Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Michael Crichton und
David Koepp, Musik: John Williams
Darsteller:
Sam Neill, Laura Dern, Sir Richard Attenborough, Jeff Goldblum, Ariana
Richards, Joseph Mazzello, Wayne Knight, Samuel L. Jackson, Bob Peck, BD Wong, Miguel Sandoval, Martin Ferrero, Jerry Molen
FSK: 12, Dauer: 127 Minuten.
John Hammond (Sir Richard Attenborough, "Gesprengte
Ketten") ist ein Multimilliardär und ein Visionär. Seine Vision: Mithilfe
modernster Wissenschaft lebendige Dinosaurier zu erschaffen und diese in einem
riesigen, auf der pazifischen Isla Nublar beheimateten Freizeitpark Touristen
aus aller Welt vorzuführen. Ein kühnes Vorhaben, das kurz vor der Vollendung
steht, als bei einem Unfall ein Arbeiter von einem Velociraptor getötet wird –
in der Folge sollen unabhängige Experten die Sicherheit des "Jurassic
Park" überprüfen und damit letztlich über die Freigabe entscheiden.
Ausgewählt wurden dafür der Paläontologe Alan Grant (Sam Neill, "Wimbledon"), die Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern, "Star Wars Episode VIII") und Chaostheoretiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum,
"Thor 3"). Während Alan und Ellie von ihrer ersten Begegnung mit lebenden
Dinosauriern vor allem überwältigt sind, befürchtet Ian von Anfang an, daß
Hammonds Idee über kurz oder lang schiefgehen muß. Schneller als erwartet
behält er Recht, denn der von der Konkurrenz bestochene Programmierer Dennis
Nedry (Wayne Knight, "Hail, Caesar!") löst eine so nicht geplante, verhängnisvolle
Kettenreaktion aus, die dazu führt, daß die Dinosaurier – darunter auch ein
Tyrannosarurus Rex! – frei im Park herumstreifen können, während sich die drei
Wissenschaftler und auch Hammonds Enkelkinder Lex (Ariana Richards) und Tim (Joseph
Mazzello) noch darin befinden …
Kritik:
Als Steven Spielberg im September 1993 "Jurassic
Park" in die deutschen Kinos brachte und damit das in jeder Hinsicht
erfolgreichste Jahr seiner Karriere einläutete (im Dezember folgte zumindest in
den USA "Schindlers Liste", der in Deutschland aber erst im
März 1994 anlief), war ich mit meinen 14 Jahren vermutlich genau im richtigen
Alter dafür – auch dank der FSK, die den Film bereits ab 12 Jahren freigab und
nicht erst ab 16, was damals durchaus diskutiert wurde. Damit will ich nicht
behaupten, daß "Jurassic Park" nichts für Erwachsene wäre, ganz im
Gegenteil – immerhin ist er bis heute einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
Aber ich bin mir doch ziemlich sicher, daß die Erfahrung bei der Erstsichtung für einen
Heranwachsenden noch eindrücklicher und prägender sein dürfte. Immerhin war es,
als hätte Spielberg die Träume aller Kinder und Teenager mit Dinosaurier-Faible
(was auf die meisten Jungs und sicher auch auf viele Mädchen zutreffen dürfte)
verfilmt. Und obwohl es damals sehr wohl enttäuschte Stimmen gab, die sich dramaturgisch mehr versprochen hatten, war ich wie so viele andere
Kinogänger – derer es alleine in Deutschland über neun Millionen gab! – restlos
begeistert von dieser visuell bahnbrechenden und hochspannenden Achterbahnfahrt
der Gefühle und vor allem vom "Sense of Wonder", den Spielberg mit
diesen ersten wirklich lebensecht wirkenden Dinosauriern der Filmgeschichte
(die auch 25 Jahre später kaum an Wirkung verloren haben) in den staunenden Zuschauern
auslöste.
Bereits der exzellente Prolog setzt den Ton mit einer
ungemein atmosphärisch eingefangenen Szene im Dinopark voller Hochspannung –
und das, ohne daß man das involvierte Urzeitviech wirklich zu sehen bekäme.
Spielberg mit seiner ganzen "Der weiße Hai"-Erfahrung reizt das
Anteasen der Dinos beinahe sadistisch aus und als es endlich so weit ist
und wir zusammen mit den drei zwischen Begeisterung und Besorgnis schwankenden
Wissenschaftlern die ersten (dankenswerterweise herbivoren) Dinos erblicken, ist dies ein wahrlich denkwürdiger Moment. Daß die
Kritiker der Filmhandlung gar nicht so falsch liegen und die Story in der Tat keine
dramaturgische Sensation ist, vielmehr hin und wieder einigermaßen
konstruiert wirkt, verzeiht man da gerne, zumal auch die dinofreien
Passagen dank überwiegend gut ausgearbeiteter und interessanter Figuren Spaß
machen. Das gilt bereits, als noch alles friedlich ist – und es gilt erst
Recht, als alles schiefzugehen beginnt, wobei Jeff Goldblums zynischer
Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm schnell zum Publikumsliebling avanciert.
Zugegeben, Hammonds Enkelkinder können phasenweise schon ein bißchen nervig
wirken, aber zu einem Spielberg-Abenteuerfilm gehören Kinder einfach dazu. Und
daß sie in einige der ikonischsten Szenen involviert sind und die
Darsteller Richards (deren Schauspielkarriere als Erwachsene eher im Sande
verlief) und Mazzello (der immer noch ganz gut als Nebendarsteller im Geschäft
ist und u.a. in "The Social Network" und "G.I. Joe – Die Abrechnung" zu sehen war) die schiere Panik ihrer Figuren sehr überzeugend
rüberbringen – Stichwort "Velociraptoren in der Küche" –, macht
jegliche Kritik an ihrem Dasein sowieso obsolet.
Tatsächlich gibt es wenige Filme in der Geschichte des
Kinos, in denen so viele denkwürdige Spannungsmomente dermaßen gekonnt in Szene
gesetzt sind wie in "Jurassic Park" – wozu John Williams' grandiose
musikalische Untermalung ihren Teil beiträgt, speziell das verspielt-majestätische Leitmotiv zählt zu den besten Melodien, die Williams je schuf. Ob es sich um das unvergeßlich erste
Auftauchen des T. Rex handelt, um Nedrys Flucht von der Insel oder um die tapferen Versuche
von Chefingenieur Ray Arnold (Samuel L. Jackson, "The Hateful 8") und
Wildhüter Robert Muldoon (der britische Theaterstar Bob Peck, der leider 1999
mit 53 Jahren an Krebs verstarb), das Schlimmste zu verhindern – als
Zuschauer zittert man permanent mit, ist immer auf der Lauer vor dem nächsten
Dinoangriff. So extrem unterhaltsam das auch alles unzweifelhaft ist, ist es
doch bedauerlich, daß das Drehbuch von David Koepp ("Panic Room", "Spider-Man")
und Romanautor Michael Crichton nicht noch etwas mehr Augenmerk auf die
eigentliche Handlung legt. Denn Crichtons Romanvorlage geht nicht nur
wissenschaftlich richtig in die Tiefe und ist der Verfilmung – so sehr ich sie
auch liebe – in jeglicher inhaltlicher Hinsicht
überlegen. Aber zugegeben, für einen Film wäre das sowieso zu viel Stoff
gewesen, insofern mußte man die Handlung etwas verkürzen und über das
Resultat kann man sich ja auch nicht beschweren – abgesehen vielleicht von der
von einem glücklichen Zufall abhängigen Auflösung des stark vom Buch
abweichenden Showdowns. Letztlich ist das aber nur ein Wermutstropfen, der in
meinen Augen lediglich die absolute Höchstwertung verhindert, aber nichts daran
ändert, daß der mit drei OSCARs (allesamt in den technischen Kategorien) prämierte "Jurassic Park" ein extrem unterhaltsamer Abenteuerfilm
mit wunderbar gestalteten, dabei dosiert, aber höchst effektiv eingesetzten
Dinosauriern ist.
Fazit: "Jurassic Park" ist der Prototyp
einer Hollywood-Großproduktion für die ganze Familie, die Spannung, Humor,
Gefühle und sogar einige Horrorelemente dank Spielbergs meisterhafter Regie zu
einem Meilenstein des Blockbuster-Kinos kombiniert.
Wertung: 9,5 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger Bestellungen über einen der amazon.de-Links in den Rezensionen oder über das amazon.de-Suchfeld in der rechten Spalte freuen, für die ich eine kleine Provision erhalte.
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