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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 28. Dezember 2017

KINOVORSCHAU WINTER/FRÜHLING 2018 (Teil 1)

Letztes Update vom 13. Januar: Ich habe die am 15. Februar anlaufende Tragikomödie "Die Grundschullehrerin" mit Sara Forestier hinzugefügt.

Da ich diesmal sowieso extrem spät dran bin mit meiner ausführlichen Kinovorschau, verzichte ich auf eine lange Vorrede und gehe lieber direkt in medias res:

4. Januar:
Mitte des 20. Jahrhunderts gang und gäbe, heutzutage fast schon eine Sensation, jedenfalls ein Wagnis für die Geldgeber: ein Big Budget-Musical, das NICHT auf einer Bühnenvorlage basiert! Zu verdanken ist das größtenteils Hauptdarsteller Hugh Jackman ("Logan"), der seit 2009 für das Projekt kämpfte, bis endlich tatsächlich die Finanzierung stand. Er spielt unter der Leitung des australischen Kino-Regiedebütanten Michael Gracey (bislang v.a. als Werbefilmer und Spezialeffekt-Experte tätig) P.T. Barnum, der Mitte des 19. Jahrhunderts den Zirkus mehr oder weniger gesellschaftsfähig machte. Aufgemacht ist der Film im Stil von "Moulin Rouge!", also als eine spektakuläre, farbenprächtige Revue mit modernen, poppigen Songs, die teilweise aus der Feder der OSCAR-gekrönten "La La Land"-Mitkomponisten Benj Pasek und Justin Paul stammen. Weitere Hauptrollen spielen Michelle Williams ("Manchester by the Sea"), Zac Efron ("Bad Neighbors") und Zendaya ("Spider-Man: Homecoming"). Die US-Kritiken sind eher mittelmäßig ausgefallen, beim Publikum kommt "Greatest Showman" aber deutlich besser an.

Nachdem "Chapter 3" der stimmungsvollen Gruselsaga unter der Leitung der "Saw"-Schöpfer James Wan und Leigh Whannell ein (gelungenes) Prequel war, ist Teil 4 eine Fortsetzung des Prequels, spielt also weiterhin vor dem ersten Film der Reihe. Die Parapsychologin Elise (Lin Shaye) forscht mit ihren Helfern Tucker (Angus Sampson) und Specs (Leigh Whannell) neuen unheimlichen Vorkommnissen in einem Haus in New Mexico nach. Pikant: In genau diesem Haus wuchs Elise vor vielen Jahrzehnten auf, dort kam sie erstmals mit dem Übernatürlichen in Berührung! Regie führt diesmal nicht der vielbeschäftigte Wan (der zu der Zeit DCs "Aquaman" drehte), sondern der Newcomer Adam Robitel; Wan ist aber als Produzent weiterhin beteiligt, zudem schrieb Whannell erneut das Drehbuch – das läßt hoffen, daß die Reihe ihr für das Genre durchaus bemerkenswert hohes Qualitätsniveau in etwa beibehält.

"Die Spur":
Der neue Film der polnischen Regieveteranin Agnieszka Holland ("Hitlerjunge Salomon", TV-Miniserie "Burning Bush – Die Helden von Prag") ist ein unkonventioneller Öko-Thriller über eine Mordserie in einem Bergdorf an der Grenze zwischen Polen und Tschechien. Das Kuriose an dem Fall: Alle Mordopfer waren Jäger und in unmittelbarer Nähe der Tatorte wurden Tierspuren gefunden. Wurden sie also vielleicht gar nicht ermordet, sondern fielen Tieren zum Opfer? Die ältere Janina (Agnieszka Mandat-Grabka), als strikte Vegetarierin eine Außenseiterin im Dorf, glaubt zu wissen, was passiert ist – glauben will ihr das keiner, stattdessen gerät sie selbst ins Visier der Ermittler.

Der amerikanische Regiedebütant Matt Schrader befaßt sich in seinem Dokumentarfilm mit einem wichtigen, gerne unterschätzten Aspekt aus der Welt des Kinos: der Filmmusik. Unter Einbezug einiger der größten noch lebenden Filmmusik-Komponisten wie John Williams, Hans Zimmer, Danny Elfman ("Sleepy Hollow"), Howard Shore ("Der Herr der Ringe") oder Rachel Portman ("Chocolat") wird einerseits die Entwicklung der Filmmusik und ihrer Bedeutung seit Beginn des Kinos beleuchtet, andererseits die Arbeitsweise der und die Herausforderungen für die heutigen Filmmusiker.

"Lux – Krieger des Lichts":
Der deutsche Nachwuchs-Regisseur Daniel Wild hat einen etwas anderen, satirisch geprägten Superheldenfilm geschaffen, in dem Torsten (Berlinale-"Shooting Star" Franz Rogowski) als titelgebender, sozial engagierter "Krieger des Lichts" für das Gute in der Welt kämpft und so in das Visier einer Dokumentarfilm-Crew gerät. Die hat allerdings Probleme mit der Finanzierung – damit die zusammenkommt, müßte Lux deutlich aufsehenerregendere Taten vollbringen, also speziell á la Batman gegen Verbrecher kämpfen …

"Das Leuchten der Erinnerung":
Helen Mirren erhielt eine eher unerwartete Golden Globe-Nominierung für ihre Leistung in der französisch-italienischen reifen Romanze von Paolo Virzí ("Die süße Gier"). Mirren und Donald Sutherland spielen ein Ehepaar, das angesichts des zunehmenden Alters bei abnehmender Gesundheit beschließt, noch einmal ein großes Abenteuer zu erleben – eine Fahrt mit dem Wohnmobil entlang der US-Ostküste. Trotz der hochkarätigen Besetzung fielen die Kritiken eher mäßig aus, da die Story zu unoriginell, ereignisarm und vorhersehbar gestaltet sei.

11. Januar:
"The Commuter":
Bereits zum vierten Mal nach "Unknown Identity", "Non-Stop" und "Run All Night" übernimmt Liam Neeson die Hauptrolle in einem Action-Thriller des spanischen Genrespezialisten Jaume Collet-Serra ("The Shallows"). Da die ersten drei Versuche allesamt solide ausfielen, sollte auch "The Commuter" – dessen Prämisse an "Non-Stop" erinnert – ordentliche Unterhaltung bieten. Diesmal spielt Neeson einen Versicherungsmakler, der täglich mit dem Zug zwischen Arbeitsplatz in New York und Wohnort in der Vorstadt pendelt – bis er in diesem Zug eines Tages von einer Frau (Vera Farmiga aus "Conjuring") angesprochen wird, die ihn auffordert, innerhalb einer Stunde einen bestimmten Passagier im Zug zu finden. Gelingt ihm das, wird er reicht belohnt; scheitert er, sind die Leben sämtlicher Mitreisender sowie die seiner eigenen Familie bedroht!

Woody Allens 47. Film ist ein recht ernstes Drama, das Ende der 1950er Jahre im Umfeld eines Vergnügungsparks im New Yorker Stadtteil Brooklyn spielt. Dort betreibt Humpty (Jim Belushi) ein Karussell, während seine deutlich jüngere Frau Ginny (Kate Winslet) als Kellnerin arbeitet. Ihr arbeitsames, beschauliches Leben wird durch gleich zwei Ereignisse auf den Kopf gestellt: erstens tritt der attraktive Rettungsschwimmer Mickey (Justin Timberlake) in Ginnys Leben, zweitens taucht eine junge Frau namens Carolina (Juno Temple, "Killer Joe") auf und behauptet, Humptys Tochter zu sein – und sie wird auch noch von Gangstern verfolgt … Kritiker loben die schauspielerischen Leistungen, bescheinigen Allens Drehbuch jedoch nur Mittelmaß.

"Your Name. – Gestern, heute und für immer":
Makoto Shinkais ("Die Reise nach Agartha") japanischer Animationsfilm brach nicht nur in seiner Heimat – wo er der vierterfolgreichste Film aller Zeiten ist! – Rekorde, sondern lief auch international so gut wie sonst eigentlich nur die Filme von Hayao Miyazaki. Das liegt sicherlich auch an den glänzenden Kritiken für den poetischen, hochgradig emotionalen Körpertausch-Coming of Age-Film über die auf dem Land lebende Schülerin Mitsuha und den Tokioter Schüler Taki, die eines Morgens auf wundersame Weise ihre Körper tauschen. Allerdings ist das nicht permanent, wiederholt sich jedoch – weshalb sich Mitsuha und Taki Notizen schreiben und auf diese ungewöhnliche Weise kennenlernen. Gleichzeitig verändert sich beider Leben durch die gegenseitigen wohlmeinenden Eingriffe deutlich …

"Tad Stones und das Geheimnis von König Midas" (3D):
In Spanien war der familienfreundliche animierte Abenteuerfilm "Tad Stones, der verlorene Jäger des Schatzes" 2012 der vierterfolgreichste Film des Jahres – in Deutschland wurde er direkt fürs Heimkino veröffentlicht. Die Fortsetzung – eine Woche vor Silvester sogar auf Platz 3 der spanischen Jahrescharts (könnte aber vielleicht noch von "Star Wars Episode VIII" verdrängt werden) – schafft es auch hierzulande ins Kino. Es geht um den titelgebenden, offensichtlich stark von Indiana Jones inspirierten Bauarbeiter Tad, der nach seinen Abenteuern aus dem letzten Film nun nebenbei Archäologie studiert, um seinem Traum von einem aufregenden Leben als Abenteurer näherzukommen. Als ihn die berühmte Archäologin Sara (der er im ersten Film begegnete) zu einer Konferenz einlädt, dort aber entführt wird, muß Tad erneut zeigen, was in ihm steckt.

18. Januar:
"Hot Dog":
Zum wiederholten Male haben sich die beiden neben Elyas M'Barek aktuell vermutlich größten deutschen Kinostars Til Schweiger und Matthias Schweighöfer für eine Komödie (diesmal mit Action-Schwerpunkt) zusammengetan. Schweiger ist hier allerdings nur vor der Kamera zu sehen, die Regie überließ er Torsten Künstler, dessen Chemie mit Schweiger und Schweighöfer allerdings sichergestellt sein dürfte – denn Künstler hat bereits mit beiden als Co-Regisseur an Filmen wie "Der Schlußmacher" und "Kokowääh 2" gearbeitet. Etwas ungewöhnlicher ist da schon, daß das Drehbuch vom Amerikaner Tripper Clancy stammt, der zuletzt für Wolfgang Petersen "Vier gegen die Bank" schrieb. Schweiger spielt in "Hot Dog" den hartgesottenen GSG 10-Bundespolizisten Luke, der sich mit dem zurückhaltenden Schreibtischtäter-Polizisten Theo (Schweighöfer) zusammentun muß, als die Tochter des Präsidenten entführt wird. Klingt also nach dem Versuch, ein deutsches "Lethal Weapon" zu schaffen – mal sehen, wie gut das funktioniert …

Gary Oldman hat beste Aussichten, endlich seinen überfälligen ersten OSCAR zu gewinnen, denn als britischer Kriegs-Premierminister Sir Winston Churchill wird er von Kritikern als klares Zentrum und größter Pluspunkt des zu Beginn des Zweiten Weltkrieges spielenden Biopics gefeiert. Doch auch Regisseur Joe Wright wird gelobt, der offenbar einmal mehr seine Fähigkeit beweist, aus altbekannten Stoffen (wie "Stolz und Vorurteil" oder "Anna Karenina") ein paar neue Seiten herauszuarbeiten – auch hinsichtlich der visuellen Umsetzung. Weitere Rollen spielen Kristin Scott Thomas (als Churchills Ehefrau), der OSCAR-Kandidat Ben Mendelsohn ("Rogue One", als König George VI.) und Lily James ("Cinderella").

"Downsizing":
Kritik und Publikum gespalten hat die Gesellschaftssatire "Downsizing", die demzufolge nicht ganz unerwartet den ersten kommerziellen Flop des bisher beständig gefeierten Filmemachers Alexander Payne ("Sideways", "The Descendants") bedeutet. Dabei klingt eigentlich alles sehr vielversprechend: Matt Damon und Kristen Wiig spielen das Ehepaar Paul und Audrey, das in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die natürlichen Ressourcen der Erde fast aufgebraucht sind, die Chance wahrnehmen will, sich auf Miniaturgröße schrumpfen lassen – was erhebliche finanzielle Vorteile mit sich bringt. Allerdings macht Audrey im letzten Moment (nachdem Paul die Prozedur bereits durchgezogen hat) einen Rückzieher, was Pauls Zukunftspläne natürlich extrem beeinträchtigt. Unterstützung findet er bei seinen exzentrischen neuen Nachbarn Dusan (Christoph Waltz) und Konrad (Udo Kier) sowie einer einbeinigen vietnamesischen Putzfrau (Golden Globe-Nominee Hong Chau).

"Der andere Liebhaber":
François Ozons ("8 Frauen") erotischer Thriller ist die lose Adaption eines Romans von Joyce Carol Oates und konzentriert sich auf eine junge, von Depressionen geplagte Frau namens Chloé (Marine Vacth, die bereits in Ozons "Jung & Schön" die Hauptrolle spielte), die sich in ihren Psychiater Paul (Jérémie Renier, "Das Schmuckstück") verliebt und schließlich mit ihm zusammenzieht. Was Paul ihr nicht erzählt hat: Er hat einen Zwillingsbruder namens Louis, der ebenfalls Psychiater ist, charakterlich aber wenig mit Paul gemein hat, weshalb sie kaum noch Kontakt haben. Als Chloé von Louis erfährt, begibt sie sich bei ihm in Therapie, ohne aber ihre Identität zu offenbaren …

"Die Anfängerin":
Eine deutsche Komödie von Alexandra Sell über die respektierte, aber nicht wirklich glückliche Ärztin Annebärbel (Ulrike Krumbiegel), die mit Ende 50 ihr Leben umkrempeln will, nachdem ihr Mann (Rainer Bock, "A Most Wanted Man") sie verlassen hat. Als Kind wollte Annebärbel Eiskunstläuferin werden, also beschließt sie nun – zum Entsetzen ihrer perfektionistischen Mutter (Annekathrin Bürger) sich nach langer Zeit wieder intensiv aufs Eis zu wagen. Es gibt jedoch einige Hindernisse, die ihrem Glück im Wege stehen.

"It Comes at Night":
Trey Edward Shults' Arthouse-Grusler ist einer dieser Filme, die mutig den Ausbruch aus den Genrekonventionen wagen und deshalb nicht selten bei den Kritikern viel besser ankommen als beim durchschnittlichen Genrefan. Bei "It Comes at Night" ist das definitiv der Fall, wie der auffällige Kontrast zwischen den 88% positiven Kritiken (mit einer Durchschnittwertung von 7,4 Punkten) und dem IMDb-Wert von mageren 6,2 Punkten und dem Rotten Tomatoes-Nutzerwert von sogar nur 43% positiven Wertungen veranschaulicht. Das läßt sich vermutlich vor allem mit enttäuschten Erwartungen erklären, denn die Prämisse eines dystopischen Films, der in einer Welt spielt, in der eine Krankheit fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat, hatte in der Vergangenheit häufig relativ generische Horrorfilme zur Folge. Hier ist das anders, denn im Zentrum steht eine überlebende Familie um Vater Paul (Joel Edgerton, "Der große Gatsby"), die sich in einer einsamen Hütte im Wald von der Welt abgeschottet hat. Die relative Harmonie wird gestört, als Will (Christopher Abbott), Kim (Riley Keough, "Mad Max: Fury Road") und ihr kleiner Sohn auftauchen und um Einlaß bitten. Der wird ihnen gewährt, doch bald entwickeln sich Spannungen und Paranoia …

"Born in China":
Die jährliche aufwendige Disney-Naturdoku (die in den USA stets zum "Earth Day" in die Kinos kommt) ist diesmal eine chinesische Koproduktion, die sich mit der wilden Tierwelt Chinas befaßt. Im Mittelpunkt stehen eine Pandabärin, ein Goldstumpfnasen-Affe, eine Tibetantilope und eine Schneeleopardin.

"Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft":
Praktisch, wenn sich Filme anhand ihres Titels gleich selbst erklären. "Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft" ist die Fortsetzung des 2015 mit 1,1 Millionen Zuschauern erfolgreichen Kinderfilms "Hilfe, ich hab meine Lehrerin" geschrumpft. Die Leitung übernimmt Tim Trageser von "7 Zwerge"-Regisseur Sven Unterwaldt Jr., mit Gerrit Hermans blieb der Drehbuch-Autor an Bord. Protagonist Felix ist unglücklich, da seine Eltern mit ihm wegen eines Jobangebots für den Vater (Axel Stein) nach Dubai umziehen wollen – als er sich wünscht, daß es auch mal nach seinem Willen geht, geht das indirekt in Erfüllung, denn der böse Geist Hulda (Andrea Sawatzki) schrumpft Felix' Eltern (die so natürlich schlecht umziehen können). Ganz so hatte sich Felix das natürlich nicht vorgestellt, also versucht er, die Eltern wieder großzubekommen … In weiteren Rollen sind erneut Otto Waalkes (als gutmütiger Geist) und Anja Kling (als die im ersten Teil geschrumpfte Lehrerin) zu sehen.

25. Januar:
"Wunder":
In den USA avancierte die optimistische Jugendbuch-Verfilmung von "Vielleicht lieber morgen"-Schöpfer Stephen Chbosky zu einem der größten Überraschungserfolge des Kinojahres 2017. Der junge "Raum"-Co-Hauptdarsteller Jacob Tremblay spielt den aufgeweckten Auggie, der trotz vieler charakterlicher Vorzüge außerhalb seiner Familie ein Außenseiter ist – denn ein angeborener Gendefekt entstellt sein Gesicht. Deshalb geht er nicht zur Schule, sondern wird zuhause von seiner Mutter Isabel (Julia Roberts) unterrichtet. Als Auggie alt genug für die High School wird, entscheiden Isabel und Auggies Vater Nate (Owen Wilson) jedoch, ihren Sohn probehalber ein normales Leben an einer öffentlichen Schule führen zu lassen – und tatsächlich gewinnt Auggie trotz der zu erwartenden Anfeindungen bald einige gute Freunde.

Zu den großen OSCAR-Favoriten des Jahres zählt neben Christopher Nolans "Dunkirk" und Steven Spielbergs "Die Verlegerin" diese unabhängig produzierte tragikomische Rachestory mit dem schwer zu merkenden Titel. Das ist eigentlich nur konsequent, denn der irische Regisseur und Autor Martin McDonagh hat bereits mit seinen ersten beiden, wunderbar schrulligen und unkonventionellen Filmen "Brügge sehen … und sterben?" und "7 Psychos" gezeigt, daß er bereit ist für den ganz großen Durchbruch. Den dürfte er mit "Three Billboards" geschafft haben, der dramatischen Geschichte von Mildred Hayes (OSCAR-Mitfavoritin Frances McDormand, "Moonrise Kingdom"), deren Tochter vergewaltigt und ermordet wurde. Als die Ermittlungen der Polizei selbst nach Monaten nichts Entscheidendes ergeben haben, mutmaßt Mildred, daß die gar nicht an einer Aufklärung des Mordes interessiert ist – und macht dem örtlichen Polizeichef (Woody Harrelson, "Planet der Affen: Survival") mächtig Druck (da kommen die titelgebenden Plakatwande ins Spiel). Das bringt den cholerischen Hilfssheriff Dixon (Sam Rockwell, "Ganz weit hinten") in Rage, der sich für die schmachvollen Anschuldigungen an Mildred und ihren Unterstützern rächen will …

Neun Jahre nach seinem vielbeachteten Regiedebüt mit "Chiko" bringt Özgür Yildirim erneut einen actionreichen deutschen Gangsterfilm mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle in die Kinos. Bleibtreu verkörpert den frisch aus der Haft entlassenen Ricky, der vor Jahren nach einem gescheiterten Überfall die gesamte Schuld auf sich nahm, um seinen Bruder Rafael (Edin Hasanovic) und seinen Kumpel Latif (Kida Khodr Ramadan aus der sehenswerten TV-Serie "4 Blocks") vor dem Gefängnis zu bewahren. Nun will sich Latif revanchieren – indem er Ricky für einen neuen, angeblich todsicheren und höchst lukrativen Raubzug an Bord holt … In weiteren Rollen sind Birgit Minichmayr, Alexandra Maria Lara und Peter "Toni Erdmann" Simonischek dabei.

"Beach Rats":
Hochgelobtes, aber wenig mainstreamtaugliches Indie-Coming of Age-Drama über den New Yorker Teenager Frankie (Harris Dickinson), der den Sommerurlaub mit Drogen und Sex am Strand von Coney Island verbringt. Dabei hat er allerdings damit zu kämpfen, ob er sich nun stärker zu Männern oder Frauen hingezogen fühlt – Ersteres käme bei seinem Freundeskreis nicht so gut an. Regisseurin Eliza Hittman gewann beim Sundance Filmfestival den Regiepreis.

1. Februar:
"Maze Runner 3 – Die Auserwählten in der Todeszone":
Im großen Finale der dystopischen Young Adult-Trilogie müssen Thomas (Dylan O'Brien) und seine Freunde in ein neues, tödliches Labyrinth eindringen, an dessen Ende dafür Antworten auf alle Fragen stehen sollen, die Protagonisten und Zuschauer seit dem ersten Film haben …

Ein Modedrama klingt zunächst, zugegeben, nicht wirklich nach einem spektakulären Film, der die Zuschauer in Scharen in die Kinos lockt. Es gibt jedoch mehrere Punkte, die "Der seidene Faden" höchst interessant für anspruchsvolle Filmfreunde machen: Erstens ist es ein Film von Paul Thomas Anderson, der mit Meisterwerken wie "Boogie Nights", "Magnolia", "There Will Be Blood" oder "Inherent Vice" nicht ohne Grund eine ansehnliche Fanschar ansammeln konnte. Zweitens sind die Kritiken exzellent ausgefallen. Und drittens ist es nach eigenem Bekunden der letzte Film von Schauspiellegende Daniel Day-Lewis vor seinem (mit 60 Jahren) unerwartet frühen Rückzug aufs Altersteil. Mal sehen, ob er das durchhält, aber wenn man bedenkt, wie selektiv Day-Lewis schon seit Jahren seine Rollen wählt (zuletzt war er 2012 als "Lincoln" zu sehen), ist es ihm durchaus zuzutrauen. Was natürlich sehr bedauerlich für Anhänger großer Schauspielkunst wäre – aber umso mehr ein Grund, seine letzte Darbietung als erfolgreicher Londoner Damenschneider Reynolds Woodcock in den 1950er Jahren zu genießen, die ihm vermutlich die sechste OSCAR-Nominierung bescheren wird (drei Goldjungs gewann er schon). In einer der Hauptrollen (als Reynolds' Muse) glänzt zudem die Luxemburgerin Vicky Krieps ("Die Vermessung der Welt", "Colonia Dignidad"), die damit ihren internationalen Durchbruch feiern dürfte.

"Die kleine Hexe":
In der Realverfilmung des Kinderbuch-Klassikers von Otfried Preußler spielt Karoline Herfurth die titelgebende liebenswerte Hexe, die mächtig Ärger bekommt, als sie sich – obwohl sie mit ihren 127 Jahren noch lange nicht alt genug dafür ist – auf das Walpurgisnacht-Fest der Hexen schleicht, dabei aber erwischt wird. Nun muß sie innerhalb eines Jahres beweisen, daß sie tatsächlich bereits eine richtige Hexe ist – was die böse Hexe Rumpumpel (Suzanne von Borsody) auf den Plan ruft, die ihr viele Steine in den Weg wirft.

"The Disaster Artist":
Eine (Tragi-)Komödie über die Produktion des angeblich schlechtesten Films aller Zeiten – das kennen wir doch irgendwoher? Richtig, gewisse Parallelen zu Tim Burtons Meisterwerk "Ed Wood" (1994) lassen sich nicht verhehlen, daß allerdings James Francos Regiearbeit ähnlich viel Lob erfahren würde (darunter zwei Golden Globe-Nominierungen und vermutlich in Kürze einige OSCAR-Nominierungen), das hätte vorher wohl kaum jemand zu prognostizieren gewagt. Doch die Begeisterung über Francos Film ist einhellig. Es geht um den leidenschaftlichen, aber reichlich untalentierten US-Filmemacher Tommy Wiseau (gespielt von James Franco), dessen Drama "The Room" aus dem Jahr 2003 über eine Dreiecksbeziehung zumindest in den USA Kultstatus als eben "schlechtester Film aller Zeiten" erlangte und in einigen Kinos bis heute gezeigt wird. Franco schildert auf satirisch-komödiantische Art die Entstehungsgeschichte des Films, wobei der Respekt für Wiseaus Ambitionen jedoch jederzeit durchscheint. In weiteren Rollen agieren Dave Franco, Seth Rogen, Alison Brie und Zac Efron.

"Das Leben ist ein Fest":
In der Komödie des "Ziemlich beste Freunde"-Regieduos Olivier Nakache und Eric Toledano geht es um Hochzeitsplaner Max (Jean-Pierre Bacri), bei dessen aktuellem Auftrag so ziemlich alles schiefläuft, was schieflaufen kann. Kann er den Tag noch irgendwie retten? In Frankreich lockte die positiv rezensierte Geschichte drei Millionen Zuschauer in die Lichtspielhäuser.

"Criminal Squad":
Das Regiedebüt des "London Has Fallen"-Autors Christian Gudegast ist ein Actionfilm über die erfolgreichsten Bankräuber der USA, die nach einem mißglückten Überfall ins Visier der von wenig Skrupeln behafteten Polizei-Spezialeinheit von Nick Flanagan (Gerard Butler) geraten – daraus entspinnt sich ein hochbrisantes und gewalthaltiges Duell, während die Bankräuber um ihren Anführer Ray (Pablo Schreiber, Netflix-Serie "Orange Is the New Black") einen letzten, gewaltigen Coup planen …

"Licht":
Der Historienfilm der österreichischen Filmemacherin Barbara Albert ("Die Lebenden") spielt im Wien des Jahres 1777 und handelt von der (realen) brillanten jungen Pianistin und Sängerin Maria Theresia Paradis (Maria Dragus, "Tiger Girl"). Die seit ihrer Kindheit blinde und von den strengen Eltern weitgehend von der Umwelt abgeschottete Musikerin erhofft sich Heilung durch den ebenso bekannten wie umstrittenen Arzt Franz Anton Mesmer (Devid Striesow, "Zeit der Kannibalen") – mit Erfolg. Das Problem an der Sache: Mit zunehmendem Augenlicht scheint Marias künstlerische Gabe abzunehmen. Das zwingt sie dazu, eine Entscheidung zu treffen: Soll sie die Behandlung fortsetzen oder sie zugunsten ihrer musikalischen Brillanz beenden?

8. Februar:
"Fifty Shades of Grey 3 – Befreite Lust":
Im dritten Teil der Verfilmung der polarisierenden erotischen Romane von E.L. James geht unter der erneuten Regie von James Foley ("Confidence") die sehr wellenreiche Beziehung zwischen der Studentin Anastasia (Dakota Johnson) und Milliardär Christian (Jamie Dornan) in die letzte Kino-Runde. Das ungleiche Paar hat inzwischen geheiratet, doch nach den Flitterwochen in Europa holt der wenig glamouröse Ehe-Alltag das junge Glück schnell ein, außerdem gibt es natürlich einige Schwierigkeiten, die einem realen Durchschnitts-Ehepaar eher nicht drohen …

"Wind River":
Die Drehbuch-Bilanz des früheren Schauspielers (u.a. in den TV-Serien "Veronica Mars" und "Sons of Anarchy") Taylor Sheridan bleibt absolut makellos: Nach "Sicario" und "Hell or High Water" wird auch der grimmige Thriller "Wind River" – bei dem er zudem die Regie übernahm – von den Kritikern gefeiert. Mit etwas Glück könnte es damit sogar dabei bleiben, daß jeder der von ihm geschriebenen Filme für mindestens einen OSCAR nominiert wird – da könnte sich nur die Tatsache negativ auswirken, daß "Wind River" einer der letzten von dem inzwischen in Hollywood in Ungnade gefallenen und strafrechtlich verfolgten Harvey Weinstein mitproduzierten Filme ist. Zwar gelang es Sheridan höchstpersönlich, die Weinstein Company zum Rückzug zu bewegen, womit der Name "Weinstein" im Film nicht mehr auftaucht und die Einnahmen des Unternehmens für wohltätige Zwecke gespendet werden – aber die bisherige Awards Season läßt vermuten, daß das in der Öffentlichkeitswirkung nicht mehr sehr viel gebracht hat. Jeremy Renner ("Arrival") spielt den Fährtenleser Cory, der in einem Reservat in Wyoming auf die Leiche einer jungen Ureinwohnerin stößt. Die unerfahrene FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen, "Godzilla") wird mit den Ermittlungen betraut, hat aber auch angesichts der äußeren Umstände im tief verschneiten winterlichen Wyoming so ihre Probleme, weshalb ihr Cory seine Hilfe anbietet.

15. Februar:
Gut zwei Monate vor den potentiell das Marvel Cinematic Universe umwälzenden Ereignissen in "The Avengers 3: Infinity War" mit der Ankunft von Oberbösewicht Thanos gönnt Marvel noch schnell seinem in "Captain America 3" eingeführten afrikanischen Superhelden T'Challa alias Black Panther (Chadwick Boseman, "Get on Up") sein Solodebüt. In seiner Heimat Wakanda soll der Thronfolger nach dem Tod seines Vaters die Königswürde übernehmen, wird aber erst einmal in politische Intrigen verwickelt von Erik (Michael B. Jordan), der selbst auf den Thron möchte. Als Rückkehrer aus dem MCU sind Martin Freeman (als CIA-Agent Ross aus "Captain America 3") und Andy Serkis (als Waffenschieber Ulysses, der einen Kurzauftritt in "Avengers: Age of Ultron" hatte) zu sehen, neue Rollen übernehmen u.a. Lupita Nyong'o, Forest Whitaker, Daniel Kaluuya ("Get Out") und "The Walking Dead"-Star Danai Gurira.

"Alles Geld der Welt":
Ridley Scotts historischer Thriller über die berühmte Mafia-Entführung des 16-jährigen Enkels von Öl-Milliardär John Paul Getty 1973 (samt Lösegeldforderung in zweistelliger Millionenhöhe) kam vor allem deshalb in die Schlagzeilen, weil Scott den Getty-Darsteller Kevin Spacey nach den Vorwürfen gegen ihn kurzerhand komplett aus dem Film herausschnitt und in Windeseile durch Altstar Christopher Plummer (der ironischerweise sowieso seine erste Wahl war, aber vom Studio als nicht zugkräftig genug abgelehnt wurde …) ersetzte. Der Qualität scheint das nicht geschadet zu haben, die Kritiken sind jedenfalls stark ausgefallen und Plummer wurde für einen Golden Globe nominiert. Michelle Williams spielt die Mutter des entführten Teenagers, Mark Wahlberg einen früheren CIA-Vermittler, der John Paul Jr. heil zurückbringen soll.

Ein sogar noch größerer OSCAR-Kandidat ist das neue poetische Erwachsenen-Märchen des mexikanischen Filmemachers Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth", "Crimson Peak"). Sally Hawkins ("Blue Jasmine") spielt darin die stumme Putzfrau Elisa, die in den 1960er Jahren in einem geheimen Forschungslabor der Regierung arbeitet und mit ihrer Kollegin Zelda (Octavia Spencer, "Hidden Figures") auf ein dort in einem Wassertank gefangengehaltenes Fischwesen (Doug Jones, "Hellboy") stößt. Elisa entwickelt rasch eine innige Beziehung zu der Kreatur und beschließt, sie zu befreien …

"Die Grundschullehrerin":
Die zweifache César-Gewinnerin Sara Forestier ("Der Name der Leute") spielt in Hélène Angels Tragikomödie die titelgebende Lehrerin Florence, die ihrem Job ausgesprochen engagiert und voller Idealismus nachgeht. Als eines Tages der unkooperative Sacha aus der Parallelklasse vorübergehend an ihrem Unterricht teilnehmen soll, findet sie schnell heraus, daß seine Mutter vor zwei Wochen abgehauen und Sacha seitdem auf sich allein gestellt ist. Die fürsorgliche Florence nimmt sich Sachas an und quartiert ihn fürs Erste in ihrer eigenen Wohnung ein - sehr zum Unwillen ihres Sohnes Denis ...

"Wer ist Daddy?":
In den USA heftig gefloppte und von den Kritikern verrissene Komödie, in der Owen Wilson und "Hangover"-Star Ed Helms ziemlich unterschiedliche Zwillingsbrüder spielen, die sich auf die Suche nach ihrem wahren Vater machen (von dem ihre Mutter Helen immer behauptete, er wäre längst tot). Da Helen (Glenn Close) als junge Frau das Leben in vollen Zügen genoß, ist die Anzahl der in Frage kommenden Ex-Liebhaber ziemlich groß …

22. Februar:
Einer der Topfavoriten bei der OSCAR-Verleihung 2018 ist nicht nur wegen der beklemmenden Aktualität der Thematik Steven Spielbergs Journalismus-Thriller "Die Verlegerin". Der spielt zu Beginn der 1970er Jahre und handelt von der auch juristisch heftig umstrittenen Veröffentlichung der geheimen "Pentagon Papers" – die belegten, daß die amerikanische Bevölkerung über Jahre hinweg von mehreren US-Präsidenten u.a. über den Vietnam-Krieg gezielt belogen wurde – durch die "Washington Post" (kurz bevor die auch die Nixon zu Fall bringende Watergate-Affäre aufdeckte, brillant verfilmt in Alan J. Pakulas "Die Unbestechlichen"). Meryl Streep spielt Kay Graham, die erste Zeitungsverlegerin der USA, Tom Hanks agiert als ihr Chefredakteur Ben Bradlee.

"Heilstätten":
In dem deutschen Horror-Thriller von Michael David Pate ("Gefällt mir") stellen sich einige der bekanntesten YouTuber Deutschlands (gespielt u.a. von Sonja Gerhardt und "Bibi & Tina"-Star Lisa-Marie Koroll) einer Social Media-Challenge in einer früheren Heilanstalt in der Nähe Berlins, in der es angeblich spukt. Das mit dem "angeblich" können sie zu ihrem Entsetzen schon bald streichen …

"Wendy 2 – Freundschaft für immer":
Die erste Realverfilmung der bei Mädchen beliebten Pferdezeitschrift "Wendy" erreichte Anfang 2017 immerhin gut 600.000 Zuschauer bzw. wohl vorwiegend Zuschauerinnen. Offensichtlich ausreichend für eine Fortsetzung, in der Wendy (Jule Hermann) den vor der Pleite stehenden Reiterhof ihrer Großmutter retten muß. Diese Prämisse kennen wir doch irgendwoher (z.B. aus "Ostwind 2" und "Rock my Heart")?

"Docteur Knock – Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen":
Der charismatische "Ziemlich beste Freunde"-Star Omar Sy spielt in der Komödie von Lorraine Lévy ("Wenn wir zusammen sind") den windigen Ex-Kleinkriminellen Dr. Knock, der Anfang der 1950er Jahre nach bestandenem Medizinstudium in einer Kleinstadt mit der Arbeit beginnt. Da die dortigen Einwohner sich als geradezu ekelerregend gesund herausstellen, dichtet der gute Docteur ihnen kurzerhand diverse Krankheiten an … In Frankreich lief die Theateradaption wohl auch als Folge mäßiger Kritiken ziemlich enttäuschend und kam nur auf etwa halbe Million Zuschauer.


Und das war meine ausführliche Vorschau auf die Kinomonate Januar und Februar 2018, die Monate März und April werde ich dann hoffentlich etwas früher fertigbekommen (Ziel ist Anfang Februar) ...


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