Deutscher Alternativtitel: From Beyond – Aliens des Grauens
Regie: Stuart Gordon, Drehbuch: Dennis Paoli, Musik: Richard Band
Regie: Stuart Gordon, Drehbuch: Dennis Paoli, Musik: Richard Band
Darsteller:
Barbara Crampton, Jeffrey Combs, Ted Sorel, Ken Foree, Carolyn Purdy-Gordon,
Bunny Summers, Bruce McGuire
FSK: 16, Dauer: 82 Minuten.
Der visionäre Wissenschaftler Dr. Edward Pretorius (Ted Sorel, "Network") und
sein begabter Assistent Crawford Tillinghast (Jeffrey Combs, "The Frighteners") sind davon
überzeugt, daß sich in der menschlichen Zirbeldrüse eine Art sechstes Auge
verbirgt, also ein im Laufe der Evolution verlorengegangenes zusätzliches
Sinnesorgan. Um dieses zu reaktivieren, arbeiten sie seit längerem an einem
Gerät, das sie Resonator nennen und das die Zirbeldrüse so stark anregen soll,
daß seine ursprüngliche Funktion wieder "erwacht". Eines Abends gelingt
es ihnen endlich und tatsächlich werfen sie auf diese Weise einen Blick in eine
für den normalen Menschen unsichtbare Dimension. Dort tummeln sich merkwürdige Kreaturen, die man nur mit angeregter
Zirbeldrüse sehen kann – und auch sie bemerken uns nur dann. Zum Glück, denn
wie sich herausstellt, haben die Kreaturen großen Hunger auf Menschen und töten
prompt Dr. Pretorius, ehe Crawford den Resonator deaktivieren kann. Weil ihm
seine Geschichte niemand glaubt, wird er wegen Mordes festgenommen und zudem
für verrückt gehalten – die ehrgeizige Psychiaterin Dr. Katherine McMichaels
(Barbara Crampton, "Tales of Halloween") soll seinen Geisteszustand untersuchen und will dafür das
Resonator-Experiment mit Crawford und dem ihnen als Aufpasser zugeteilten Polizisten
Buford "Bubba" Brownlee (Ken Foree, "Dawn of the Dead") nachstellen. Was kann
da schon schiefgehen …
Kritik:
Zwei der größten Autoren des Genres haben die Karriere des 2020 verstorbenen Horrorexperten Stuart Gordon ganz besonders geprägt:
Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft. Der Ruhm des Regisseurs und gelegentlichen
Drehbuch-Autors rührt jedoch vornehmlich von zwei Lovecraft-Adaptionen her,
welche gleich die ersten beiden Kinofilme des zuvor lange ausschließlich im
Theater tätigen Amerikaners waren: "Re-Animator" und "From
Beyond". Daß Stuart Gordons Lovecraft-Verfilmungen sich in der Regel nur der jeweiligen Prämisse der zugrundeliegenden Kurzgeschichte
bedienten und diese ansonsten sehr frei interpretierten, tat seinem Erfolg vor
allem bei Genreanhängern keinen Abbruch – schließlich gelang es ihm trotzdem
besser als vielen anderen, die sich an Lovecraft versuchten, deren
einzigartige, unheilvolle Atmosphäre einzufangen – wenn auch in der Regel mit
etwas Humor angereichert, den es in den Vorlagen kaum gibt. Der schnell zum Kultfilm
avancierte "Re-Animator" aus dem Jahr 1985 ist zweifellos Gordons
bekannteste und – was die Qualität und den Unterhaltsamkeitsgrad angeht – beste
Lovecraft-Adaption, doch auch der ein Jahr später folgende "From
Beyond" fand trotz (verdient) schwächerer Kritiken über die Jahre viele
Fans.
Da "Re-Animator" so wunderbar funktioniert hatte,
brachte Stuart Gordon für "From Beyond" in großen Teilen das gleiche
Team wieder zusammen – allen voran die formidablen Hauptdarsteller
Jeffrey Combs und Barbara Crampton (allein der dritte
"Re-Animator"-Protagonist Bruce Abbott fehlt). Deren Bedeutung für
die Handlung ist hier jedoch ein wenig vertauscht, denn wenngleich Combs
erneut einen wagemutigen Wissenschaftler spielt, liegt das Hauptaugenmerk des
Films diesmal eher auf Barbara Cramptons ehrgeiziger Psychiaterin – während
Crawford nach dem so fatal gescheiterten ersten Experiment eigentlich nichts
mehr von der Angelegenheit wissen will, ist es Katherine, die mit ihrem
von nur wenigen Skrupeln zurückgehaltenen Wissensdurst die Handlung vorantreibt.
Das ist ein interessanter Unterschied und gleichzeitig ist es eine nette
Abwechslung, die klassische "Scream Queen" Crampton in einer betont
aktiven Rolle sehen zu dürfen (wenngleich sie trotzdem ihre beeindruckenden
Scream Queen-Qualitäten ausgiebig zur Schau stellen darf). Ebenso ist es
unterhaltsam, Combs einmal als panisches Nervenbündel zu erleben. Ansonsten sind eigentlich nur noch drei Figuren erwähnenswert, wobei Ted
Sorel den größenwahnsinnigen Wissenschaftler Dr. Pretorius ähnlich lustvoll
übertrieben (und damit sehr unterhaltsam) gibt wie es David Gale in
"Re-Animator" tat – wenn er auch im direkten Vergleich keine so
denkwürdigen Szenen spendiert bekommt. Die auf Katherine neidische Psychiaterin
Dr. Bloch (gespielt von Gordons Ehefrau Carolyn Purdy-Gordon) wirkt dagegen
eher überflüssig und "Dawn of the Dead"-Star Ken Foree nervt sogar
als ständig mit dummen Sprüchen um sich werfender Polizist Bubba (was weniger
seine Schuld sein dürfte als die des Drehbuchs).
Daß "From Beyond" insgesamt zwar durchaus
unterhaltsam geraten ist, aber doch bei weitem nicht an "Re-Animator"
oder andere Genreklassiker heranreicht, ist vorwiegend einer Handlung
geschuldet, die nach einem vielversprechenden Auftakt sehr dünn gerät und das
Potential der faszinierenden Prämisse mit der für normale Menschen unsichtbaren, von gefährlichen Wesen bevölkerten
Dimension nahezu vollständig verschenkt wird.
Anstatt diese auszubauen und um spannende Facetten anzureichern, konzentriert
sich Gordon lieber auf die handgemachten und oft sehr blutigen
Spezialeffekte. Über die werden sich vor allem Oldschool-Horrorfans
freuen, denn wenngleich die Effekte und Kreaturen gemessen am heutigen
Stand der Technik natürlich nur noch bedingt glaubwürdig rüberkommen, sind sie
handwerklich eindrucksvoll und ziemlich eklig gestaltet und
verstärken das wohlige B-Movie-Flair des gesamten Films. Meiner Ansicht nach
wäre in diesem Fall weniger allerdings mehr gewesen, denn mit zunehmendem
Verlauf des nur 80-minütigen "From Beyond" geht es eigentlich fast
nur noch um diese Spezialeffekte und nicht mehr um Handlung und Figuren. Da hat
Gordon bei "Re-Animator" viel besser die richtige Balance zwischen
diesen Elementen gefunden. Das gilt auch für den Humor, denn der fehlt bei
"From Beyond" fast vollkommen – zumindest was "direkten" Humor
betrifft, den es abgesehen von Bubbas dämlichen, höchstens
pseudo-lustigen Sprüchen kaum gibt (zugleich sorgt die lustvolle Übertreibung
in den Effekten, aber ebenso im betont exaltierten Schauspiel der Hauptfiguren
sehr wohl hin und wieder für Erheiterung im Publikum, was sicher auch
genau so gewollt ist). Somit ist "From Beyond" ein ordentlicher
Horrorfilm, der im Gegensatz zu "Re-Animator"
wirklich nur für Fans des Genres geeignet sein dürfte und kaum
Crossover-Potential zum Mainstream-Publikum besitzt.
Fazit: "From Beyond" ist ein recht unterhaltsames
Horror-B-Movie, das aus seiner spannenden Prämisse zwar viel zu wenig
herausholt, aber Genrefans mit viel Atmosphäre und noch mehr Blut und handgemachten
Creature Effects erfreut.
Wertung: 6,5 Punkte.
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