Regie und Drehbuch: Sophie Lellouche, Musik: Jean-Michel
Bernard
Darsteller: Alice Taglioni, Patrick Bruel, Marine Delterme,
Michel Aumont, Marie-Christine Adam, Louis-Do de Lencquesaing, Yannick Soulier,
Margaux Châtelier, Paul-Edouard Gondard, Arséne Mosca, Gladys Cohen, Woody
Allen

Alice (Alice Taglioni, "Ca$h") ist eine Pariserin
um die 30, Single und Apothekerin. Während ihre Versuche, einen passenden Lebenspartner
zu finden, zunächst eher glücklos verlaufen (ihr "Traummann" Pierre
heiratet lieber ihre Schwester), sind ihre Fähigkeiten als unkonventionelle
Apothekerin legendär: Kunden erzählen sich ehrfürchtig, wie sie einst einen
Patienten allein mit Lubitsch-Filmen vom Sodbrennen heilte! Als sich schließlich durch die
ebenso unerwünschten wie beharrlichen Verkupplungsversuche ihrer Familie doch zwei interessante Möglichkeiten auftun, sitzt sie bald
zwischen allen Stühlen. Soll sie Pierres reichen, gutaussehenden und charmanten
Jugendfreund Vincent (Yannick Soulier) bevorzugen oder doch den eher rustikalen
Alarmanlagenkonstrukteur Victor (Chansonnier Patrick Bruel, "Der
Vorname"), mit dem sie sich wunderbare Wortgefechte liefert? Selbst ihr
Idol Woody Allen, der von einem Plakat in ihrem Schlafzimmer aus mit ihr
spricht, kann ihr da nicht wirklich weiterhelfen ...
Kritik:
Das Spielfilmdebüt der 42-jährigen Französin Sophie
Lellouche ist eine Mischung aus Woody Allen-Hommage und typisch französischer Beziehungskomödie mit ernsten Zwischentönen. Zu Beginn dominieren die
Anspielungen auf Allen, mit dem sie häufig Zwiegespräch führt und über dessen
Vorzüge sie tagelang referieren könnte. In der zweiten Hälfte rückt dieses
Element vorrübergehend in den Hintergrund, es geht verstärkt um
ihre Beziehungsgeschichten und auch um die Probleme ihrer Eltern und ihrer
Schwester. Dadurch, daß Lellouches Dialoge deutlich an die von Woody Allen
erinnern und auch die Handlung immer wieder direkt oder indirekt Bezug auf den
berühmtesten Stadtneurotiker der Welt nimmt, schwebt dieser aber ständig wie
ein guter Geist über dem Film. Man muß jedoch kein ausgewiesener Fan von Woody Allen
sein, um "Paris-Manhattan" zu mögen; es ist zwar von Vorteil, da
einem sonst viele Anspielungen entgehen, aber die Handlung läßt sich auch
ohne jede Kenntnis von Allens Werk gut verfolgen. Wer aber überhaupt nichts mit
ihm und seinen Filmen anfangen kann, der wird mit großer Wahrscheinlich auch
mit "Paris-Manhattan" nicht glücklich werden.
Obwohl die Handlung alles andere als originell ist und von
vornherein kein Zweifel besteht, für wen sich Alice am Ende entscheiden wird,
funktioniert sie ziemlich gut. Vielleicht verfranst sich Sophie Lellouche in
ein bißchen zu vielen nur kurz angeschnittenen Handlungsfäden, aber dank der
wunderbaren Hauptfigur ist das halb so schlimm. Die attraktive Alice erinnert
ein wenig an die Titelfigur von Jean-Pierre Jeunets "Die fabelhafte Welt
der Amélie", mit ihren putzigen Weltverbesserungsversuchen, einer gewissen
Schnoddrigkeit und einer zunächst verleugneten tiefromantischen Ader. Die
Qualität und die Originalität von Jeunets Meisterwerk (oder die der besten Filme von Woody Allen) erreicht
"Paris-Manhattan" zwar nie, aber auch Alice weiß das Publikum zu
verzaubern. Zudem harmoniert Darstellerin Alice Taglioni gut mit Patrick Bruel, der seine Rolle ebenso
sympathisch und charismatisch verkörpert wie sie.
Obwohl er nur gut 75 Minuten dauert, fühlt sich der Film
länger an. Das klingt nicht unbedingt nach einem Kompliment, ist aber gar nicht
böse gemeint. Es ist tatsächlich so, daß "Paris-Manhattan" gefühlt
genauso lang dauert wie eine durchschnittliche romantische Komödie von 90 oder 100
Minuten, ohne dabei aber langatmig zu wirken. Vermutlich läßt sich diese
gefühlte Länge damit erklären, daß Lellouche ihre Story fast ausschließlich
mit Dialogen vorantreibt und auf die obligatorischen "Zwischenszenen"
(Landschaftsaufnahmen, wortlose Spaziergänge oder Autofahrten u.ä.) verzichtet.
Für eine Komödie nicht ganz so glücklich ist es, daß es keinen einzigen echten
Lacher gibt, aber dafür gibt es jede Menge Anlaß zum Schmunzeln ...
Fazit: "Paris-Manhattan" ist eine locker-leichte
französische Beziehungskomödie mit zwei ungemein sympathischen Hauptdarstellern,
deren Handlungsverlauf zwar sehr schablonenhaft ist, die aber durch die
Einbeziehung von Woody Allen einen besonderen Kniff vorweisen kann.
Wertung: 7 Punkte. Plus/minus einen Punkt, je nachdem, wie
sehr man Woody Allen mag.
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