Regie: Andy Muschietti, Drehbuch: Gary Dauberman, Musik:
Benjamin Wallfisch
Darsteller: Jessica Chastain, Sophia Lillis, James McAvoy,
Jaeden Martell, Bill Hader, Finn Wolfhard, Jay Ryan, Jeremy Ray Taylor, Isaiah
Mustafa, Chosen Jacobs, James Ransone, Jack Dylan Grazer, Andy Bean, Wyatt
Oleff, Bill Skarsgård, Teach Grant, Nicholas Hamilton, Javier Botet, Xavier
Dolan, Jess Weixler, Molly Atkinson, Owen Teague, Peter Bogdanovich, Stephen
King
FSK: 16, Dauer: 170 Minuten.
27 Jahre sind seit dem Sommer 1989 vergangen, in dem die
jugendlichen Mitglieder des "Klubs der Verlierer" in
der konservativ geprägten Kleinstadt Derry das außerirdische, kinderfressende, häufig als Killerclown Pennywise (Bill Skarsgård, "Deadpool 2")
erscheinende Ungeheuer "Es" mit vereinten Kräften besiegt haben. Nun
sind sie alle erwachsen und führen mehr oder weniger erfolgreiche Leben, die
damaligen Geschehnisse haben sie als Folge ihres Wegzugs von Derry komplett
vergessen. Nur Mike (Isaiah Mustafa, TV-Serie "Shadowhunters") blieb in
Derry und so ist er es, der bemerkt, daß "Es" nach Ablauf des
üblichen Zyklus von 27 Jahren zurückkehrt und somit, wie insgeheim von den
"Verlierern" befürchtet, doch nicht endgültig vernichtet wurde. Mit
Verweis auf ihren damaligen Schwur, in genau diesem Fall erneut gemeinsam gegen
"Es" vorzugehen, ruft Mike seine früheren Freunde – die untereinander keinen Kontakt mehr haben – zurück nach Derry. Dort kehrt die Erinnerung
bei Beverly (Jessica Chastain, "Molly's Game"), Bill (James McAvoy,
"Split"), Richie (Bill Hader, "Adventureland") und den
anderen zurück, doch von der Aussicht, sich erneut "Es" zu
stellen, ist keiner wirklich begeistert. Mike hat allerdings in den 27 Jahren
wie besessen nach Informationen über die Kreatur geforscht und ist bei einem
Indianerstamm auf das "Ritual von Chüd" gestoßen, mit dem
"Es" angeblich endgültig getötet werden könnte. Dafür müssen sich die einstigen Freunde aber zunächst erneut, jeder für sich, ihren größten
Ängsten stellen …
Kritik:
Als im Spätsommer 2017 die erste Kinoadaption von Stephen
Kings womöglich berühmtestem Roman "Es" die Leinwände eroberte, war
das ein echtes Ereignis: Top-Kritiken, eine exzellente Marketingkampagne, gut
gecastete Kinderdarsteller und ein mit dem Schweden Bill Skarsgård
furchterregend gut besetzter Gruselclown Pennywise sorgten dafür, daß
"Es" zu einem der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten wurde. Da er
nur die Hälfte von Kings über 1000 Seiten umfassendem Wälzer umfaßte, war
auch klar, daß schnell eine Fortsetzung folgen würde. Über die wußte ich als
jemand, der das Buch niemals gelesen hatte, nicht viel mehr, als daß die
"Verlierer" sich 27 Jahre später und damit als gestandene Erwachsene wiederum würden "Es" stellen müssen. Angesichts der nicht
fehlerfreien, aber doch sehr unterhaltsamen und schön gruseligen Machart des
ersten Films und der hochkarätigen Besetzung der Erwachsenenrollen in
"Kapitel 2" reichte das aber locker aus, um meine Vorfreude zu
schüren, zumal erneut der argentinische Regisseur Andy Muschietti
("Mama") und der mindestens ebenso genreerfahrene Drehbuch-Autor Gary
Dauberman ("Annabelle 3") die verantwortlichen Positionen einnahmen.
Womit ich nicht wirklich gerechnet hatte, war allerdings, daß "Es –
Kapitel 2" letztlich kaum mehr als ein Remix des ersten Films mit
erwachsenen Protagonisten sein würde – was mich nach beinahe drei Stunden eher
enttäuscht das Kino verlassen ließ.
Nun kann man natürlich mit gutem Recht einwenden, daß ein
Remix eines richtig guten Films so schlimm doch nicht sein könne – es gibt
jedoch gleich mehrere Gründe dafür, warum das hier meines Erachtens nicht
zutrifft. Der offensichtlichste ist, daß angesichts der gerade einmal zwei Jahre,
die seit "Es" vergangen sind, so ziemlich jeglicher
Überraschungseffekt verflogen ist. Klar, in den Details gibt es schon ein
paar gelungene Momente, die sich von denen des Vorgängers unterscheiden (etwa
der auf ungesunde aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen abzielende
Prolog), strukturell ähnelt "Kapitel 2" dem ersten Film allerdings so sehr,
daß der Handlungsverlauf extrem vorhersehbar ist. Da ein mitentscheidender
Aspekt für das Gelingen von Horror- und Gruselfilmen überraschende
Schockmomente sind, ist das für "Es – Kapitel 2" definitiv keine gute
Nachricht (zumal es irgendwie albern wirkt, daß man das so mächtige
"Es" ausgerechnet mit einem obskuren indianischen Ritual besiegen
können soll). Hinzu kommt, daß die Ängste, mit denen die Protagonisten
konfrontiert werden und die im Kreaturendesign wie auch in der Kameraführung einmal mehr wunderbar gruselig
umgesetzt wurden, wesentlich stärkere Emotionen im Publikum auslösen,
wenn sie Kinder betreffen und nicht Erwachsene um die 40 (was man als
irrational kritisieren kann, aber so ticken wir nunmal). Zugutehalten muß man
"Kapitel 2", daß es die in der Tat schwer zu schluckende Bereitschaft
der "Verlierer", sich "Es" erneut entgegenzustellen, recht
ausführlich und damit zufriedenstellend glaubwürdig herleitet – auch wenn sich
der Unterhaltungswert der entsprechenden Szenen in Grenzen hält. Aber zumindest
erfahren wir auf diese Weise etwas mehr darüber, wie sich die einstigen Kinder
in den knapp drei Dekaden seitdem entwickelt haben; wobei man daraus sicherlich
mehr hätte machen können, denn letztlich spielt diese Entwicklung für die Story
kaum eine Rolle und man zehrt immer noch von der (sehr gelungenen)
Figurenzeichnung der Kinder im ersten Film.
Die sind übrigens in "Kapitel 2" auch wieder
dabei, denn es gibt etliche Rückblenden, die alles in allem recht gut in die
Handlung integriert sind – auch wenn es ziemlich offensichtlich ist, daß sie
vor allem dazu dienen, die beliebten Helden des ersten Films irgendwie zu
integrieren und sie ihren erwachsenen Alter Egos gegenüberzustellen. Der
dramaturgische Mehrwert ist dabei überschaubar und angesichts der epischen Länge des
Films kann man darüber diskutieren, ob er ohne die zwei Zeitebenen
nicht vielleicht sogar besser funktioniert hätte – aber letztlich ist es einfach
schön, die Kids wiederzusehen. Die Erwachsenendarsteller sind dabei ähnlich
passend besetzt wie die Kinder und trotz der relativ wenigen Charaktermomente in
"Kapitel 2" fällt es deshalb ziemlich leicht, das jeweilige
Kind-Erwachsenen-Paar zuzuordnen. Schauspielerisch sind derweil speziell die
beiden Hochkaräter Jessica Chastain und James McAvoy unterfordert, holen
aber erwartungsgemäß alles aus ihren Rollen heraus, was machbar ist. McAvoys
Bill ist inzwischen übrigens Schriftsteller und Drehbuch-Autor, was zu
einem netten Cameo genutzt wird, denn der Regisseur von Bills aktuellem Projekt
wird von "Die letzte Vorstellung"- und "Is' was,
Doc?"-Schöpfer Peter Bogdanovich höchstpersönlich verkörpert (und auch
Stephen King absolviert einen Gastauftritt als Ladenbesitzer in Derry).
Die größte Stärke von "Es – Kapitel 2" ist und bleibt die
wunderbar schaurige und stimmungsvolle Gestaltung der Gruselsequenzen, speziell
natürlich der Ängste, denen sich die Protagonisten stellen müssen. Zwar wird auch
hier einiges vom ersten Film wiederverwertet, weshalb die ganz große
Begeisterung ausbleibt, aber die hohe handwerkliche Qualität der entsprechenden
Szenen steht außer Frage. Das enge Freundschaftsband, das die Kinder im ersten Film verbindet und das viel zur Identifikation des Publikums beitrug, ist bei den Erwachsenen in der Fortsetzung aber leider bei weitem nicht so stark zu spüren. Insgesamt ist "Es – Kapitel 2"
für mich vor allem deshalb und wegen seiner Ideenarmut eine Enttäuschung. Aber sollte das
noch sehr vage angedachte "Kapitel 3" in Form eines Prequels über
frühere Zyklen von "Es" je Wirklichkeit werden, würde ich es mir vermutlich dennoch anschauen.
Fazit: "Es – Kapitel 2" ist ein
handwerklich gut gemachter und atmosphärischer Gruselfilm mit starker Besetzung,
dessen Effektivität aber stark darunter leidet, daß er im Grunde genommen die gleiche
Geschichte noch einmal erzählt und dabei kaum neue Aspekte beleuchtet.
Wertung: Gut 6 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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