Kritik:
Obwohl die Comic-Adaption "Fantastic Four" bei vielen Kritikern durchfiel und auch von den Superhelden-Fans bestenfalls verhalten aufgenommen wurde, avancierte sie zu einem soliden kommerziellen Erfolg, weshalb nur zwei Jahre später bereits eine Fortsetzung folgte. Und die wurde durchaus mit Spannung und Vorfreude erwartet, denn schließlich ist es bei Superhelden-Filmen fast schon eher die Regel als die Ausnahme, daß der zweite Film qualitativ zulegt, weil er sich nicht mehr lange mit der Etablierung seiner Figuren herumschlagen muß – als Beispiele seien "X-Men 2", "Spider-Man 2", "The Dark Knight" oder "Captain America 2" genannt. Auch die Produzenten um Bernd Eichinger sahen offenbar trotz des holprigen Starts Potential in der in den Comics ungemein langlebigen und populären Heldentruppe, weshalb der zurückkehrende Regisseur Tim Story ("Denk wie ein Mann") ein um 30 % aufgestocktes Budget zur Verfügung gestellt bekam. Der ganze Aufwand rentierte sich … nicht so richtig. Zwar fällt "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" etwas stärker aus als der Vorgänger, kommt aber trotzdem nicht über Mittelmaß hinaus und spielte weltweit auch etwas weniger ein. Zu einem kommerziellen Flop geriet der Film dadurch zwar noch nicht, war aber nicht erfolgreich genug, um einen dritten Teil zu rechtfertigen – zumal die Mundpropaganda ebenfalls durchwachsen ausfiel. Erst 2015 sollte es mit Josh Tranks Reboot "Fantastic Four" einen weiteren Film über das Quartett geben, der jedoch in fast jeder Hinsicht als Totalausfall gilt und in gewisser Weise nachträglich die beiden Werke von Tim Story sogar etwas aufwertete.
Eines kann man dem Team um Regisseur Tim Story und das Drehbuch-Duo Mark Frost und Don Payne (der "Thor"-Co-Autor ersetzte Michael France) nicht vorwerfen: daß sie nicht willens gewesen wären, aus den Schwächen des ersten Teils zu lernen. Es ist sehr offensichtlich, daß man sich die vielen Kritikpunkte zu Herzen nahm und versuchte, sie zu beseitigen. So wurde etwa die phasenweise nervtötend generische Songauswahl des Vorgängers weitgehend durch die unspektakuläre, jedoch stimmige Orchestral-Musik von John Ottman ("Superman Returns") ersetzt. Außerdem kommt der Humor nicht mehr ganz so infantil und altbacken daher wie in "Fantastic Four", reicht aber trotzdem nicht ansatzweise an die komödiantischen Highlights aus Sam Raimis "Spider-Man"-Trilogie oder dem Marvel Cinematic Universe heran. Generell ist "Rise of the Silver Surfer" unterhaltsamer und besser inszeniert, weist aber trotzdem alte und neue Schwächen auf. Die Figurenzeichnung beispielsweise bleibt so flach wie im Original, was angesichts der erwähnten Tatsache, daß das Publikum die Heroen nun bereits kennt, recht enttäuschend ist. Es ist zwar kaum zu glauben, aber letzten Endes scheint sich der zweite Teil gar noch weniger für das Innenleben seiner Protagonisten zu interessieren als der erste. Umso ärgerlicher, daß die erste halbe Stunde des netto nicht einmal 90-minütigen Abenteuers mit den Vorbereitungen auf die Hochzeit verschwendet wird, obwohl nun wirklich jeder Zuschauer weiß, daß die sowieso nicht ungestört vonstatten gehen wird. Und anstatt diese fragwürdig genutzte Zeit für die Charaktere zu verwenden, wird lediglich ein Klischee-Konflikt innerhalb des Quartetts aufgebaut, bei dem ebenso klar ist, daß er sich unweigerlich in Wohlgefallen auflösen wird. Von erzählerischer Meisterklasse ist das Drehbuch nicht nur in dieser Phase ähnlich weit entfernt wie der Joker von einem gesunden Geisteszustand …
Immerhin wird diesmal vom Prolog an glaubwürdig vermittelt, daß der Erde eine große Gefahr droht, womit die Aktionen der Fantastic Four von eine erheblich größeren Dringlichkeit geprägt sind als im Vorgänger, in dem Doctor Doom – dessen Comeback in der Fortsetzung auch eher verschenkt und wenig zielführend wirkt – erst spät überhaupt zum richtigen Bösewicht wurde. Zwar bleibt auch der Silver Surfer (ironischerweise) relativ blaß und spielt erst im letzten Drittel eine größere Rolle, er ist aber recht sehenswert animiert und die ihn begleitende respektive auf ihn folgende Zerstörungswut überzeugt optisch. Bedauerlicherweise ist der Silver Surfer jedoch ebensowenig vor unlogischem und unglaubwürdigem Verhalten gefeit wie andere Filmfiguren. Angesichts der Spoiler-Gefahr kann ich nicht genau auf die zahlreichen fragwürdigen Momente eingehen, aber die Spannbreite reicht vom zum Schmunzeln anregenden freilaufenden Braunbär im Schwarzwald über das stets dümmstmöglich agierende Militär bis hin zur wenig konsistent wirkenden Motivation des Silver Surfers. Mag die Story von "Fantastic Four" noch so generisch und vorhersehbar gewesen sein, war sie doch wenigstens nicht ansatzweise so unlogisch wie die der Fortsetzung. Vielleicht ist das ein Grund dafür, daß die Schauspieler noch weniger Eindruck hinterlassen; keiner spielt schlecht und speziell beim späteren Captain America Chris Evans scheint immer wieder sein Charisma und Star-Potential durch, doch sie schaffen es nie, sich die Figuren auch nur ansatzweise so sehr zu eigen zu machen wie es den meisten der exzellent gecasteten MCU- und DCEU-Hauptdarstellern gelingt. Bei den Spezialeffekten kommt dafür das erhöhte Budget positiv zum Tragen: Bereits der erste Teil sah ziemlich gut aus, doch "Rise of the Silver Surfer" legt noch einmal eine ganze Schippe drauf und selbst Mr. Fantastics Gummigelenke wirken deutlich überzeugender. Daran, daß der Showdown nicht so befriedigend ausfällt wie in "Fantastic Four", kann die Technik allerdings auch nichts ändern. Und so bleibt es dabei, daß "Rise of the Silver Surfer" zwar einen leichten Aufwärtstrend zeigt, dieser aber nichtreichte, um weitere Abenteuer der Fantastic Four in dieser Besetzung zu rechtfertigen. Und ganz ehrlich: Das ist auch in Ordnung so.
Fazit: "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" gelingt im Vergleich zum enttäuschenden Vorgänger zwar ein kleiner qualitativer Schritt nach vorne, mehr als ein weiteres mittelmäßiges Superhelden-Abenteuer mit vielen Logikmängeln kommt dabei aber nicht heraus.
Wertung: Knapp 6 Punkte.
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