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In eigener Sache: Mein neues Filmbuch

Einigen Lesern ist bestimmt aufgefallen, daß ich in der rechten Spalte meines Blogs seit längerer Zeit das Cover meines neuen Buchs präsen...

Mittwoch, 7. August 2013

LITTLE BIG SOLDIER (2010)

Originaltitel: Da bing xiao jiang
Regie: Sheng Ding, Drehbuch: Jackie Chan, Musik: Xiao Ke
Darsteller: Jackie Chan, Wang Leehom, Yu Rongguang, Lin Peng, Ken Lo, Baoquiang Wang, Steve Yoo, Xu Dongmei, Song Jin, Wu Yue, Du Yuming
 Da bing xiao jiang
(2010) on IMDb Rotten Tomatoes: 79% (6,2); weltweites Einspielergebnis ohne China (rund $25 Mio.): $5,2 Mio.; FSK: 16, Dauer: 96 Minuten.
Im Jahr 227 v. Chr. im Gebiet des heutigen China: Ein kleiner, ältlicher Fußsoldat (Jackie Chan) hat eine weitere Schlacht überlebt, indem er sich frühzeitig totstellte und abwartete, bis alles vorüber war. Nach der Schlacht stellt er fest, daß der gegnerische General (Wang Leehom, "Gefahr und Begierde") zwar verwundet ist, aber noch lebt. Und da es als Belohnung für die Gefangennahme eines gegnerischen Generals eine hohe Belohnung gibt, beschließt er, ihn gefesselt in die Heimat zurückzubringen, wo er sich die Belohnung abholen und anschließend ein sorgenfreies Leben als Bauer fernab des Krieges führen will. Natürlich ist der Weg dorthin mit einem verwundeten und unwilligen Gefangenen nicht einfach, und die Tatsache, daß der General von seinen eigenen Leuten gesucht wird, ist für den kleinen, großen Soldaten auch nicht gerade hilfreich. Doch mag der Soldat auch nicht der Tapferste oder der Kampfstärkste sein, so ist er doch auf jeden Fall schlau und einfallsreich ...

Kritik:
Seit er die 50 überschritten hat, versucht Jackie Chan ganz bewußt, sich von den Actionrollen zu lösen, die ihn zu einem Weltstar gemacht haben, und stattdessen vermehrt in ernsthafteren Filmen mitzuspielen, in denen nicht mehr so sehr seine (immer noch sehr beeindruckenden) kämpferischen Fähigkeiten im Fokus stehen. "Karate Kid" und "Stadt der Gewalt – Shinjuku Incident" sind wohl die bekanntesten davon, auch wenn er es zwischendurch doch nicht lassen kann und immer wieder mal zu seinen geliebten Actionkomödien zurückkehrt (zum Beispiel mit "Chinese Zodiac"). "Little Big Soldier" fügt sich irgendwo dazwischen ein, wenn auch deutlich stärker auf Seiten der ernsten Filme. Vor allem aber ist die historische Tragikomödie von Regisseur Ding Sheng ("Police Story 2013") ein richtig schöner Film geworden – mit einem allerdings etwas irritierenden Ende.

Die Geschichte des unbedeutenden, aber bauernschlauen Soldaten wurde von Chan selbst – der ja zeitlebens in Underdog-Rollen brillierte geschrieben und bietet eine wohldosierte Kombination aus historischem Drama (samt eindeutiger, aber nie platter Anti-Kriegsbotschaft) und Buddy-Comedy, denn natürlich kommen sich der Soldat und der General auf ihrer langen Reise irgendwann näher und stellen fest, daß sie sich eigentlich ganz sympathisch sind. Im Grunde genommen ist "Little Big Soldier" ja ein echtes Roadmovie durch eine eindrucksvolle, idyllisch gefilmte Hügel- und Waldlandschaft, schließlich sind die beiden so unterschiedlichen Protagonisten unterwegs zu einem klar definierten Ziel. Insofern kommt es erwartungsgemäß zu diversen, teils hübsch skurrilen Begegnungen auf dieser Wegstrecke, auch die Verfolger bleiben eine stete Bedrohung. Doch wie der kleine, große Soldat mit all diesen Widrigkeiten letztlich klarkommt, ist von Chan einfach extrem sympathisch dargestellt. Dabei verzichtet er auf die allzu überdrehte Nonsens-Komik seiner frühen Filme, stattdessen gibt es neben ein paar dennoch unvermeidlichen (und sehr amüsanten) Slapstick-Einlagen einen deutlich feineren Humor, der ihm gut zu Gesicht steht.

Dennoch ist es gerade für Fans von Jackie Chan schon gewöhnungsbedürftig, ihn hier als kampfschwachen Feigling und Pazifisten aus Überzeugung zu sehen, während seiner Partner wider Willen ein kriegserfahrener (wenn auch junger) General ist – den der in China ursprünglich als Sänger bekanntgewordene Wang Leehom übrigens ebenfalls überzeugend verkörpert. Doch Jackie Chan weiß natürlich, was seine Anhänger von ihm erwarten; oder vielleicht ist es auch er selbst, der einfach nicht komplett die Finger vom Kung Fu lassen kann ... jedenfalls läßt er es sich nicht nehmen, zumindest in einer Traumsequenz noch einmal in einem Kampf sein ganzes Können zu zeigen, in dem er auch – sein Markenzeichen seit jeher – seine direkte Umwelt kreativ miteinbezieht. Und irgendwie unterstreicht gerade diese Traumsequenz, die an Jackie Chans große Vergangenheit erinnert, den Hauch von Melancholie, der "Little Big Soldier" durchaus angenehm durchzieht und der vor allem im Finale zum Tragen kommt. Dieses ist für einen Chan-Film ungewöhnlich und absolut sehenswert, allerdings empfand ich die allerletzten Szenen als eher unpassend und sogar irritierend. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Nach meiner Interpretation führen diese letzten, auf mich arg patriotisch wirkenden Momente die vorherige liebevolle Charakterentwicklung des Soldaten doch ein Stück weit ad absurdum. Mein Verdacht ist, daß das damit zusammenhängen könnte, daß Chan seine Filme inzwischen nun einmal in China dreht und nicht mehr in der früheren britischen Kronkolonie Hongkong. Aber vielleicht geht es auch einfach nur um typisch chinesische Eigenheiten oder Traditionen, die auf westliche Zuseher bekanntlich manchmal etwas befremdlich wirken können (Stichwort "Peking-Oper") ...

Fazit: "Little Big Soldier" ist eine schöne, leise historische Tragikomödie und damit ein eher untypischer Jackie Chan-Film; ein zwar unspektakuläres und im Handlungsverlauf nicht wirklich innovatives Roadmovie, das jedoch mit zwei sehr sympathischen, charismatisch gespielten und sorgfältig ausgearbeiteten Hauptfiguren und einem nachdenklichen, melancholischen Grundton auftrumpft.

Wertung: 7,5 Punkte.


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