Regie und Drehbuch: James Gunn, Musik: Tyler Bates
Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Bradley
Cooper, Vin Diesel, Kurt Russell, Michael Rooker, Karen Gillan, Pom
Klementieff, Elizabeth Debicki, Sean Gunn, Chris Sullivan,
Sylvester Stallone, Tommy Flanagan, Ben Browder, Alex Klein, Laura Haddock, Gregg Henry, Ving Rhames, Michelle Yeoh, Michael
Rosenbaum, Miley Cyrus, Jeff Goldblum, Rob
Zombie, David Hasselhoff, Seth Green, Molly Quinn, Stan Lee
FSK: 12, Dauer: 136 Minuten.
Ein Jahr, nachdem die aus dem Halbmenschen Peter
"Star-Lord" Quill (Chris Pratt, "Jurassic World"), der grünhäutigen Gamora (Zoe
Saldana, "Star Trek"), dem leicht unausgeglichenen Krieger Drax der Zerstörer
(Dave Bautista, "Spectre"), dem genetisch optimierten Waschbären Rocket Raccoon (im
Original gesprochen von Bradley Cooper, in der Synchronfassung von
Fahri Yardim) und dem Baumwesen Baby Groot (Vin Diesel, "Riddick") bestehende Truppe
von Außenseitern durch die Vernichtung der Kree-Armee von selbsternannten zu echten
"Guardians of the Galaxy" wurde, erfüllt sie einen Auftrag der
Sovereigns. Für diese goldhäutige, für große Arroganz bekannte Rasse sollen sie
geheiligte Energiezellen vor einem gigantischen Monster beschützen und
sie zur Hohepriesterin Ayesha (Elizabeth Debicki, "Everest")
zurückbringen. Das gelingt, jedoch kann Rocket wieder einmal seine
diebischen Pfoten nicht bei sich behalten und klaut einige der Zellen, weshalb
die Guardians prompt von einer riesigen, ferngesteuerten Sovereign-Armee
verfolgt werden. Die Rettung in letzter Sekunde erfolgt überraschend
durch einen Mann, der sich ihnen als Peters leiblicher Vater vorstellt: Ego, der
lebende Planet (Kurt Russell, "The Hateful 8")! Während Ego (in seiner menschlichen Form) Peter,
Gamora und Drax zu jenem am anderen Ende der Galaxie befindlichen Planeten
bringt, der er selbst ist, bleibt Rocket – mit Baby Groot und Gamoras
gefangener Schwester Nebula (Karen Gillan, "Oculus") – zurück, um das
vom Sovereign-Angriff schwer beschädigte Raumschiff zu reparieren. Doch schon
bald erhält er ungebetenen Besuch von Peters altem Bekannten Yondu (Michael
Rooker, "Super") und seinen wilden Ravagern, die die Sovereigns auf den Waschbär und sein Diebesgut angesetzt haben …
Kritik:
Wenn man einen großen Hit geschaffen hat und folgerichtig mit einer Fortsetzung beauftragt wird, stellt sich zunächst eine ganz wichtige Frage: merklich weiterentwickeln oder mehr oder weniger mehr
vom Gleichen abliefern? Grob verallgemeinert bevorzugen professionelle
Kritiker eher die erste Alternative, während Fans tendentiell die zweite
bevorzugen. Eine kategorisch richtige Entscheidung gibt es natürlich nicht,
beide Vorgehensweisen haben ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Solange man sich nicht für
eine Extremvariante entscheidet und entweder eine 180°-Wende hinlegt (wie David
Fincher, der für "Alien 3" mal eben bis auf Hauptfigur
Ripley alle Überlebenden des extrem populären, von James Cameron
inszenierten Vorgängers abmurkste, großteils sogar off-screen) oder komplett
auf Neuerungen verzichtet (wie zahlreiche Komödien-Sequels), kann eigentlich
alles gut funktionieren. Marvel bevorzugt in seinem Marvel Cinematic Universe
eindeutig die Devise "if it ain't broke … don't fix it!", was zwar
für schwächere Kritiken für "Iron Man 2" oder "Thor 2" sorgte, aber gleichzeitig für Steigerungen
der Einspielergebnisse ("Captain America 2" war die Ausnahme von der Regel mit besseren Kritiken UND besseren Einspielergebnissen). Insofern ist es kaum verwunderlich, daß auch
"Guardians of the Galaxy"-Regisseur James Gunn in der Fortsetzung des gefeierten Weltraum-Abenteuers auf übermäßig Revolutionäres dankend verzichtet,
sich stattdessen auf die zahlreichen Stärken des Erstlings besinnt und
gleichzeitig die angesichts des großen Ensembles zwangsläufig noch bei weitem
nicht ausgereizten Charaktere vertieft. Und diese Rezeptur geht auf, denn
"Guardians of the Galaxy Vol. 2" macht über weite Strecken genauso
viel Spaß wie der Vorgänger und übertrifft ihn am Ende mit einem überraschend
emotionalen, perfekt in Szene gesetzten Finale noch.
Der größte Unterschied zu Teil 1 ist das weitgehende
Fehlen eines klassischen Antagonisten. Überzeugende Bösewichte zu entwickeln
ist ja seit jeher ein großes Problem der Marvel-Filme (bis auf den
charismatischen Loki ist eigentlich keiner wirklich im Gedächtnis geblieben),
doch daß hier die Sovereigns als treibende Kraft der Geschehnisse herhalten
müssen, sorgt schon für Stirnrunzeln – kommen die goldhäutigen Angeber doch
eher wie Witzfiguren daher denn wie eine echte Bedrohung. Zugegeben, sie sorgen für
Amüsement. Vor allem, daß ihre Raumschiffe aus einem
Kontrollzentrum heraus gesteuert werden wie die Spielfiguren in einem Spielhallen-Arcade-Automaten der 1980er Jahren (samt passender Soundeffekte!), während die Piloten von
den nicht aktiven – oder bereits "abgeschossenen" – Kameraden angefeuert, im Mißerfolgsfall gehänselt werden wie in einer Teenagerkomödie von John
Hughes, ist ein wunderbar nerdiges Detail, wie es sich in
Hollywood wohl nur ein James Gunn (oder ein Joss Whedon) ausdenken kann. Aber
als Antagonisten kann man die Sovereigns einfach nicht ernst nehmen. In anderen
Filmen kann sich so etwas ziemlich negativ auf das Gesamterlebnis auswirken (die
"Ghost in the Shell"-Realverfilmung ist ein gutes Beispiel dafür), in
"Guardians of the Galaxy Vol. 2" ist es dagegen aus zwei Gründen kein
echtes Problem.
Der erste Grund ist, daß die Guardians schlicht und
ergreifend dermaßen amüsant sind, daß man ihnen auch mit allergrößter Freude
beim Nichtstun, beim Streiten oder beim Diskutieren zusehen würde. Daß sie
mangels Konkurrenz noch stärker im Mittelpunkt stehen als im ersten
Teil, ist deshalb vollkommen unproblematisch, zumal Gunn durch die relativ
schnelle Aufteilung in zwei Gruppen für Abwechslung und interessante
Konstellationen sorgt – ein altbewährtes Mittel, das schon in "Star Wars
Ep. V: Das Imperium schlägt zurück" wunderbar funktionierte und
zuletzt auch (mit einer noch größeren Stückelung) in "Star Trek Beyond". Bemerkenswert ist dabei allerdings, daß das eigentlich etwas weniger
prominent besetzte und auch deutlich unharmonischere Team aus Rocket, Baby
Groot, Nebula und Yondu für meinen Geschmack deutlich unterhaltsamer
ausfällt als die Erlebnisse von Peter, Gamora, Drax, Ego und dessen empathisch
veranlagter Dienerin Mantis (Pom Klementieff aus Spike Lees "Old Boy"). Das liegt vermutlich daran, daß
der Handlungsstrang von Rocket und Co. seinen Schwerpunkt auf Action und Humor
setzt – die verzweifelten Versuche, den leicht abzulenkenden Baby Groot dazu zu
bringen, einen ganz bestimmten Gegenstand zu beschaffen, sind zweifellos das
humoristische Highlight des Films –, während bei Peter und Konsorten vorwiegend die
Gefühle im Vordergrund stehen. Das ist natürlich nachvollziehbar
angesichts des Kennenlernens von Vater und Sohn (Drax und Mantis nähern
sich einander ebenfalls – recht unbeholfen – an, was auch in dieser Gruppe für Humortupfer sorgt), dazu gut geschrieben und gespielt und infolgedessen
keinesfalls langweilig; trotzdem, die Rocket-Gruppe macht mehr Spaß …
Der zweite Grund, warum die Sovereigns – die in Teil 3 aber doch noch ein ernstzunehmender Gegner werden könnten, wie
eine der fünf (!) zusätzlichen Szenen während des Abspanns zeigt –
verschmerzbar sind, ist, daß sie nur als Platzhalter fungieren. Erst spät im
Verlauf des gut zweistündigen Films offenbart sich nämlich der eigentliche
Gegenspieler des Films. Das läßt logischerweise nicht viel Raum, um ihn als
solchen zu etablieren, funktioniert aber trotzdem gut und führt zu
einem der besten und spektakulärsten MCU-Showdowns bislang. Zugegeben, die
Guardians finden ein wenig arg schnell den einzigen, aber praktischerweise
vergleichsweise gut erreichbaren Schwachpunkt dieses übermächtigen Gegners
heraus, was mit Sicherheit keine Bonuspunkte für Glaubwürdigkeit einbringt.
Aber hey, was soll's? Der finale Kampf ist rasant in Szene gesetzt und gut
choreographiert, protzt mit starken (3D-)Spezialeffekten, schafft es aber gleichzeitig,
auch den wunderbaren Humor in den Dialogen der ungleichen Gefährten nicht zu
vernachlässigen, und kulminiert schließlich in dem bereits erwähnten,
hochgradig emotionalen Moment. Da ist eine etwas strapazierte Glaubwürdigkeit
in der Herleitung selbstredend locker verschmerzbar!
Schauspielerisch ist Kurt Russell eine echte Verstärkung für
"Guardians of the Galaxy Vol. 2". Es dürfte nicht gar so einfach sein, den
"Avatar" eines lebenden, quasi unsterblichen Planeten glaubwürdig zu verkörpern, aber Russell
gelingt es, Ego so darzustellen, daß die Ähnlichkeiten mit seinem Sohn Peter
unübersehbar sind, man gleichzeitig aber nie vergißt, daß er eben kein
Mensch ist, sondern im Grunde genommen so etwas wie ein Gott (wenn auch
"mit kleinem g", wie er selbst bescheiden sagt), der eine ganz andere
Sichtweise auf das Leben, die Liebe und das ganze Universum hat. Zudem
harmoniert Chris Pratt hervorragend mit Russell, während die übrigen Darsteller
der Guardians und ihrer Freunde ihre gute Arbeit aus dem Erstling fortsetzen –
meine Favoriten bleiben Drax mit seinem recht speziellen Verständnis
von Umgangsformen und Humor und Yondu, für mich schon im ersten Teil heimlicher Star der Geschichte. Erfreulich ist außerdem, daß Karen Gillan als
Gamoras entfremdete Schwester Nebula etwas mehr zu tun bekommt als zuvor. Achja,
und einige Gastauftritte mit Potential für kommende Abenteuer gibt es auch noch
– darunter von Sylvester Stallone ("Creed") als früherer Yondu-Mentor
Stakar, der sich in einer weiteren zusätzlichen Szene mit einigen anderen, ebenfalls
von prominenten Darstellern (darunter Ving Rhames und Michelle Yeoh) verkörperten Ravagern zu einer eigenen Heldengruppe
mit Comicwurzeln zusammentut, deren Erlebnisse man in der Tat gerne verfolgen
würde – sowie einen Running Gag rund um Peters Jugendidol David Hasselhoff und natürlich wieder eine exzellente 1980er Jahre-Songauswahl (u.a. mit Cat
Stevens' "Father and Son" und Fleetwood Macs "The Chain" sowie
"Mr. Blue Sky" von ELO, das die witzige Vorspannsequenz unterlegt),
die mir sogar etwas besser gefällt als beim ersten Film.
Fazit: "Guardians of the Galaxy Vol. 2" ist
ein mindestens ebenso großer Weltraum-Spaß wie der Vorgänger, entwickelt die sympathischen Figuren behutsam weiter und punktet mit einem relativ unkonventionellen, auf
ein sehr emotionales Finale hinauslaufenden Storyverlauf.
Wertung: 9 Punkte.
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