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Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Montag, 12. Dezember 2016

OSCAR-News: Golden Globe-Nominierungen und Critics' Choice-Gewinner

Mit den Nominierungen für die Golden Globes steht ein erster großer Höhepunkt in der Awards Season an. Durch die Eigenheiten dieser von der Auslandspresse verliehenen Preise - speziell die Unterteilung der meisten Hauptkategorien in die Sparten "Drama" und "Musical/Komödie" - können viele OSCAR-Anwärter im Gespräch bleiben oder sich gar erst so richtig ins Gespräch bringen. Wer andererseits bei den Golden Globe-Nominierungen trotz höherer Gesamtzahl an Nominierungen schwach abschneidet, für den ist das ein ziemlicher Dämpfer. Dabei muß man jedoch berücksichtigen, daß traditionell die "Drama"-Filme wesentlich bessere Aussichten bei den Academy Awards besitzen als Komödien oder Musicals - weshalb auch die Konkurrenz um die fünf Drama-Plätze wesentlich stärker ist. Wie auch immer: Kommerziell kann jeder Film von Golden Globe-Nominierungen nur profitieren und das ist ja auch nicht ganz unwichtig ... Damit zu den Nominierungen aus dem Filmbereich:

Bestes Drama:
- Hacksaw Ridge
- Hell or High Water
- Lion
- Manchester by the Sea
- Moonlight

Für "Lion", der bislang in der Awards Season eher unter Wert geschlagen wurde, ist das eine wichtige Nennung. Fehlende Hochkaräter sind "Sully", "Silence" (beide bleiben sogar komplett ohne Golden Globe-Nominierungen), "Loving", "Fences" und vor allem "Arrival". Ein Favorit ist schwer auszumachen, normalerweise sollte es sich zwischen "Manchester by the Sea" und "Moonlight" entscheiden, jedoch sind die Golden Globes nicht berühmt dafür, vergleichsweise kleine Independentfilme zu ehren. Angesichts dessen tendiere ich eher zu "Hell or High Water" (wenngleich der auch nicht gerade ein Blockbuster-Budget hatte) oder "Hacksaw Ridge".

 Bestes Musical oder Komödie:
- Florence Foster Jenkins
- La La Land
- 20th Century Women

Einzig "La La Land" sollte aus dieser Auswahl echte (dafür allerdings sehr große) Chancen auf eine Nominierung als "Bester Film" bei den Academy Awards besitzen. Trotzdem nett, "Sing Street" und "Deadpool" unter den Geehrten zu sehen. Favorit ist natürlich "La La Land".


Hauptdarsteller - Drama:
- Casey Affleck, "Manchester by the Sea"
- Joel Edgerton, "Loving"
- Andrew Garfield, "Hacksaw Ridge"
- Viggo Mortensen, "Captain Fantastic"
- Denzel Washington, "Fences"

Mit Tom Hanks aus "Sully" fehlt einer der Favoriten, ansonsten wenig Unerwartetes (auch wenn ich ein bißchen auf den "Nocturnal Animals"-Star Jake Gyllenhaal gehofft hatte). Wichtig sind die Nominierungen vor allem für Edgerton und Mortensen, deren OSCAR-Aussichten nicht die Größten sind und die deshalb diesen Push gut gebrauchen können. Klarer Favorit ist Casey Affleck.

Hauptdarsteller - Musical/Komödie:
- Colin Farrell, "The Lobster"
- Ryan Gosling, "La La Land"
- Hugh Grant, "Florence Foster Jenkins"
- Jonah Hill, "War Dogs"
- Ryan Reynolds, "Deadpool"

Die großte Überraschung ist Jonah Hill, den wohl kaum einer auf der Rechnung hatte. Bei den OSCARs sollte Gosling seine Nominierung sicher haben, ansonsten kann sich eigentlich nur Hugh Grant berechtigte Hoffnungen machen (dann aber vermutlich als Nebendarsteller). Bei den Globes ist Gosling sicher favorisiert, aber ich würde Grant und sogar Reynolds nicht komplett abschreiben.

Hauptdarstellerin - Drama:
- Amy Adams, "Arrival"
- Jessica Chastain, "Miss Sloane"
- Ruth Negga, "Loving"
- Natalie Portman, "Jackie"
- Isabelle Huppert, "Elle"

Im Grunde genommen sind alle Favoriten dabei, am ehesten dürfte sich noch Taraji P. Henson ("Hidden Figures") ärgern, daß ihr vermutlich Chastain vorgezogen wurde. Und ich persönlich ärgere mich, daß selbst bei der Auslandspresse die famose "Toni Erdmann"-Hauptdarstellerin Sandra Hüller keine Berücksichtigung findet. Adams, Portman, Huppert sollten ihre OSCAR-Nominierungen sicher haben, die beiden anderen haben durchaus Chancen. Hier sollte sich der Sieg zwischen Portman und Huppert entscheiden.

Hauptdarstellerin - Musical/Komödie:
- Annette Bening, "20th Century Women"
- Hailee Steinfeld, "The Edge of Seventeen"
- Emma Stone, "La La Land"
- Meryl Streep, "Florence Foster Jenkins"
- Lily Collins, "Regeln spielen keine Rolle"

Stone wird sicherlich auch bei den OSCARs berücksichtigt werden, Bening und Streep haben reelle Chancen. Hailee Steinfeld wäre eine ziemliche Sensation, aber nicht unmöglich; Collins dagegen ist chancenlos. Bei den Globes sollte der Preis an Stone gehen, aber Streep darf man natürlich nie unterschätzen ...

Nebendarsteller:
- Mahershala Ali, "Moonlight"
- Jeff Bridges, "Hell or High Water"
- Simon Helberg, "Florence Foster Jenkins"
- Dev Patel, "Lion"
- Aaron Taylor-Johnson, "Nocturnal Animals"

Fast schon eine Sensation ist Taylor-Johnson, denn aus "Nocturnal Animals" wurden Michael Shannon deutlich bessere Aussichten zugestanden. Ansonsten fehlen mit Lucas Hedges aus "Manchester by the Sea" und Bridges' "Hell or High Water"-Kollegen Ben Foster zwei große OSCAR-Hoffnungen, wobei bei den Academy Awards in dieser Kategorie gerne mal Namen auftauchen, mit denen fast niemand rechnete (Kandidaten dafür wären z.B. Kevin Costner für "Hidden Figures" oder Issei Ogata und Liam Neeson für "Silence"). Favorit ist hier Ali, ich kann mir aber auch Patel und Bridges gut vorstellen.

Nebendarstellerin:
- Viola Davis, "Fences"
- Naomie Harris, "Moonlight"
- Nicole Kidman, "Lion"
- Octavia Spencer, "Hidden Figures"
- Michelle Williams, "Manchester by the Sea"

Gut möglich, daß wir diese fünf Namen auch bei den OSCAR-Nominierungen sehen werden, wobei Spencer durch ihre "Hidden Figures"-Kollegin Janelle Monáe verdrängt werden könnte (und auch Greta Gerwig aus "20th Century Women" eine Option wäre). Eine echte Favoritin gibt es hier nicht, aber normalerweise sollten Davis, Harris und Williams den Preis unter sich ausmachen - ich tippe auf Davis. 

Regie:
- Damien Chazelle, "La La Land"
- Tom Ford, "Nocturnal Animals"
- Mel Gibson, "Hacksaw Ridge"
- Barry Jenkins, "Moonlight"
- Kenneth Lonergan, "Manchester by the Sea"

Tom Ford ist mal eine richtig große Überraschung, er hat damit immerhin solche Hochkaräter wie Denis Villeneuve ("Arrival"), Clint Eastwood ("Sully") und Denzel Washington ("Fences") ausgestochen. Bei den Academy Awards dürfte er leider trotzdem chancenlos sein. Favorit ist Chazelle, aber ich kann mir durchaus vorstellen, daß Mel Gibson mit einem unerwarteten Sieg sein Hollywood-Comeback krönt.

Drehbuch:
- Taylor Sheridan, "Hell or High Water"
- Damien Chazelle, "La La Land"
- Kenneth Lonergan, "Manchester by the Sea"
- Barry Jenkins, "Moonlight"
- Tom Ford, "Nocturnal Animals"

Hier sind es mal die Golden Globes, die sparsamer mit den Nominierungen umgehen als die OSCARs, denn die Auslandspresse verzichtet auf deren Unterteilung in Originaldrehbuch und Adaptiertes Drehbuch. Umso erstaunlicher ist, daß es Tom Ford auch hier unter die Top 5 geschafft hat, wobei er bei den OSCARs anders als in der Regiesparte durchaus gute Chancen hat (dann bei den adaptierten Drehbüchern). Der größte fehlende Name ist "Arrival"-Autor Eric Heisserer, der seinen Platz bei den Academy Awards trotzdem sicher haben sollte - scheinbar mochten die Juroren der Globes "Arrival" dagegen nicht wirklich ... Der Sieg sollte sich hier zwischen Chazelle, Lonergan und Jenkins entscheiden, ich tippe auf Chazelle.

Musik:
- Jóhann Jóhannsson, "Arrival"
- Hans Zimmer, "Hidden Figures"
- Justin Hurwitz, "La La Land"
- Dustin O'Halloran und Volker Bertelmann (aka Hauschka), "Lion"
- Nicholas Britell, "Moonlight"

Viele neue Namen, dazu der Veteran Hans Zimmer, der erstaunlicherweise nicht der einzige Deutsche ist - wobei ich ehrlich vom Experimentalmusiker Hauschka bislang noch nie gehört hatte ... Ein Favorit ist bei dieser Auswahl nur schwer auszumachen, mein Gefühl sagt mir, daß "La La Land" (immerhin ein Musical) oder "Lion" gewinnen.

Filmsong:
- "Gold" aus "Gold"
- "City of Stars" aus "La La Land"
- "How Far I'll Go" aus "Vaiana"
- "Faith" aus "Sing"
- "Can't Stop the Feeling" aus "Trolls"

Hier enthalte ich mich eines Kommentars, da ich lediglich Justin Timberlakes "Can't Stop the Feeling" kenne. Mein wirklich komplett geratener Siegertip: "How Far I'll Go".

Animierter Film:
- Vaiana
- Mein Leben als Zucchino
- Sing

Drei Favoriten (dazu darf man "Kubo" inzwischen erfreulicherweise wirklich zählen, nachdem er bisher ausgezeichnet in dieser Awards Season abschnitt), dazu ein Mitfavorit ("Mein Leben als Zucchini", den ich auch bei den OSCARs erwarte) und eine große Überraschung: Wer hätte gedacht, daß "Sing" den Pixar-Blockbuster "Findet Dorie" aus dem Rennen werfen würde? Favorit ist "Zoomania" vor "Kubo".

Nicht-englischsprachiger Film:
- "Divines", Frankreich
- "Elle", Frankreich
- "Neruda", Chile
- "The Salesman", Iran
- "Toni Erdmann", Deutschland

Mit "Divines" ist ein Film dabei, der bei den Academy Awards nicht zur Wahl steht, dafür fehlen mit Südkoreas "Die Taschendiebin", Spaniens "Julieta" und Dänemarks "Unter dem Sand" drei aussichtsreiche Produktionen. Favorit ist meiner Ansicht nach "Toni Erdmann" knapp vor "The Salesman" und "Elle".


Insgesamt holt sich "La La Land" die meisten Nominierungen (7), dicht gefolgt von "Moonlight" (6) und "Manchester by the Sea" (5). Alle Nominierungen (inkl. TV-Kategorien) gibt es bei der IMDb (die Homepage der Hollywood Foreign Press Association ist noch nicht aktualisiert). Die Verleihung der Preise findet dann am 8. Januar 2017 statt.

Bereits den entscheidenden Schritt weiter als die Golden Globes sind die im OSCAR-Rennen ebenfalls wichtigen (wenngleich mit weniger Öffentlichkeitswirkung gesegneten) Critics' Choice Awards - die wurden gestern Abend nämlich bereits vergeben. Die Gewinner in den wichtigsten Kategorien:

Bester Film: La La Land
Hauptdarsteller: Casey Affleck, "Manchester by the Sea"
Hauptdarstellerin: Natalie Portman, "Jackie"
Nebendarsteller: Mahershala Ali, "Moonlight"
Nebendarstellerin: Viola Davis, "Fences"
Ensemble: Moonlight
Regie: Damien Chazelle, "La La Land"
Originaldrehbuch: Damien Chazelle, "La La Land" UND Kenneth Lonergan, "Manchester by the Sea"
Adaptiertes Drehbuch: Eric Heisserer, "Arrival"
Kamera: La La Land
Ausstattung: La La Land
Schnitt: La La Land
Musik: La La Land
Kostüme: Jackie
Hair & Makeup: Jackie
Spezialeffekte: The Jungle Book
Animationsfilm: Zoomania
Nicht-englischsprachiger Film: "Elle", Frankreich

Alle Gewinner (auch die TV-Kategorien) gibt es auf der Homepage der Critics' Choice Awards.

Das Musical "La La Land" ist also der große Gewinner, der auch in den technischen Kategorien mächtig abräumt - nur für die beiden Hauptdarsteller Emma Stone und Ryan Gosling scheint bei den OSCARs nicht mehr als eine Nominierung drin zu sein, jedenfalls weisen die bisherigen Kritikerpreise stark darauf hin (auch wenn etliche Experten Stone immer noch als Topfavoritin ansehen). Affleck ist bei den Männern inzwischen hoher Favorit, für Portman ist dieser Gewinn wichtig, nachdem zuletzt Isabelle Huppert ("Elle") einige Triumphe feiern konnte - generell kann "Jackie" mit zwei weiteren Preisen als zweiter Gewinner der Critics' Choice Awards nach "La La Land" angesehen werden. Bei den Nebendarstellern festigt Ali seine Favoritenstellung, während das Rennen bei den Nebendarstellerinnen (wo neben Viola Davis auch schon Naomie Harris und Michelle Williams Auszeichnungen erhielten) erfreulich offen ist.

Abschließend will ich noch darauf hinweisen, daß bei einigen kleineren Kritikergruppen drei Mal "Moonlight" als bester Film ausgezeichnet wurde (San Francisco, Toronto, New Yorker Online-Kritiker), einmal "La La Land" (Boston). Ein kleiner Rückschlag also für "Manchester by the Sea", dennoch sieht es aktuell so aus, als läge dieses Trio recht deutlich vor der Konkurrenz. In Toronto war insgesamt übrigens "Toni Erdmann" der große Gewinner, der nicht nur den Preis für den besten fremdsprachigen Film gewann, sondern auch den Regiepreis für Maren Ade und den Hauptdarstellerinnenpreis für Sandra Hüller (bei den drei übrigen Kritikerpreisen ging der Auslandspreis dagegen jeweils an den südkoreanischen Mitfavoriten "Die Taschendiebin")!

Quelle:

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