Mit Gottfried John verliert die deutsche Filmbranche eines ihrer prägnantesten Gesichter. Der gebürtige Berliner, der als Stamm-Schauspieler von Rainer Werner Fassbinder internationale Bekanntheit erlangte, erlag am 1. September 2014 nahe München einem Krebsleiden.
Wie so viele Schauspieler begann auch Gottfried John am Theater, seine ersten Auftritte hatte er in den 1960er Jahren am Berliner Schillertheater. Zu Beginn der 1970er Jahre wechselte der Mann mit dem unverwechselbaren Gesicht und der einprägsamen Stimme vermehrt vor die Fernsehkameras, wo er in der sozialkritischen Miniserie "Acht Stunden sind kein Tag" (1972) und dem stilistisch visionären dystopischen Zweiteiler "Welt am Draht" (1973) auch erstmals unter dem Kommando des Filmemacher-Wunderkindes Rainer Werner Fassbender agierte. Daraus sollte sich eine fruchtbare und lang anhaltende Zusammenarbeit ergeben, John spielte u.a. Rollen in den Klassikern "Die Ehe der Maria Braun" (1979) und "Lili Marleen" (1981). Der film- und TV-historische Höhepunkt der Kombination Fassbinder/John ist rückblickend aber wohl die 14-teilige, international beachtete TV-Verfilmung von Alfred Döblins Großstadtroman "Berlin Alexanderplatz" (1980), in der John in 9 Folgen als Reinhold Hoffmann zu sehen war und die bis heute als eine der besten deutschen TV-Produktionen überhaupt gilt.
Nach Fassbinders frühem Tod 1982 stand Gottfried John vermehrt auch in englischsprachigen Produktionen vor der Kamera, von denen zunächst allerdings die wenigsten den Test der Zeit wohlbehalten überstanden haben. So war es eine Nebenrolle im Mega-Erfolg "Otto – Der Film", die dafür sorgte, daß er nicht in Vergessenheit geriet. In den 1990ern lief es dann wieder deutlich besser für John: In der Tragikomödie "Wings of Fame" spielte er 1990 neben Peter O'Toole und Colin Firth, in der TV-Bibelverfilmung "Die Bibel – Abraham" (1993) stand er gemeinsam mit Richard Harris und Maximilian Schell vor der Kamera, zudem zählte er zur Besetzung der leider kurzlebigen Science Fiction-Serie "Space Rangers" (1993) mit Linda Hunt. Darauf folgte im Jahr 1995 sein größter internationaler Erfolg als fieser russischer General in Pierce Brosnans Debüt als James Bond in "GoldenEye". Auch mit Volker Schlöndorffs "Der Unhold" (1996) und Doris Dörries' "Bin ich schön?" (1998) feierte er Erfolge, ehe er 1999 in der ersten "Asterix & Obelix"-Realverfilmung einen herrlich disinguierten Julius Cäsar gab – in den Augen vieler Fans die beste und vor allem vorlagengetreuste Cäsar-Darstellung der bislang vier Realfilme (in den Fortsetzungen übernahmen Alain Chabat, Alain Delon und Fabrice Luchini die ikonische Rolle). Nach einer Nebenrolle in Taylor Hackfords Abenteuer-Thriller "Lebenszeichen" mit Russell Crowe im Jahr 2000 ließ es John etwas ruhiger angehen und arbeitete auch wieder öfters am Theater, nach der Jahrtausendwende waren seine bemerkenswertesten Werke der gefeierte britische TV-Film "Churchill – The Gathering Storm" (2002) und Florian Gallenbergers mit vier Deutschen Filmpreisen ausgezeichnetes Kriegsdrama "John Rabe" (2009). Gottfried Johns letzter Film war 2013 die deutsche Fantasy-Jugendbuchverfilmung "Rubinrot".
R.I.P.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen