Regie: Guillermo
del Toro, Drehbuch: Travis Beacham und Guillermo del Toro, Musik: Ramin Djawadi
Darsteller:
Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Robert Kazinsky, Max Martini, Charlie Day, Ron Perlman, Burn
Gorman, Diego Klattenhoff, Clifton Collins Jr.,
Robert Maillet, Heather Doerksen, Charles Luu, Lance Luu, Mark Luu, Santiago
Segura, Mana Ashida, Brad William Henke, Joe Pingue
In der nahen Zukunft dringen durch einen Riß in den Tiefen des Pazifiks
gigantische Kreaturen außerirdischen Ursprungs in unsere Dimension ein und sorgen für Tod
und Zerstörung. Mit vereinten militärischen Kräften können die zunächst nur
einzeln auftretenden "Kaiju" (japanisch für "Monster")
besiegt werden, wenn auch unter schweren Verlusten. Als sich abzeichnet, daß
der Strom von Kaiju nicht einfach wieder versiegen wird, baut die Menschheit
Riesenroboter namens "Jaeger", die von jeweils zwei Piloten mittels
einer Art von Gedankenverschmelzung kontrolliert werden und den Kaiju Paroli
bieten können. Zumindest zu Beginn. Doch die Kaiju, die aus dem Dimensionsriß
herausströmen, werden zahlreicher und immer noch gewaltiger und passen
sich zudem an die Strategien der Jaeger an, die in der Folge immer häufiger als
Verlierer aus den Kämpfen hervorgehen. Entsprechend beschließen die Politiker,
das extrem teure Programm auslaufen zu lassen und stattdessen alle Anstrengungen in
den Bau eines gewaltigen, weltumspannenden Schutzwalls zu stecken. Und so kommt
es, daß nur noch eine Handvoll Jaeger existieren, als sich die vollkommene
Nutzlosigkeit der "Mauer des Lebens" herausstellt. Die verbliebenen
Jaeger unter dem Kommando des erfahrenen Marshal Stacker Pentecost (Idris Elba,
"Prometheus") rüsten sich zur letzten Schlacht ...
Kritik:
Wer bis zum Ende des Abspanns im Kinosaal sitzenbleibt, der
erfährt, daß der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro ("Pans
Labyrinth") "Pacific Rim" den "Meistern des
Monsterfilms" Ray Harryhausen und Ishirō Honda ("Godzilla")
widmet. Nicht, daß es dieses ausdrücklichen Hinweises noch benötigt hätte, denn
del Toros Verehrung der Godzilla- und King Kong-Filme geht soweit, daß er
– allem Anschein nach bewußt – sogar die (vermeintlichen?) Schwächen seiner
Vorbilder beibehält, ja mitunter regelrecht zelebriert. Das führt dazu, daß bei
"Pacific Rim" Stil mit Sicherheit vor Substanz geht, doch Guillermo
del Toro wäre nicht Guillermo del Toro, wenn er nicht doch noch ein einigermaßen
ausbalanciertes Verhältnis zwischen Stil und Substanz beibehalten würde. So ist "Pacifim Rim" gewiß
kein Film für das Arthouse-Publikum geworden, das del Toros Werke sonst häufig
anziehen – aber ein sehr spaßiges modernes "Creature Feature" mit
einer grandiosen Optik und immer noch mehr Hirn im kleinen Finger als bei der
kompletten "Transformers"-Trilogie von Michael Bay zusammengenommen
(wobei das zugegebenermaßen etwas dichterische Freiheit ist, denn ich fand
"Transformers" dermaßen schlecht, albern und einfallslos, daß ich mir niemals
freiwillig eine der Fortsetzungen ansehen würde ...).
Die Erzählstruktur von "Pacific Rim" ist ziemlich
klassisch gehalten. Nach dem aufwendig gestalteten Prolog, der die
Ausgangssituation erläutert, gibt es einen ersten ausführlichen und sehr
beeindruckenden Auftritt eines Kaiju, in dem gleichzeitig der menschlichte
Protagonist des Films eingeführt und als emotionales Zentrum der Geschichte etabliert wird.
Denn der junge Jaeger-Pilot Raleigh Becket (Charlie Hunnam aus der TV-Serie "Sons of
Anarchy") verliert nicht nur den Kampf gegen die Kreatur, sondern dabei
auch seinen Co-Piloten. Er schmeißt den Job deshalb hin und verdingt sich die
nächsten fünf Jahre als einfacher Arbeiter an dem neuen Schutzwall. Doch als
dieser versagt, holt ihn Marshal Pentecost wieder zurück ins Programm, da er
der letzte überlebende Pilot der älteren, nuklear betriebenen Jaeger ist, von
denen einer noch in der Jaeger-Basis in Hongkong existiert und nun dringend
benötigt wird. Entsprechend treten die Kaiju in diesem langen Mittelteil des
Films etwas in den Hintergrund, stattdessen steht Raleighs Rückkehr und die Suche
nach einem neuen Co-Piloten im Zentrum. Als geeignet stellt sich schnell die
junge Mako Mori (Rinko Kikuchi, "Babel") heraus, die aber ebenfalls
von einem schweren Trauma verfolgt wird, weshalb sich Pentecost dagegen sperrt,
sie mit Raleigh zusammen in einen Jaeger zu stecken.
Zugegeben, das ist nicht die originellste Story für diesen
Mittelteil, aber sie funktioniert ziemlich gut und ehrt dabei eben auch die
Genre-Vorbilder. Schauspielerisch dominieren ganz eindeutig Idris Elba und
Rinko Kikuchi. Elba bereitet die Verkörperung seiner im Grunde
klischeehaften Anführer-Figur offensichtlich große Freude, selbst
seine regelmäßigen inspirierenden Reden voller Pathos macht er zu einem Ereignis. Doch
vor allem zeigt er sein Können in den leisen Momenten mit Mako Mori, die von
der einst für "Babel" OSCAR-nominierten und seitdem leider viel zu
selten in westlichen Produktionen gesehenenen Rinko Kikuchi mit genau der richtigen
Kombination aus zarter Zerbrechlichkeit, Rachedurst und innerer Stärke dargestellt
wird. Der eigentliche Hauptdarsteller Charlie Hunnam bleibt im direkten Vergleich zu diesen beiden eher
blaß und interpretiert Raleigh ehrlich gesagt nicht viel anders als seine Paraderolle
als Jax in "Sons of Anarchy", harmoniert aber zumindest gut mit
Kikuchi. Die oft banalen Dialoge und Macho-Sprüche stören zwar etwas, sind
allerdings so ungewöhnlich für del Toro, daß sie – wie ich weiter oben bereits
angedeutet hatte – eigentlich so gewollt sein müssen. Man muß das natürlich nicht
gut finden, aber als Hommage an die alten Monsterfilme ist es eigentlich eine
nette Idee. Zumal es wahrlich Schlimmeres gibt, als sich eine primitiv
aufrüttelnde Ansprache anhören zu müssen, die von dem für die Intensität seiner
Darstellungen vielfach gerühmten "Luther"-Darsteller Idris Elba geradezu
herausgebellt wird.
Doch Guillermo del Toro beschränkt sich klugweise nicht allein auf
Raleighs Suche nach einem Co-Piloten, sondern involviert ebenfalls die verbliebenen
– und ziemlich schillernden – Jaeger-Piloten in die Handlung. Leider allerdings
vorrangig das australische Vater-Sohn-Gespann, die russischen und chinesischen
Piloten kommen deutlich zu kurz. Vor allem aber gibt es noch einen weiteren
wichtigen Handlungsstrang, der sich parallel entfaltet und dafür sorgt, daß
der zweite Akt von "Pacific Rim" auch ohne größere
Kaiju-Aktivitäten nie langweilig wird (wenn auch vielleicht phasenweise doch etwas
zäh): Die beiden nerdigen Wissenschaftler Dr. Geiszler (Charlie Day, "Kill the
Boss") und Dr. Gottlieb (Burn Gorman, TV-Serie "Torchwood")
erforschen die Kaiju – mit sehr unterschiedlichen Ansätzen – und suchen dabei
nicht nur nach einem Weg sie zu besiegen, sie wollen auch ihre Motivation und
ihre Ziele verstehen. Bei seinem Bemühen landet Dr. Geiszler schließlich bei
dem Schwarzmarkthändler Hannibal Chau (Ron Perlman, "Hellboy", "Drive"), der
sich auf Kaiju-Überreste spezialisiert hat – so gelten beipsielsweise
zermahlene Kaiju-Knochen als starkes Aphrodisiakum, man kennt das ja ... Die beiden ständig keifenden Wissenschaftler steuern
jedenfalls eine gute Prise Humor zu der ansonsten betont ernstgehaltenen
Handlung bei und sorgen für die nötige Abwechslung, ein wenig fühlt man sich in ihren Szenen an del Toros "Hellboy 2" erinnert.
Doch letztlich führt natürlich alles zum finalen Akt hin,
in dem es zur letzten Schlacht zwischen Jaegern und Kaiju kommt – darum wurde
"Pacific Rim" schließlich gemacht: weil Guillermo del Toro
Riesenmonster und Riesenroboter im Kampf gegeneinander zeigen wollte. Und das tut
er dann auch sehr ausführlich. Vielleicht sogar ein wenig zu ausführlich, denn
der in zwei Wellen gegliederte Showdown zieht sich doch ziemlich hin. Aber dank
der – abgesehen von einigen unübersichtlichen Nahaufnahmen – trotz
nachträglicher Konvertierung zwar nicht übermäßig spektakulären, aber doch sehr
gelungen eingesetzten Dreidimensionalität, der herausragenden Spezialeffekte
und der starken Kameraarbeit von Guillermo Navarro ist es eine wahre Freude,
den spektakulären, wuchtigen Giganten-Kämpfen zuzusehen. Vor allem jedoch ist
das dem beeindruckenden Design sowohl der Roboter als auch der Kreaturen
geschuldet. Letztlich ist das natürlich immer Geschmackssache, aber ich kann
mich seit H.R. Gigers "Alien" nur an wenige Filmkreaturen erinnern,
die optisch ähnlich beeindruckend wirkten wie es vor allem die Kaiju – die
wohlgemerkt alle ein ganz eigenes, individuelles Aussehen haben – tun. Del Toro
wies die Künstler extra an, sich nicht zu sehr von Godzilla und Co. beeinflussen zu
lassen, sondern eigene, originäre Monster zu erschaffen. Dieses Bemühen, dessen
"Best of" wir im Film zu sehen bekommen, hat sich definitiv gelohnt.
Nach dem ersten Teil des Abspanns gibt es übrigens noch eine kurze zusätzliche Szene, die das recht überraschende Schicksal einer Figur enthüllt.
Nach dem ersten Teil des Abspanns gibt es übrigens noch eine kurze zusätzliche Szene, die das recht überraschende Schicksal einer Figur enthüllt.
Fazit: "Pacific Rim" ist ein Actionfilm,
der klassische Monsterfilm-Erzählstrukturen mit einem wunderschönen modernen
Look verbindet und spektakuläre Kämpfe zwischen Riesenrobotern und gigantischen
Kreaturen zelebriert, ohne dabei das menschliche Element und die Bindung der
Protagonisten zum Publikum gar zu sehr zu vernachlässigen. Anhänger von
Monsterfilmen wie "King Kong" oder "Godzilla" wird das sicher
überdurchschnittlich viel Freude bereiten, aber auch ohne
Vorkenntnisse dieses doch recht speziellen Genres kann man sich bestimmt an
Guillermo del Toros ausgelassenem Spieltrieb erfreuen.
Wertung: Knapp 8 Punkte.
Bei Gefallen an meinem Blog würde ich mich über die Unterstützung von "Der Kinogänger" mittels etwaiger amazon.de-Bestellungen über einen der Links oder das amazon-Suchfeld in der rechten Spalte freuen.
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