Letztes Update vom 4. Februar: Das für den Hauptdarstellerinnen-OSCAR nominierte Liebes- und Rassismusdrama "Loving" hat seinen Startplatz am 23. Februar verloren, ein neuer steht noch nicht fest.
Die ersten Monate des Jahres sind für anspruchsvolle Kinofreunde ja schon seit langem meist ein Genuß, weil der Großteil der in den USA im Herbst angelaufenen OSCAR-Kandidaten nun auch in Deutschland anläuft. Nachdem ich deshalb viel Zeit aufwenden mußte, um die folgende Vorschau zusammenzustellen, kann ich sagen: Diesmal steht eine besonders große Menge an potentiellen Highlights aus den verschiedensten Genres ins Haus:
Die ersten Monate des Jahres sind für anspruchsvolle Kinofreunde ja schon seit langem meist ein Genuß, weil der Großteil der in den USA im Herbst angelaufenen OSCAR-Kandidaten nun auch in Deutschland anläuft. Nachdem ich deshalb viel Zeit aufwenden mußte, um die folgende Vorschau zusammenzustellen, kann ich sagen: Diesmal steht eine besonders große Menge an potentiellen Highlights aus den verschiedensten Genres ins Haus:
5. Januar:
"Passengers" (3D):
Die Science Fiction-Romanze von Morten Tyldum ("The Imitation Game") spielt an Bord eines Raumschiffes, das mehrere Tausend Menschen zu
einem weit entfernten Planeten bringen soll. Da die Reise jahrzehntelang
dauert, verbringen die Passagiere diese im Kälteschlaf. Als durch eine
Fehlfunktion einer (Chris Pratt, "Guardians of the Galaxy") vorzeitig erwacht, entschließt er sich dazu,
eine weitere Passagierin (Jennifer Lawrence) aufzuwecken – schließlich will er
nicht den Rest seines Lebens alleine verbringen.
"Die
Taschendiebin":
Park Chan-wook ("Oldboy") ist der weltweit wohl renommierteste südkoreanische
Filmemacher. Diesen Ruf zementiert er mit diesem von der Kritik gefeierten erotischen Thriller-Drama über eine junge Taschendiebin in den
1930er Jahren, die mit einem Heiratsschwindler einen Plan ausheckt, um die
einsame, aber reiche Erbin Hideko auszunehmen. Schwierig wird es, als die
Taschendiebin (die sich als Dienstmädchen in Hidekos Haushalt einschleicht)
sich in die Erbin zu verlieben beginnt …
"Plötzlich
Papa!":
In der Tragikomödie spielt der "Ziemlich beste Freunde"-Star Omar Sy den leichtlebigen Single Samuel, der eines
Tages zu seinem großen Erschrecken erfährt, daß er der Vater einer vor kurzem
geborenen Tochter ist, um die er sich nun kümmern soll. Das klingt nach einer
sehr klischeehaften Story, die man gefühlt schon tausend Mal gesehen hat, doch
die Franzosen finden bei sowas oft noch einen gewissen Kniff. Hier sieht
der folgendermaßen aus: Die Mutter (Clémence Poésy, "Brügge sehen … und sterben?") der kleinen Gloria setzt sich kurzerhand ab, nachdem sie das
Baby bei Samuel abgeladen hat und taucht erst acht Jahre später wieder auf, um
ihre Tochter zurückzuholen. Doch davon will Samuel inzwischen natürlich nichts
mehr wissen …
12. Januar:
Bei den Herbstfestivals
euphorisch gefeiert und damit zum ersten großen OSCAR-Favoriten der Saison
aufgestiegen ist das bewußt altmodisch inszenierte romantische Musical – im
Stil der Fred Astaire- und Ginger Rogers-Musicals aus Hollywoods "Goldener
Ära" – von "Whiplash"-Regisseur Damien Chazelle. Ryan Gosling ("Drive")
und Emma Stone ("Birdman")
bezaubern darin als junge Küstler (er ist Jazz-Musiker, sie eine Schauspielerin),
die sich in Los Angeles ineinander verlieben und gemeinsam den großen
beruflichen Erfolg anstreben.
"The Great Wall" (3D):
Als der erste Trailer zu dem aufwendigen Epos, in dessen
Mittelpunkt die Chinesische Mauer steht, veröffentlicht wurde, kamen ob
des Mitwirkens von Matt Damon ("Der Marsianer") als Hauptdarsteller sofort wieder die mittlerweile
obligatorischen "Whitewashing"-Vorwürfe auf, also die Unterstellung,
Hollywood wolle geschichtliche Ereignisse im Sinne des weißen Mannes
umschreiben. Klar, früher gab es sowas (man denke an die Western in den
1940er und 1950er Jahren, in denen meist die Indianer die Bösen waren und die Weißen
die Guten), mit genügend schlechtem Willen kann man auch noch jüngeren Filmen wie
"Last Samurai" Entsprechendes vorwerfen – auch wenn es da im
Normalfall keinerlei ideologische Gründe mehr gibt, sondern schlicht
marktwirtschaftliche, da ein bekannter Hollywood-Star ein wichtiges
Verkaufsargument für einen sündhaft teuren Blockbuster-Kandidaten ist. Im Fall von
"The Great Wall" sind die "Whitewashing"-Vorwürfe völlig albern, da es sich erstens um eine chinesisch-amerikanische
Koproduktion und zweitens um das englischsprachige Debüt des chinesischen Regiestars Zhang Yimou (der mit "Rote Laterne", "Shanghai Serenade",
"Hero", "House of Flying Daggers" und "Der Fluch der goldenen Blume" schon fünf OSCAR-nominierte Filme drehte) handelt, der
drittens fast alle Rollen mit asiatischen Schauspielern besetzt hat; und
viertens ist "The Great Wall" nicht etwa ein auf historischen Fakten
basierendes Drama, sondern ein Fantasyfilm, in dem die Mauer zum Schutz vor
einer Monster-Armee gebaut wird! Matt Damon ist also zwar natürlich vor allem
deshalb dabei, weil der Film auch außerhalb Asiens Geld einspielen soll und das
westliche Mainstream-Publikum leider nicht sonderlich offen ist gegenüber
"exotischen" Themen – aber von historischer Verzerrung durch seine
Mitwirkung kann beim besten Willen keine Rede sein …
In den USA hat sich David Mackenzies ("Hallam
Foe") grimmiger Krimi mit Western-Elementen dank herausragender Kritiken
zu einem kleinen Überraschungshit entwickelt. Mich wundert die sehr positive
Aufnahme des gesellschaftskritischen Films nicht, denn das Drehbuch stammt von
Taylor Sheridan, dessen Kreativität bereits den pessimistischen Drogen-Thriller
"Sicario"
zum meiner Ansicht nach besten
Film des Jahres 2015 machte. Im Mittelpunkt der in Texas angesiedelten
Geschichte stehen zwei Brüder (dargestellt von Chris Pine und Ben Foster), die
als Bankräuber durch den Bundesstaat ziehen, um die von der Pleite bedrohte
Familienfarm zu retten. Dabei bekommen sie es mit einem hartgesottenen Texas
Ranger (Jeff Bridges) zu tun, der sie unbedingt hinter Gitter bringen will.
"Die Blumen von
gestern":
In der Tragikomödie von Chris Kraus ("Poll") geht es um den gestressten Holocaust-Forscher Totila
(Lars Eidinger), der mit Hannah (Hannah Herzsprung) verheiratet ist, dann aber eine
Art Haßliebe zu der neuen französischen Praktikantin Zazie (Adéle Haenel)
entwickelt, die mit seinem Chef (Jan Josef Liefers) schläft. Klingt chaotisch
und das dürfte es wohl auch sein, die ersten Vorabkritiken zu diesem wilden Genremix zeigen
sich aber ziemlich angetan von dem Resultat, vor allem Haenels einnehmende
Darstellungskunst wird sehr gelobt.
"Why Him?":
US-Komödie von John Hamburg ("… und dann kam
Polly"), in der Ned ("Breaking Bad"-Star Bryan Cranston) beim Besuch seiner Tochter Stephanie
(Zoey Deutch, "Dirty Grandpa") am College deren älteren Freund Laird
(James Franco, "Spring Breakers") kennenlernt – den er sich definitiv nicht als Schwiegersohn
wünscht! Und so versucht er fortan, Stephanie und Laird auseinanderzubringen, während Laird
umgekehrt den Vater seiner Angebeteten unbedingt für sich gewinnen will. Das klingt ein bißchen sehr
nach "Meine Braut, ihr Vater und ich", könnte angesichts der starken
Darsteller aber durchaus amüsant werden.
"Bob, der
Streuner":
Die auf einer wahren Geschichte basierende britische Bestsellerverfilmung
von Altmeister Roger Spottiswoode ("James Bond 007 – Der Morgen stirbt
nie") ist eine Tragikomödie über einen
ehemals drogenabhängigen Straßenmusikanten in London namens James (Luke
Treadaway, "Unbroken"), dessen Leben durch einen Kater nachhaltig
verändert wird, der halbtot vor seiner Tür auftaucht und von James trotz seiner
eigenen Sorgen mühsam wieder aufgepäppelt wird. Klingt nach klassischem
Wohlfühlkino, auch wenn die Kritiker eine zu große Vorhersehbarkeit und fehlende
Ideen bemängeln.
"Die Hollars –
Eine Wahnsinnsfamilie":
Das Kino-Regiedebüt des Schauspielers John Krasinski
("13 Hours", TV-Serie "The Office") ist eine Tragikomödie
über eine dysfunktionale Familie, die mit einer Besetzung voller etablierter Charakterdarsteller
aufwarten kann (neben Krasinski auch Anna Kendrick, Margo Martindale, Sharlto
Copley, Richard Jenkins), aber bei der Kritik trotzdem nur mittelmäßig ankam.
19. Januar:
Das aufwühlende Drama von Kenneth Lonergan ("Margaret",
Drehbuchautor von "Gangs of New York") zählt zu den großen
OSCAR-Favoriten: Vor allem Hauptdarsteller Casey Affleck ("Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford") wird für seine
Glanzleistung als zurückhaltender Klempner Lee gefeiert, der nach dem Tod seines
Bruders dessen Sohn im Teenager-Alter großziehen muß – wofür er von Boston zurück in
seinen Heimatort Manchester an der US-Ostküste zieht. Von den dortigen
Einwohnern wird er allerdings ziemlich merkwürdig behandelt, was offenbar mit
seiner Familiengeschichte zu tun hat – zudem trifft Lee hier wieder auf
seine Ex-Frau Randi (Michelle Williams, ebenfalls aussichtsreiche
OSCAR-Anwärterin), die nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen ist.
"xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage" (3D):
15 Jahre nach seinem Debüt als der vom US-Geheimdienst
rekrutierte Extremsportler Xander Cage kehrt Actionstar Vin Diesel in die
eigentlich schon (laut "xXx 2", wo Ice Cube die neue Hauptrolle
spielte) totgeglaubte Rolle zurück – diesmal unter der Regie von
D.J. Caruso ("Eagle Eye", "Disturbia"). Wiederum unter der
Anleitung von Samuel L. Jackson muß er eine tödliche Geheimwaffe
bergen, ehe Bösewicht Xiang (Donnie Yen, "Ip Man") diese an sich reißt.
"Verborgene
Schönheit":
"Der Teufel trägt Prada"-Regisseur David Frankel
inszenierte dieses Drama, in dem Will Smith den erfolgreichen New Yorker
Werbeprofi Howard spielt, der sich nach einer Tragödie in seinem Privatleben
komplett zurückzieht und fortan Briefe an den Tod, die Zeit und die Liebe schreibt.
Irgendwann beschließen seine Kollegen, Howard auf unkonventionelle Art und Weise
den Weg zurück ins Leben zu ebnen … An Smiths Seite agieren weitere Hochkaräter
wie Kate Winslet, Keira Knightley, Edward Norton und Helen Mirren.
"Die Hölle –
Inferno":
Der österreichische Filmemacher Stefan Ruzowitzky ("Die
Fälscher") kehrt zu jenem Genre zurück, das ihm im Jahr 2000 (mit
"Anatomie") seinen internationalen Durchbruch bescherte: dem
Horrorthriller. Im Blickpunkt des Geschehens steht die Wiener Taxifahrerin Özge
(Violetta Schurawlow), die Zeugin eines Mordes wird und fortan selbst in
Lebensgefahr schwebt. Hilfe erhält sie immerhin von dem Polizei-Ermittler
Christian (Tobias Moretti) …
"Personal
Shopper":
Seit sie durch die "Twilight"-Reihe zum kontrovers
diskutierten Weltstar wurde, hat sich Kristen Stewart (trotz gelegentlicher
Mainstream-"Ausrutscher" wie "Snow White and the Huntsman")
als ernstzunehmende Arthouse-Darstellerin etabliert. Das Militärgefängnisdrama
"Camp X-Ray", das französische Charakterdrama "Die Wolken von
Sils Maria", das Alzheimer-Drama "Still Alice" und Woody Allens
1930er Jahre-Komödie "Café Society" zählen zu den Filmen, die zwar
alles andere als Zuschauermassen in die Kinos locken, aber viel Lob von den
Kritikern und dem anspruchsvollen Arthouse-Publikum erhalten. In der aktuellen
Awards Season ist Stewart mit zwei Independent-Filmen vertreten, nämlich
mit Kelly Reichardts episodischem Frauendrama "Certain Women" und
eben mit "Personal Shopper" (wenngleich beide eher Außenseiterrollen einnehmen). In der erstmals in Cannes präsentierten
(und dort mit dem Regiepreis geehrten) unkonventionellen Arthouse-Geistergeschichte
agiert Stewart nach "Die Wolken von Sils Maria" zum zweiten Mal unter
der Regie des Franzosen Olivier Assayas und erhält erneut viel Lob für ihre
Leistung – auch wenn der Film selbst aufgrund seiner häufigen Stil- und
Tempowechsel eher gemischt aufgenommen wurde.
"Ritter Rost 2 –
Das Schrottkomplott":
Drei Jahre nach der mit gut 600.000 Zuschauern recht populären ersten Animationsverfilmung der erfolgreichen Kinderbuch-Reihe von
Jörg Hilbert und Felix Janosa erlebt Ritter Rost sein zweites Kino-Abenteuer.
Diesmal wird er durch unvorhergesehene Ereignisse zu einem Erfinder, dessen Kreationen seine Heimat Schrottland jedoch in große Gefahr
bringen.
26. Januar:
Der sechste Leinwandauftritt von Milla Jovovich als genetisch
verbesserte Actionheldin Alice in der losen Adaption der langlebigen
Horror-Videospielreihe soll auch ihr letzter sein – und er wird dafür sorgen,
daß das globale Einspielergebnis der sechs Filme die Marke von einer Milliarde
US-Dollar überschreitet. Das ist ein mehr als beeindruckendes Ergebnis für eine
Filmreihe, die von den meisten Kritikern ebenso verachtet wird wie von den
Anhängern der Videospiele. Doch wiewohl die stets als Regisseur, Drehbuch-Autor
und/oder Produzent von Paul W.S. Anderson verantworteten "Resident
Evil"-Filme wenig mit der Vorlage zu tun haben und inhaltlich große
Schwächen offenbaren, läßt es sich doch nicht leugnen: Die zahlreichen
Actionsequenzen sind (auch und gerade nach dem Sprung zu 3D mit dem vierten Teil
"Afterlife") großartig inszeniert und Milla Jovovich ist eine tolle,
kampfstarke, sehr einnehmende Hauptdarstellerin. Angesichts dieser Stärken
nehmen Genrefans die unbestreitbaren Schwächen der Reihe eben durchaus in Kauf.
Das wird beim sechsten und (angeblich) letzten Teil nicht anders sein, der die Story um das den größten Teil der Menschheit in zombieartige Kreaturen
verwandelnde T-Virus und die sinistre Umbrella Corporation hoffentlich zu einem
unterhaltsamen und einigermaßen sinnvollen Ende führt. Zu diesem Zweck geht es für
Alice zurück zum Ursprungsort der Seuche: Raccoon City …
"Hacksaw Ridge –
Die Entscheidung":
Mit seiner fünften Regiearbeit meldet sich Mel Gibson zurück
in Hollywood – und der auf einer wahren Geschichte basierende Anti-Kriegsfilm
gilt sogar als ein ernsthafter OSCAR-Kandidat. Ex-"Spiderman" Andrew
Garfield spielt den strenggläubigen, pazifistischen Desmond T. Doss, der im
Zweiten Weltkrieg aus Glaubensgründen das Tragen einer Waffe verweigerte und so als Sanitäter eingesetzt wurde. In dieser Funktion rettete er in
der Schlacht um Okinawa mehreren Dutzend US-Soldaten das Leben, woraufhin er mit der
Medal of Honor ausgezeichnet wurde – als erste Person in der
US-Militärgeschichte, die nie einen Schuß abgefeuert hat!
Sogar zu den ganz großen OSCAR-Favoriten in ihrer Kategorie
zählt Natalie Portman (die den Goldjungen für "Black Swan" ja bereits
einmal gewann) für ihre einfühlsame Darstellung der ikonischen Präsidentenwitwe
Jackie Kennedy. Beim Film des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín
("No") handelt es sich nicht um ein klassisches Biopic, stattdessen
konzentriert sich die Handlung des präzise beobachteten Charakterdramas auf
ihre kurze Zeit als First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika und auf die
Tage nach der Ermordung ihres Ehemannes John F. Kennedy in Dallas.
Nachdem er zuletzt mit dem auch bei den Kritikern recht
erfolgreichen Horrorfilm "The Visit" einen Schritt zurück zu alter
Stärke gemacht hat, bleibt der zwischenzeitlich tief gefallene "The Sixth
Sense"-Regisseur M. Night Shyamalan dem Genre mehr oder weniger treu. Denn auch
in "Split" regiert der Horror, allerdings durchmischt mit klassischen
(Psycho-)Thriller-Elementen, denn Protagonist Kevin (James McAvoy, "X-Men: Apocalypse") leidet unter
einer gespaltenen Persönlichkeit. Genau genommen sogar unter einer vielfach
gespaltenen Persönlichkeit mit 23 teilweise extrem unterschiedlichen Ausprägungen.
Eine davon sorgt dafür, daß Kevin drei junge Mädchen entführt, die daraufhin
unfreiwillig all seine Persönlichkeiten kennenlernen – und dann entwickelt sich noch eine 24., deren Name "das Biest" nichts Gutes verheißt …
Frühe Kritiken deuten darauf hin, daß Shyamalan seinen qualitativen
Aufwärtstrend erfreulicherweise fortsetzt.
"Die schönen Tage
von Aranjuez" (3D):
Wenn sich mit dem
deutschen Filmemacher Wim Wenders und dem österreichischen Autor Peter Handke
zwei Männer wieder zusammentun, die vor fast 30 Jahren mit "Der
Himmel über Berlin" einen der wunderbarsten Filme der deutschen
Kinohistorie schufen, dann darf man als Cineast natürlich sehr gespannt sein
auf das Resultat. Ein unumstrittenes Meisterwerk ist aus Wenders' in Venedig
vorgestellter Adaption des Zwei Personen-Kammerspiels von Handke eher nicht
geworden, die Kritiker schwanken in ihren Bewertungen der philosophischen
Betrachtung des Verhältnisses zwischen Mann und Frau zwischen Lob für die
intime Atmosphäre und die zum Nachdenken anregenden Dialoge und Kritik an einer
zu großen und wenig einnehmenden Geschwätzigkeit bis hin zur Langeweile.
"Die feine
Gesellschaft":
Ein subversiver, slapstickreicher französischer Kostümfilm mit
Starbesetzung (Juliette Binoche, Valeria Bruni Tedeschi, Fabrice Luchini) über
eine Landadelsfamilie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Sommer in ihrem
Landsitz am Meer verbringt, wo mehrere Personen spurlos verschwinden.
Angesichts des unkonventionellen, nicht unbedingt massentauglichen Humors
des Regisseurs und Autors Bruno Dumont (von dem auch die Miniserie
"Kindkind" stammt, die in Deutschland bei Arte lief) zog "Die
feine Gesellschaft" bei den Filmfestspielen von Cannes gemischte
Reaktionen nach sich – für experimentierfreudige Kinogänger könnte der Film genau das
Richtige sein ...
"Mein Blind Date
mit dem Leben":
In der auf einer wahren Geschichte basierenden Komödie von
Marc Rothemund ("Sophie Scholl – Die letzten Tage") geht es um den Abiturienten Saliya (Kostja Ullmann), der mit
großem Geschick allen verheimlicht, daß er fast blind ist. Erst als er eine
Anstellung in einem noblen Münchner Hotel ergattert und sich in Laura (Anna Maria
Mühe) verliebt, wird seine Situation zunehmend kompliziert.
"Monster
Trucks" (3D):
Was man von dem $125 Mio. teuren Mix aus Real- und
Animationsfilm von Chris Wedge ("Ice Age", "Epic – Verborgenes
Königreich") zu erwarten hat, dürfte angesichts des Titels ziemlich
klar sein: Jede Menge Action mit spektakulären Monster Trucks. Menschen kommen
allerdings auch vor, so spielt der neue "MacGyver" Lucas Till (in
dem in den USA erfolgreich gestarteten Serienreboot) die Hauptrolle des Tripp,
der mit seinem selbstgebauten Monster Truck seine Heimat verläßt – und prompt
auf eine merkwürdige Kreatur trifft, die sich als ein hocheffizienter Motor-Ersatz
in seinem Truck einnistet … Mit von der Partie ist ebenfalls die "Evil Dead"-
und "Don't Breathe"-Schönheit Jane Levy.
"Kundschafter des
Friedens":
Robert Thalheim ("Am Ende kommen Touristen") hat
eine Actionkomödie über einen früheren DDR-Spion (Henry Hübchen, "Alles
auf Zucker!") gedreht, der zu seiner eigenen Überraschung vom BND für eine
Mission in Osteuropa angeworben wird. Und dann soll er dabei auch noch
ausgerechnet mit dem BND-Agenten Kern (Jürgen Prochnow) zusammenarbeiten, der ihn
einst enttarnte. Ganz ehrlich: Für eine deutsche Komödie klingt das nach einer
erfreulich originellen und unterhaltsamen Story!
"Suburra":
Hochgelobter italienisch-französischer Gangsterfilm von
Stefano Sollima (TV-Serien "Gomorrha" und "Romanzo
Criminale") über eine unheilige Allianz von Gangstern, Politikern,
Kirchen- und Wirtschaftsvertretern, die zusammen das heruntergekommene römische
Stadtviertel "Suburra" in eine Art italienisches Las Vegas verwandeln
wollen. Wenig überraschend zeigen sich schnell erste Risse in dieser Allianz,
deren Mitglieder nur einen gemeinsamen Nenner haben: Geldgier.
"Wendy – Der
Film":
In der ersten Kinoadaption des seit Jahrzehnten beliebten
Pferdemagazins für Mädchen geht es um … nunja, ein 12-jähriges Mädchen namens
Wendy, das die Sommerferien auf dem alten Reiterhof ihrer Oma verbringen
muß und nach anfänglichem Widerwillen aufregende Abenteuer erlebt.
Wendys Eltern werden von Jasmin Gerat und Benjamin Sadler gespielt.
2. Februar:
"Live by Night":
Ben Afflecks vierte Regiearbeit (bei der er zum dritten Mal
auch selbst das Drehbuch verfaßt hat – die einzige Ausnahme war
"Argo") ist die Adaption einer Geschichte des "Mystic
River"-Autors Dennis Lehane. Sie spielt in den USA zur Zeit der
Prohibition, also in den wilden 1920er Jahren, in denen Gangster wie Al Capone
die Öffentlichkeit verunsicherten. Ausgerechnet der Sohn des Bostoner
Polizeichefs (Brendan Gleeson, "The Guard"), Joe (Affleck), will auch einer dieser Männer
werden, die in ständiger Lebensgefahr schweben, dafür aber auch in Saus und
Braus leben können – solange sie am Leben bleiben. Bei Joe könnte das
nicht allzu lange sein, denn er verliebt sich in die Freundin
(Sienna Miller, "American Sniper") eines skrupellosen Gangsterbosses ...
"Die irre
Heldentour des Billy Lynn" (3D):
Noch vor wenigen Monaten wurde das thematisch an Clint Eastwoods
"Flags of Our Fathers" erinnernde Anti-Kriegsdrama mit dem Newcomer Joe
Alwyn (als nach der Rückkehr aus dem Irakkrieg an posttraumatischer
Belastungsstörung leidender Soldat, der mit einigen Kameraden auf
"Siegestour" durch die gesamten USA geschickt wird) und Kristen
Stewart als ein sicherer OSCAR-Anwärter gehandelt. Kein Wunder, führte doch
der taiwanesische Filmemacher Ang Lee Regie, der von "Tiger &
Dragon" über "Brokeback Mountain" bis hin zu "Life of Pi" bereits einige Produktionen zu Academy Award-Gewinnern machte. Mit den
ersten Kritiken hat sich das allerdings in Windeseile erledigt, die fielen
nämlich bestenfalls durchwachsen aus, wobei neben dem wenig überzeugenden
Drehbuch vor allem eine vermeintliche technische Revolution heftig kritisiert
wurde: Lee drehte den ersten Hollywood-Film mit einer Bildrate von 120 Bildern
pro Sekunde (fps) anstelle der bislang üblichen 24, was offenbar zu einer
extremen Bildschärfe führt. Nachdem bereits Peter Jacksons Versuch mit 48 fps bei den
"Der Hobbit"-Filmen sehr zwiespältig aufgenommen wurde, fallen
viele Reaktionen auf Lees Vorgehen nahezu desaströs aus, das von der Handlung
ablenke und dem klassischen Kinofeeling schade. Den deutschen Kinogängern kann
dieser Punkt jedoch egal sein, aktuell gibt es weltweit nämlich nur sechs Kinos, die
über das nötige technische Equipment verfügen, um den Film tatsächlich in 120
fps zu zeigen – und die stehen in den USA und in China.
Unter der Regie von Theodore Melfi ("St. Vincent")
entstand ein historisches Drama über drei afroamerikanische
NASA-Mathematikerinnen (Taraji P. Henson, Octavia Spencer und Sängerin Janelle
Monáe), die 1962 und damit während des ideologisch geprägten "Wettlaufs
ins All" mit den Sowjets maßgeblich zum Erfolg der ersten amerikanischen
Weltraummissionen beitrugen. Auch "Hidden Figures" gilt als möglicher
OSCAR-Kandidat, vor allem im Darsteller-Bereich.
In Andreas Dresens ("Sommer vorm Balkon")
Neuverfilmung des Jugendbuch-Klassikers von Michael Ende ("Die unendliche
Geschichte") verkörpert Arved Friese aus "Der Nanny" den titelgebenden
Waisenjungen, der einem sinistren Baron (Justus von Dohnányi, "Männerherzen") sein ansteckendes
Lachen verkauft – im Gegenzug soll er fortan jede Wette gewinnen. Der Deal
erweist sich jedoch schnell als wenig vorteilhaft für Timm, weshalb er mit
seinen Freunden versucht, ihn rückgängig zu machen. Thomas Ohrner, der den Timm
Thaler in dem berühmten ZDF-Mehrteiler aus dem Jahr 1979 spielte, hat hier
übrigens eine kleine Gastrolle übernommen.
"The
Salesman (Forushande)":
Einer der größten Konkurrenten des deutschen Beitrags
"Toni Erdmann" im Wettkampf um den Auslands-OSCAR 2017 ist
das in Cannes mit dem Regie- und dem Darsteller-Preis geehrte komplexe Drama
"The Salesman" des iranischen Festivallieblings Asghar Farhadi
("Nader und Simin – Eine Trennung"). Er erzählt von einem
theaterbegeisterten Ehepaar, dessen Beziehung nach dem zwangsweisen Umzug in
eine neue Wohnung (deren Vormieterin einen zweifelhaften Ruf hatte)
während der Proben für eine Aufführung von Arthur Millers Theaterstück "Tod eines
Handlungsreisenden" immer stärker zu bröckeln beginnt.
"Volt":
In dem deutsch-französischen dystopischen Thriller von Tarek
Ehlail ("Gegengerade") stellt Benno Fürmann ("Der blinde Fleck") den titelgebenden
Polizisten dar, der in der nahen Zukunft während eines Aufstands einen Flüchtling
tötet und damit folgenschwere Ereignisse auslöst – sowohl für die Gesellschaft
als auch für sich selbst.
"Rings":
Die späte Fortsetzung von Gore Verbinskis gänsehauterzeugendem
Gruselklassiker "Ring" und Hideo Nakatas (Regisseur der japanischen
Vorlage "Ringu") schwächerer Fortsetzung "Ring 2". Unter
der Regie von F. Javier Gutiérrez ("72 Stunden") kehren die tödliche
Videokassette und das Geistermädchen Samara zurück; die Besetzung ist
allerdings neu und wird angeführt von Johnny Galecki (TV-Serie "The Big
Bang Theory") und Aimee Teegarden ("Scream 4"). Über die Story
ist noch fast nichts bekannt, mehrere Verschiebungen lassen allerdings nicht wirklich auf höchste Qualität hoffen.
9. Februar:
"Fifty Shades of Grey 2 – Gefährliche Liebe":
"Fifty Shades of Grey 2 – Gefährliche Liebe":
Genau ein Jahr, nachdem die Bestselleradaption "Fifty
Shades of Grey" nach den Romanen von E.L. James trotz mieser Kritiken zu einem
weltweiten Kassenerfolg avancierte, steht auch schon die Verfilmung des zweiten
Bandes der SM-Saga ins Haus. Allerdings gibt es wegen interner Querelen einen
neuen Regisseur (James Foley, "Glengarry Glen Ross") und ebenso einen neuen Drehbuch-Autor (James' Ehemann
Niall Leonard), wobei das angesichts besagter schlechter Kritiken ja vielleicht
gar nicht das Schlechteste ist. Jedenfalls versucht Protagonistin Anastasia
(Dakota Johnson) im neuen Film, nach Beendigung ihrer Beziehung zu dem
Millionär Christian Grey (Jamie Dornan), ihr (Liebes-)Leben weiterzuleben; von
Christian wegzukommen, scheint jedoch gar nicht so einfach zu sein … Neu dabei
sind u.a. Kim Basinger ("The Nice Guys") und Bella Heathcote
("The Neon Demon") als frühere Liebespartner von Mr. Grey.
"The LEGO Batman
Movie" (3D):
Der größtenteils in liebevoller Lego-Klötzchen-Optik animierte
"The LEGO Movie" war vor allem in den USA einer der großen
Überraschungserfolge des Kinojahres 2014, weltweit spielte er rund $470 Mio.
ein. Eine Fortsetzung ist da natürlich nur Formsache, bevor diese 2019 in die
Lichtspielhäuser kommen soll, stehen jedoch erst noch einige Spin-Offs an. Den
Anfang macht "The LEGO Batman Movie", in dem der bereits in "The
LEGO Movie" prominent vertretene und im Original von Will Arnett
gesprochene dunkle Ritter im Mittelpunkt steht – an seiner Seite (bzw. auf der
Gegenseite) werden zahlreiche weitere humorvoll interpretierte Superhelden und
Superschurken auftauchen, es dürfte also unterhaltsam werden. Ein besonderer
Coup ist den Machern damit gelungen, daß Billy Dee Williams (Lando
Calrissian in der "Star Wars"-Saga) Harvey Dent respektive Two-Face
sprechen wird – denn in Tim Burtons "Batman" (1989) stellte er
bereits einmal den ehrgeizigen Staatsanwalt Harvey Dent dar und im dritten Teil
hätte er es wieder tun sollen, in dem dieser zum Bösewicht Two-Face wird. Doch
bekanntlich durfte Burton keinen dritten "Batman"-Film drehen,stattdessen gab der neue Regisseur Joel Schumacher für "Batman
Forever" Tommy Lee Jones die Rolle (zumindest erhielt Williams eine
Entschädigung, denn der Vertrag war bereits rechtskräftig).
"Den Sternen so
nah":
In der intergalaktischen Liebesgeschichte von Regisseur
Peter Chelsom ("Weil es dich gibt") spielt Asa Butterfield
("Hugo Cabret") Gardner Elliot, den ersten auf dem Mars – in einer
von einem Milliardär finanzierten kleinen Kolonie – geborenen Menschen. Mit 16
Jahren macht der sich heimlich aus dem Staub, um sich auf der Erde mit einem
Mädchen (Britt Robertson, "A World Beyond") zu treffen, mit dem er
seit längerem per Videochat kommuniziert. Eines von vielen Problemen an dem
Vorhaben ist die unterschiedliche Schwerkraft auf Mars und Erde, die seinen Ausflug lebensgefährlich macht; doch Gardner
will mit Hilfe seiner Freundin unbedingt dem geheimnisvollen Finanzier der
Mars-Kolonie ausfindig machen, von dem er hofft, mehr über seinen Vater zu
erfahren, den er niemals kennengelernt hat … In weiteren Rollen sind Gary
Oldman ("Dame, König, As, Spion") und Carla Gugino ("San Andreas") zu sehen.
"The Girl with all the Gifts":
Zu den Highlights des Fantasy Filmfests 2016 zählte das
mit Gemma Arterton ("The Voices"), Glenn Close und Paddy Considine
("Macbeth") erstklassig besetzte, vor allem wegen seiner
Atmosphäre und der für das Genre ungewöhnlich ambivalenten Figuren sehr positiv
rezensierte dystopische Horror-Drama von Colm McCarthy, das auf dem Roman "Die
Berufene" von M.R. Carey basiert. Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft, in
der die Menschheit durch mutierte Pilz-Sporen nahezu ausgerottet wurde, die alle, die sich mit ihnen infizieren, in zombieartige, menschenfressende Kreaturen
verwandelt. Auf einer Militärbasis forschen einige überlebende Wissenschaftler
nach einer möglichen Heilung, wobei sie mit ihren Testobjekten nicht wirklich
zimperlich umgehen. Mit dem 10-jährigen Wunderkind Melanie könnte die Rettung
gefunden sein – doch dann wird die Basis von den "Zombies" überrannt
…
16. Februar:
"T2: Trainspotting":
Satte 21 Jahre nach dem Kinostart des stilprägenden 1990er
Jahre-Kultfilms "Trainspotting" nach dem Bestseller von Irvine Welsh
versammelt Regisseur Danny Boyle die alte Gang erneut um sich für eine sehr
späte Fortsetzung (basierend auf Welshs Roman "Porno"). Viel ist zur
Handlung noch nicht bekannt (da der Romantitel nicht übernommen wurde, ist auch
unklar, wie stark sie sich an der Vorlage orientiert), aber erstaunlicherweise
sind die (Ex-)Junkies Sick Boy (Jonny Lee Miller), Francis (Robert Carlyle),
Spud (Ewen Bremner) und Mark (Ewan McGregor) alle noch am Leben – und als Mark
nach längerer Abwesenheit in seine Heimat zurückkehrt, wird er von seinen
Freunden willkommen geheißen – was ihm nicht unbedingt gut bekommen dürfte …
Auf diesen zweiten Teil mußten Fans wesentlich weniger lang
warten als bei "T2", denn Keanu Reeves' erster Auftritt als
knallharter Ex-Auftragskiller und Hundefreund liegt gerade drei Jahre zurück. Chad
Stahelski übernimmt diesmal alleine die Leitung (sein langjähriger Co-Regisseur
David Leitch kümmert sich stattdessen um die Graphic Novel-Adaption "The
Coldest City" und das Superhelden-Sequel "Deadpool 2") und da
Wick im ersten Film nicht viele Überlebende hinterließ, gibt es neben
einigen Rückkehrern (u.a. Bridget Moynahan, Ian McShane und John Leguizamo)
natürlich auch neue Darsteller wie "Orange is the New Black"-Star
Ruby Rose und Peter Stormare. Denn nach dem Blutbad, das Wick im Vorgänger
angerichtet hat, wurde ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, was zu einem neuerlichen Blutbad führen dürfte, nur dieses Mal in Rom.
Bislang waren die Regiearbeiten von Denzel Washington nicht
mit allzu großem Erfolg gekrönt – die Kritiken zu den Dramen "Antwone
Fisher" und "The Great Debaters" fielen wohlwollend aus,
das Kinopublikum hatte jedoch kaum Interesse an den eher sperrigen Stoffen.
"Fences" dürfte zwar inhaltlich auch nicht viel massentauglicher
ausfallen – Washington und Viola Davis ("Glaubensfrage") spielen eine afroamerikanische
Familie in den 1950er Jahren, die von einem gutbürgerlichen Leben träumt, aber
immer wieder vom Alltags-Rassismus heftig ausgebremst wird –, dennoch scheint die
Adaption eines preisgekrönten Broadway-Stücks auch dank des anhaltenden
OSCAR-Buzzes (Washington werden gute Chancen auf seine erste Nominierung
als Regisseur zugerechnet) zumindest in den USA einen Nerv zu treffen.
"Elle":
Seine einstmals so erfolgreiche ("RoboCop",
"Basic Insinct", "Starship Troopers") Hollywood-Karriere
mag seit dem Mega-Flop von "Showgirls" passé sein, doch auch in
Europa zeigt der holländische Filmemacher Paul Verhoeven, daß er immer noch so
einiges drauf hat. Bestes Beispiel dafür ist das gefeierte Rachedrama
"Elle", in dem OSCAR-Mitfavoritin Isabelle Huppert ("Die
Klavierlehrerin") als Vergewaltigungsopfer brilliert, das eben gerade kein
Opfer sein will – weshalb die erfahrene, sonst stets kühl berechnende
Geschäftsfrau auf eine Anzeige verzichtet und sich stattdessen lieber selbst
auf die Jagd nach dem Täter macht.
"Empörung":
Nach vielen mehr oder weniger stark mißglückten Adaptionen der anspruchsvollen Romane des US-Autors Philip Roth (zuletzt mußte
Ewan McGregor für sein Regiedebüt "Amerikanisches Idyll" viel Kritik
einstecken), scheint dem Drama-Spezialisten James Schamus die erste richtig
gute Adaption gelungen zu sein. Interessanterweise handelt es sich für ihn ebenfalls
um sein (Langfilm-)Regiedebüt, bislang war Schamus vor allem als Produzent und
OSCAR-nominierter Stamm-Drehbuch-Autor von Ang Lee bei Filmen wie "Tiger
& Dragon", "Der Eissturm" und "Gefahr und Begierde" bekannt. "Empörung" spielt zu Beginn der 1950er Jahre,
als die USA in den Korea-Krieg verwickelt werden, und handelt vom jüdischen
Metzgersohn Marcus (Logan Lerman, "Vielleicht lieber morgen"), der
zum Studium von der Ostküste in den erzkonservativen Mittleren Westen
zieht – wo er einen ziemlichen Kulturschock erleidet, offener Antisemitismus
inklusive. Immerhin verliebt er sich aber auch noch in die schöne Olivia (Sarah
Gadon, "A Royal Night") … Kritiker loben die starken
Darstellerleistungen (neben Lerman wird vor allem Tracy Letts gefeiert, der den
gestrengen Uni-Dekan mimt) und die intelligenten Dialoge.
"Schatz, nimm du
sie!":
In der Komödie von "7 Zwerge"-Regisseur Sven
Unterwaldt Jr. – einem erstaunlich schnellen Remake des französischen
"Mama gegen Papa" aus dem Jahr 2015 – spielen Comedienne Carolin Kebekus und Maxim
Mehmet ein vor der Scheidung stehendes Ehepaar, das zwar nicht mehr miteinander
leben will, sich aber eigentlich immer noch ganz gut versteht. Problematisch
wird es erst, als beide gleichzeitig einen absoluten Traumjob im Ausland
angeboten bekommen – und deshalb wollen, daß der jeweils andere das Sorgerecht
für die beiden Kinder übernimmt. Mangels Einigungswillen sollen letztlich die Kinder
entscheiden ... Da schon das französische Original eher mittelprächtige Kritiken
erhielt, stellt sich die Frage, wie groß die Chance ist, daß das Remake viel
besser ausfällt.
"Mein Leben als
Zucchini":
Der vielfach preisgekrönte und für seine einfühlsame, sein
junges Zielpublikum ernst nehmende Handlung gepriesene französisch-schweizerische Animationsfilm
für Kinder (auch der Beitrag der Schweiz zum Auslands-OSCAR) handelt von dem neunjährigen Zucchini, der nach dem Tod seiner
Mutter in ein Heim kommt. Das Leben dort ist nicht immer einfach, doch zumindest
findet er neue Freunde und erfährt sogar die erste Liebe …
23. Februar:
"Bailey – Ein
Freund fürs Leben":
Lasse Hallström, der schwedische Spezialist für anrührende
Literaturadaptionen wie "Chocolat" oder "Lachsfischen im Jemen", ist wieder ganz in seinem Element mit seiner Verfilmung des Romans
"A Dog's Purpose" von W. Bruce Cameron (in Deutschland unter dem
Titel "Ich gehöre zu dir" veröffentlicht). Darin geht es aus dessen
Perspektive um einen Hund (in der deutschen Synchronfassung gesprochen von
Florian David Fitz) mit der Fähigkeit zur Reinkarnation, der stets treu zu
seinem jeweiligen Herrchen und/oder Frauchen steht, sich aber zunehmend fragt,
was wohl der Sinn seines scheinbar ewigen (Seelen-)Lebens ist. Mit seinem
neuen Herrchen (Dennis Quaid) hofft er, endlich des Rätsels Lösung zu finden …
"Boston":
In ihrer zweiten Zusammenarbeit innerhalb eines Jahres
widmen sich Regisseur Peter Berg und sein Hauptdarsteller Mark Wahlberg erneut
einer amerikanischen Katastrophe. Nachdem es in "Deepwater Horizon"
um den folgenreichen Untergang der titelgebenden Ölplattform im Golf von Mexiko
ging, steht in "Boston" der von tschetschenischen Terroristen
verübte Anschlag auf den Boston-Marathon 2013 im Fokus. Wahlberg
verkörpert den Polizisten Tommy, der mit seinem Partner Jeffrey (J.K. Simmons, "Terminator: Genysis") auf Anweisung des Polizeichefs (John Goodman, "10 Cloverfield Lane") schnellstmöglich die Hintergründe
aufklären und natürlich die Täter fassen soll. Auch Bundesagent
DesLauriers (Kevin Bacon) und Krankenschwester Carol (Michelle Monaghan, "Mission: Impossible III")
sind schwer gefordert. Frühe Kritiken sind positiv ausgefallen, das altehrwürdige National Board of Review hat "Boston" gar zu den
zehn besten US-Filmen des Jahres 2016 gewählt.
"Lion":
Der Emmy-nominierte australische TV-Regisseur Garth Davis
(Miniserie "Top of the Lake") feiert sein Kinodebüt mit dem auf der
Autobiographie von Saroo Brierley basierenden Drama "Lion". Der Inder
Saroo gelangt als fünfjähriges Kind irgendwie auf den falschen Zug und landet
weit über 1000 Kilometer entfernt von seiner nordindischen Heimat in der
Metropole Kalkutta. Dort schlägt er sich mit Mühe als Straßenkind durch, bis er
in ein Waisenhaus gesteckt und später von einem australischen Ehepaar (Nicole
Kidman und David Wenham) adoptiert wird. In der Folge wächst er glücklich auf,
doch irgendwann wird der Drang zu stark, seine Herkunft zu ergründen und seine
leibliche Familie zu finden. Wie so viele Kinostarts im Januar und Februar
zählt auch "Lion" zumindest zum erweiterten OSCAR-Kandidatenkreis, vor allem
Dev Patel ("Slumdog Millionär") als Darsteller des erwachsenen Saroo
und Nicole Kidman werden starke Darbietungen attestiert.
"A Cure for Wellness":
15 Jahre nach seinem grandiosen "Ring" kehrt der dreimalige "Fluch der
Karibik"-Regisseur Gore Verbinski zum Gruselgenre zurück mit dieser Schauermär
über einen jungen Mann (Dane DeHaan, "Chronicle"), der in die
Schweizer Alpen reist, um seinen Boß aus einem luxuriösen Wellness-Center
abzuholen. Am Zielort angelangt, muß er allerdings vom Direktor des Instituts
(Jason Isaacs, "Herz aus Stahl") erfahren, daß sein Vorgesetzter spurlos verschwunden ist. Seine
Nachforschungen bringen ihn bald in Gefahr … Nach den wunderbar gruselig-bizarren Trailern einer der Filme, auf die ich im Jahr 2017 am gespanntesten bin!
"Bibi & Tina 4 – Tohuwabohu
total":
Im vierten Teil der beliebten Mädchen-Reihe von Regisseur
Detlev Buck – die bislang von Teil zu Teil mehr Zuschauer in die Kinos lockte,
zuletzt kam "Voll verhext!" Anfang 2016 auf schöne zwei
Millionen – bekommen es die junge Hexe Bibi Blocksberg (Lina Larissa Strahl) und ihre
beste Freundin Tina (Lisa-Marie Koroll) mit einer Ausreißerin zu tun, der sie
helfen. Dann wird Tina entführt …
"Neruda":
Der diesjährige chilenische OSCAR-Beitrag
von Pablo Larraín – der auch noch mit "Jackie" mit Natalie Portman im
OSCAR-Rennen ist – erzählt die Geschichte des berühmten Dichters und Politikers
Pablo Neruda (Luis Gnecco), der Ende der 1940er Jahre wegen seiner
Zugehörigkeit zu den Kommunisten ins Visier der Regierung gerät und verhaftet
werden soll. Neruda will ins Ausland fliehen, hat jedoch einen hartnäckigen
Polizisten (Gael García Bernal) an den Hacken.
"Fist
Fight":
In der US-Komödie des TV-Serien-Regisseurs Richie Keen
("It's Always Sunny in Philadelphia", "Franklin &
Bash") gipfelt die Fehde zwischen zwei High School-Lehrern (Rapper Ice
Cube und Charlie Day aus "Pacific Rim" und "Kill the Boss")
darin, daß einer der beiden gefeuert wird und daraufhin den anderen zu einem
klassischen Schulhofkampf nach dem Unterricht herausfordert – sehr zur Freude
der Schüler. Es handelt sich übrigens um ein loses Remake der 1980er
Jahre-Komödie "Faustrecht – Terror in der Highschool", in der aber
noch zwei Schüler im Fokus standen.
"Hitlers Hollywood – Das deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933-1945":
Eine Dokumentation von dem bekannten deutschen Filmjournalisten Rüdiger Suchsland, deren Titel selbsterklärend sein sollte. Die spannende Thematik gibt natürlich reichlich Stoff für einen abendfüllenden Film her.
Das war also der erste Teil meiner großen Vorschau auf Winter/Frühling 2017, Teil 2 mit den Kinostarts der Monate März und April ist inzwischen auch verfügbar.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links in den Rezensionen oder das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
"Hitlers Hollywood – Das deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933-1945":
Eine Dokumentation von dem bekannten deutschen Filmjournalisten Rüdiger Suchsland, deren Titel selbsterklärend sein sollte. Die spannende Thematik gibt natürlich reichlich Stoff für einen abendfüllenden Film her.
Das war also der erste Teil meiner großen Vorschau auf Winter/Frühling 2017, Teil 2 mit den Kinostarts der Monate März und April ist inzwischen auch verfügbar.
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