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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Dienstag, 29. Oktober 2013

OSCAR-News: Oktober-Update

Im Oktober haben einige weitere OSCAR-Hoffnungen ihre Premieren gefeiert, hier eine kurze Übersicht über die gesammelten Kritikermeinungen:

"Das erstaunliche Leben des Walter Mitty":
Nach der Trailer-Veröffentlichung landete Ben Stillers ambitioniertes Remake einer Komödie aus dem Jahr 1947 mit Danny Kaye prompt auf der Liste der ernsthaften OSCAR-Kandidaten. Nach der Premiere beim New York Film Festival verschwand er wieder davon, oder rutschte zumindest ziemlich weit nach unten. Zwar kam die Tragikomödie über einen von seinem langweiligen Alltag frustrierten Büroangestellten (Stiller), der sich als Held in Phantasiewelten tagträumt, bei vielen Zuschauern gut an und gilt als fast sicherer Publikumserfolg im lukrativen Weihnachts-Kinogeschäft; die Kritiker bemängeln jedoch, daß die Story viel zu oberflächlich erzählt sei und Stil über Substanz gehe. Das muß nicht automatisch bedeuten, daß der Film in der Awards Season keine Chance hat, schließlich ist es keine ganz neue Erkenntnis, daß der durchschnittliche Filmgeschack der Kritiker und der Academy-Mitglieder mitunter ziemlich voneinander abweicht. Gerade bei den Golden Globes mit ihrer eigenen Komödien-Kategorie sollte "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty" recht prominent vertreten sein, auch bei den OSCARs sind einige Nominierungen in den technischen Kategorien absolut vorstellbar. Für eine Hauptrolle bei der Veranstaltung dürfte es aber nicht reichen.

"Captain Phillips":
Paul Greengrass' auf realen Geschehnissen basierendes Drama über einen von Tom Hanks verkörperten Frachterkapitän, der in die Hände somalischer Piraten gerät, ist ziemlich genau der Film geworden, den man erwarten konnte: intensiv und geradlinig inszeniert, von Hanks hervorragend und emotional sehr berührend gespielt (die OSCAR-Nominierung dürfte ihm sicher sein). Kurzum: Ein echter Gewinner. In den USA läuft "Captain Phillips" bereits seit einigen Wochen erfolgreich in den Lichtspielhäusern und wird sogar die traditionelle (angesichts der Inflation der Produktionskosten allerdings eigentlich veraltete) Blockbuster-Marke von $100 Mio. überschreiten, was bei den OSCARs auch nie schadet. Greengrass' Film ist im Vergleich zur bisher absehbaren Konkurrenz (allen voran das Sklaverei-Drama "12 Years a Slave" und der Weltraum-Thriller "Gravity") wohl etwas zu unspektakulär, um zum großen Abräumer in der Awards Season zu werden, aber für Nominierungen als Bester Film sowie für Drehbuch und Regie sieht es gut aus.

"Saving Mr. Banks":
Tom Hanks, die zweite: In dieser Wohlfühl-Komödie spielt er keinen geringeren als Walt Disney und könnte sich gleich seine zweite OSCAR-Nominierung in diesem Jahr holen hier allerdings als Nebendarsteller. Hauptfigur ist nämlich die von Emma Thompson ("Radio Rock Revolution") ebenfalls preiswürdig verkörperte "Mary Poppins"-Autorin P.L. Travers, die die Filmrechte an ihrem Werk eigentlich nicht verkaufen will und damit Walt Disney zu einer gewaltigen Charmeoffensive herausfordert. Die Kritiker sind nicht beigeistert, aber doch sehr angetan vom Film des "Blind Side"-Regisseurs John Lee Hancock, ein Screening für Academy-Mitglieder soll sogar hervorragend angekommen sein. "Saving Mr. Banks" könnte also sehr wohl die fast schon traditionelle Rolle des allseits beliebten Feelgood-Movies im diesjährigen OSCAR-Rennen einnehmen. Normalerweise bedeutet das etwa ein halbes Dutzend Nominierungen (größtenteils in den Hauptkategorien) und ein oder zwei Siege, so wie letztes Jahr bei "Silver Linings". Manchmal kann es sogar für mehr reichen, siehe "Shakespeare in Love" 1999 (sieben OSCARs) ...

"Her":
Diese etwas andere romantische Komödie von Spike Jonze ("Being John Malkovich") hatte vor ihrer Premiere kaum jemand auf der Rechnung. Doch Publikum und Kritiker zeigen sich regelrecht begeistert von der schrägen Geschichte eines einsamen, zurückgezogen lebenden Schriftstellers (Joaquin Phoenix, "Walk the Line"), der sich in der nahen Zukunft - kein Witz! - in sein von Scarlett Johansson ("Vicky Cristina Barcelona") gesprochenes, fortschrittliches Computersystem verliebt. Was nach albernem Klamauk klingt, wurde von Jonze offenbar höchst feinfühlig und zugleich sehr humorvoll umgesetzt. Phoenix' schauspielerische Leistung wird ebenfalls in höchsten Tönen gelobt, fast noch mehr jedoch die rein stimmliche von Scarlett Johansson. Nicht wenige trauen ihr eine OSCAR-Nominierung als beste Nebendarstellerin zu, doch vergleichbare Spekulationen (Andy Serkis für seine Motion Capture-Rollen als Gollum und "King Kong", Ellen DeGeneres als Sprecherin von Dory in "Findet Nemo", Robin Williams als Sprecher des Flaschengeistes in "Aladdin") haben sich in der Vergangenheit nie bewahrheitet. Natürlich könnte es irgendwann erstmals so weit sein, aber ich bin mir sehr sicher, daß die Academy dafür noch viel zu konservativ besetzt ist. Weshalb viele Experten auch trotz der fast einhelligen Begeisterung bezweifeln, daß "Her" überhaupt eine größere Rolle bei den OSCARs spielen wird.

Einige OSCAR-Hoffnungen haben sich derweil aus dem Rennen verabschiedet, allerdings nicht aus qualitativen, sondern aus zeitlichen Gründen (zumindest offiziell, inwiefern es in Wahrheit eine andere Motivation dafür geben mag, läßt sich noch nicht beurteilen): Allen voran gilt das für George Clooneys Zweiter Weltkriegs-Abenteuer "Monuments Men", das von vielen allein aufgrund des beteiligten Talents vor und hinter der Kamera als sicherer Kandidat gehandelt wurde. Clooney selbst betonte allerdings von Anfang an, daß sein Film für ihn eher in die "Ocean's Eleven"-Kategorie der publikumswirksamen Filme ohne größere Preis-Chancen gehöre. Ob das nun reine Bescheidenheit ist (immerhin erhielt der von Clooney als Vorbild genannte Klassiker "Die Kanonen von Navarone" satte sechs OSCAR-Nominierungen) oder vollkommen der Wahrheit entspricht, ist letztlich egal, denn die visuellen Effekte werden nicht rechtzeitig für einen US-Start in diesem Jahr fertig. Stattdessen soll "Monuments Men" nun im Februar 2014 in die Kinos kommen und könnte damit erst nächstes Jahr ins Awards-Rennen eingreifen. Ebenfalls auf 2014 verschoben wurden Bennett Millers ("Moneyball") Krimi-Drama "Foxcatcher" mit Steve Carrell und Mark Ruffalo, James Grays ("Two Lovers") romantisches Drama "The Immigrant" mit Joaquin Phoenix, Marion Cotillard und Jeremy Renner sowie Olivier Dahans ("La vie en rose") "Grace of Monaco" mit Nicole Kidman als Grace Kelly. Es wird sich zeigen, ob eines dieser Werke nächstes Jahr noch eine Chance hat, schließlich gilt ein Starttermin in der ersten Jahreshälfte als sehr ungünstig in Sachen Awards Season (denn bis die im Spätherbst beginnt, haben viele im kurzlebigen Business die Filme des Frühjahrs schon wieder vergessen ...).

Über weitere OSCAR-Kandidaten schrieb ich bereits in früheren Posts:
Favoritenlage vor den Herbstfestivals
Erkenntnisse aus Venedig und Telluride
Erkenntnisse aus Toronto

Quellen:
Indiewire: Awards
Rotten Tomatoes

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