Kritik:
In den letzten drei Jahren haben der Kölner Filmemacher Felix Berner und sein Co-Regisseur Dieter Joppich mit einem kleinen, jedoch offensichtlich enthusiastischen Team für wenig Geld und vor einer Green Screen in einer Garage einen elfminütigen Fanfilm (wobei die Nettospielzeit eher sechs bis sieben Minuten beträgt) gedreht, der von James Camerons Action-SciFi-Horror-Meisterwerk "Aliens - Die Rückkehr" inspiriert ist beziehungsweise diesem Hommage zollt und kostenlos im Internet zu sehen ist. Besonders bemerkenswert: Gleich drei "Aliens"-Darsteller sind mit dabei, was für einen Fan der Reihe wie mich alleine schon locker ausreicht, um mein Interesse zu wecken ... Daß meine Inhaltsangabe ziemlich mager ausfällt, hat derweil nicht nur mit der Tatsache zu tun, daß es sich nunmal um einen Kurzfilm handelt, sondern liegt daran, daß es nicht viel mehr an Handlung gibt und alles höchst erwartbar verläuft. Das ist allerdings eine bewußte Entscheidung, da es den Machern primär um die Atmosphäre geht und obgleich ein bißchen Story natürlich nicht geschadet hätte, funktioniert "Aliens: Last Stand" auch so. Das mit der Atmosphäre bekommen Berner und seine Mitstreiter nämlich richtig gut hin, wobei besonders das Sounddesign und die an Jerry Goldsmiths kultige "Alien"-Melodien und James Horners actionreicheren "Aliens"-Score angelehnte Musik ihre Wirkung entfalten, aber auch die Kostüme (inklusive des Original-Xenomorph-Kostüms) und die Ausrüstung passen.
Für jemanden, der wie ich in einer Zeit aufgewachsen ist, als es noch Text-Adventures gab und die Computergrafik ab den 1990er Jahren riesige Sprünge machte, ist es immer wieder höchst erstaunlich, wie viel sich heute selbst bei einer No-Budget-Produktion mit Computereffekten machen läßt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie begeistert ich als Teenager war, als ich in "Das Schwarze Auge - Schatten über Riva" erstmals in der Ego-Perspektive durch die Fantasy-Ortschaften streifen durfte (wenn sie auch komplett menschenleer waren) oder ein paar Jahre später vom cineastischen Vorspann von "Mafia" - dabei waren das Kinkerlitzchen im Vergleich zu heutigen Möglichkeiten. Und die sieht man "Aliens: Last Stand" deutlich an. Ja, natürlich erkennt man, daß es sich "nur" um Computergrafik handelt, das bekommen Hollywood-Studios logischerweise noch viel besser hin - aber die kosten ja auch zwei oder drei Dollar mehr ... Für einen Fanfilm sind die CGI-Effekte aus meiner Laien-Perspektive jedenfalls gut und tragen zu einer insgesamt gelungenen Hommage an Camerons Kultfilm bei. Schauspielerisch ist von den Laiendarstellern eigentlich nicht mehr gefordert als wie hartgesottene Badass-Space Marines auszusehen - was manchen besser gelingt als anderen. Vom "Aliens"-Trio hat mir Ricco Ross (spielte damals Private Frost) am besten gefallen, der seinen Notruf mit viel Überzeugungskraft tätigt. Carrie Henn, die erstmals seit ihrer Rolle als kleine Newt in "Aliens" vor der Kamera steht (womit das "Last Stand"-Team einen echten Coup gelandet hat!), hat eine unspektakuläre Rolle, während Daniel Kash (Private Spunkmeyer) ein wenig zum Overacting neigt. Für einen Fan der "Alien"-Reihe trotzdem schön, vor allem Carrie Henn mal wieder zu sehen. Der Film ist übrigens englischsprachig und ohne Untertitel, aber wie gesagt: Viel Handlung gibt es sowieso nicht.
Fazit: "Aliens: Last Stand" ist ein netter, vor allem atmosphärisch überzeugender No-Budget-Kurzfilm, der für Fans der Reihe nicht nur wegen des Comebacks von Carrie Henn durchaus empfehlenswert ist.
Wertung: 7 Punkte (wobei das natürlich nicht direkt mit meinen Wertungen für "Profi-Filme" zu vergleichen ist).
ALIENS: LAST STAND from Studio Berner on Vimeo.
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