Originaltitel:
A Shaun the Sheep Movie: Farmageddon
Regie: Will
Becher und Richard Phelan, Drehbuch: Jon Brown, Musik: Tom Howe
Sprecher:
Justin Fletcher, John Sparkes, Amalia Vitale, Chris Morrell, Kate Harbour, Andy
Nyman
FSK: 0, Dauer: 87 Minuten.
Der unternehmungslustige Schaf-Rabauke Shaun und seine Herde
langweilen sich auf dem Hof des Farmers tödlich und stellen daher jede Menge
Unsinn an – zum Leidwesen von Hütehund Bitzer, der alles versucht, um die
Plagegeister ruhig zu halten. Damit hat es jedoch endgültig ein Ende, als
ein unbekanntes fliegendes Objekt in der Nähe des Ortes Mossingham gesichtet wird. Der folgende
Medienrummel bringt viele Schaulustige in die sonst so betuliche Gegend, was
den Farmer auf die glorreiche Idee bringt, deren Geld mit einem rasend schnell aus dem
Boden gestampften UFO-Vergnügungspark namens "Farmageddon"
abzuschöpfen (und damit den Mähdrescher seiner Träume zu kaufen). Während der Farmer unter tatkräftiger Hilfe der als Handwerker
bemerkenswert talentierten Schafe am Aufbau des Parks arbeitet, stößt Shaun auf
das junge Alien Lu-La, das mit seinem Raumschiff ganz in der Nähe eine
Notlandung hinlegen mußte. Trotz Verständigungsschwierigkeiten freunden sich
Shaun und Lu-La an und Shaun will helfen, daß die Außerirdische wieder
den langen Weg nach Hause zu ihren Eltern findet. Das Vorhaben wird dadurch erheblich
verkompliziert, daß eine geheime Regierungsbehörde unter der Leitung der ehrgeizigen Agent Red
auf der Jagd nach Alien und Raumschiff ist …
Kritik:
Normalerweise schaue ich mir im Kino keine Filme an, die
sich in erster Linie an Kinder zu richten scheinen. Im Jahr 2015 machte ich
eine seltene Ausnahme, da die Kritiken zum am Ende sogar OSCAR-nominierten
"Shaun das Schaf – Der Film" überragend ausfielen und ich die
kultigen Knetfiguren-Filme der "Wallace & Gromit"-Macher des britischen
Studios Aardman Animations sowieso schon immer mochte. Die Ausnahme sollte
sich für mich rentieren, denn "Shaun das Schaf – Der Film" entpuppte
sich als temporeicher, ungemein liebenswerter und extrem witziger Film, der mit
seinen zahlreichen, toll choreographierten Slapstick-Sequenzen deutlich von den
Stummfilmen von Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Harold Lloyd inspiriert war
und nicht nur deshalb auch erwachsenen Filmfans ein riesengroßes Vergnügen
bereitete. Der kommerzielle Erfolg hielt sich zwar leider in Grenzen, fiel aber
offensichtlich groß genug für eine Fortsetzung aus – die ich mir ob
meiner Begeisterung über den ersten Film natürlich nicht entgehen lassen
konnte. Diesmal verließ ich das Kino jedoch mit einer gewissen
Ernüchterung, denn wenngleich der hierzulande ziemlich umständlich betitelte "Shaun das
Schaf – Der Film: UFO-Alarm" fraglos erneut sehr liebenswert und
detailverliebt geraten ist, erreicht er mit einem etwas anderen stilistischen
Humoransatz bedauerlicherweise nur selten die komödiantischen Höhen seines Vorgängers.
Natürlich gibt es auch in "UFO-Alarm" noch Slapstick-Momente, generell ist das Erzähltempo aber erheblich niedriger
und das Storytelling steht zumindest bis zum rasanten Finale vor dem Humor. Das
wäre ja kein Problem, wäre die erzählte Geschichte spannend oder originell oder
witzig, allerdings ist sie trotz gelegentlicher Ausreißer ziemlich generisch
und wenig aufregend geraten. Zudem richtet sie sich in ihrer Einfachheit
erkennbar primär an Kinder und unterfordert gleichzeitig die
erwachsenen Zuschauer. Größter Trost für die sind die vielen Anspielungen auf
Filme und Serien aus dem Science Fiction-Genre, die von "2001: Odyssee im
Weltraum" und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" über
"E.T." und (erstaunlicherweise) "Alien" bis hin zu
"Akte X" reichen, wobei das Spektrum direkte Referenzen ebenso umfaßt
wie subtilere, etwa rein musikalische – und es gibt sogar einen
gelungenen Gastauftritt des in der Kultserie von Tom Baker verkörperten und in
Großbritannien besonders beliebten vierten "Doctor Who" mit seinem
charakteristischen langen bunten Schal (wobei offen bleibt, ob es wirklich er
ist oder ein sehr guter Cosplayer, der durch die UFO-Hysterie und den
Farmageddon-Vergnügungspark angezogen wurde – für mich ist es der echte!).
Immerhin gelingt es den Filmemachern wiederum, auch ohne
echte Dialoge (die Menschen in der Welt von Shaun sprechen alle ein
unverständliches, amüsant klingendes Kauderwelsch) liebenswürdige bis
schrullige Charaktere zu kreieren, wobei dem hilfsbedürftigen Alien Lu-La die
meiste Zeit gewidmet wird. Besser haben mir allerdings die gerissene
Antagonistin Agent Red und ihre herrlich doofen Schergen in ihren gelben
Ganzkörper-Schutzanzügen gefallen. Shaun und Bitzer haben dadurch, daß sie in
erster Linie in die rührselige Lu-La-Storyline eingebunden sind, weniger
Raum zum Glänzen als im ersten Teil, dafür bekommt die übrige Schafherde beim
Park-Aufbau (im doppelten Sinne) viel zu tun und sorgt für zahlreiche schöne Lacher. Die begleitende
Songauswahl ist derweil für meine Begriffe deutlich ansprechender gelungen als
im in dieser Hinsicht recht beliebig klingenden Vorgänger – echte musikalische
Highlights bleiben zwar aus, die Songs und der Score von Tom Howe (TV-Serie "Whiskey Cavalier") klingen aber hübsch und untermalen die
humorvolle SciFi-Szenerie meist passend. Insgesamt fällt es mir relativ schwer,
den zweiten "Shaun das Schaf"-Kinofilm einzuordnen – er ist klar
schwächer als der hervorragende erste, richtet sich aber halt auch viel stärker respektive ausschließlicher
an Kinder. Wie gut denen das neue Shaun-Abenteuer gefällt, kann ich
natürlich nicht beurteilen, aber sollte es einen dritten Shaun-Film geben,
hoffe ich ganz egoistisch, daß dieser wieder ein wenig erwachsener ausfällt.
Fazit: "Shaun das Schaf – Der Film:
UFO-Alarm" ist ein erneut liebenswürdiges Knetgummi-Abenteuer mit schön skurrilen
Nebenfiguren und vielen SciFi-Anspielungen, dessen Handlung und Humor aber erheblich stärker auf ein Kinder-Publikum abzielen als im
Vorgänger.
Wertung: Aus der Sicht eines Erwachsenen: 6,5 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen