Originaltitel:
Cold Mountain
Regie und Drehbuch: Anthony Minghella, Musik: Gabriel Yared
Darsteller: Jude Law, Nicole Kidman, Renée Zellweger, Ray
Winstone, Natalie Portman, Philip Seymour Hoffman, Brendan Gleeson, Jack White,
Donald Sutherland, Giovanni Ribisi, Cillian Murphy, Kathy Baker, James Gammon,
Eileen Atkins, Jay Tavare, Ethan Suplee, Jena Malone, Melora Walters, Taryn
Manning, Charlie Hunnam, Lucas Black, James Rebhorn, Tom Aldredge, Emily Deschanel
Rotten Tomatoes: 70% (6,7); weltweites Einspielergebnis:
$173,0 Mio.
FSK: 12, Dauer: 154 Minuten.
1861 knüpfen in dem Ort Cold Mountain in South
Carolina in den amerikanischen Südstaaten die wohlerzogene
Pfarrerstochter Ada Monroe (Nicole Kidman, "Destroyer") und der charmante
Handwerker Inman (Jude Law, "Captain Marvel") gerade zarte
Liebesbande, als der Bürgerkrieg ausbricht und Inman eingezogen wird – zum
Abschied erhält er immerhin den ersten Kuß von seiner Angebeteten. Nachdem er ein als "Kraterschlacht" in die Historie eingehendes Gemetzel in Virginia gerade so überlebt und zudem verzweifelte Briefe
von Ada erhält, beschließt Inman, zu desertieren und unter ständiger
Lebensgefahr – Deserteure werden kurzerhand erschossen, wenn sie erwischt
werden – alleine und zu Fuß den langen, beschwerlichen und gefährlichen
Weg zurück nach Cold Mountain zu gehen. Unterdessen kann dort die
zurückgebliebene Ada nach dem Tod ihres Vaters (Donald Sutherland, "Stolz und Vorurteil") nicht mehr für sich selbst sorgen, bis sie Hilfe von der
rabiaten Ruby Thewes (Renée Zellweger, "Bridget Jones") erhält. Die beiden
werden enge Freundinnen und Ruby zeigt Ada, wie man Adas geerbte Farm nutzt, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Für viel Ärger sorgt jedoch
immer wieder der sadistische Teague (Ray Winstone,
"Noah"), welcher als Anführer der lokalen Bürgermiliz seine neue Macht
schamlos mißbraucht und es auf Adas Ländereien abgesehen hat …
Kritik:
Der 2008 mit nur 54 Jahren verstorbene britische Filmemacher
Anthony Minghella inszenierte gerade einmal sechs Kinofilme – mit denen er
einen OSCAR gewann und für drei weitere Academy Awards sowie für vier
Golden Globes nominiert war. Genau genommen beschränken sich diese Auszeichnungen
sogar auf drei Filme, denn zwei von Minghellas Regiearbeiten – die
romantische Komödie "Mr. Wonderful" (1993) und das Krimidrama
"Breaking & Entering" (2006) – schnitten bei Kritik und Publikum
bestenfalls mittelmäßig ab, während sein Kinodebüt "Wie verrückt und aus
tiefstem Herzen" aus dem Jahr 1990 trotz guter Rezensionen weitgehend unbeachtet blieb. Von den drei verbleibenden Regiearbeiten – zu denen er
jeweils auch das Drehbuch beitrug – kann man das definitiv nicht behaupten. Das Kriegs-
und Abenteuerepos "Der englische Patient" (1996) mit Ralph Fiennes,
Kristin Scott Thomas und Juliette Binoche polarisiert zwar seit jeher, gehört
aber mit sagenhaften neun OSCARs zu den meistgeehrten Filmen Hollywoods,
während der fünffach OSCAR-nominierte "Der talentierte Mr. Ripley"
(1999) vielen (neben "Carol") als beste Adaption eines Patricia Highsmith-Romans gilt (und
nebenbei großartigen jungen Darstellern wie Matt Damon, Jude Law und Cate
Blanchett einen gehörigen Schub auf dem Weg zu Weltstars verpaßte). Neben
diesen modernen Klassikern verblaßt der immerhin siebenfach
OSCAR-nominierte "Unterwegs nach Cold Mountain" ein wenig, da der auf
einem Roman von Charles Frazier basierende zweieinhalbstündige Mix aus
(Anti-)Kriegsfilm, epischer Romanze und abenteuerlich-skurrilem Roadmovie ein wenig
sperriger daherkommt und sich vielen Erwartungen des Mainstream-Publikums
entzieht – vielleicht gerade deshalb ist es aber mein persönlicher
Lieblingsfilm von Anthony Minghella.
Wer beispielsweise einen typischen, actionreichen
Bürgerkriegsfilm á la Roland Emmerichs "Der Patriot" erwartet, den wird
"Unterwegs nach Cold Mountain" schwer enttäuschen, denn nach der
Schlacht zu Beginn – die beklemmend realistisch dargestellt ist, jedoch unter
einer unerträglich pathostriefenden Musik-Untermalung leidet – gibt es
außer ein paar Scharmützeln mit wenigen Beteiligten nicht mehr viele Kämpfe zu
sehen. Und wer sich andererseits einen hochemotionalen Schmachtfetzen wie "Der englische Patient" oder "Doktor Schiwago" erhofft, der könnte sich daran stören, daß
die Liebesgeschichte zwischen Ada und Inman zwar der große Treiber der erzählten
Geschichte ist, allerdings angesichts der räumlichen Trennung der Liebenden wenige echte Liebesszenen zu bieten hat. Stattdessen stehen Inmans
ungemein entbehrungsreiche und von etlichen in ihrer Skurrilität teils an die Filme der
Coen-Brüder (wie "O Brother, Where Art Thou?") erinnernden Begegnungen geprägte Reise zurück nach Hause sowie die
Freundschaft zwischen Ada und Ruby im Mittelpunkt des immer wieder zwischen den
Storysträngen hin- und herspringenden Films. Ein richtig harmonischer
Handlungsbogen läßt sich auf diese Weise schwer etablieren, speziell Inmans
Odyssee erweist sich eher als eine Aneinanderreihung von Anekdoten. Für mich ist das
allerdings kein Problem, da diese auf unterschiedlichste Weise die Grausamkeit
des Krieges bebildernden Anekdoten so spannend und auch vergleichsweise
originell gestaltet sind, daß einem niemals langweilig wird. Auch die
hochkarätige Besetzung der Nebenrollen trägt dazu ihren Teil bei, wenn Inman
beispielsweise auf die von Natalie Portman ("Jackie") verkörperte verzweifelte junge Witwe
und Mutter Sara trifft oder auf den korrupten Priester Veasey (Philip Seymour
Hoffman, "Glaubensfrage"), der ihn eine Zeitlang begleitet.
In Cold Mountain bekommen es derweil Ada und Ruby (Renée
Zellweger gewann für ihre sehr sympathische Rolle den Nebenrollen-OSCAR) nicht nur mit Problemen bei der Landwirtschaft zu tun, sondern vor allem mit
Oberfiesling Teague und seinen Männern, die den Ort zunehmend tyrannisieren. Das ist zwar weniger ereignisreich als
Inmans Teil der Geschichte, dafür kommt man den weniger häufig wechselnden
Figuren näher. Speziell die Freundschaft zwischen den eigentlich
grundverschiedenen Ada und Ruby erweist sich als das Herz des Films, doch auch
Nebenrollen wie Adas freundliche Nachbarin Sally (Kathy Baker, "Saving Mr. Banks"), Rubys
desertierter Vater Stobrod (Brendan Gleeson, "Am Sonntag bist du tot") oder der schüchterne Musiker
Georgia (gespielt von Sänger Jack White, der auch fünf sehr stimmungsvolle
Songs – darunter drei Traditionals – vortragen darf), der Rubys Interesse weckt,
sind glaubwürdig und sympathisch geschrieben und gespielt. Grundsätzlich sind
beide Storystränge trotz (zumeist schwarzer) Humoranflüge sehr
düster und sparen nicht an drastischen Szenen, die Minghellas klare
Anti-Kriegshaltung deutlich machen. Dementsprechend fungiert die Liebe
zwischen Ada und Inman in erster Linie als ein Symbol für Hoffnung – Hoffnung,
diesen Krieg und all jene Grausamkeiten, welche er mit sich bringt, irgendwie zu
überstehen und anschließend wieder zueinanderzufinden. Beiden ist klar, daß sie sich
eigentlich kaum kennen; beide befürchten, daß der respektive die andere sie
vergessen könnte – doch beide klammern sich verzweifelt an diese Liebe, die sie
zum trotzigen Weitermachen bewegt. Sowohl Jude Law – für den es seine erste große
Hollywood-Hauptrolle war – als auch Nicole Kidman spielen ihre Rollen exzellent und erwecken die sehnsuchtsvolle Liebe zwischen ihren Figuren
trotz weniger gemeinsamer Szenen mit viel Leidenschaft zum Leben. Beinahe
pervers wirken angesichts der Tragik und der Hoffnungslosigkeit, welche weite Teile
von "Unterwegs nach Cold Mountain" prägen, die von Kameramann John
Seale ("Mad Max: Fury Road") oft atemberaubend schön eingefangenen Landschaftsaufnahmen während Inmans
Reise oder Gabriel Yareds ("Das Leben der Anderen")
liebliche, einfühlsame Musik (abgesehen von der erwähnten Schlacht zu Beginn), die nicht zuletzt dank Jack Whites Figur Georgia auch innerhalb
des Films eine Rolle spielt und nicht nur Begleitung ist. "Unterwegs
nach Cold Mountain" trifft mit seiner relativ unkonventionellen Machart
sicherlich nicht jedermanns Geschmack und es gelingt Minghella nicht durchgehend,
jenen unwiderstehlichen Sog mancher anderer großer Kinoepen
der Hollywood-Geschichte zu entwickeln – trotzdem ist ihm ein sehr guter Film gelungen, der
tief bewegt, sofern man sich auf ihn einlassen kann.
Fazit: "Unterwegs nach Cold Mountain" ist ein ungewöhnliches, mitunter etwas anstrengendes, aber einfallsreiches und bewegendes romantisches (Anti-)Kriegsabenteuer mit einer tollen, von Nicole Kidman, Jude Law und Renée Zellweger angeführten Besetzung.
Fazit: "Unterwegs nach Cold Mountain" ist ein ungewöhnliches, mitunter etwas anstrengendes, aber einfallsreiches und bewegendes romantisches (Anti-)Kriegsabenteuer mit einer tollen, von Nicole Kidman, Jude Law und Renée Zellweger angeführten Besetzung.
Wertung: 8,5 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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