Empfohlener Beitrag

In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Donnerstag, 10. Juli 2014

GREEN LANTERN (2011)

Regie: Martin Campbell, Drehbuch: Michael Goldenberg, Greg Berlanti, Michael Green und Marc Guggenheim, Musik: James Newton Howard
Darsteller: Ryan Reynolds, Blake Lively, Mark Strong, Peter Sarsgaard, Tim Robbins, Angela Bassett, Jay O. Sanders, Taika Waititi, Temuera Morrison, Mike Doyle, Jon Tenney
Stimmen: Geoffrey Rush, Michael Clarke Duncan, Clancy Brown
Green Lantern
(2011) on IMDb Rotten Tomatoes: 26% (4,6); weltweites Einspielergebnis: $219,9 Mio.
FSK: 12, Dauer: 114 Minuten.

Der großspurige Testpilot Hal Jordan (Ryan Reynolds, "Adventureland") ist in seinem Job wie auch im Privatleben ein echter Draufgänger, der nichts anbrennen läßt und vor niemandem Respekt hat. Das soll sich grundlegend ändern, als Hal eines Tages unvermittelt vor dem Wrack eines auf der Erde abgestürzten Raumschiffes steht. Dessen im Sterben liegender Pilot Abin Sur (Temuera Morrison, "Star Wars Episode II") erklärt Hal, daß er ein "Green Lantern" sei – eine Art intergalaktischer Wächter des Universums –, und daß sein grüner Ring durch die "Kraft des Willens" Hal als seinen Nachfolger auserwählt habe. Der forsche Testpilot ist durch diese Enthüllung nachvollziehbarerweise überrumpelt, hat aber nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn er wird auf den Planeten Oa teleportiert, wo er vom unwirschen Anführer Sinestro (Mark Strong, "The Guard") als erster Mensch eine Schnellausbildung zum Green Lantern erhält. Die ist auch dringend nötig, denn der mächtige Bösewicht und ehemalige Wächter Parallax (in der Originalfassung gesprochen von "Highlander"-Antagonist Clancy Brown) ist nach Jahrtausenden seinem Gefängnis entflohen, hat dabei mehrere Green Lanterns inklusive Abin Sur getötet und bedroht nun erneut das Universum – unterstützt durch den irdischen Wissenschaftler Hector Hammond (Peter Sarsgaard, "An Education"), der durch die Obduktion Abin Surs ungewollt eine Art Verbindung zu Parallax hergestellt hat, die sein Tun und Denken stark beeinflußt …

Kritik:
Eigentlich ist es ja erstaunlich, wie viele Superhelden-Comicverfilmungen ein gutes qualitatives Niveau erreichen. Natürlich, es gibt auch eher mediokre Vertreter wie die "Fantastic Four"-Filme von Tim Story oder Michel Gondrys "Green Hornet", manche Filme entpuppen sich gar als echte Reinfälle ("Catwoman" anyone?). Insgesamt kann man als Anhänger von Superhelden-Filmen in der Ära von Christopher Nolans "Dark Knight"-Trilogie, der "X-Men"-Reihe, Sam Raimis "Spider-Man"-Trilogie oder dem "Avengers"-Filmuniversum jedoch wahrlich nicht über einen Mangel an sehr unterhaltsamen Vertretern klagen. Leider konnte sich "Green Lantern" 2011 nicht in diese Reihe einordnen, sondern muß zu den Flops gerechnet werden – qualitativ wie auch kommerziell, wo er angesichts horrender Produktions- und Marketingkosten als eines der unrentabelsten Hollywood-Vehikel des 21. Jahrhunderts gilt.

Wie es dazu kommen, ist die große Frage. Schließlich konnte man mit dem Neuseeländer Martin Campbell einen actionerfahrenen Regieveteran ("GoldenEye", "Casino Royale", "Die Legende des Zorro") gewinnen, auch die vier Drehbuch-Autoren hatten bereits ihre Qualitäten unter Beweis gestellt – allerdings zu drei Viertel vorrangig im TV-Bereich. Lediglich Michael Goldenberg ("Contact", "Peter Pan", "Harry Potter und der Orden des Phönix") konnte echte Kinoerfahrung vorweisen, auf das Konto der übrigen gehen TV-Serien wie "Arrow", "Smallville", "Eli Stone", "Dawson's Creek" oder "Everwood". Das sind keine schlechten Referenzen, aber vielleicht reichten diese Erfahrungen einfach nicht aus, um auch für einen Film mit einer Länge von knapp zwei Stunden ein Drehbuch zu verfassen, das spannend, aufregend, originell und gut durchdacht ist.

Die Handlung von "Green Lantern" ist nämlich alles andere als spannend, aufregend, originell und gut durchdacht. Immerhin beginnt es noch recht vielversprechend, denn die erste Filmhälfte ist solide und mit einem gewissen Sinn für Selbstironie gestaltet, wenn die Geschehnisse auch höchst unspektakulär und alles andere als innovativ daherkommen. Eine typische "Superheld Begins"-Story eben, die die nötige Einführung des Protagonisten und seiner Unterstützer und Gegner routiniert abfrühstückt, um dann zu erzählerischer Hochform auflaufen zu können. Nur daß diese Hochform eben nicht kommt – ganz im Gegenteil entwickelt sich die zweite Hälfte zu einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes. Das beginnt damit, daß die Möglichkeiten der meisten Charaktere einfach brachliegen gelassen wird, nachdem sie zu Beginn noch recht interessant wirken. Hals außerirdische Lantern-Kollegen Tomar-Re (gesprochen von Geoffrey Rush, "Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten") und Kilowog (gesprochen von Michael Clarke Duncan, "The Green Mile") beispielsweise haben zu Beginn einige ganz nette Szenen, werden später aber fast vollständig vernachlässigt. Auch Hals irdische Chefin und große Liebe Carol Ferris (Blake Lively, "Savages") und Hectors Vater (Tim Robbins, "Die Verurteilten") – ein US-Senator – sind kaum mehr als Stichwortgeber, was speziell in Carols Fall ziemlich übel ist, denn ihre Verbindung zu Hal sollte ja eigentlich für die nötige emotionale Komponente sorgen. Neben Hal selbst, dessen Wandlung vom arroganten Tunichtgut zum verantwortungsbewußten Helden zwar klischeehaft vonstatten geht, auch dank Reynolds' Darstellung aber immerhin halbwegs glaubwürdig wirkt, kann nur die Figur Hector Hammond einigermaßen überzeugen, deren zunehmende Verrücktheit von Peter Sarsgaard gut rübergebracht wird. Für einen ganzen Film sind zweieinhalb funktionierende Charaktere (der halbe ist Sinestro, der zwar ebenfalls zu kurz kommt, aber trotzdem einigermaßen Eindruck hinterläßt) einfach zu wenig.

Und das gilt erst Recht, wenn sich der Handlungsverlauf dermaßen dämlich entwickelt wie bei "Green Lantern". Schlimm genug, daß das Potential dieses fremden Universums, in das Hal unvorbereitet eintaucht, kaum ausgeschöpft wird und stattdessen doch das meiste auf der Erde entschieden wird. Aber wenn man dann auch noch glauben soll, daß (Spoilerwarnung! … die aber angesichts der Vorhersehbarkeit der Story kaum nötig sein sollte) der "Anfänger" Hal Jordan im Alleingang den übermächtigen Parallax – gegen den zuvor selbst zahlreiche Wächter zusammen keine Chance hatten – besiegt, und das nur, weil er im Gegensatz zu den viel mächtigeren, älteren und eigentlich auch intelligenteren Abermilliarden von Außerirdischen erkennt, daß man nicht angstfrei sein, sondern seine Angst akzeptieren und überwinden muß, dann ist wirklich Hopfen und Malz verloren. Selbst wenn man darüber noch hinwegsehen könnte: Der "große" Showdown auf der Erde ist so beliebig und unoriginell inszeniert, daß man sich trotz ordentlicher Schauwerte nicht einmal mit sonderlich spektakulärer Action trösten kann.

Fazit: "Green Lantern" ist ein Superhelden-Film, wie man ihn eigentlich nicht sehen will; zwar ist er visuell recht überzeugend und hat ein paar gute Schauspielerleistungen zu bieten, aber was bringt das, wenn es an einer spannenden, halbwegs originellen und glaubwürdigen Story fehlt und mit wenigen Ausnahmen auch an interessanten Charakteren, an deren Schicksal man Anteil nehmen könnte?

Wertung: 4,5 Punkte (6,5 für die erste Hälfte, 3 für die zweite).


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen