Originaltitel: Kaidan nobori ryû
Regie: Teruo Ishii, Drehbuch: Chûsei Sone und Teruo Ishii,
Musik: Hajime Kaburagi
Darsteller: Meiko Kaji, Hoki Tokuda, Makoto Satô, Tôru Abe,
Ryôhei Uchida, Yoshi Katô, Shirô Ôtsuji, Tatsumi Hijikata
Als ihr Vater stirbt, übernimmt Akemi (Meiko Kaji) die
Führung des Tachibana-Clans. Akemi gelingt es, den Tod ihres
Vaters durch Goda (Hoki Tokuda), den Anführer eines rivalisierenden Yakuza-Clans, zu
rächen – dabei blendet sie aber versehentlich dessen Tochter (Hoki
Tokuda), als diese versucht, ihren Vater zu schützen. Wegen dieser Tat und weil
dabei eine schwarze Katze eine Rolle spielte, glaubt Akemi fortan, daß sie
verflucht ist und von der Katze verfolgt wird. Da kommt eine längere Auszeit im
Gefängnis gar nicht so ungelegen, wo die mit einem eindrucksvollen Drachentattoo
auf dem Rücken versehene Akemi unter ihren Mitgefangenen zahlreiche neue
Anhänger findet, die ihr nach ihrer Haftentlassung drei Jahre später
weiterhin zur Seite stehen und sich ebenfalls ein Drachentattoo stechen lassen.
Akemi ist durch die Zeit im Gefängnis bedächtiger geworden und möchte ihren
Clan nun möglichst friedlich führen. Das bezahlt jedoch eine der Frauen
nach der anderen auf grausame Art und Weise mit dem Leben. Lastet also immer
noch der Fluch auf Akemi und denen, die ihr zur Seite stehen? Oder steckt der
feindliche Yakuza-Anführer Dobashi (Tôru Abe) dahinter, der es aufs Tachibana-Territorium
abgesehen hat?
Kritik:
Der Name Meiko Kaji dürfte den meisten Menschen – selbst
vielen Filmfreunden – außerhalb Asiens völlig unbekannt sein. Dabei ist Meiko Kaji eine der bekanntesten Schauspielerinnen des japanischen Genre-Kinos der 1970er
Jahre und dürfte international sogar der einzige echte weibliche Star jener von
Exploitation-Werken bestimmten Ära sein. Das liegt in erster Linie an zwei
Kult-Rollen, die Kaji zu einer wahren Genre-Ikone gemacht haben (wobei ihre
Schönheit sicher nicht geschadet hat): Sasori in der gleichnamigen vierteiligen
Frauenknast-Filmreihe aus den Jahren 1972 und 1973 sowie die titelgebende
Rächerin "Lady Snowblood" in zwei Filmen aus den Jahren
1973 und 1974. Während die "Sasori"-Filme ob der Thematik eher
speziell sind, kam Meiko Kaji vor allem durch die beiden "Lady
Snowblood"-Filme zu spätem weltweiten Ruhm, da diese Quentin Tarantino als primäre Inspirationsquelle zu "Kill Bill, Vol. 1" dienten, deshalb
2006 und 2007 bei VOX sogar den Sprung ins deutsche Free-TV schafften und mit
den virtuos choreographierten Kampfszenen, der wunderschön stilisierten
Ästhetik und natürlich der charismatischen Hauptdarstellerin Meiko Kaji viele
neue Fans fanden. In den 1970er Jahren war Kaji ein vielbeschäftigter
Star in Japan, der auch in der "Stray Cat Rock"-Reihe (1970-1971) und
zwei Teilen der "Battles Without Honor and Humanity"-Reihe die
Hauptrolle spielte. Wer sich auch nur ansatzweise für asiatisches
Exploitation-Kino und kampfstarke Heldinnen interessiert, sollte Meiko Kaji
definitiv eine Chance geben. Nicht der beste Ausgangspunkt – wiewohl eine ihrer
ersten Hauptrollen – ist allerdings "Blind Woman's Curse", denn trotz der
eher klassisch anmutenden Prämisse erweist sich Teruo Ishiis Film als ziemlich
krude, lediglich phasenweise funktionierende Mischung aus Actionfilm, Horrorthriller und
alberner Slapstick-Klamotte.
Dies ist umso bedauerlicher, als der Prolog – während dessen
wir den folgenreichen Kampf erleben, in dem Akemi ihren Vater rächt und sich den
vermeintlichen Fluch einfängt – einen äußerst stimmungsvollen Einstieg in
"Blind Woman's Curse" bietet mit in Zeitlupe stilisierten Kampfszenen
halbnackter, schwer tätowierter Männer und Frauen im strömenden Regen (wenn
auch mitunter – speziell beim entscheidenden Schwertstreich gegen Goda – arg
offensichtlich ist, daß die Schläge in Wirklichkeit natürlich ins Leere gehen).
Leider geht die ganze Chose nach Akemis Haftentlassung recht schnell den
Bach runter. Würde die Rivalität mit Dobashis Clan an sich noch gut genug
funktionieren und das Rätsel der grausamen Morde an Akemis Mädels für Spannung
sorgen, macht sich "Blind Woman's Curse" durch meiner Ansicht nach
überhaupt nicht funktionierende Comedy-Elemente selbst einen Strich durch die
Rechnung. Vor allem Aozora (Ryôhei Uchida), ein weiterer
Clan-Anführer, der darauf besteht, keine Hosen zu tragen (dafür aber eine
Melone), ständig furzt und sich fast nie wäscht, will einfach nicht in die ansonsten
zwar recht klischeehafte, aber doch ernsthafte Story passen.
Generell wirkt es, als würde die im Mittelteil teilweise
verwirrende Vielzahl an Figuren (die man mangels Prägnanz sowieso schwer
auseinanderhalten kann) nur dazu dienen, von der allzu offensichtlichen
Auflösung des Mord-Plots abzulenken – was zugegebenermaßen sogar ganz gut
funktioniert, wenn auch nicht wirklich auf die ideale Weise. Die
Handlung wartet zwar mit ein paar den Genrekonventionen entsprechenden
Schlenkern und Intrigen auf, originell ist aber nichts davon.
Immerhin gibt es mit dem mysteriösen Tani (Makoto Satô), der Akemi bei der
ersten Konfrontation mit Aozora zur Hilfe kommt, eine Nebenfigur, die positiv
im Gedächtnis bleibt. Da aber auch die gar nicht so vielen Kampfszenen (nach dem Prolog) meist das
gewisse Etwas vermissen lassen und die Optik abseits der stimmungsvollen Bilder
am Anfang und im Finale (der Himmel) sowie einiger bizarrer Einfälle nicht an
so meisterhafte Genrevertreter wie "Lady Snowblood" heranreicht, bleibt
nicht viel, das "Blind Woman's Curse" über das Genre-Mittelmaß
hinausheben würde. Doch zum Glück gibt es noch Meiko Kaji, die auch hier große Ausstrahlungskraft an den Tag legt und selbst albernste Szenen
mit Aozora mit erstaunlicher Gravitas absolviert – achja, und sie singt
sogar das hörenswerte Titellied, das ganz am Ende zu hören ist. Letztlich ist
"Blind Woman's Curse" wohl nur für große Kaji-Fans zu empfehlen oder
für Anhänger merkwürdiger Genremischungen; alle anderen sind mit den bekannteren
Kaji-Filmen besser bedient.
Fazit: "Blind Woman's Curse" ist ein sehr
mediokres japanisches B-Movie, das gute Ansätze durch kaum funktionierende
Comedy-Einlagen torpediert und vor allem vom Charisma seiner
Hauptdarstellerin lebt.
Wertung: 6 Punkte.
"Blind Woman's Curse" ist bis 29. August 2020 kostenlos in der arte Mediathek zu sehen.
"Blind Woman's Curse" ist bis 29. August 2020 kostenlos in der arte Mediathek zu sehen.
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