Regie: Danis Tanović, Drehbuch: Andrew Stern und Ellen Brown
Furman, Musik: Simon Lacey
Darsteller: Jeffrey Dean Morgan, Famke Janssen, Cush Jumbo,
Joachim Król, Naomi Battrick, Ruairi O'Connor, Eva Röse, Steven Mackintosh, Denis
O'Hare, Dylan Devonald Smith, Sallie Harmsen, Lukas Loughran, Orla O'Rourke
FSK: 16, Dauer: 100 Minuten.
Der routinierte New Yorker Detective Jacob Kanon (Jeffrey Dean
Morgan, "Watchmen") und seine Ex-Frau Valerie (Famke Janssen,
"This Is Your Death") sind erschüttert, als sie erfahren, daß ihre
Tochter und deren Mann auf der Flitterwochen-Rundreise durch Europa in London
brutal ermordet und verstümmelt wurden. Zur begrenzten Begeisterung der
örtlichen Behörden will Kanon in die Ermittlungen involviert werden – und
nachdem sich herausstellt, daß es sich beim Täter um einen Serienmörder handelt,
der auf perverse Art und Weise mit seinen Opfern in ganz Europa berühmte
Kunstwerke nachstellt, darf er sich irgendwann offiziell beteiligen.
Gemeinsam mit dem britischen DI Pearce (Steven Mackintosh,
"Rocketman"), dem deutschen Kommissar Bublitz (Joachim Król,
"Lola rennt") und der schwedischen Ermittlerin Hoglund (Eva Röse,
Titeldarstellerin der TV-Krimiserie "Maria Wern, Kripo Gotland") sowie
der in Schweden arbeitenden US-Journalistin Dessie (Cush Jumbo, TV-Serie
"The Good Fight") will er dem Täter oder den Tätern auf die Spur kommen. Derweil versucht Valerie, zurück in den USA zusätzliche
Informationen über mögliche Tatverdächtige aufzutreiben …
Kritik:
Als der bosnische Filmemacher Danis Tanović im Jahr 2002 für
sein Langfilm-Debüt, die bissige und sehr schwarzhumorige Kriegssatire
"No Man's Land" über den Bosnienkrieg in den 1990er Jahren, den
Auslands-OSCAR gewann, rechnete er vermutlich damit, spannende Angebote
aus Hollywood und Europa zu erhalten. Eher nicht erwartet haben dürfte er, daß
er knapp 20 Jahre später einen recht mittelmäßigen
Serienkiller-Thriller von der Stange realisieren würde, der trotz namhafter Besetzung
und erfolgreicher literarischer Vorlage in den meisten Ländern noch nicht einmal in den Kinos
gezeigt wird. Aber Karrieren gehen nunmal nicht immer steil nach oben und in
der Filmbranche dürfte diese Binsenweisheit noch stärker zutreffen als in
den meisten anderen Berufen. Den Erfolg von "No Man's Land" konnte
Danis Tanović jedenfalls nie wirklich wiederholen, wenngleich er mit seinem mit Laien
besetzten Drama "Aus dem Leben eines Schrottsammlers" zumindest noch
einen großen Kritikererfolg schuf, der u.a. bei der Berlinale ausgezeichnet
wurde – vom Publikum aber ob der sperrigen Thematik weitestgehend gemieden
wurde. Nach dem französischen Drama "Wie in der Hölle" (2005; nach einem Drehbuch von Krzysztof Kieślowski) und der
irisch-spanisch-französischen Produktion "Triage" (2009) drehte er
ein Jahrzehnt lang – mit Ausnahme des indischen Dramas "Tigers" (2014) –
nur in seiner bosnischen Heimat, womit "The Postcard Killings"
nach einem Roman von Bestseller-Autor James Patterson und Liza Marklund
gewissermaßen seine Rückkehr zum internationalen Film bedeutet. Das Ergebnis
ist ein solider Thriller, der Genrefreunden das bietet, was sie erwarten – jedoch
auch nicht mehr. Und das ist in Zeiten unzähliger hochkarätiger
TV-Thriller-Beiträge aus Großbritannien und Skandinavien dann doch ein
bißchen wenig.
Mit Jeffrey Dean Morgan, der seit vielen Jahren überwiegend erfolgreich zwischen TV-Serien wie "Supernatural", "The Good Wife" (in deren finaler Staffel er bereits einmal an der Seite von Cush Jumbo agierte) oder "The Walking Dead" sowie Kinofilmen wie "Watchmen", "The Losers" und "Rampage" hin und her wechselt, hat Tanović einen guten und charismatischen Hauptdarsteller gefunden, der die klischeehafte, aber immer noch effektive Trope des traumatisierten Ermittlers überzeugend verkörpert und eine gute Identifikationsfigur für das Publikum abgibt. Wobei das Trauma hier natürlich nicht irgendwann in der Vergangenheit liegt, sondern noch ganz frisch ist, womit Kanons emotionale Zerrissenheit entsprechend groß ist. Morgan stellt das glaubwürdig dar, sein Detective Kanon wechselt innerhalb kürzester Zeit zwischen stiller Trauer und offener Verzweiflung, Wut und Frustration sowie grimmiger Entschlossenheit, ohne daß es überzogen wirken würde. Davon abgesehen ist "The Postcard Killings" ein typischer Serienkiller-Thriller, in dem die grausigen Taten einer perversen Logik folgen, die die Ermittler erst verstehen müssen – wobei die Zusammenhänge für krimierfahrene Zuschauer recht schnell zu erkennen sein dürften und die Ermittler deshalb phasenweise etwas begriffsstutzig wirken. Allzu sehr in die Tiefe gehen die Figurenzeichnung wie auch die Darstellung der Ermittlungen aber sowieso nicht, stattdessen legt Tanović nicht zu Unrecht Wert darauf, die vielen Schauplätze dieser etwas anderen Europareise in den Vordergrund zu stellen. Das gelingt ziemlich gut, da vor Ort gedreht wurde und der Hollywood-erfahrene Kameramann Salvatore Totino ("Spider-Man: Homecoming") speziell München, Stockholm und den außerhalb der Großständte stattfindenden Showdown sehenswert in Szene setzt.
Mit Jeffrey Dean Morgan, der seit vielen Jahren überwiegend erfolgreich zwischen TV-Serien wie "Supernatural", "The Good Wife" (in deren finaler Staffel er bereits einmal an der Seite von Cush Jumbo agierte) oder "The Walking Dead" sowie Kinofilmen wie "Watchmen", "The Losers" und "Rampage" hin und her wechselt, hat Tanović einen guten und charismatischen Hauptdarsteller gefunden, der die klischeehafte, aber immer noch effektive Trope des traumatisierten Ermittlers überzeugend verkörpert und eine gute Identifikationsfigur für das Publikum abgibt. Wobei das Trauma hier natürlich nicht irgendwann in der Vergangenheit liegt, sondern noch ganz frisch ist, womit Kanons emotionale Zerrissenheit entsprechend groß ist. Morgan stellt das glaubwürdig dar, sein Detective Kanon wechselt innerhalb kürzester Zeit zwischen stiller Trauer und offener Verzweiflung, Wut und Frustration sowie grimmiger Entschlossenheit, ohne daß es überzogen wirken würde. Davon abgesehen ist "The Postcard Killings" ein typischer Serienkiller-Thriller, in dem die grausigen Taten einer perversen Logik folgen, die die Ermittler erst verstehen müssen – wobei die Zusammenhänge für krimierfahrene Zuschauer recht schnell zu erkennen sein dürften und die Ermittler deshalb phasenweise etwas begriffsstutzig wirken. Allzu sehr in die Tiefe gehen die Figurenzeichnung wie auch die Darstellung der Ermittlungen aber sowieso nicht, stattdessen legt Tanović nicht zu Unrecht Wert darauf, die vielen Schauplätze dieser etwas anderen Europareise in den Vordergrund zu stellen. Das gelingt ziemlich gut, da vor Ort gedreht wurde und der Hollywood-erfahrene Kameramann Salvatore Totino ("Spider-Man: Homecoming") speziell München, Stockholm und den außerhalb der Großständte stattfindenden Showdown sehenswert in Szene setzt.
Für Interesse sorgt eingangs auch die unterschiedliche
Aufnahme von Detective Kanon durch die örtlichen Ermittler, denn lediglich der von
Joachim Król empathisch verkörperte routinierte Kommissar Bublitz gibt sich richtig hilfsbereit, während seine jüngeren Kollegen aus Schweden und Großbritannien sehr auf die Regeln pochen und Kanon eigentlich möglichst weit weg von
den Ermittlungen halten wollen. Ein interessanter Ansatz, der sich allerdings
zu schnell in weitgehendes Wohlgefallen auflöst und somit
stellvertretend steht für die Oberflächlichkeit des Films. Das Gleiche gilt für
Famke Janssens Erzählstrang in den USA, der zwar entscheidende Hinweise zur
Lösung des Falls bringt, aber inszenatorisch allzu alibihaft wirkt. Nicht
unerwähnt bleiben soll eine dritte Erzählperspektive: Immer wieder wechseln wir
nämlich zu zwei jungen Paaren auf Europareise – das eine stammt aus den USA,
das andere aus den Niederlanden –, die offensichtlich irgendwie mit dieser
Mordserie in Verbindung stehen. Zunächst hielt ich die Szenen sogar für
Rückblenden, die zeigen, wie Kanons Tochter und ihr Mann ihr schreckliches
Schicksal ereilt, jedoch wird bald klar, daß dieser Handlungsstrang
parallel zu den Ermittlungen der Polizei und der Kanons stattfindet – womit die
erwartete "überraschende" Enthüllung der lange viel zu ereignislosen Storyline nicht mehr allzu
überraschend ausfällt. Generell ist "The Postcard Killings" zu
vorhersehbar, um wirklich zu packen, zudem wirkt der Aufhänger mit den
nachgestellten Kunstwerken eher gezwungen. Und was auch nicht ganz unwichtig ist: Es gibt kaum für sich genommen spannende Szenen oder Sequenzen. Nun ist mir ein Thriller,
der auf die obligatorischen Verfolgungsjagden und ähnliche Dinge verzichtet, grundsätzlich durchaus sympathisch, doch müßte man dafür halt anderweitig
punkten – und das gelingt "The Postcard Killings" nicht
gut genug. Ja, die Schauspieler liefern gute Leistungen ab – allen voran Morgan
und Król, auch Cush Jumbo gefällt als Journalistin mit Kunst-Schwerpunkt, die
unverhofft in die Story hineingezogen wird, weil die Morde immer durch eine Postkarte an eine Medienperson angekündigt werden – und Tanovićs Inszenierung ist
grundsolide, trotz der paneuropäischen Handlung fehlt dem Film aber einfach das
gewisse Etwas, um aus der Masse von Krimis und Thrillern hervorzustechen.
Fazit: "The Postcard Killings" ist ein sehr konventioneller Serienkiller-Thriller, der Genrefreunden einen soliden, schön gefilmten Genrebeitrag mit guter Besetzung liefert, aber zu oberflächlich, vorhersehbar und spannungsarm bleibt, um über gehobenes Mittelmaß hinauszukommen.
Wertung: 6,5 Punkte.
"The Postcard Killings" erscheint am 8. Oktober 2020 von EuroVideo Medien auf DVD und Blu-ray, Bonusmaterial gibt es keines. Ein Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise vom Entertainment Kombinat zur Verfügung gestellt.
Screenshots: © EuroVideo Medien
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