Regie: Sir Ridley Scott, Drehbuch: John Logan und Dante
Harper, Musik: Jed Kurzel
Darsteller: Michael Fassbender, Katherine Waterston, Billy
Crudup, Callie Hernandez, Demián Bichir, Danny McBride, Carmen Ejogo, Jussie
Smollett, Amy Seimetz, Uli
Latufeku, Nathaniel Dean, Alexander England, Benjamin Rigby, Tess Haubrich, James Franco, Guy Pearce, Noomi Rapace
Zehn Jahre nach dem ungeklärten Verschwinden des Raumschiffs
"Prometheus" befindet sich das Kolonieraumschiff "Covenant" mit mehr als 2000 Kolonisten an Bord auf der Reise zu dem bewohnbaren Planeten Origae-6.
Während sich Schiffsbesatzung und Kolonisten im Tiefschlaf
befinden, sorgt Android Walter (Michael Fassbender, "Macbeth") dafür,
daß alles glatt läuft. Als das Raumschiff allerdings durch eine plötzliche
Neutrinoeruption (falls ich mir den Begriff richtig gemerkt habe …) in der
Nähe beschädigt wird, initiiert Walter ein Notaufwachen der Crew – das
der Captain leider nicht überlebt. Sein Stellvertreter Christopher
Oram (Billy Crudup, "Jackie") übernimmt zögerlich das Kommando; nach der Reparatur der "Covenant" entscheidet er, einem
merkwürdigen und stark verzerrten Funksignal nachzugehen, das sie überraschend empfangen und
aus dem sie eine menschliche Stimme herauszuhören glauben. Daß der Planet, von
dem das Signal ausgeht, nach einem wunderbaren Ort für die Kolonisierung
aussieht, bestärkt Oram in seiner Entscheidung, die von der ganzen Crew
gestützt wird – nur die Terraforming-Expertin Daniels (Katherine
Waterston, "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind") ist sehr skeptisch, warum die Verantwortlichen trotz gründlicher Vorbereitung lieber
einen viel weiter entfernten Planeten als Ziel auserkoren haben. Ihr Mißtrauen
wird mehr als bestätigt, als schon kurz nach der Ankunft eines Landungstrupps
zwei Männer ernsthaft erkranken und dann noch tödliche Kreaturen
auftauchen. Mit Mühe und unter Verlusten kann ihr Angriff
zurückgeschlagen werden – dank der unerwarteten Hilfe des Androiden David
(ebenfalls Michael Fassbender), des letzten Überlebenden der
"Prometheus" …
Kritik:
Eines kann man der langlebigen
"Alien"-Weltraumhorror-Reihe ganz bestimmt nicht vorwerfen:
mangelnden Mut zu neuen Ideen. Vielmehr ist das "Alien"-Universum (zu
dem die beiden wenig geglückten "Alien vs. Predator"-Crossover
offiziell übrigens nicht zählen) sogar bemerkenswert abwechslungsreich, wobei
man sogar in Kauf nahm, die Erwartungen der Fans mit dem steten Willen zum
Wandel zu enttäuschen. War Ridley Scotts "Alien" noch ein echter
Horrorfilm, der mit seinem Szenario und der "Arbeiterschicht-Crew"
des Raumschiffs Nostromo sowie mit der Protagonistin Ellen
Ripley das Genre revolutionierte, setzte James Cameron in "Aliens – Die
Rückkehr" dem einen betont actionreichen "Marines in
Space"-Ansatz entgegen, der ebenfalls perfekt funktionierte. Der
Bruch zu "Alien 3" war sogar noch größer, denn der noch unerfahrene David Fincher
schickte Ripley in eine kammerspielartige Gefängnishandlung voller
Antihelden; Jean-Pierre Jeunet wiederum konfrontierte Ripley in seinem von schrägem
Humor und skurrilen Figuren geprägten "Alien – Die Wiedergeburt"
mit einer ganz neuen Ebene ihres persönlichen Horros. Und als Ridley Scott mit
dem Prequel "Prometheus" zu jenem Franchise zurückkehrte, das ihm gut drei
Jahrzehnte zuvor den Durchbruch bescherte, brachte er einen philosophischen
Ansatz über die Urpsprünge der Menschheit ein. Zugegeben, nicht alle Neuerungen
in diesen fünf Filmen funktionierten, vor allem der dritte und der vierte Film
(die ich persönlich beide trotz unbestreitbarer Schwächen sehr schätze) haben ihre
Kritiker, auch "Prometheus" wurde eher
verhalten wohlwollend aufgenommen. Vielleicht ist das der Grund, warum
Scott die Fortsetzung nicht nur umbenannte und auf den ersten Blick als
"Alien"-Film erkennbar machte, sondern sich auch inhaltlich von dem
abwendet, was er ursprünglich im Sinn hatte und was das recht verheißungsvolle Ende
von "Prometheus" versprach. "Alien: Covenant" orientiert
sich deutlich stärker an den früheren Filmen der Reihe (besonders dem zweiten),
was zwar zu einem klar erhöhten Erzähltempo und mehr Action führt, doch
gleichzeitig der Handlung schadet. Aber vor allem: "Covenant" ist der
erste "Alien"-Film, der im Grunde genommen nichts Neues zu bieten
hat. Und das finde ich ziemlich enttäuschend.
Von Drehbuch-Autor John Logan, der Filme wie
"Gladiator" oder "Skyfall" verantwortete, hätte ich
wahrlich eine bessere Story erwartet als das, was wir hier
geboten bekommen. Zwar ist die Einführung (nach einem Prolog, der uns zurück in die
Zeit führt, in der David erschaffen wurde) stimmungsvoll und vermittelt
einem ein gutes Gefühl für die Arbeit der Raumschiff-Crew, reicht
dabei aber niemals an Scotts Leistung in "Alien" heran, die (dort
allerdings nur etwa halb so große) Mannschaft dem Zuschauer glaubwürdig
nahezubringen und ihm ein authentisches Bild des
entbehrungsreichen Lebens an Bord zu vermitteln. "Alien: Covenant" ist in dieser Hinsicht bestenfalls zweckmäßig, speziell die Figurenzeichnung erreicht einen Tiefpunkt innerhalb der Reihe. Wo die früheren Filme
allesamt mehrere einprägsame, selbst bei mangelndem Tiefgang zumindest schillernde
Charaktere einbrachten, bleibt in "Covenant" außer Walter,
dem Ersatz-Captain Oram, Daniels und mit Abstrichen noch Pilot Tennessee (Danny
McBride, "Das ist das Ende") – der aber an Bord der
"Covenant" bleibt und somit über weite Strecken des Films nicht in
die eigentliche Action involviert ist –, niemand wirklich in Erinnerung. Selbst
Daniels, die im effektiven Trailer als ebenbürtige Ripley-Nachfolgerin eingeführt wurde, spielt eine erstaunlich passive Rolle, weshalb Katherine
Waterston erst in den letzten 20 Minuten ihre Eignung zur Actionheroin zeigen
kann. Besonders im Vergleich zum von der Prämisse her am stärksten
vergleichbaren "Aliens – Die Rückkehr" fällt die Austauschbarkeit der Crewmitglieder ins Auge, was auch deren meist unvermeidliches
Ableben eines Gutteils seiner beabsichtigten Wirkung beraubt.
Verstärkt wird das ungute Gefühl der Beliebigkeit noch
dadurch, daß Scott und Logan (der bei dem Drehbuch vom sonst in der
Postproduktion von Filmen tätigen Dante Harper unterstützt wurde) es selbst bei
den Alien-Attacken an Einfallsreichtum und Subtilität missen lassen.
Die meisten Todesfälle sind sehr vorhersehbar und wirken in dem
offensichtlichen Bemühen, die Fans der Reihe durch das Aufwärmen ikonischer
Szenen zufriedenzustellen, wie bloße Kopien. Handwerklich ist das natürlich gut gemacht und von Kameramann Dariusz Wolski ("Pirates of the Caribbean"-Reihe, "Der Marsianer") wie immer bei Scott
bildgewaltig in Szene gesetzt; aber wer schon einmal einen
"Alien"-Film gesehen hat (oder auch nur einen der vielen Nachahmer),
den wird kaum etwas davon überraschen oder gar beeindrucken können. Dazu kommt,
daß sich die "Covenant"-Crewmitglieder wie schon ihre
"Prometheus"-Pendants nicht allzu logisch oder klug verhalten
und damit ihr eigenes Schicksal zuverlässig
beschleunigen.
Das einzige – neben der eindrucksvollen visuellen
Ausgestaltung dieser fremden Welt (auch wenn die Aliens selbst mir in den
frühen Teilen besser gefallen haben) –, was "Alien: Covenant" ein bißchen aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit herauszieht, ist die Konfrontation der
beiden Androiden David und Walter. Walter ist das neueste Modell, das im Vergleich
zu David in jeder Hinsicht verbessert wurde – allerdings weniger menschlich, weniger
eigenständig gestaltet, da das David-Modell mit seiner allzu großen
Menschlichkeit die echten Menschen irritiert hat (was man dank Michael
Fassbenders gewohnt facettenreicher Darstellung in "Prometheus" und nun auch in
"Covenant" gut nachvollziehen kann). Walter und David sind also
so etwas wie Brüder – so bezeichnen sie sich selbst –, die vieles gemein
haben, sich aber in einigen entscheidenden Punkten stark
unterscheiden. Das wird besonders in den philosophischen Diskussionen der
beiden offenbar, in denen "Covenant" dann auch tatsächlich wie eine
"Prometheus"-Fortsetzung wirkt. Bedauerlicherweise nimmt dieses faszinierende
Element (bei dem Autor Logan seine Stärken kurz ausspielen kann) aber keinen allzu
großen Raum innerhalb der "Covenant"-Story ein, außerdem hätte ich
mir ausführlichere Rückblicke auf das gewünscht, was nach dem Ende von
"Prometheus" geschah – dann hätte man außerdem dessen überlebender Hauptdarstellerin Noomi Rapace mehr als nur ein Cameo gönnen können. David erzählt zwar ein
bißchen von seinen Erlebnissen der letzten zehn Jahre und wir erfahren ein
paar zusätzliche beklemmende Details, aber letztlich wird das doch arg kurz und
fast schon lieblos abgehandelt zugunsten des stärkeren Actionschwerpunkts von
"Covenant". Auch das Finale hat abseits einiger Déjà-vu-Momente
und schöner Bilder nichts wirklich Spektakuläres zu bieten und bleibt damit
hinter den Showdowns sämtlicher Reihen-Vorgänger zurück. Scott gelingt es diesmal einfach nicht, die Einzigartigkeit und die immense Bedrohlichkeit der ikonischen Kreaturen auf die Leinwand zu übertragen. Und das auf die von
Scott bereits fest eingeplante Fortsetzung einstimmende Ende ist erstens
extrem vorhersehbar und kann mir zweitens nicht unbedingt die allergrößte
Vorfreude auf die kommenden Ereignisse vermitteln – das bekam
"Prometheus" besser hin, auch wenn "Covenant" das
Versprochene dann nur ansatzweise eingehalten hat.
Fazit: "Alien: Covenant" ist ein
bildgewaltiger, handwerklich gut umgesetzter Weltraumhorror-Actionfilm, der
Fans mehr von dem bietet, was die Reihe ausmacht, aber mit einem
eklatanten Mangel an Ideen und Subtilität enttäuscht – trotz einer exzellenten
Vorstellung des doppelten Hauptdarstellers Michael Fassbender.
Wertung: 6 Punkte.
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