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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 12. September 2019

ES ‒ KAPITEL 2 (2019)

Regie: Andy Muschietti, Drehbuch: Gary Dauberman, Musik: Benjamin Wallfisch
Darsteller: Jessica Chastain, Sophia Lillis, James McAvoy, Jaeden Martell, Bill Hader, Finn Wolfhard, Jay Ryan, Jeremy Ray Taylor, Isaiah Mustafa, Chosen Jacobs, James Ransone, Jack Dylan Grazer, Andy Bean, Wyatt Oleff, Bill Skarsgård, Teach Grant, Nicholas Hamilton, Javier Botet, Xavier Dolan, Jess Weixler, Molly Atkinson, Owen Teague, Peter Bogdanovich, Stephen King
Es Kapitel 2
(2019) on IMDb Rotten Tomatoes: 62% (6,1); weltweites Einspielergebnis: $473,1 Mio.
FSK: 16, Dauer: 170 Minuten.

27 Jahre sind seit dem Sommer 1989 vergangen, in dem die jugendlichen Mitglieder des "Klubs der Verlierer" in der konservativ geprägten Kleinstadt Derry das außerirdische, kinderfressende, häufig als Killerclown Pennywise (Bill Skarsgård, "Deadpool 2") erscheinende Ungeheuer "Es" mit vereinten Kräften besiegt haben. Nun sind sie alle erwachsen und führen mehr oder weniger erfolgreiche Leben, die damaligen Geschehnisse haben sie als Folge ihres Wegzugs von Derry komplett vergessen. Nur Mike (Isaiah Mustafa, TV-Serie "Shadowhunters") blieb in Derry und so ist er es, der bemerkt, daß "Es" nach Ablauf des üblichen Zyklus von 27 Jahren zurückkehrt und somit, wie insgeheim von den "Verlierern" befürchtet, doch nicht endgültig vernichtet wurde. Mit Verweis auf ihren damaligen Schwur, in genau diesem Fall erneut gemeinsam gegen "Es" vorzugehen, ruft Mike seine früheren Freunde – die untereinander keinen Kontakt mehr haben – zurück nach Derry. Dort kehrt die Erinnerung bei Beverly (Jessica Chastain, "Molly's Game"), Bill (James McAvoy, "Split"), Richie (Bill Hader, "Adventureland") und den anderen zurück, doch von der Aussicht, sich erneut "Es" zu stellen, ist keiner wirklich begeistert. Mike hat allerdings in den 27 Jahren wie besessen nach Informationen über die Kreatur geforscht und ist bei einem Indianerstamm auf das "Ritual von Chüd" gestoßen, mit dem "Es" angeblich endgültig getötet werden könnte. Dafür müssen sich die einstigen Freunde aber zunächst erneut, jeder für sich, ihren größten Ängsten stellen …

Kritik:
Als im Spätsommer 2017 die erste Kinoadaption von Stephen Kings womöglich berühmtestem Roman "Es" die Leinwände eroberte, war das ein echtes Ereignis: Top-Kritiken, eine exzellente Marketingkampagne, gut gecastete Kinderdarsteller und ein mit dem Schweden Bill Skarsgård furchterregend gut besetzter Gruselclown Pennywise sorgten dafür, daß "Es" zu einem der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten wurde. Da er nur die Hälfte von Kings über 1000 Seiten umfassendem Wälzer umfaßte, war auch klar, daß schnell eine Fortsetzung folgen würde. Über die wußte ich als jemand, der das Buch niemals gelesen hatte, nicht viel mehr, als daß die "Verlierer" sich 27 Jahre später und damit als gestandene Erwachsene wiederum würden "Es" stellen müssen. Angesichts der nicht fehlerfreien, aber doch sehr unterhaltsamen und schön gruseligen Machart des ersten Films und der hochkarätigen Besetzung der Erwachsenenrollen in "Kapitel 2" reichte das aber locker aus, um meine Vorfreude zu schüren, zumal erneut der argentinische Regisseur Andy Muschietti ("Mama") und der mindestens ebenso genreerfahrene Drehbuch-Autor Gary Dauberman ("Annabelle 3") die verantwortlichen Positionen einnahmen. Womit ich nicht wirklich gerechnet hatte, war allerdings, daß "Es – Kapitel 2" letztlich kaum mehr als ein Remix des ersten Films mit erwachsenen Protagonisten sein würde – was mich nach beinahe drei Stunden eher enttäuscht das Kino verlassen ließ.

Nun kann man natürlich mit gutem Recht einwenden, daß ein Remix eines richtig guten Films so schlimm doch nicht sein könne – es gibt jedoch gleich mehrere Gründe dafür, warum das hier meines Erachtens nicht zutrifft. Der offensichtlichste ist, daß angesichts der gerade einmal zwei Jahre, die seit "Es" vergangen sind, so ziemlich jeglicher Überraschungseffekt verflogen ist. Klar, in den Details gibt es schon ein paar gelungene Momente, die sich von denen des Vorgängers unterscheiden (etwa der auf ungesunde aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen abzielende Prolog), strukturell ähnelt "Kapitel 2" dem ersten Film allerdings so sehr, daß der Handlungsverlauf extrem vorhersehbar ist. Da ein mitentscheidender Aspekt für das Gelingen von Horror- und Gruselfilmen überraschende Schockmomente sind, ist das für "Es – Kapitel 2" definitiv keine gute Nachricht (zumal es irgendwie albern wirkt, daß man das so mächtige "Es" ausgerechnet mit einem obskuren indianischen Ritual besiegen können soll). Hinzu kommt, daß die Ängste, mit denen die Protagonisten konfrontiert werden und die im Kreaturendesign wie auch in der Kameraführung einmal mehr wunderbar gruselig umgesetzt wurden, wesentlich stärkere Emotionen im Publikum auslösen, wenn sie Kinder betreffen und nicht Erwachsene um die 40 (was man als irrational kritisieren kann, aber so ticken wir nunmal). Zugutehalten muß man "Kapitel 2", daß es die in der Tat schwer zu schluckende Bereitschaft der "Verlierer", sich "Es" erneut entgegenzustellen, recht ausführlich und damit zufriedenstellend glaubwürdig herleitet – auch wenn sich der Unterhaltungswert der entsprechenden Szenen in Grenzen hält. Aber zumindest erfahren wir auf diese Weise etwas mehr darüber, wie sich die einstigen Kinder in den knapp drei Dekaden seitdem entwickelt haben; wobei man daraus sicherlich mehr hätte machen können, denn letztlich spielt diese Entwicklung für die Story kaum eine Rolle und man zehrt immer noch von der (sehr gelungenen) Figurenzeichnung der Kinder im ersten Film.

Die sind übrigens in "Kapitel 2" auch wieder dabei, denn es gibt etliche Rückblenden, die alles in allem recht gut in die Handlung integriert sind – auch wenn es ziemlich offensichtlich ist, daß sie vor allem dazu dienen, die beliebten Helden des ersten Films irgendwie zu integrieren und sie ihren erwachsenen Alter Egos gegenüberzustellen. Der dramaturgische Mehrwert ist dabei überschaubar und angesichts der epischen Länge des Films kann man darüber diskutieren, ob er ohne die zwei Zeitebenen nicht vielleicht sogar besser funktioniert hätte – aber letztlich ist es einfach schön, die Kids wiederzusehen. Die Erwachsenendarsteller sind dabei ähnlich passend besetzt wie die Kinder und trotz der relativ wenigen Charaktermomente in "Kapitel 2" fällt es deshalb ziemlich leicht, das jeweilige Kind-Erwachsenen-Paar zuzuordnen. Schauspielerisch sind derweil speziell die beiden Hochkaräter Jessica Chastain und James McAvoy unterfordert, holen aber erwartungsgemäß alles aus ihren Rollen heraus, was machbar ist. McAvoys Bill ist inzwischen übrigens Schriftsteller und Drehbuch-Autor, was zu einem netten Cameo genutzt wird, denn der Regisseur von Bills aktuellem Projekt wird von "Die letzte Vorstellung"- und "Is' was, Doc?"-Schöpfer Peter Bogdanovich höchstpersönlich verkörpert (und auch Stephen King absolviert einen Gastauftritt als Ladenbesitzer in Derry). Die größte Stärke von "Es – Kapitel 2" ist und bleibt die wunderbar schaurige und stimmungsvolle Gestaltung der Gruselsequenzen, speziell natürlich der Ängste, denen sich die Protagonisten stellen müssen. Zwar wird auch hier einiges vom ersten Film wiederverwertet, weshalb die ganz große Begeisterung ausbleibt, aber die hohe handwerkliche Qualität der entsprechenden Szenen steht außer Frage. Das enge Freundschaftsband, das die Kinder im ersten Film verbindet und das viel zur Identifikation des Publikums beitrug, ist bei den Erwachsenen in der Fortsetzung aber leider bei weitem nicht so stark zu spüren. Insgesamt ist "Es – Kapitel 2" für mich vor allem deshalb und wegen seiner Ideenarmut eine Enttäuschung. Aber sollte das noch sehr vage angedachte "Kapitel 3" in Form eines Prequels über frühere Zyklen von "Es" je Wirklichkeit werden, würde ich es mir vermutlich dennoch anschauen.

Fazit: "Es – Kapitel 2" ist ein handwerklich gut gemachter und atmosphärischer Gruselfilm mit starker Besetzung, dessen Effektivität aber stark darunter leidet, daß er im Grunde genommen die gleiche Geschichte noch einmal erzählt und dabei kaum neue Aspekte beleuchtet.

Wertung: Gut 6 Punkte.


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