Originaltitel:
Jack Reacher: Never Go Back
Regie: Edward Zwick, Drehbuch: Richard Wenk, Marshall
Herskovitz und Edwad Zwick, Musik: Henry Jackman
Darsteller:
Tom Cruise, Cobie Smulders, Aldis Hodge, Patrick Heusinger, Robert Knepper, Holt McCallany,
Danika Yarosh, Robert Catrini, Lee Child
FSK: 16, Dauer: 119 Minuten.
Der frühere Militärpolizist Jack Reacher (Tom Cruise,
"Barry Seal") besucht das Hauptquartier seiner früheren Einheit in
Washington, wo er sich mit seiner Nachfolgerin Major Susan Turner (Cobie Smulders,
"The Avengers") treffen will. Stattdessen erfährt er zu seiner
Überraschung, daß Turner kürzlich wegen Landesverrats festgenommen wurde. Weil
das so gar nicht zu der Susan Turner paßt, die Reacher (wenn auch nur durch
diverse Telefonate) kennt, geht er der Sache nach und bemerkt schnell, daß
Turner Opfer einer großangelegten Verschwörung wurde. Durch seine Recherchen
gerät auch Reacher ins Visier und wird wegen Mordverdachts verhaftet – was er aber nutzt, um gemeinsam mit Turner aus dem Militärgefängnis zu flüchten.
Während der pflichtbewußte Captain Espin (Aldis Hodge, TV-Serie
"Leverage") wie auch – aus weniger ehrenhaften Motiven – die
Hintermänner der Verschwörung die Jagd auf Reacher und Turner eröffnen, versuchen
diese herauszufinden, was genau eigentlich los ist. Und so ganz nebenbei muß
sich Reacher auch noch mit der Neuigkeit arrangieren, daß er angeblich der Vater
der 15-jährigen Samantha (Danika Yarosh, TV-Serie "Heroes Reborn")
sein soll …
Kritik:
Obwohl Christopher McQuarries "Jack Reacher" – die
erste Adaption der Bestseller-Reihe von Lee Child – im Jahr 2012
ordentliche Kritiken und überwiegend positive Publikumsreaktionen erhielt
und zudem auch kommerziell recht erfolgreich war (das Budget von $60 Mio. wurde
vom globalen Einspielergebnis um das Dreieinhalbfache übertroffen), blieb lange
unklar, ob es eine Fortsetzung geben würde. Zwar war "Jack Reacher"
ausdrücklich als Beginn eines Franchises geplant und durch die Buchvorlagen gibt
es mehr als genug Stoff für viele Abenteuer, allerdings hatte sich das
produzierende Studio Paramount einen noch wesentlich einträglicheren Auftakt
gewünscht – verständlich ob der Tatsache, daß mit dem "Mission: Impossible"-gestählten Tom Cruise der neben Dwayne Johnson vermutlich größte
Actionstar des frühen 21. Jahrhunderts die Hauptrolle übernahm. Jedoch war
genau das auch ein Stück weit ein Problem des Films, denn der gerade mal 1,70 m
große Cruise entspricht nicht so richtig Lee Childs Beschreibung des
hünenhaften Ex-Militärpolizisten, weshalb der vermeintliche Besetzungscoup bei etlichen Fans der Bücher wenig Begeisterung auslöste. Rückblickend wäre es
vielleicht wirklich besser gewesen, es wäre bei einem immerhin sehr soliden Film
geblieben, denn die Fortsetzung "Kein Weg zurück" – bei welcher der
routinierte Edward Zwick ("Blood Diamond") den inzwischen zum
"Mission: Impossible"-Mastermind aufgestiegenen Christopher McQuarrie
als Regisseur aböst – erweist sich nach einem recht vielversprechenden Auftakt
in beinahe jeder Hinsicht als Enttäuschung.
Dabei beginnt "Kein Weg zurück" durchaus launig. Cruise spielt Reacher weiterhin mit einer überzeugenden Kombination aus
Coolneß und abgeklärtem Zynismus und das Rätsel um die Verhaftung von Major
Turner ist recht spannend konstruiert, zumal die aufrechte Offizierin von Cobie
Smulders sympathisch verkörpert wird. Der zusätzliche Handlungsstrang um
Reachers unverhoffte Vaterschaft wirkt zwar zunächst eher überflüssig, wird im
weiteren Verlauf allerdings ordentlich in die Handlung integriert – und die Flucht aus dem Militärgefängnis ist von Zwick souverän und temporeich in Szene gesetzt. Bedauerlicherweise geht es nach diesem ersten Akt
konstant bergab. Die Suche der beiden fälschlich Beschuldigten nach
den Hintergründen und -männern der Verschwörung, die sie u.a. nach New Orleans
führt, ist noch einigermaßen unterhaltsam, dabei aber geradezu
erschreckend unoriginell und vorhersehbar aufgebaut. Davon wollen zahlreiche
Actionsequenzen ablenken, die aber auf Dauer nur noch ermüden. Schwer wiegt
auch das Fehlen eines wirklich überzeugenden Bösewichts. Während "Jack
Reacher" mit Werner Herzogs Strippenzieher, Jai Courtneys Exekutor und David
Oyelowos korruptem Cop gleich drei charismatische Schurken aufbot,
bleiben bei "Kein Weg zurück" Patrick Heusinger ("Frances
Ha") als (bezeichnenderweise namenlos bleibender) Jäger und der erst spät
auf den Plan tretende "Prison Break"-Fiesling Robert Knepper als
korrupter General relativ blaß.
Das dürfte kaum ihre Schuld sein, beide machen noch das
Beste aus ihren eindimensionalen Rollen und speziell Heusinger hat ein paar
gute Szenen. Mehr gibt das Drehbuch einfach nicht her, das sich bei der
Figurenzeichnung gerade auf Seiten der Bösewichte kaum Mühe gibt und genauso
klischeehaft daherkommt wie bei der Story – die zusätzlich mit immer mehr
pseudo-überraschenden Wendungen aus der Mottenkiste des Erzählens nervt. Im
letzten Drittel ist das dann aber auch schon egal, denn da versucht "Kein
Weg zurück" nicht mal mehr, inhaltlich zu überzeugen, sondern setzt voll
und ganz auf Action nonstop. Die ist solide inszeniert, aber nur selten
spektakulär und taugt somit nicht als Ersatz für die enttäuschende Handlung.
Immerhin harmonieren Cruise und Smulders (sowie Danika Yarosh als Reachers vermutliche Filmtochter) recht gut miteinander, aber viel rettet das auch nicht mehr.
Insgesamt also ein enttäuschend mittelmäßiger zweiter Auftritt von Tom Cruise als
Jack Reacher, der – wie inzwischen bekannt ist – auch sein letzter bleiben wird.
Die Mischung aus mäßigen Kritiken und im Vergleich zum Vorgänger schwächerem Einspielergebnis bedeutete das Aus der somit nur kurzlebigen Reihe. Fans
der Bücher können sich aber darauf freuen, daß Amazon unter Mitwirkung von
Autor Lee Child eine TV-Serie mit neuer Besetzung plant.
Fazit: "Jack Reacher: Kein Weg zurück" ist
ein erschreckend mittelmäßiger Actionthriller mit
08/15-Verschwörungsgeschichte, den nicht einmal ein gewohnt lässig
aufspielender Tom Cruise vor der totalen Belanglosigkeit retten kann.
Wertung: Knapp 6 Punkte.
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