Originaltitel:
The Quiet American
Regie: Philip Noyce, Drehbuch: Christopher Hampton und
Robert Schenkkan, Musik: Craig Armstrong
Darsteller: Sir Michael Caine, Brendan Fraser, Do Thi Hai
Yen, Rade Šerbedžija, Tzi Ma, Holmes Osborne, Robert Stanton, Quang Hai,
Mathias Mlekuz
Vietnam, 1952: Die Franzosen, Kolonialmacht in Vietnam, bekämpfen die
Nordvietnamesen – und drohen zu verlieren. Das Leben in der Hauptstadt Saigon
ist noch relativ sorglos, doch das soll sich schon bald ändern. Der britische
Auslandskorrespondent Thomas Fowler (Sir Michael Caine, "Harry Brown") ist ein gewiefter alter Hase und ein echter Zyniker. Sein Motto: Immer
streng neutral bleiben, nur keine Einmischung, ja nicht einmal eine eigene
Meinung zu den Geschehnissen entwickeln, über die man berichtet! Mit dieser pragmatischen Einstellung lebt Fowler in Saigon vor sich hin, alle
paar Monate einmal schickt er einen Artikel nach England, ansonsten vergnügt er
sich mit seiner jungen vietnamesischen Geliebten Phuong (Do Thi Hai Yen). Doch
das alles ändert sich dramatisch, als Fowler auf den jungen, stillen Amerikaner
Alden Pyle (Brendan Fraser, "Die Mumie") trifft, der für eine ärztliche
Hilfsorganisation arbeitet. Fowler freundet sich mit Pyle an, obwohl er
durchaus bemerkt, daß dieser sich in Phuong zu verlieben beginnt. Das führt zwar zu
Spannungen zwischen ihnen, ändert aber nichts daran, daß sie sich grundsätzlich gut verstehen.
Zumindest so lange, bis Fowler erkennt, daß Pyle keineswegs nur als harmloser
und hilfsbereiter Mediziner in Vietnam ist ...
Kritik:
Die Romane des 1991 in der Schweiz verstorbenen britischen Schriftstellers Graham Greene waren stets eine beliebte Grundlage für filmische Adaptionen. Der Film noir "Die Narbenhand" machte 1941 den Anfang, es folgten buchstäblich Dutzende weitere, von denen Carol Reeds kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien spielendes Meisterwerk "Der dritte Mann" (1949) mit Orson Welles und Joseph Cotten mit Sicherheit die bekannteste ist. Auch Sir Michael Caine hat bereits vor "Der stille Amerikaner" Erfahrungen mit Greene gemacht, denn bereits 1983 spielte er die Hauptrolle in John Mackenzies "Der Honorarkonsul". Deutlich besser geraten als dieser mäßig aufregende Polit-Thriller ist allerdings "Der stille Amerikaner", der qualitativ auch Joseph L. Mankiewiczs frühere Verfilmung "Vier Pfeifen Opium" aus dem Jahr 1958 locker in den Schatten stellt.
Die Romane des 1991 in der Schweiz verstorbenen britischen Schriftstellers Graham Greene waren stets eine beliebte Grundlage für filmische Adaptionen. Der Film noir "Die Narbenhand" machte 1941 den Anfang, es folgten buchstäblich Dutzende weitere, von denen Carol Reeds kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien spielendes Meisterwerk "Der dritte Mann" (1949) mit Orson Welles und Joseph Cotten mit Sicherheit die bekannteste ist. Auch Sir Michael Caine hat bereits vor "Der stille Amerikaner" Erfahrungen mit Greene gemacht, denn bereits 1983 spielte er die Hauptrolle in John Mackenzies "Der Honorarkonsul". Deutlich besser geraten als dieser mäßig aufregende Polit-Thriller ist allerdings "Der stille Amerikaner", der qualitativ auch Joseph L. Mankiewiczs frühere Verfilmung "Vier Pfeifen Opium" aus dem Jahr 1958 locker in den Schatten stellt.
Vom Glück verfolgt war der vom australischen
Genre-Spezialisten Philip Noyce ("Das Kartell", "Salt")
ausgesprochen elegant in Szene gesetzte Thriller allerdings nicht wirklich.
Eigentlich sollte der Film Anfang 2002 in die Kinos kommen, doch so
kurz nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 traute sich Verleiher
Miramax nicht, das Werk, das einmal mehr die amerikanische Verstrickung in den langanhaltenden
Vietnam-Konflikt (auch schon vor dem eigentlichen Krieg) kritisch beleuchtet, in
die Kinos zu bringen. Sogar eine komplette Absage mit sofortiger
Heimkinoveröffentlichung stand lange im Raum, doch nicht zuletzt aufgrund der
Überzeugungsarbeit Caines sowie teils überragender Kritiken erfuhr "Der
stille Amerikaner" im Jahr 2003 doch noch eine weltweite Kinoauswertung. Glücklicherweise,
denn wenngleich die Einspielergebnisse kaum die Produktionskosten abdecken
konnten, wäre Caine ohne Kinostart eine hochverdiente OSCAR-Nominierung
entgangen. Und dem Publikum wäre die Gelegenheit genommen worden, die
beeindruckende Kameraarbeit von Christopher Doyle ("Hero", "Das Mädchen aus dem Wasser"), der die schwül-exotische Atmosphäre der Handlung
und des Schauplatzes in maßgeschneiderten Bildern einfängt, auf der großen Leinwand
zu bewundern.
"Elegant" ist tatsächlich das perfekte Wort zur
Umschreibung dieses Films wie auch der das Geschehen einfühlsam untermalenden Musik von Craig Armstrong
("Moulin Rouge!"). Wie Noyce und die beiden Drehbuch-Autoren die verschiedenen
Handlungsstränge ineinanderfließen lassen, die Figurenzeichnung ebenso konsequent
wie subtil vorantreiben und in altbewährter "Casablanca"-Manier eine
politische Story mit einer geschmackvoll dargebotenen
Dreiecks-Liebesbeziehung verquicken, ist wahrlich meisterhaft. Dabei bemüht
sich Noyce, sich stets einen möglichst
objektiven Blick auf die historischen Geschehnisse zu bewahren, für den der
mehr oder weniger neutral eingestellte Thomas Fowler der ideale Stellvertreter
ist. Es gibt im Film auch keine simple Schwarzweiß-Zeichnung, wie es so oft der
Fall ist. Es existieren keine "Guten" oder "Helden", weder die Amerikaner noch die
Franzosen noch die Kommunisten noch die drei stark mit persönlichen Problemen
behafteten Hauptfiguren taugen für eine solche Rolle.
Trotz des explosiven Szenarios präsentiert Philip Noyce dem
Publikum übrigens nur wenige Kriegsszenen, diese jedoch sind sehr beklemmend
inszeniert. Ansonsten herrscht eine bis zum Bersten angespannte Atmosphäre,
wahrhaftig die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Die latente Spannung, die
vor allem an den Nerven der Protagonisten zehrt, ist während des gesamten Films
geradezu mit Händen greifbar. Und die Darsteller tragen selbst in kleinen Nebenrollen mit bewundernswerten
Leistungen ihren Teil dazu bei, daß "Der stille Amerikaner" trotz oft
(zur Atmosphäre passend) bedächtiger Erzählweise – die so manchen von
Hollywood-Blockbustern geprägten Zuschauer durchaus abschrecken kann – niemals
seine Faszination verliert. Daß Michael Caine ein grandioser Schauspieler ist,
das kann niemanden überraschen. Doch der zumeist auf komödiantische Rollen
festgelegte Brendan Fraser zeigt hier die mit Abstand beste Leistung seiner
Karriere – weshalb es wirklich schade ist, daß sie von relativ wenigen Menschen
gesehen wurde. Wie subtil und zugleich ausdrucksstark er die Titelfigur auf die
Leinwand bringt und damit einen nahezu gleichwertigen Widerpart zum großartigen
Michael Caine abgibt, hätte ihm vorher wohl kaum jemand zugetraut. Und an der
Seite dieser beiden Männer – oder, treffender formuliert: genau zwischen ihnen – behauptet sich die attraktive Vietnamesin Do Thi Hai Yen mit beeindruckendem Charisma und natürlicher
Sinnlichkeit. Bedauernswert, daß sie anschließend außer in ein paar
vietnamesischen Filmen nicht mehr großartig in Erscheinung trat.
Fazit: "Der stille Amerikaner" ist ein intelligenter, komplexer, exzellent gespielter und über alle Maßen elegant inszenierter Arthouse-Thriller über das Land Vietnam und seine Bevölkerung, über die Besetzer Vietnams, über die Liebe in komplizierten Zeiten, über den Krieg und seine vielen unschuldigen Opfer, über politische Intrigen und über die Menschen, die diese Intrigen aushecken oder von ihnen betroffen sind.
Fazit: "Der stille Amerikaner" ist ein intelligenter, komplexer, exzellent gespielter und über alle Maßen elegant inszenierter Arthouse-Thriller über das Land Vietnam und seine Bevölkerung, über die Besetzer Vietnams, über die Liebe in komplizierten Zeiten, über den Krieg und seine vielen unschuldigen Opfer, über politische Intrigen und über die Menschen, die diese Intrigen aushecken oder von ihnen betroffen sind.
Wertung: 9 Punkte.
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