Regie: Lee Daniels, Drehbuch: Danny Strong, Musik: Rodrigo
Leão
Darsteller: Forest Whitaker, Oprah Winfrey, David Oyelowo,
Elijah Kelley, Terrence Howard, Cuba Gooding Jr., Lenny Kravitz, Clarence
Williams III, Robin Williams, Liev Schreiber, John Cusack, Alan Rickman, James
Marsden, Jane Fonda, Minka Kelly, Jesse Williams, Vanessa Redgrave, Alex
Pettyfer, Aml Ameen, Nelsan Ellis, Jim Gleason, David Banner, Mariah Carey,
Danny Strong, Colman Domingo
Rotten Tomatoes: 72% (6,6); weltweites Einspielergebnis:
$177,3 Mio.
FSK: 12, Dauer: 132 Minuten.
1863 ist in den USA die Sklaverei abgeschafft worden (siehe
Steven Spielbergs "Lincoln"), doch auch in den 1920er Jahren war es
in Teilen der Südstaaten noch ganz normal, daß Schwarze wie Leibeigene ohne Lohn auf
Baumwollfarmen schuften mußten und der Gnade ihrer weißen Herren auf Gedeih und
Verderb ausgesetzt waren. So ergeht es auch der Familie Gaines: Mutter Hattie
(Mariah Carey, "Precious") wird vom Hausherren vergewaltigt, Vater Earl vor
den Augen seines kleines Sohnes Cecil erschossen. Sobald er mit 15 Jahren
halbwegs alt genug dafür ist, verschwindet Cecil von der Farm, muß aber
feststellen, daß das Leben als Schwarzer in den ganzen Südstaaten nicht viel
besser ist. Nur durch viel Glück findet er eine Anstellung als Diener und
steigt schließlich (nun gespielt von Forest Whitaker, "Der letzte König von Schottland") zum Butler in einem noblen Hotel in Washington auf. Er
heiratet Gloria (Oprah Winfrey), bekommt mit ihr zwei Söhne und lebt ein zufriedenes Leben. Eines Tages wird er an seiner
Arbeitsstelle vom Personalchef des Weißen Hauses entdeckt, der ihm eine lukrative
Stelle anbietet. Cecil nimmt an, noch nicht ahnend, daß er fast 30 Jahre lang
im Weißen Haus bleiben und als Butler acht US-Präsidenten loyal und unauffällig dienen
wird ...
Kritik:
Nachdem er im Jahr 2009 mit seinem bewegenden Sozialdrama
"Precious", das bei sechs Nominierung zwei OSCARs gewann, seinen
Durchbruch in Hollywood geschafft hat, widmet Regisseur Lee Daniels sich mit
"Der Butler" wiederum einer stark afroamerikanisch geprägten
Geschichte – und hat damit in den Vereinigten Staaten erneut einen Hit geschafft.
Das ist kaum verwunderlich, da nicht nur der Kampf der
Schwarzen um Gleichberechtigung vor allem in den 1950er und 1960er Jahren
gezeigt wird (was ein wenig an "The Help" erinnert), sondern durch Cecils Arbeit auch im Schnelldurchlauf rund fünf Jahrzehnte
amerikanischer Historie abgehandelt werden. Theoretisch basiert Daniels' Film auf einer
realen Person namens Eugene Allen, doch in Wirklichkeit hat sich Drehbuch-Autor
Danny Strong (der vielen Serienjunkies noch bekannt sein könnte als Darsteller des
Jonathan in fast 30 Episoden von "Buffy – Im Bann der Dämonen") viele
dramaturgische Freiheiten genommen, sodaß Allen eigentlich nicht viel mehr als
die interessante Prämisse des jahrzehntelang loyalen schwarzen Butlers im Weißen Haus
beisteuert.
Das wird von vielen kritisiert, und selbstverständlich darf
man hinterfragen, ob es wirklich nötig war, Cecils Eltern im Film von Weißen
vergewaltigen respektive ermorden zu lassen, obwohl Eugene Allens Familie
(dankenswerterweise) nichts dergleichen widerfahren ist. Aber auf der anderen
Seite läßt sich nicht leugnen, daß die Szene, in der die greise
Familienmatriarchin (Vanessa Redgrave, "Anonymus") nach dem Mord an
Cecils Vater – entsetzt von der Tat ihres eigenen Sohnes – den kleinen Jungen
tröstend in ihren Arm nimmt und ihm mitfühlend versichert, sie werde aus ihm
"einen richtigen Hausnigger" machen, ungeheuer wirkungsvoll ist.
Ähnliches gilt später für den anhaltenden Familienkonflikt in der
Gaines-Familie, denn während Cecil noch darauf vertraut, daß die Politik schon dafür
sorgen werde, daß es den Schwarzen langsam besser geht, setzt sich sein ältester
Sohn Louis (David Oyelowo, "Planet der Affen: Prevolution") aktiv in
den Südstaaten für die Gleichberechtigung ein und nimmt dafür auch über ein
Dutzend Verhaftungen in Kauf. Im Leben von Eugene Allen gab es eine solche
Konstellation nicht, doch in "Der Butler" macht sie (obwohl einiges sehr konstruiert wirkt und natürlich auch ist) absolut Sinn,
weil auf diese Weise eben nicht nur Cecils Perspektive der – leider sowieso nur sehr
oberflächlich präsentierten – politischen Hintergründe präsentiert wird,
sondern als Gegengewicht ebenfalls die Wut der "normalen" Schwarzen, die
zunehmend selbstbewußt auf die Straße gehen, für ihre Rechte demonstrieren und
sich auch durch Ku-Klux-Klan und andere Rassisten nicht mehr unterkriegen
lassen wollen.
Interessant und erhellend ist auch die unterschiedliche
Sichtweise von Vater und Sohn: Während der frei und sogar relativ privilegiert
aufgewachsene Sohn sich engagiert für die Rechte der schwarzen Minderheit
einsetzt und damit – trotz gelegentlicher Fehler – die Sympathien eines
Großteils des Publikums genießen dürfte, hat sein Vater selbst noch eine
Quasi-Leibeigenschaft und die Willkür der weißen Herren erlebt und sorgt sich
deshalb vor allem um die Sicherheit seiner Familie. Beide wollen letztlich das
Gleiche, ihre sehr verschiedenen Lebenserfahrungen sorgen aber dafür, daß sie
lange Zeit den jeweils anderen nicht verstehen können. Entsprechend steht das
Familienleben der Gaines' ganz klar im Mittelpunkt von "Der Butler"
und ist auch die größte Stärke des Films. Cecil, seine Frau Gloria und die
beiden Söhne Louis und Charlie (Elijah Kelley, "Red Tails") sind sowieso die einzigen
Figuren, die wirklich überzeugend gezeichnet sind, während fast alle anderen
allzu schablonenhaft wirken. So ist es auch kein Wunder, daß vor allem Forest
Whitaker, US-Talkqueen Oprah Winfrey (in ihrer ersten richtig großen Rolle seit
ihrer OSCAR-Nominierung für Spielbergs "Die Farbe Lila" 1985)
und David Oyelowo schauspielerisch beeindrucken (Kelley spielt eher eine
Nebenrolle).
Die vielen Stars, die vor allem im Weißen Haus zu sehen
sind, erweisen sich dagegen als eher störend. Es ist einfach viel zu
offensichtlich, daß es sich größtenteils um reines Stunt-Casting handelt, da
man speziell für die US-Präsidenten namhafte und werbewirksame Schauspieler
haben wollte. Ob die dann tatsächlich zu ihren Rollen passen, war dabei offensichtlich
eher nebensächlich, denn optisch halten sich die Ähnlichkeiten meist in sehr engen Grenzen
und auch schauspielerisch gibt es kaum preiswürdige
Darbietungen. Lediglich Robin Williams ("Der Club der toten Dichter")
als Dwight D. Eisenhower, Liev Schreiber ("Taking Woodstock") als Lyndon B.
Johnson und Alan Rickman ("Tatsächlich ... Liebe") als Ronald Reagan wissen zu
überzeugen, wohingegen John Cusack ("Ein Mann, ein Mord") als Richard Nixon,
James Marsden ("Hairspray") als John F. Kennedy und Jane Fonda
("Barbarella") als Nancy Reagan eher fehl am Platze wirken. Aber da
die Präsidenten, die Cecil in seiner Zeit im Weißen Haus erlebt, sowieso nur wenige Szenen haben (drei, darunter Jimmy Carter, fehlen sogar komplett), stört das wenigstens
nicht allzu sehr – im Gegensatz zu der Tatsache, daß diese wenigen Szenen
stellvertretend für die recht oberflächliche Behandlung des eigentlichen
Filmthemas stehen. Wie gesagt: Lee Daniels und Danny Strong ging es ganz offenbar
vor allem um die Bürgerrechtsthematik anhand der letztlich fiktiven Familie Gaines. Das ist sicher
ehrenwert und in diesem Bereich auch überzeugend umgesetzt, nur hätte man dafür
nicht die Geschichte des realen Eugene Allen als Alibi hernehmen müssen. Denn
aus der hätte man wesentlich mehr herausholen können.
Fazit: "Der Butler" ist ein unterhaltsamer
Blick auf die amerikanische Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg (mit einem
klaren Schwerpunkt auf der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre), der in den Hauptrollen mit starken Schauspieler-Leistungen glänzt, aber unter einigen
unpassend besetzten Nebenfiguren und einer generellen Oberflächlichkeit leidet.
Wertung: 7 Punkte.
Wertung: 7 Punkte.
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