Heute mit einem kleinen Asien-Schwerpunkt:
- Ich gebe es offen zu: Ich bin seit langem ein Fan von Sammo Hung. Wie vermutlich die meisten Zuschauer habe ich ihn an der Seite seines Jugendfreundes Jackie Chan "entdeckt", den er vor allem in den 1980er Jahren in unzähligen Filmen als Sidekick tatkräftig unterstützte. Wer schon einmal eines von Chans Werken aus dieser Zeit gesehen hat, der weiß bestimmt, wen ich meine, selbst wenn er mit dem Namen nichts anfangen können sollte: Sammo Hung war der lustige, dickliche Typ mit dem Pfannkuchen-Gesicht und den unfaßbaren akrobatischen Fähigkeiten (die er Ende der 1990er Jahre, allerdings deutlich gedämpft, zwei Jahre lang auch in der US-TV-Serie "Martial Law" demonstrierte). Gelegentlich arbeiten Hung und Chan heute noch zusammen, meist gehen sie nun jedoch getrennte Wege. Was Hung gut bekam, denn inzwischen ist er selbst eine lebende Legende des Hongkong-Kinos. Als Produzent, Kampf-Choreograph wie auch als Schauspieler ist er auch mit über 60 Jahren noch ein vielbeschäftigter Mann, bei nicht wenigen Filmen des qualitativ seit der "Wiedervereinigung" mit China etwas darbenden Hongkong-Kinos ist Hung das große (oft genug sogar das einzige) Highlight, etwa in dem Gangster-Thriller "Kill Zone S.P.L." (in dem er einen fiesen Gangsterboß spielt) oder den beiden Martial Arts-Filmen "Ip Man 2" und "Ip Man Zero" (jeweils als Meister einer bedeutenden Kampfsportschule). Was er in den letzten Jahren vernachlässigt hat, war seine Karriere als Regisseur, die sich von Ende der 1970er bis Ende der 1990er Jahre eigentlich gut angelassen hatte, u.a. inszenierte er viele der beliebtesten Filme von Jackie Chan ("Winners & Sinners", "Der Powerman", "Mr. Nice Guy"). Nach fast 20 Jahren Pause wagt er nun mit "The Bodyguard" ein Comeback auf dem Regiestuhl. Und nicht nur das: Hung selbst übernimmt auch die Hauptrolle des titelstiftenden Bodyguards, der sich eigentlich bereits im Ruhestand befindet und unter beginnender Demenz leidet. Doch als ein kleines Mädchen, mit dem er sich anfreundet, gemeinsam mit ihrem mit der lokalen Unterwelt in Konflikt geratenen Vater (gespielt von Andy Lau, dem Hauptdarsteller des grandiosen Thrillers "Infernal Affairs", der von Martin Scorsese unter dem Titel "Departed – Unter Feinden" erfolgreich der Remake-Prozedur unterworfen wurde) spurlos verschwindet, muß der (Ex-)Bodyguard noch einmal zeigen, was er drauf hat. Klingt also, ehrlich gesagt, wie eine chinesische Version jedes zweiten Denzel Washington-Actionfilms ... Die Vaterrolle sollte übrigens ursprünglich Jackie Chan übernehmen, aufgrund von Terminüberschneidungen ließ sich das aber nicht realisieren. Die Dreharbeiten in China laufen bereits, in die chinesischen Kinos soll "The Bodyguard" im Sommer 2015 kommen. Daß es hierzulande zu einem Kinostart reicht, muß leider eher bezweifelt werden, aber ein Heimkino-Release sollte es schon werden.
- Die chinesische Regie-Legende Zhang Yimou ("Rote Laterne", "Hero", "Der Fluch der goldenen Blume") wagt den Sprung nach Hollywood, die Filmthematik bleibt jedoch sehr asiatisch, wie bereits der Titel verrät: "The Great Wall". Das historische Mystery-Epos spielt im 15. Jahrhundert und findet im Umfeld der Errichtung der chinesischen Mauer statt. Die westliche Perspektive der US-Produktion wird durch einige Soldaten gewahrt, die auf die Mauer stoßen und feststellen, daß diese nicht nur die Mongolen fernhalten soll, sondern ebenso weit mächtigere Dinge scheinbar übernatürlicher Herkunft. Für zwei dieser westlichen Rollen befinden sich derzeit Matt Damon ("Der Informant!") und Bryan Cranston ("Godzilla", TV-Serie "Breaking Bad") in aussichtsreichen Verhandlungen. Gemäß früheren Berichten soll eine weitere Rolle an Zhang Ziyi ("The Grandmaster") gehen, allerdings ist vieles, was "The Great Wall" betrifft, derzeit noch ungewiß, denn das Projekt geistert seit Jahren durch die Filmlandschaft und mußte in dieser Zeit einige Planänderungen hinnehmen. Eigentlich sollte nämlich "Blood Diamond"-Regisseur Edward Zwick die Regie übernehmen, der ebenfalls am Drehbuch beteiligt war, ehe er durch Zhang ersetzt wurde. Entsprechend gibt es mehrere Drehbuch-Entwürfe, die aktuellste Überarbeitung, auf deren Grundlage Zhang wohl beginnen wird, stammt von Tony Gilroy ("Michael Clayton", "Bourne"-Trilogie). Wann die Produktion von "The Great Wall" beginnen soll, ist noch nicht bekannt; das dürfte vor allem von Damons Zusage abhängen, denn angesichts dessen enggesteckten Terminplans (angeblich will er demnächst auch wieder seine Paraderolle als Jason Bourne übernehmen, das wurde aber noch nicht offiziell bestätigt) würde man sich wahrscheinlich nach ihm richten. So oder so ist mit einem Kinostart sicher nicht vor Herbst 2015 zu rechnen.
- Damit zu einem definitiv nicht asiatischen Thema, denn der nächste Film des OSCAR-nominierten Independent-Filmemachers Thomas McCarthy ("Ein Sommer in New York", "Station Agent") handelt von einem Mißbrauchs-Skandal in der amerikanischen katholischen Kirche. Genauer gesagt geht es in "Spotlight" darum, wie investigative Journalisten des "Boston Globe" im Jahr 2001 ebenjenen Skandal aufgedeckt haben, nachdem Politik, Polizei und Medien jahrelang die anhaltenden Gerüchte über einen jahrzehntelangen systematischen Kindesmißbrauch in der Erzdiözese Boston ignoriert hatten. Mark Ruffalo ("Can a Song Save Your Life?") und Rachel McAdams ("A Most Wanted Man") spielen zwei Reporter des "Golden Globe", Liev Schreiber ("Der Butler"), John Slattery (TV-Serie "Mad Men") und Michael Keaton ("Batman", für seine Rolle in "Birdman" gilt der Altstar übrigens als Mitfavorit für den Darsteller-OSCAR 2015!) ihre Redakteure. Stanley Tucci ("Einfach zu haben") verkörpert zudem den Anwalt der Zeitung, Billy Crudup ("Big Fish") einen Anwalt der Opfer, Jamey Sheridan (TV-Serie "Homeland") den Anwalt der Kirche. Das Drehbuch hat McCarthy gemeinsam mit Josh Singer (TV-Serien "The West Wing", "Fringe") auf Grundlage der damaligen Enthüllungsgeschichte verfaßt. Die Dreharbeiten für den Thriller in bester "Die Unbestechlichen"-Tradition haben am vergangenen Donnerstag in Boston begonnen, womit vielleicht sogar noch eine Premiere bei einem der Frühjahrsfestivals (im Idealfall natürlich Cannes im Mai 2015) möglich wäre, ansonsten bei den Herbstfestivals (McCarthys aktueller Film "The Cobbler" feierte übrigens gerade erst in Toronto seine Erstaufführung).
- Abschließend noch ein spätes Update zu einem Projekt, über das ich erstmals Ende 2012 berichtet habe: "Genius". Damals schrieb ich, daß in dem von Theater-Regisseur Michael Grandage inszenierten und von "Skyfall"-Autor John Logan geschriebenen Film über den legendären Lektor Maxwell Perkins, der mit vielen der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts zusammenarbeitete, Colin Firth die Hauptrolle übernehmen werde, während Michael Fassbender als Autor Thomas Wolfe zu sehen sein würde. Nun, der Film hat sich offensichtlich deutlich verzögert, doch einiges ist immerhin beim Alten geblieben: Grandage sitzt noch immer auf dem Regiestuhl, Firth hat weiterhin die Hauptrolle inne. Nicht mehr dabei ist dagegen Fassbender, der von Jude Law ("Anna Karenina") ersetzt wurde. Weitere Schriftsteller-Rollen haben nun Guy Pearce ("Iron Man 3") und Dominic West ("Centurion") übernommen, die als Autoren F. Scott Fitzgerald ("Der große Gatsby") respektive Ernest Hemingway ("In einem anderen Land") zu sehen sein werden. Nicole Kidman ("Australia") verkörpert die Kostümbildnerin Aline Bernstein, die mehrere Jahre lang mit Wolfe liiert war, zudem agiert Laura Linney ("Tatsächlich ... Liebe") als Ehefrau des Lektors Perkins. Der Drehstart in Großbritannien soll im Oktober sein, was auch hier für einen Kinostart in der zweiten Jahreshälfte 2015 spricht.
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