Wie ich über die letzten Jahre hinweg mehr als einmal erläutert habe, sind die von der Schauspielergilde vergebenen SAG Awards einer der wichtigsten Wegweiser für die OSCAR-Verleihung, da die Schauspieler nunmal den größten Anteil der die Goldjungen verleihenden Academy ausmachen und es dementsprechend eine recht große Überschneidung der Abstimmenden gibt. In diesem Jahr sorgen die SAG Awards für einige Überraschungen, was für die OSCAR-Verleihung Ende März viel Spannung verspricht.
Die Gewinner der SAG Awards sind:
Hauptdarsteller: Will Smith, "King Richard"
Hauptdarstellerin: Jessica Chastain, "The Eyes of Tammy Faye"
Nebendarsteller: Troy Kotsur, "CODA"
Nebendarstellerin: Ariana DeBose, "West Side Story"
Ensemble: CODA
Will Smith als Sieger ist keine große Überraschung, da er während der bisherigen Awards Season bereits gut abgeschnitten hatte und daher als einer der beiden Topfavoriten gehandelt wird. Der zweite ist Benedict Cumberbatch für "The Power of the Dog" - daß sich hier Smith durchsetzt, erhöht seine Siegchancen beträchtlich. Die übrigen OSCAR-Nominees Denzel Washington ("Macbeth"), Andrew Garfield ("tick, tick... BOOM!") und Javier Bardem ("Being the Ricardos") haben bestenfalls kleine Außenseiterchancen.
Bei den Hauptdarstellerinnen hingegen wird der bisherige Status Quo durch die SAG Awards ziemlich durcheinandergewürfelt. Als OSCAR-Favoritin galt bisher nämlich Golden Globe-Gewinnerin Nicole Kidman ("Being the Ricardos"), als aussichtsreichste Konkurrentin Olivia Colman ("Frau im Dunkeln"). Stattdessen triumphiert bei der Schauspielergilde Jessica Chastain und katapultiert sich damit mindestens in den Stand einer Mitfavoritin, wenn nicht sogar der neuen Frontrunnerin. Kristen Stewart ("Spencer") und Penélope Cruz ("Parallele Mütter") sollten weitgehend chancenlos sein.
Bei den Nebendarstellern sah bislang fast alles nach einem ungefährdeten OSCAR-Erfolg für Kodi Smit-McPhee ("The Power of the Dog") aus - doch nun muß er sich einem harten Zweikampf mit dem gehörlosen Troy Kotsur stellen, der seine Schauspielerkollegen offensichtlich sehr beeindruckt hat. So gut wie sicher chancenlos sind Ciarán Hinds ("Belfast"), Jesse Plemons ("The Power of the Dog") und J.K. Simmons ("Being the Ricardos").
Relativ langweilig sieht es derweil bei den Nebendarstellerinnen aus, denn Newcomerin Ariana DeBose hat die meisten wichtigen Preise im Lauf der OSCAR-Saison für sich entscheiden können und das setzt sich mit dem SAG Award fort. Am ehesten kann ihr voraussichtlich Kirsten Dunst ("The Power of the Dog") gefährlich werden; Aunjanue Ellis ("King Richard"), Jessie Buckley ("Frau im Dunkeln") und Dame Judi Dench ("Belfast") haben dagegen schlechte Aussichten.
Der Ensemble-SAG Award gilt als Entsprechung zur OSCAR-Königskategorie "Bester Film" - weshalb der Sieg von "CODA" eine ziemliche Sensation ist! Zwar ist die Aussagekraft der SAG Awards in dieser Kategorie in der Regel weniger stark als bei den Einzelkategorien, dennoch ist der "CODA"-Erfolg für den OSCAR-Topfavoriten "The Power of the Dog" ein bedeutender Warnschuß, zumal im Verbund mit dem Verlust sämtlicher Einzelkategorien. Daß "CODA" tatsächlich den wichtigsten Academy Award gewinnen wird, ist zwar weiterhin sehr unwahrscheinlich, doch "The Power of the Dog" sitzt offensichtlich nicht so sicher im Sattel wie gedacht - was die größten Konkurrenten "Belfast" und "West Side Story" (und vielleicht sogar "Dune") hoffen läßt ...
Alle Gewinner, auch aus den TV-Kategorien, kann man auf der SAG Awards-Homepage nachlesen.
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