Alternativtitel:
The Show
Regie: Giancarlo Esposito, Drehbuch: Kenny Yakkel und Noah
Pink, Musik: Rich Walters
Darsteller:
Josh Duhamel, Giancarlo Esposito, Sarah Wayne Callies, Caitlin FitzGerald,
Famke Janssen, Lucia Walters, Chris Ellis, Johannah Newmarch, Mark Brandon, Cory
Gruter-Andrew, Chelah Horsdal, James Franco
Als das Finale der von Starmoderator Adam Rogers (Josh
Duhamel, "Transformers") geleiteten Kuppelshow eine sehr unerwartete und sehr blutige Wendung nimmt,
will dieser nicht einfach so weitermachen. Nach einem aufsehenerregenden
Interview im Frühstücksfernsehen seines Senders, in dem er die eigene
Verantwortung und die seines Senders wie auch der gesamten Branche an den tragischen
Ereignissen betont, rechnet er fest damit, gefeuert zu werden; doch seine
Vorgesetzte Ilana Katz (Famke Janssen, "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit") wittert die Chance, aus Adams
emotionalem Ausbruch eine neue, bahnbrechende Show zu entwickeln. Eine
Show, in der sich Menschen vor laufender Kamera das eigene Leben nehmen, damit ihre
Angehörigen durch Spenden finanziell versorgt sind! Adam ist von der
Idee zunächst angeekelt, ebenso die bislang mit TV-Musicals
erfolgreiche Producerin Sylvia (Caitlin FitzGerald, TV-Serie "Masters of Sex"), die die Show realisieren
soll. Doch Ilana gelingt es, das Showkonzept so zu formulieren, daß Adam darin
tatsächlich eine Chance erkennt, durch Selbstmord vor Millionen Zuschauern die
Bedeutung des Lebens zu feiern – Sylvia hat aufgrund eines Knebelvertrages
sowieso keine Wahl. Als die erste Sendung über die Bühne geht, ist Amerika
schockiert – und fasziniert. Während seine als Krankenschwester arbeitende
kleine Schwester Karina (Sarah Wayne Callies, TV-Serien "Prison Break", "The Walking Dead") entsetzt ist über die Rolle ihres
Bruders, kommt Adam sehr schnell auf den Geschmack und will mehr …
Kritik:
Ein in der Branche respektierter Schauspieler war er schon
vorher, weltweit bekannt wurde der gebürtige Däne Giancarlo Esposito jedoch erst
mit Anfang 50 als Hähnchenkönig-Schrägstrich-Drogenboß Gus Fring in der
Kultserie "Breaking Bad". Die neu gewonnene Popularität nutzte
Esposito unter anderem, um seine zweite Regiearbeit (nach dem nur wenig beachteten
Drama "Gospel Hill" aus dem Jahr 2008) voranzutreiben: Seit 2011 arbeitete
er an der ambitionierten Reality TV-Satire "This Is Your Death",
in der er auch gleich eine der Hauptrollen übernahm. Bedauerlicherweise wird das
Resultat der langjährigen Vorbereitungszeit nicht wirklich gerecht, denn
wenngleich "This Is Your Death" mit einer durchaus hochwertigen
Inszenierung und guten darstellerischen Leistungen aufwartet, erscheint das
Konzept des Films reichlich unausgereift. Letztlich handelt es sich um den
typischen Fall eines Films, der um eine spannende Prämisse herum aufgebaut
werden soll, dafür letztlich aber einfach zu wenig Substanz hat. Anschauen kann
man sich "This Is Your Death" definitiv, anschließend dürfte man ihn
aber ziemlich schnell vergessen.
Die Probleme beginnen damit, daß schon das Showkonzept wenig
glaubwürdig vermittelt wird. Der Prolog des Films mit Adams unerwartetem Moment
der Wahrheit im Frühstücksfernsehen (mit James Franco in einem netten Gastauftritt
als Adams Interviewer) funktioniert gut, doch anschließend geht es
ziemlich schnell bergab. Selbst wenn man angesichts der satirischen Ausrichtung
der Story akzeptiert, daß eine solch hirnrissige Showidee wie Ilanas
"Selbstmord-Show" rein theoretisch wirklich zumindest kurzfristig
irgendwie ins Fernsehen kommen könnte, ist das ganze Drumherum viel zu
unlogisch präsentiert. Gerade die Idee der beiden Drehbuch-Autoren, die Show zu validieren, indem Ilana sie zunächst ausführlich mit dem
Rechtsbeistand des Senders erörtert, entwickelt einen ziemlichen
Bumerang-Effekt, denn die Realitätsnähe der juristischen Argumentation
(die sehr reale Schwächen und Absurditäten der US-Medienaufsicht anspricht, die
bekanntlich mit Schimpfwörtern und Nacktheit ein viel größeres Problem hat als
mit Gewalt) führt das satirische Element im Grunde genommen ad absurdum. Es ist
eine Alibi-Rechtfertigung, die in einer Satire über eine TV-Show, die – so viel
Optimismus erlaube ich mir – in einer Demokratie garantiert niemals den Weg auf
einen Fernsehbildschirm schaffen würde, gar nicht nötig wäre. Dazu kommt, daß
es beinahe ebenso unglaubwürdig wirkt, wie schnell sich Adam und die
Producerin Sylvia von Ilana überzeugen lassen, nachdem sie anfangs noch komplett
dagegen sind. Die Motivationen bleiben schwammig, auch Sylvias
Knebelvertrag hat nur eine Alibifunktion, denn der wäre garantiert juristisch
anfechtbar – und daß Adam plötzlich glaubt, ausgerechnet mit einer Suizid-Show das Leben feiern zu können, nachdem er eben noch die Auswüchse der Branche anprangerte, mag man vielleicht mit viel gutem Willen (auch als Folge
seines traumatischen, noch nicht verarbeiteten Erlebnisses) akzeptieren; wie
schnell und mit welch hauchdünner Argumentation er sich hineinsteigert, das ist dann aber
trotz einer überzeugenden Darbietung von Josh Duhamel eindeutig zu viel des Guten.
Das Drehbuch versäumt es außerdem, die theoretisch durchaus
spannenden philosophischen und gesellschaftskritischem Themen zu erörtern, die
durch die Selbstmordkandidaten (die alle einen guten Grund für ihre Tat haben) aufgeworfen werden. Gesprochen wird darüber nur am Rande –
meist in Adams Diskussionen mit seiner Schwester Karina – und dann in der Regel
auf sehr oberflächliche und einfallslose Art und Weise und ohne bei den
moralischen Fragen wirklich in die Tiefe zu gehen. Auch daß fast alle
handelnden Figuren überzeichnet sind, ist für eine Satire zwar nicht
ungewöhnlich, hier aber eher kontraproduktiv. Man fühlt sich emotional kaum
jemandem nahe, einzig Karina und der von Esposito einfühlsam verkörperte verzweifelte
Familienvater Mason wirken wie echte, vernunftbegabte Menschen – wenn sie auch
ihre ganz persönlichen Dämonen haben, die sie bekämpfen. Da es für eine Satire
erstaunlich wenig zu Lachen gibt, bleiben neben den guten Schauspielern
eigentlich nur noch die Suizide, um das Publikum bei der Stange zu halten. Das
gelingt zunächst auch recht gut, da die Selbstmorde abwechslungsreich und
dabei teilweise ziemlich schockierend in Szene gesetzt sind. Etwas wirklich
Originelles wird zwar nicht geboten, aber Grund zum Meckern gibt es trotzdem
kaum, zumal die Tode handwerklich tadellos umgesetzt sind. Das Problem ist,
daß sich die Showidee ziemlich schnell erschöpft. Natürlich ist es eine nette
Ironie, daß man als Zuschauer des Films die ständigen Tode von Menschen, die
man in der Regel nur mittels eines kurzen Einspielfilms kennenlernt, ebenso schnell
als repetitiv empfindet wie das (hoffentlich unrealistisch blutgierige) Studio-
und TV-Publikum der fiktiven Show im Film, weshalb die Verantwortlichen dann immer
Extremeres bieten wollen und müssen. Das ändert allerdings nichts daran, daß die
Handlung dramaturgisch Einiges zu wünschen übrig läßt, was sich ganz besonders in den
beiden finalen Wendungen manifestiert, die früh vorhersehbar sind und
deshalb den Großteil ihrer emotionalen Wirkung einbüßen. Wer eine zwar derbe
und mitunter ebenfalls arg plakative, aber trotzdem deutlich gelungenere
US-Mediensatire sehen will, der sollte lieber zu Bobcat Goldthwaits "God
Bless America" von 2011 greifen, in dem ein lebensmüder
Versicherungskaufmann und eine rebellierende Schülerin einen blutigen Amoklauf
gegen Castingshow-Moderatoren, -Kandidaten und -Zuschauer starten …
Fazit: "This Is Your Death" ist eine inhaltlich
unausgereifte, zu selten amüsante Mediensatire, deren in der Theorie durchaus
spannende und berechtigte Gesellschaftskritik viel zu platt und oberflächlich vorgebracht
wird und die deshalb fast nur mit den engagierten Schauspielern und handwerklich gut
gemachten Todesszenen punkten kann.
Wertung: Gut 5 Punkte.
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