Regie und Drehbuch: Laura Lackmann, Musik: Lukas und Simon
Frontzek
Darsteller: Laura Tonke, Marc Hosemann, Hans Longo, David
Bredin, Katrin Wichmann, Rolf Becker, Christine Schorn, Josefine Voss, Arnd
Klawitter, Dietrich Hollinderbäumer
Hans (Marc Hosemann, "Oh Boy") und Laura (Laura Tonke, "Der Staat gegen Fritz Bauer"), Spitzname
"Heinz", sind bereits seit acht Jahren ein Paar. Sie sind nicht
verheiratet, weil Heinz das immer spießig fand, sie haben auch keine Kinder, weil
zuerst sie (aus beruflichen Gründen) nicht wollte und dann er. Wirklich
glücklich sind sie nach den acht Jahren vielleicht nicht mehr, aber eigentlich
sind sie zufrieden in ihrem Alltagstrott. Hans ist Mitbesitzer eines Copyshops,
Laura arbeitet als Synchronsprecherin und wenn sie am Abend zu Hause sind,
spielen sie am liebsten zusammen Playstation und gelegentlich gehen sie ins Kino. Der
dortige Besuch einer romantischen Komödie aus deutschen Landen sorgt allerdings
nicht für Begeisterung – viel zu kitschig! Als dann aber bei einem gemeinsamen
Essen zum Jahrestag der Beziehung in einem Restaurant Heinz' Ex-Freund Max
(Hans Longo) auftaucht und Hans ihm anstandslos und ohne jeden Anflug von
Eifersucht ihre Telefonnummer gibt, ist Heinz doch etwas geschockt. Sind sie
wirklich so festgefahren in ihrer ereignisarmen Beziehung, daß sie nichts mehr richtig berührt? Auf Heinz' Drängen versuchen die beiden,
vielleicht doch etwas mehr Romantik in die traute Zweisamkeit zu bringen – doch
das erweist sich zunächst als eher kontraproduktiv …
Kritik:
Romantische Komödien, die noch in den 1990er Jahren die Zuschauer in Scharen in die Kinos trieben, haben es im 21.
Jahrhundert und speziell im laufenden Jahrzehnt irgendwie nicht mehr leicht.
Zugegeben, in Deutschland gab und gibt es dank der
bewährten-Querstrich-gefürchteten Schweiger/Schweighöfer-Kombination immer
wieder Publikumshits aus diesem Genre, aber die Anzahl der gefloppten deutschen
"RomComs" ist deutlich höher. Und in den USA befindet sich in den Top
10 der (nach Einspielergebnis) erfolgreichsten
romantischen Komödien kein einziger Beitrag aus der laufenden Dekade,
stattdessen kamen alle zehn Filme zwischen 1990 ("Pretty Woman") und
2009 ("Selbst ist die Braut") in die Lichtspielhäuser – erst auf Platz 12 findet
sich mit "Silver Linings" (2012) ein etwas neuerer Vertreter, der aber kaum als klassische RomCom zu bezeichnen ist. Aber das paßt dann auch
ganz gut zu "Zwei im falschen Film", denn auch die zweite
Langfilm-Regie- und Drehbucharbeit von Laura Lackmann ("Mängelexemplar")
nähert sich dem Genre auf erfrischend unkonventionelle Art und Weise an, die
mich ein klein wenig an Marc Webbs wunderbare Anti-RomCom "(500) Days of Summer" erinnert hat. So sehr konnte ich mich für "Zwei im falschen
Film" zwar nicht begeistern, aber Laura Lackmann ist definitiv ein gerade
für deutsche Verhältnisse sehenswerter, charmanter und sogar ziemlich
origineller Genrebeitrag gelungen.
So oder so: Der Versuch von Heinz und dem eher widerwilligen
Hans, wieder mehr Romantik in ihre Beziehung zu bringen, erfreut das Publikum
mit zahlreichen schrägen, dabei aber immer betont realistisch gehaltenen
Situationen, die mit herrlich trockenem Humor und einem feinen Gespür für
amüsante Einzelheiten (wie dem uralten VW Käfer, bei dem man sich fragt, wie der durch den TÜV kam und bei dem schon seit Jahren die
Kassette mit dem "Dirty Dancing"-Soundtrack festhängt, weshalb selbst
zum unpassendsten Zeitpunkt "Time of my Life" läuft …) punkten, zumal
auch die visuelle Gestaltung sich im Handlungsverlauf gekonnt
wandelt. Daß "Zwei im falschen Film" funktioniert, liegt natürlich
auch und besonders am zentralen, von Laura Tonke und Marc Hosemann sehr überzeugend
verkörperten Paar, das so wunderbar miteinander harmoniert, daß man gar nicht
anders kann, als ihm tatsächlich ein so klassisches Hollywood-Happy-End zu
wünschen wie das des Films, über den sie zu Beginn lästern. Danach sieht es jedoch nicht aus, denn Heinz' Bemühungen gehen
eher nach hinten los, weshalb "Zwei im falschen Film" nach und nach
einen deutlich ernsteren Tonfall annimmt, ein paar auch für die Zuschauer recht unangenehm mitanzusehende Situationen inklusive. Realitätsnähe wird auch in dieser
Phase großgeschrieben, was zu einigen intensiven, schmerzhaft ehrlichen und sehr offenen
(durchaus mit Maren Ades "Toni Erdmann" vergleichbaren) Dialogen führt,
in denen die beiden Protagonisten ihr Innerstes offenlegen; das Äußere übrigens
ebenso, denn Sexualität spielt selbstredend auch eine wichtige Rolle bei ihrer
Suche nach einer besseren Beziehung.
Mir persönlich hat die leichtere erste Hälfte etwas
besser gefallen als die ernsthaftere zweite, aber das dürfte Geschmackssache
sein, denn ein qualitativer Abfall im Drehbuch läßt sich kaum feststellen. Man
kann darüber diskutieren, ob man die "Auflösung", die Laura Lackmann für das Dilemma von Heinz
und Hans anbietet, etwas raffinierter hätte entwickeln können als durch die Zuhilfenahme einer Art Deus ex machina, zudem ist die finale
Botschaft des Films erwartbar und nicht übermäßig originell – was sie
allerdings nicht weniger sympathisch und ehrlich macht. Bedauerlich finde ich
aber, daß Laura Lackmann den Nebenfiguren nicht etwas mehr Beachtung geschenkt
hat, denn von denen gibt es zwar viele, die durchaus interessant
gestaltet sind – allerdings haben die meisten nur einen größeren Auftritt, womit letztlich alle
Figuren außer Heinz und Hans (und vielleicht noch Max, der aber eigentlich auch
nur Mittel zum Zweck ist) relativ blaß und austauschbar bleiben. Das ist kein
großes Problem, da Heinz und Hans in all ihrer Antriebslosigkeit und
Stoffeligkeit problemlos sympathisch und liebenswert genug gezeichnet (und
gespielt) sind, daß sie diesen Film notfalls auch ganz alleine
tragen könnten; aber ein bißchen schade ist es schon. Dennoch: "Zwei im
falschen Film" ist absolut eine Empfehlung wert!
Fazit: "Zwei im falschen Film" ist eine
einfallsreich gestaltete, lebensnahe und sehr charmante deutsche (Anti-)RomCom mit
viel trockenem Witz und zwei starken Hauptdarstellern.
Wertung: 7,5 Punkte.
"Zwei im falschen Film" wird vom farbfilm verleih am 31. Mai 2018 in den deutschen Kinos gestartet. Eine Rezensionsmöglichkeit wurde mir netterweise vom Entertainment Kombinat zur Verfügung gestellt.
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