Regie und Drehbuch: Joel und Ethan Coen, Musik: Carter
Burwell:
Darsteller: Tom Hanks, Irma P. Hall, J.K. Simmons, Tzi Ma,
Marlon Wayans, Diane Delano, Ryan Hurst, Stephen Root, George Wallace, Greg
Grunberg, Aldis Hodge, Bruce Campbell
FSK: 12, Dauer: 104 Minuten.
Ein Kaff, irgendwo in den amerikanischen Südstaaten: Professor
Goldthwaite Higginson Dorr (Tom Hanks, "Saving Mr. Banks") quartiert
sich als Untermieter im Haus der betagten Marva Munson (Irma P. Hall, "Collateral") ein, einer liebenswürdigen, hilfsbereiten und gottesfürchtigen
Afroamerikanerin. Vorgeblich will der Professor den gemieteten Raum nutzen, um
in Ruhe mit einigen Freunden zu musizieren. In Wirklichkeit plant die Truppe
jedoch den Einbruch in einem nahen Casino. Der exzentrische
Professor ist das Gehirn des Vorhabens, Garth Pancake (J.K. Simmons,
"Terminator: Genisys") ist der Sprengstoffspezialist, ein Vietnamese,
der nur "der General" genannt wird (Tzi Ma, "Der stille Amerikaner"), fungiert als Tunnelbauexperte, Lump Hudson (Ryan Hurst, TV-Serie "Sons of Anarchy") ist der Mann fürs Grobe und der vorlaute Gawain
(Marlon Wayans, "Taffe Mädels") ist als Casino-Angestellter der
Insider. Der Professor hat einen scheinbar unfehlbaren Plan entwickelt, der
jedoch durch einen Unglücksfall nach dem nächsten – viele vollkommen
unabsichtlich herbeigeführt von der freundlichen Vermieterin Marva – auf eine
sehr harte Probe gestellt wird …
Kritik:
"Ladykillers" ist ohne Zweifel einer der
ganz großen Komödienklassiker! Unglücklicherweise meine ich jedoch nicht
dieses seltsam uninspirierte Remake, sondern das britische Original von
Alexander Mackendrick aus dem Jahr 1955, in dem Schauspielgrößen wie Alec
Guinness, Peter Sellers und Herbert Lom als Gauner zum höchsten Vergnügen des
Publikums von einer (von Katie Johnson verkörperten) Witwe und Hobby-Detektivin
an den Rand des Wahnsinns (und darüber hinaus) getrieben werden. Ein solches
Meisterwerk des britischen schwarzen Humors der Remake-Prozedur zu
unterziehen, ist an sich ein hoffnungsloses Unterfangen – doch wenn sich
die gefeierten mehrfachen OSCAR-Gewinner Joel und Ethan Coen an jenes
Unterfangen wagen, dann sollte doch Hoffnung bestehen, daß ihnen zumindest eine
ordentliche modernisierte Variation der haarsträubenden Geschichte gelingen
könnte – zumal mit einem Tom Hanks in der Guinness-Rolle! Doch so sehr ich die
Coens ansonsten (meist) schätze, mit diesem Remake haben sie sich gewaltig
verhoben.
Dabei ist ihr "Ladykillers" gar kein schlechter
Film – speziell jene Zuschauer, die das Original nicht kennen, dürften sich
durchaus passabel amüsieren. Aber wenn man Mackendricks Werk mit seiner
perfekten Mischung aus feinem Dialogwitz und hemmungslosem Slapstick gesehen
hat, dann ist es geradezu erschreckend, wie belanglos, laut und einfach mittelmäßig die neue Version ausgefallen ist. Obwohl sich die Coens
ausdrücklich am damaligen, für den OSCAR nominierten Drehbuch von William Rose
orientiert haben, ist der Großteil des Witzes irgendwie bei der Übertragung in
die USA des 21. Jahrhunderts verloren gegangen. Ja, man muß es so sagen: Dieser
"Ladykillers"-Film ist nur selten komisch. Das liegt einerseits am
neuen Skript, andererseits auch an den Darstellern – wobei sich das
natürlich ein Stück weit gegenseitig bedingt. Ein großes Problem ist, daß die
Coens den Fehler vieler Remakes begehen und noch eine Schippe drauflegen wollen
(mir fällt da etwa Martin Scorseses "Departed" ein, der zwar viele OSCARs
gewann, das aber nur deshalb, weil den meisten gar nicht klar war, daß es sich
um ein zwar sehr unterhaltsames, dabei aber unglaubwürdig übertriebenes Remake
des viel besseren und ernsthafteren Hongkong-Thrillers "Infernal
Affairs" handelt).
In diesem Fall führt das unter anderem dazu, daß die Gags
allzu oft laut und offensichtlich, manchmal sogar recht derb ausfallen. Das mag
manchem Adam Sandler-Fan ein paar Lacher entlocken, wird der Vorlage
aber nicht ansatzweise gerecht. Eine weitere Fehlentscheidung, die mit
diesem grobschlächtigeren Humor eng zusammenhängt, ist es, aus den eigentlich ebenso gerissenen wie skrupellosen Verbrechern von 1955 strunzdumme
Möchtegern-Kriminalgenies zu machen, die im Grunde genommen jeder Vollidiot zur
Strecke bringen könnte. Mit dieser Vorgehensweise wird eben die wunderbare
Prämisse von Mackendricks Film, in dem richtige Profis von einer übereifrigen
Witwe zur Strecke gebracht werden, ziemlich ad absurdum geführt. Dazu kommt, daß
auch die Darstellerriege bei weitem nicht die Qualität des großen Vorbilds
erreicht. Wie gesagt, das ist sicherlich nicht nur den Schauspielern
anzulasten, die nunmal mit dem arbeiten müssen, was die Regisseure und Autoren
ihnen vorlegen; trotzdem ist es schon erschreckend, daß selbst ein Tom Hanks trotz
sichtlicher Spielfreude mit einer oft übertrieben blasierten Performance
teilweise eher nervt als unterhält. Simmons, Hurst und Wayans sind in ihren
stereotypen Witzfigur-Rollen komplett verschenkt, während Tzi Ma als knallharter
General wenigstens ein paar starke Szenen hat. Gerettet wird das Ensemble
letztlich nur durch eine wirklich gute Vorstellung von Irma P. Hall, die für
ihre überzeugende Leistung als die gutmütige Vermieterin Marva sogar den Jurypreis
in Cannes gewann. Ansonsten ist aber leider nicht viel los in dieser Version
der "Ladykillers", am gelungensten ist noch der schmissige,
gospellastige Soundtrack geraten.
Fazit: "Ladykillers" ist für sich genommen
eine mittelmäßige Komödie mit einer guten, aber verschenkten Besetzung; als Remake
eines der größten Klassiker des britischen Kinos ist die Neufassung schlicht
sinnlos.
Wertung: 5 Punkte.
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