, Florian Schmidtke, Simon Rupp, Jochen Nickel, Stephan Grossmann, Jördis Triebel, Petra Zieser, Christian Kahrmann, Steffen Wink, Heiko Schaffartzik
Blood & Gold (2023) on IMDb Rotten Tomatoes: 85% (6,9); Altersempfehlung: 16, Dauer: 100 Minuten.
Frühjahr 1945: Der Zweite Weltkrieg ist aus deutscher Sicht eigentlich bereits verloren, nur die größten Nazi-Fanatiker wollen das noch nicht glauben. Zu diesen zählt der Wehrmachts-Soldat Heinrich (Robert Maaser, "1917") nicht, weshalb er nach einer schlimmen Nachricht desertiert, um sich in seiner Heimatstadt Hagen um seine kleine Tochter zu kümmern. So weit kommt er allerdings bei weitem nicht, denn der SS-Obersturmbannführer von Starnfeld (Alexander Scheer, "Gundermann") – definitiv einer von der fanatischen Sorte – und seine Truppe jagen Heinrich und knüpfen ihn kurzerhand am nächsten Baum auf. Seinen Tod warten sie allerdings nicht ab, weshalb Heinrich in letzter Sekunde von Elsa (Marie Hacke) gerettet wird, die in der Nähe mit ihrem mit dem Down-Syndrom geborenen jüngeren Bruder Paule (Simon Rupp) einen kleinen Bauernhof bewirtschaftet. Dummerweise tauchen von Starnfelds Männer – die in einem nahen Ort auf der Suche nach einem verborgenen Goldschatz sind – unter Leitung des sadistischen Dörfler (Florian Schmidtke, Netflix-Serie "Barbaren") am nächsten Morgen auf der Suche nach Verpflegung genau auf diesem Bauernhof auf ...

Kritik:
Für den Dortmunder Filmemacher Peter Thorwarth konnte wohl nichts Besseres passieren als das Streaming-Zeitalter. Zwar hat er auch im Kino ein paar ordentliche Erfolge gefeiert und mit "Bang Boom Bang" (1999) sogar einen kleinen Kulthit geschaffen – doch für ein ganz großes Publikum waren seine Filme immer etwas zu speziell, etwas zu unangepaßt für die doch oft recht spießig anmutende deutsche Filmlandschaft (die meisten Kino-Zuschauer erreichte 2002 "Was nicht paßt, wird passend gemacht" mit knapp 675.000). Da die großen Streamingdienste in Europa jedoch bestimmte Quoten an Eigenproduktionen in den jeweiligen Ländern erfüllen müssen, bekommen hier Regisseure und Autoren mit einem Faible für Genrestoffe leichter eine Chance, die sonst Probleme hätten, eine Finanzierung zu finden. So kamen Peter Thorwarth und Netflix zusammen, woraus zunächst der international besetzte "Vampire im Flugzeug"-Horrorfilm "Blood Red Sky" (2021) hervorging und nun der Action-Kriegsfilm "Blood & Gold". Beide Werke sind – soweit sich das anhand der wenigen offiziellen Informationen der bezüglich ihrer Abrufzahlen notorisch geheimniskrämerischen Streamingdienste beurteilen läßt – weltweit erfolgreich und nachdem "Blood Red Sky" inhaltlich recht mittelmäßig ausfiel, bereitet "Blood & Gold" nicht nur Fans von Tarantinos klar als Haupt-Inspirationsquelle erkennbarem "Inglourious Basterds" viel Freude.

Thorwarth läßt sich nicht viel Zeit, sondern geht gleich in medias res mit Heinrichs verzweifelter Flucht vor seinen Nazi-Häschern und dem folgenden Beinahe-Tod. Damit setzt er den Ton für gut eineinhalb unterhaltsame, temporeiche Stunden, die spielerisch mehrere Genres mischen. Dabei greifen Thorwarth und der Drehbuch-Autor Stefan Barth (TV-Film "Das Blut der Templer") durchaus auf einige Klischees zurück, umschiffen andere jedoch gekonnt und überraschen das Publikum somit immer wieder. So kommt es beispielsweise bereits kurz nach der Hälfte des Films zu jener actionreichen Konfrontation, die man eigentlich für das Finale erwarten würde – nur um sich anschließend ganz der Goldsuche zu widmen und dabei die bis dahin weitgehend überflüssigen Ortsbewohner in den Vordergrund zu rücken. Zugegeben, so richtig tiefgehend ist die Charakterzeichnung nie – dafür fehlt schlicht die Zeit –, aber das Drehbuch gibt sich gerade im letzten Drittel wirklich Mühe und holt einiges aus den an sich recht stereotypen Charakteren heraus. Interessanterweise sind Nebenfiguren wie der alte Pfarrer (Jochen Nickel, "Stalingrad"), seine Geliebte Irmgard (Petra Zieser, "Knallharte Jungs") oder die so rabiate wie gierige Sonja (Jördis Triebel, "Emmas Glück") sogar spannender als die beiden Protagonisten Heinrich und Elsa. Die sind zwar sehr sympathisch, weshalb man gerne mit ihnen mitfiebert, und haben auch eine Hintergrundstory spendiert bekommen, wirken insgesamt aber fast schon langweilig brav.

Immerhin bringt Elsas Bruder Paule etwas Spannung in die Konstellation, zumal auf diese Weise natürlich auch die menschenverachtende Nazi-Haltung zu "unwertem Leben" aufgegriffen wird. Generell merkt man, daß Thorwarth und Barth möglichst viele Themen zumindest kurz anreißen wollten – von der Judenverfolgung bis zum Mitläufertum –, was zwar nicht immer sehr subtil umgesetzt ist, insgesamt aber gut funktioniert und beweist, daß sich die Filmemacher sehr wohl Gedanken gemacht haben und nicht einfach nur einen Kriegsreißer á la "Inglourious Basterds" (respektive dessen Vorbildern aus den 1980er Jahren) drehen wollten. Das heißt aber selbstredend noch lange nicht, daß "Blood & Gold" ein schweres Kriegsdrama ist. Ganz im Gegenteil, hier steht die B-Movie-Unterhaltung offensichtlich im Vordergrund und wenngleich die Action meist vergleichsweise zahm bleibt (die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist gerechtfertigt), kann man sich darauf verlassen, daß die Bösen früher oder später genau das bekommen, was sie verdienen – und das ist bestimmt kein Goldschatz! Wie es sich für ein B-Movie gehört, sind die Bösewichte klar überzeichnet und vor allem Alexander Scheer macht es sichtlich Spaß, seinen vom Krieg buchstäblich gezeichneten SS-Obersturmbannführer von Starnfeld so bösartig wie nur möglich darzustellen – doch selbst von Starnfeld verkommt nicht zur reinen Parodie, sondern hat einen durchaus tragischen Hintergrund, den Scheers leidenschaftliches Schauspiel gut vermittelt. Nicht ganz so auffällig ist Florian Schmidtke als Dörfler, der sich dafür aber mit Heinrich ein packendes, den gesamten Film umspannendes Duell liefert. Das alles geschieht zu einem sehr gelungenen Soundtrack, der von Ennio Morricone inspirierte Westernmelodien mit zeitgenössischen deutschen Schlagern von Marlene Dietrich, Rudi Schuricke oder Zarah Leander kombiniert. Klingt merkwürdig, funktioniert aber richtig gut. Was man so auch als Fazit für den gesamten "Blood & Gold" zusammenfassen kann. Hoffentlich darf Peter Thorwarth bei Netflix viele weitere schräge Filme drehen, die im Kino wahrscheinlich keine Chance hätten!

Fazit: "Blood & Gold" ist ein mit viel Herzblut geschaffener B-Movie-Action-Kriegsfilm mit einer nicht klischeefreien, aber wendungsreichen Story, teils überraschend guter Figurenzeichnung und einem spielfreudigen Ensemble.

Wertung: 7,5 Punkte.

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